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Veröffentlicht am 04.05.2020

Lovestory ohne wirkliches „Rockstar-Feeling“

Rock'n'Love
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Lily Tennison hat es nicht leicht im Leben: Als einzige Tochter eines reichen texanischen Unternehmers hat sie mit der Familie gebrochen, um sich ihren Traum vom Kunststudium zu verwirklichen, welchen ...

Lily Tennison hat es nicht leicht im Leben: Als einzige Tochter eines reichen texanischen Unternehmers hat sie mit der Familie gebrochen, um sich ihren Traum vom Kunststudium zu verwirklichen, welchen ihre Eltern nicht unterstützen. Dieses Studium kann sie nur finanzieren, indem sie sowohl kellnert, als auch als Eventmanagerin in einem Luxusressort arbeitet. Eines Tages flieht die berühmte Rockband Caged genau dorthin vor den Schattenseiten des Ruhms. Die vier Jungs mischen sehr schnell das Ressort auf, schließlich gehören sie zu den begehrtesten Junggesellen Texas. Lily möchte sich diesem Hype verweigern, kann aber auch die Anziehungskraft zu Cameron Knight, dem sexy Gitarristen der Band, nicht abstreiten. Dieser setzt alles daran, Lily zu verführen, so wie er es regelmäßig mit seinen Groupies tut – wird sich Lily auf den attraktiven Rocker einlassen?

„Rock´n´Love“ ist ein relativ kurzes Buch, das sich aufgrund des flüssigen Schreibstils auch sehr schnell durchlesen lässt. Ein wenig den Lesefluss gestört hat lediglich Lilys Stottern, auch wenn dieses zur Person gehört und man relativ schnell lernt, darüber hinweg zu lesen. Das Buch ist in „Ich“-Perspektive verfasst und wechselt zwischen den beiden Protagonisten hin und her, was dem Leser einen guten Einblick in die jeweilige Gefühls- und Gedankenwelt ermöglicht.

Das Cover ist sehr klischeehaft gestaltet und spricht mich trotz der rosa Schrift, die im Kontrast zum abgebildeten Rocker steht, leider gar nicht an. Durch das Model wird der eigenen Fantasie wenig Spielraum geboten, noch dazu widerspricht der abgebildete Mann der Beschreibung des Protagonisten Cameron sehr stark – schade, Inhalt und Cover sind somit sehr widersprüchlich.

Der Fokus wird bei „Rock´n´Love“ sehr stark auf das Liebespaar gelegt, welche als Antagonisten stehen: Da ist auf der einen Seite der supertaffe Rockstar Cameron, strotzend vor Selbstbewusstsein und Testosteron. Auf der anderen Seite steht die süße, bodenständige und leicht schüchterne Künstlerin Lily. Leider hat diese eigentlich deutliche Zeichnung der Figuren aber keine Konsistenz, was mich irritiert und gestört hat. So wird der eigentliche Schürzenjäger Cameron plötzlich der treusorgendste Boyfriend schlechthin, ohne dass für den Leser nachvollziehbar wird, warum jetzt ausgerechnet Lily seine Traumfrau ist, für die er sein Leben ändert. Das „Spezielle“ und „Besondere“ an ihr wird nicht deutlich, so dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, etwas Wichtiges „überlesen“ zu haben. Und auch die zurückhaltende Lily ändert ganz plötzlich ihre Persönlichkeit und benimmt sich wie ein Groupie, indem sie sehr schnell und unüberlegt mit Cameron ins Bett steigt. Dieser unauthentische Umschwung vom anständigen Mädchen zum Vamp ging mir zu schnell und hat nicht in mein Bild von ihr gepasst. Leider kam auch kein Knistern zwischen den beiden bei mir an, ich hätte mir insgesamt mehr Emotion gewünscht.

Bei „Rock´n´Love“ hat mir der Einstieg sehr gut gefallen, man war schnell mitten im Geschehen um die Band. Leider gab es danach kaum mehr Einblick in die Musik, die Konzerten und das Bandleben, ich hätte mir gewünscht, etwas mehr „Rockstar-Feeling“ mitzuerleben. Sobald Lily auf der Bildfläche erscheint wird der Fokus ausschließlich auf den Handlungsstrang um sie und Cameron ausgerichtet. Außerdem musste ich zu Beginn etwas mit den Augen rollen, da irgendwie alle plötzlich gleichzeitig auf Lily zu stehen scheinen… Auch die erste erotische Szene zwischen den beiden kam sehr schnell, mir haben auch hier die Gefühle und deshalb auch etwas Glaubwürdigkeit gefehlt. Kurz kam gegen Ende noch etwas Spannung beim Drama um Lilys manipulative Mutter auf, aber auch diese Nebengeschichte ist schnell abgehandelt und war vorhersehbar. Das Ende war dann komplett „over the top“, einen derart schnulzigen und überzogenen Schluss hätte es nicht gebraucht.

Fazit:
Insgesamt war es ein Buch, das sich angenehm, schnell und flüssig lesen ließ. Bei einer sexy Rockstar-Geschichte weiß man als Leser ja auch eigentlich worauf man sich einlässt, ein bisschen mehr Inhalt und Emotion sowie weniger Vorhersehbarkeit hätte ich mir dann aber doch gewünscht.

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  • Gefühl
Veröffentlicht am 01.04.2020

Seichte Nordsee-Romanze mit Hund

Die Liebe gibt Pfötchen
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Seit dem tragischen Tod ihres Mannes Axel hat Martina keinen anderen Mann mehr angesehen. Warum auch, ist sie doch voll ausgelastet mit zwei kleinen Kindern, dem frechen Hund Capone, der Führung ihres ...

Seit dem tragischen Tod ihres Mannes Axel hat Martina keinen anderen Mann mehr angesehen. Warum auch, ist sie doch voll ausgelastet mit zwei kleinen Kindern, dem frechen Hund Capone, der Führung ihres eigenen Unternehmens und ihrem ehrenamtlichen Engagement für den Tourismusverband ihrer Heimat Lichterhaven an der Nordsee. Martina könnte ihr Leben ganz so wie bisher weiterführen – wäre da nicht der attraktive Thorsten, der sie einfach nicht in Ruhe lässt. Thorsten ist offensichtlich bis über beide Ohren in Martina verliebt und versucht hartnäckig, ihre um sich erbaute Mauer einzureißen. Und so ganz kann sich Martina dem auch nicht entziehen, spürt sie doch bei jeder Begegnung ein aufgeregtes Vögelchen im Magen flattern. Doch sie hat Axel vor seinem Tod ein Versprechen gegeben, welches sie einzuhalten gedenkt. Doch sie hat die Rechnung ohne Hund Capone gemacht – dieser mag Thorsten sehr und so arrangiert er die ein oder andere „zufällige“ Begegnung zwischen seinen beiden Lieblingsmenschen…

Was mich an „Die Liebe gibt Pfötchen“ direkt angesprochen hat, war das wunderschöne Cover: Ein absolut niedlicher Hund vor der Urlaubskulisse eines Nordseestrandes – ein Bild, zu dem man auch in der Buchhandlung greifen würde.

Absolut gut gelungen ist auch Lichterhaven als fiktiver Ort an der Nordsee. Man kann sich als Leser sehr gut vorstellen, wie es dort wohl aussieht, wie es riecht und sich anfühlt, durch den Ort zu schlendern. Lichterhaven ist einfach ein Ort, an dem man sich wohlfühlt und in dem jeder jeden kennt – mit allen Vorteilen (enger Zusammenhalt) und Nachteilen (reger Dorftratsch). Das Nordseeflair wurde sehr gut eingefangen und macht Lust auf eine Reise in Deutschlands Norden.

Mir persönlich war die Protagonistin Martina anfangs nicht besonders sympathisch. Natürlich hat sie schlimme Zeiten durchgestanden und ihr Engagement im familiären und geschäftlichen Rahmen ist bewundernswert, aber sie wirkt oftmals zickig und ablehnend, gerade Thorsten gegenüber. Dieser hingegen ist zu Beginn des Buches sehr forsch und aufdringlich, warum er so einen Narren an Martina gefressen hat wird nicht erläutert, dazu muss man wohl einen der Vorgänger-Bände aus der „Lichterhaven“-Reihe gelesen haben. Schade, ich hätte mich über eine kurze Erläuterung gefreut, die auch Quereinsteiger wie mich abholt. Verwirrt haben mich auch die vielen Nebenfiguren, die Leser aus den Vorgängerbänden kennen und sich dementsprechend über ein Wiedersehen freuen, für einen „Neueinsteiger“ aber eher nebensächlich sind.

Capone ist an sich ein supersüßer Hund, dessen Verhalten auch absolut authentisch dargestellt wird, mich in vielen Szenen zum Schmunzeln gebracht hat und in den man sich als tierlieber Leser sofort verliebt. Gerade deshalb fand ich seine „Vermenschlichung“ in Form kursiv abgedruckter „Gedankenmonologe“ auch unnötig, sie haben das Tier, das ich prinzipiell als intelligent einschätze, dümmlich und kindisch dastehen lassen. Schade, das hat das Wollknäuel nicht verdient.

Der Schreibstil ist einfach gehalten und lässt sich deshalb gut, flüssig und schnell lesen. An manchen Stellen wird das Buch etwas langatmig, insbesondere dadurch, dass sich viele Themen wiederholen. Als sehr anstrengend empfand ich beispielsweise, dass Martina ständig von ihren Gewichtsproblemen erzählt und Thorsten diese revidieren muss – hier war ich irgendwann wirklich genervt. Insgesamt war es mir zu wenig Inhalt für viele Seiten.

Fazit: Ein modernes Märchen, in dem alles etwas zu schön ist um wahr zu sein. Auf jeden Fall aber ein netter Roman für unkomplizierte Stunden am Nordseestrand, mit dem ich nur leider nicht wirklich warm geworden bin.

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Veröffentlicht am 01.01.2020

Frankreich-Krimi mit kleineren Enttäuschungen

Provenzalisches Blut
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Die ehemalige Polizistin Margeaux Surfin hat sich nach ihrem letzten großen Fall zurück in ihre Heimat, die Provence, gezogen und arbeitet hier als Privatermittlerin. Mit Hund Willi und liebevollen Menschen ...

Die ehemalige Polizistin Margeaux Surfin hat sich nach ihrem letzten großen Fall zurück in ihre Heimat, die Provence, gezogen und arbeitet hier als Privatermittlerin. Mit Hund Willi und liebevollen Menschen um sich herum könnte sie ein ruhiges, sorgloses Leben führen – wären nicht in ihrer unmittelbaren Nähe Selbstmorde geschehen, die sie an ihren letzten Fall in Stuttgart erinnert hätten, welcher ihr noch immer in den Knochen sitzt. Muster und Vorgehensweise sind identisch, auch damals waren die scheinbaren Selbstmorde erst nach Surfins Ermittlung als Morde identifiziert worden. Doch der Mörder sitzt in Deutschland in Haft und kann nicht für die Vorfälle in Frankreich verantwortlich sein. Oder doch?! Bevor Surfin mithilfe ihrer früheren Kollegen weiterforschen kann gerät sie selbst in größte Gefahr.

„Provenzalisches Blut“ ist ein spannender Krimi mit ausgeprägtem Südfrankreich-Flair, in dem die typischen Landschaften und Orte eindrücklich dargestellt werden und die provenzalische Küche appetitlich beschrieben und durch leckere Rezepte am Ende des Buches ergänzt wird. Für Leser, die sich nicht in Frankreich auskennen bzw. der französischen Sprache mächtig sind, könnte es evtl. schwer werden, alle Details nachzuvollziehen. (z.B. wird nicht erklärt, was ein „Flic“ ist).

Das Buch ist in drei Handlungsstränge eingeteilt, die sich in Kapiteln abwechseln und eine jeweilige Perspektive aufzeigen – die des Täters, des Opfers und den Haupthandlungsstrang rund um Surfin. Diese führen langsam zusammen und zu einem Bild. Einigen Kapiteln sind Bibelzitate vorangestellt, was sich mir nicht erklärt hat, da der Krimi keinerlei religiöse Zusammenhänge hat und auf diese auch nicht näher eingegangen wird. Die Geschichte endet offen und lässt somit auf eine Fortsetzung schließen. Dies ist leider unbefriedigend für mich als Leser.

Besonders gestört hat mich, dass die Geschichte vollkommen auf dem ersten Teil der Reihe um Margeaux Surfin aufbaut. Ohne den ersten Teil gelesen zu haben hatte ich das ständige Gefühl, dass mir etwas fehlt. Es gibt zwar einige Kurzzusammenfassungen, um Leser wie mich „abzuholen“, jedoch gelingt dies nur mangelhaft. Durch diese notwendige Voraussetzung sind für mich die Handlungen und Gespräche der Protagonisten teilweise nicht nachvollziehbar, mehr Hintergrundinformationen wären schön gewesen.

Auch war ich etwas enttäuscht von der angekündigten Mimikexpertise der Protagonistin. Diese war im Klappentext groß angekündigt und hat mein Interesse geweckt, das Buch zu lesen. Die Kunst des Mimik-Lesens wurde aber nur oberflächlich und am Rande erwähnt und hat nichts zur Aufklärung des Falles beigetragen. Schade, das Thema hätte großes Potenzial als spannendes Alleinstellungsmerkmal von Surfin gehabt.

Fazit:
Die Charaktere der Protagonisten sind bildlich und authentisch dargestellt. Der Schreibstil ist flüssig und nachvollziehbar. Sämtliche Details sind anschaulich und – teilweise sogar zu – ausführlich beschrieben: Sowohl die schöne Orte der Provence, als auch blutige Details der Tatorte. Die oben beschriebenen Punkte fehlen mir leider zu einem rundum gelungenen Krimi, das Buch lädt aber definitiv zum Besuch der Provence ein.

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Veröffentlicht am 24.12.2019

Alte Liebe rostet nicht

L(i)eben ist....eine Mottoparty
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Die 20jährige Sophie ist zum ersten Mal in ihrem Leben so richtig verliebt! Mit Michael, genannt „Helli“, hat sie die Zeit ihres Lebens. Aufgrund unglücklicher Umstände trennt sie sich aber von ihm und ...

Die 20jährige Sophie ist zum ersten Mal in ihrem Leben so richtig verliebt! Mit Michael, genannt „Helli“, hat sie die Zeit ihres Lebens. Aufgrund unglücklicher Umstände trennt sie sich aber von ihm und bricht von heute auf morgen jeglichen Kontakt ab.
25 Jahre später: Die 45jährige Sophie ist inzwischen dreifache Mutter und mit Julian verheiratet. Die Ehe ist sehr unglücklich, Julian ist zwar im Beruf erfolgreich, behandelt Sophie aber wie seine Angestellte. Nichts kann sie ihm recht machen, sämtliche Sympathie zwischen den Eheleuten ist erloschen. Sophie bleibt eigentlich nur noch der Kinder wegen bei ihrem Ehemann, sie findet alleine nicht die Stärke, sich zu trennen – bis eines Tages Helli ganz unverhofft wieder in ihrem Leben auftaucht und es gehörig durcheinanderwirbelt. Wird die alte Liebe neu entflammt und Sophie die Kraft geben, ihren Mann zu verlassen? Oder überschatten die Ereignisse der Vergangenheit auch noch die Gegenwart?

Die erste Hälfte des Buches hat mich sehr deprimiert. Hier wird dargestellt, wie aus einer fröhlichen, lebensbejahenden jungen Frau eine verbitterte, unglückliche dreifache Mutter wird, die sich nichts Schöneres vorstellen kann, als sich endlich von ihrem Mann zu trennen. Die Protagonistin trifft so viele schlechte Entscheidungen und schlittert von einer unglücklichen Situation in die nächste, so dass man sie am liebsten schütteln und aufwecken möchte.

Ich bin leider kein großer Fan der Protagonistin Sophie. Für mich verkörpert sie ein sehr naives Frauenbild, eine Person, die blauäugig von einer Situation in die andere schlittert und sich am Ende abhängig von einem Mann macht, dem sie sich nicht wirklich widersetzen kann. Zwar gelingt es ihr am Ende, sich loszueisen, aber nur aufgrund eines anderen Mannes. Mir kam Sophie sehr schwach vor, als bräuchte sie jemand anderes, über den sie sich definiert. Sehr schade, die junge lebenslustige Sophie zu Beginn des Buches war mir sehr sympathisch.

Das Cover ist mir etwas zu vollgestopft, etwas weniger Motive hätten auch ausgedrückt, was verkörpert werden soll. Den Titel fand ich zunächst interessant, aber leider hat sich mir nicht erschlossen, was das Buch mit einer „Mottoparty“ zu tun hat. Schade.

Das Buch endet offen und an einer Stelle, an der sich wichtige Weichen für den weiteren Verlauf von Sophies Leben stellen. Das ist sicherlich als Stilmittel bewusst so gedacht, mich hat es allerdings etwas unbefriedigt mit dem Gefühl zurück gelassen, das Buch war absolut vorhersehbar und wurde mitten im Geschehen beendet. Für meinen Geschmack kam das Ende viel zu plötzlich.

Einen Extra-Punkt gibt es für die leckeren Rezeptideen zu Schluss.

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Veröffentlicht am 08.12.2019

Österreichischer Kriminalroman mit langsamen Spannungsbogen

Schutzpatrone
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Johann Rumpler ist pensionierter stellvertretender Leiter der Mordkommission in Wien. Seine Katze Rosamunde und er könnten ein ruhiges Leben haben, viel Zeit mit gemeinsamem Kochen verbringen und regelmäßig ...

Johann Rumpler ist pensionierter stellvertretender Leiter der Mordkommission in Wien. Seine Katze Rosamunde und er könnten ein ruhiges Leben haben, viel Zeit mit gemeinsamem Kochen verbringen und regelmäßig die Kaffeehäuser Wiens unsicher machen. Allerdings geschehen in letzter Zeit vermehrt Morde an Obdachlosen in Wien, die Rumpler beunruhigen. Er hatte zu seiner aktiven Zeit rege Kontakte in die Obdachlosenszene und auch die ein oder andere Freundschaft geschlossen. Rumpler beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und findet einen parallel verlaufenden Vermisstenfall einer jungen Frau. Der einzige, der eine Verbindung zwischen den beiden Fällen schaffen und zum Täter der Morde führen kann ist Rudi Schätter, ein Freund des ersten Mordopfers. Allerdings wurde dieser in eine psychatrische Anstalt eingeliefert, da er in der kindlichen Welt des Kasperltheaters lebt. Wird es Rumpler gelingen, das Kasperl-Rätsel zu lösen?

„Schutzpatrone“ ist ein regionaler Krimi, der Stadt und Landkreis Wien sehr anschaulich darstellt. Wer sich in Wien auskennt, wird sicherlich viele Schauplätze wieder erkennen. Der österreichische Dialekt ist in sämtlichen Dialogen präsent, was dem Buch einerseits Authentizität verleiht, andererseits das Lesen für Nicht-Österreicher schwierig gestaltet: Ich persönlich hatte teilweise große Probleme, den Gesprächen zu folgen und habe viele umgangssprachliche Wörter nicht gekannt, was mich sehr gestört hat und dazu führte, dass ich mich ausgeschlossen fühlte.

Der Autor selbst bezeichnet seinen Stil als „Slow Crime“, eine sich sehr langsam entwickelnde Kriminalgeschichte ohne Cliffhanger und Brutalität. Ich gehöre wohl eher zu der Sorte des ungeduldigen Lesers, mir ging der Fortgang der Handlung viel zu langsam. Der Spannungsbogen hat sich leider so langsam aufgebaut, dass auch die subtile Hinführung zum Höhepunkt mich leider nicht mehr mitreißen konnte. Ich habe den Handlungsverlauf an vielen Stellen als zäh empfunden. Der Autor schreibt in langen Sätzen, was dazu führt, dass das Geschehen sehr gut erklärt wird, teilweise aber ausufert, beispielsweise finden sich genauste und sich wiederholende Beschreibungen der Handlungen von Rumplers Katze oder ganze Kochrezepte. Diese Detailverliebtheit war für mich viel zu ausführlich und ich habe mich teilweise dabei gelangweilt. Der entscheidende Punkt am Ende, warum der Schuldige seine Taten begangen hat, war hingegen für mich nicht nachvollziehbar. An dieser Stelle hat es an Hintergrundinformationen gemangelt.

Rumpler als Charakter ist ein sehr sympathischer Protagonist, der Leser kann sich aufgrund des detailverliebten Begleitens im Alltag ein sehr genaues Bild von ihm machen, sowohl charaktermäßig, als auch seiner Handlungen, Routinen und Vorlieben.

Der Titel „Schutzpatrone“ ist hier als Wortspiel zu verstehen, in diesem Fall bezieht es sich auf die Patrone einer Waffe, die jemanden beschützt. Diese ist auch auf dem Cover zu sehen, welches mich insgesamt leider auf den ersten Blick nicht angesprochen hätte. Auch dieses ist sehr detailreich und wird erst ganz am Ende des Buches verständlich. Allerdings handelt es sich laut Autor dabei um ein Gemeinschaftsprojekt seiner Familie, was dem Ganzen wieder Charme gibt. Im Buchhandel hätte ich wohl leider aber nicht danach gegriffen.

Fazit: „Schutzpatrone“ ist ein österreichischer Kriminalroman, der intensiv den Alltag des Protagonisten darstellt. Leider geht bei der Beschreibung all diesen „Drumherums“ der Fokus auf das eigentliche Geschehen etwas verloren und der Spannungsbogen baut sich nur langsam auf.

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