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dear_fearn

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.01.2020

Wiener Walzer durch die Zeit

Rückwärtswalzer
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Los geht's mit Lorenz. Er ist arbeitsloser Schauspieler, pleite, verzweifelt. Als sich auch noch seine Freundin von ihm trennt, bricht er völlig zusammen. Er gibt seine teure Wiener Wohnung auf und zieht ...

Los geht's mit Lorenz. Er ist arbeitsloser Schauspieler, pleite, verzweifelt. Als sich auch noch seine Freundin von ihm trennt, bricht er völlig zusammen. Er gibt seine teure Wiener Wohnung auf und zieht in seiner Not bei Onkel und Tante ein, ins Kinderzimmer seiner Cousine. Die Familie Prischinger besteht aus den Geschwistern Hedi, Wetti und Mirl (drei quirlige alte Damen, denen besonders gutes Essen am Herzen liegt), Lorenz' Vater Sepp und dem angeheirateten Onkel Willi. Als eines Morgens Onkel Willis vertrautes Schnarchen fehlt, gerät die Familie in Schockstarre. Willi stammt aus Montenegro und sein Wunsch war es, dort bestattet zu werden. Die Kosten für die Überführung würde allerdings mehrere tausend Euro kosten, weshalb die quirligen Tanten die Sache selbst in die Hand nehmen und mit Lorenz als Fahrer von Wien aus eine skurrile Reise beginnen.

Lorenz' Geschichte spielt in der Gegenwart und er zieht den roten Faden durch das Buch. Nebenher werden auch die Lebensgeschichten von Willi und den Prischinger-Geschwistern beschrieben, deren jeweilige Kindheit und das Band, das alle eng miteinander verbindet. Jeder hat auf seine Weise mit Schicksalsschlägen, Ehe, Kindern und Liebesgeschichten zu tun, die alle sehr unterhaltsam sind und trotz Ablenkung von der Haupthandlung gelungene Ausflüge sind. Am Ende des Buchs erlangt der Leser dadurch ein Gesamtbild der Familie und kann die Tanten und Onkel Willi besser verstehen.

Der Sprachstil ist leicht österreichisch geprägt, was mir persönlich zwar fremd ist, aber dem ganzen einen sehr familiären Charme gibt. Die Tanten haben alle ihre gewissen Eigenarten, die die Autorin sehr liebevoll ausarbeitet, obwohl ich trotzdem am Ende immer noch die Namen durcheinander bringe. Denn alle haben eins gemeinsam: Sie kochen gern, sitzen gern beisammen und essen. Ein wirklich einmaliges Leseerlebnis, das mich vollkommen in die Handlung eingesogen hat und mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

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Veröffentlicht am 02.01.2020

Hast du das etwa selbst gebacken?

Brot backen
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Mit diesem Buch bin ich die Frühstückskönigin. Ja, das ist selbst gebacken!
Hefeteig gelingt mir schon immer gut, deshalb bin ich zu Ostern immer für den Kräuterzopf zuständig. Aber normales Brot zu backen, ...

Mit diesem Buch bin ich die Frühstückskönigin. Ja, das ist selbst gebacken!
Hefeteig gelingt mir schon immer gut, deshalb bin ich zu Ostern immer für den Kräuterzopf zuständig. Aber normales Brot zu backen, ist mir noch nicht in den Sinn gekommen. Die Experimente meiner Schwägerin lagen immer schwer im Magen, weshalb ich mich nie rangetraut habe. Aber was gibt's besseres als warmes Brot aus dem Ofen?
Dieses GU-Büchlein ist wie die restliche Reihe sehr ansprechend gestaltet. Eine generelle Einführung und Erklärung zu Mehlsorten und Verwendung ist für den Start sehr hilfreich. Alle Rezepte sind mit einem ansprechenden Foto versehen, die schon mal Appetit machen. Die Zutatenlisten sind sehr übersichtlich und die Zubereitungstexte sind verständlich geschrieben.
Hefe-Brote gelingen bei mir gut. An Sauerteig traue ich mich nicht so richtg ran, das ist schon anspruchsvoller, aber es läuft mir ja nicht weg. Für Süßes bin ich auch weniger zu begeistern, aber die Zimt-Orangen-Schnecken werden sicher trotzdem mal gebacken. Die Rezepte sind allesamt super und auch als Einsteigerbrotbäcker kann man loslegen!

Veröffentlicht am 02.01.2020

Was die Kartoffel alles kann!

Kartoffeln kreativ
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Von dear_fearn
Dass die Kartoffel vielseitig ist, wusste ich ja: gekocht, gebraten, Pommes, Püree, Krokette... sogar Vodka! Das alles geht und schmeckt toll. Deshalb fiel es mir auch schwer zu glauben, ...

Von dear_fearn
Dass die Kartoffel vielseitig ist, wusste ich ja: gekocht, gebraten, Pommes, Püree, Krokette... sogar Vodka! Das alles geht und schmeckt toll. Deshalb fiel es mir auch schwer zu glauben, dass da noch so viel kommen soll. Wozu ein Kartoffel-Kochbuch?
Aber bei GU gibt es mal wieder viel zu entdecken. Das Heftchen ist im bewährten Stil gehalten, beinhaltet einfache Rezepte mit übersichtlicher Erklärung, dazu pro Rezept ein tolles Bild, das direkt Lust aufs Nachkochen macht.
Ein paar bekannte Rezepte finden sich natürlich auch im Büchlein. Tatsächlich finde ich es aber auch deshalb praktisch, weil ich nun eine Übersicht über Kartoffelbeilagen habe und nicht suchen muss. Dazu gibt es aber auch noch ein paar indische Kartoffelspezialitäten, Bratlinge, Lasagne, Eintöpfe. Finde ich rundum gelungen!

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Veröffentlicht am 13.11.2019

Wild und herzwarm

Thees Uhlmann über Die Toten Hosen
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Ist das schamlos? Dieses Buch habe ich nicht wegen der Toten Hosen, sondern wegen Thees Uhlmann gekauft. Und ich habe es nicht bereut. Sein Schreibstil ist so, als würde er einfach drauflos quasseln. Beim ...

Ist das schamlos? Dieses Buch habe ich nicht wegen der Toten Hosen, sondern wegen Thees Uhlmann gekauft. Und ich habe es nicht bereut. Sein Schreibstil ist so, als würde er einfach drauflos quasseln. Beim Lesen musste ich entweder laut lachen oder heulen, dazwischen gab es nicht viel. Bei Thees ist immer alles doll und das ist gut: Volle Kanne Pathos, volle Geschwindigkeit ins Herz. Er erzählt aus seiner Jugend, von seinem ersten Konzert, seinen wilden Phasen, seinem Erwachsenwerden, seinen Freundschaften und das alles ist so echt, so ehrlich, bescheiden und liebevoll, dass mir ganz herzwarm wird. Klar geht's auch um Die Toten Hosen, logisch. Aber nicht als Bandbiografie oder sowas, sondern als Geschichte der Annäherung aus Sicht von Thees Uhlmann, der sich als kleines Licht neben den großen Künstlern versteht, mit ihrer Musik im Ohr erwachsen geworden ist, der sich angenommen und großzügig beschenkt fühlt, über die Jahre zusammengewachsen, verständnisvoll in allen Lebensabschnitten und einfach dankbar für alles.

Veröffentlicht am 06.11.2019

Wir sind das Klima, ob wir wollen oder nicht

Wir sind das Klima!
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Es ist schwer, dieses Buch zu bewerten. Anders als bei einem fiktiven Roman geht es hier um uns, unsere Zukunft, unsere Heimat und was als Bedrohung immer näher rückt, ob wir es noch leugnen oder längst ...

Es ist schwer, dieses Buch zu bewerten. Anders als bei einem fiktiven Roman geht es hier um uns, unsere Zukunft, unsere Heimat und was als Bedrohung immer näher rückt, ob wir es noch leugnen oder längst akzeptiert haben: die herannahende Klimakatastrophe. Deshalb ist es auch so schwer, dieses Buch als Buch zu bewerten und nicht die zugrundeliegende Problemstellung, der wir uns widmen sollten, der ja aber auch eigentlich bereits der Autor fachlich begegnet ist und seine Auswertung sprachlich sehr gut aufgearbeitet an uns weitergibt.

Schon mit "Tiere essen" hat Jonathan Safran Foer bewiesen, was er kann: Fakten sammeln, recherchieren, seine Ergebnisse in einem lesenswerten Werk, fernab jeder öden Schullektüre, bündeln, und für alle Menschen verständlich machen. Mit "Wir sind das Klima" ist ihm dies nun ein zweites Mal geglückt.

Unser Umgang mit dem Klima ist ein komplexes Thema und obwohl 97% aller mit dessen Untersuchung betrauten Wissenschaftler zum selben Ergebnis gekommen sind, und zwar dass wir auf eine Klimakatastrophe zusteuern, gibt es dennoch Leugner. Dazu zählen Trump oder Konzernchefs aus Öl- und Kohlelobbies, aber eben auch Menschen aus unser aller Bekanntenkreis. JSF nutzt Ereignisse aus seiner eigenen, jüdischen Familiengeschichte, um dem Leser dieses Phänomen begreifbar zu machen - dass zwischen verstehen und begreifen ein Unterschied liegt. Das ganze Ausmaß kann dem Menschen auch unmöglich begreifbar werden, da wir doch von den unmittelbaren Ausmaßen unserer menschengemachten Klimaveränderung gar nicht betroffen sind - die Folgen dessen treten weit weg auf, also fällt es schwer, daran zu glauben.

Was es braucht, um den entscheidenden Stoß in die richtige Richtung zu geben, ist kein Einzelfall von "hysterischer Kraft", sondern eine "Welle", die alle mitreißt, die die gemeinsame Kraft aller Menschen zusammenschließt, um ein höheres Ziel zu verfolgen: Unseren Planeten zu schützen und für kommende Generationen lebenswert zu erhalten. Und das muss gar nicht so schwer sein. JSF führt viele Faktoren auf, die das Klima beeinflussen und gegen welche wir ganz einfach sogar selbst etwas unternehmen können.

Es war ein Schlag für mich, die konkrete Prozentzahl noch einmal zu hören: 51%. Ganze 51% der Schadstoffemissionen entstehen aus Massentierhaltung, wow. In diese Zahl ist sowohl die abgeholzte Fläche von Regenwald für den Futteranbau, der Ausstoß der Tiere selbst, die dadurch verdrängte Anbaufläche und der vermehrte Lastverkehr eingerechnet. Krass, was wir für Fleisch, Käse und Ei auf uns nehmen - die Erde zu vergiften. Es ist ein Luxus, in dem wir leben, und wir können der Gefährdung, die davon ausgeht, eigentlich so einfach entgegenwirken, bei jeder Mahlzeit. Natürlich wird das nicht komplett ohne staatliche Eingriffe möglich sein, aber auch wir, jeder Einzelne, können ein Teil davon sein und bereits jetzt, bevor es zu irreversiblen Folgen des Klimawandels kommt, etwas tun: viel weniger Fleisch, Milch, Käse, Ei essen, dafür mehr Gemüse, mehr Hülsenfrüchte, mehr Getreide. Sachen, die sich leichter, klimafreundlicher und nachhaltiger anbauen lassen. Seltener das Auto nutzen, Flugstrecken vermeiden.

JSF beschreibt sehr bildlich, wie jede Generation darauf aus ist, mehr Besitztümer und Luxus als die vorherige Generation zu erwirtschaften. Aber ist es das denn wert, wenn wir es auf Kosten unserer einzigen Heimat tun? Wie sich unsere Handlungen verändern, wenn wir einen Blick auf unsere Erde umringt vom dunklen All oder auf unser gealtertes Ich blicken, all das sind Aspekte, die im Buch aufgearbeitet werden, um uns selbst zu verstehen und unser Verständnis für die Zukunft zu erweitern.

Das Buch ist durch Christoph Maria Herbst sehr lebendig geworden, nie langatmig oder langweilig, sehr akzentuiert und verständlich eingesprochen, insgesamt wirklich sehr gut! Einzig die Zahlen sind mir schwergefallen, ich bin ein bildlicher Typ, hätte sie gern vor mir gesehen, konnte mir aber trotzdem einige merken.