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Veröffentlicht am 15.01.2020

Die schwierige Grenze zwischen Gut und Böse

Die Toten von Marnow
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Jahrhundertsommer 2003, Hitze flimmert über Mecklenburg-Vorpommern. In einem Rostocker Plattenbau wird ein ehemaliger Mitarbeiter des MfS (Ministerium für Staatssicherheit) ermordet, auf seinem Rechner ...

Jahrhundertsommer 2003, Hitze flimmert über Mecklenburg-Vorpommern. In einem Rostocker Plattenbau wird ein ehemaliger Mitarbeiter des MfS (Ministerium für Staatssicherheit) ermordet, auf seinem Rechner findet sich kinderpornographisches Material. Kurz darauf kommt der ehemalige Forschungsleiter und Geschäftsführer eines westdeutschen Pharmakonzerns in seiner noblen Seniorenresidenz zu Tode. Beiden wurde von einem Linkshänder routiniert die Kehle durchtrennt. Erste Spuren führen auf einen idyllisch gelegenen Campingplatz in Marnow, aber mächtige Seilschaften setzen alles daran, dass die wahren Hintergründe im Dunkeln bleiben.

Der Rostocker Kommissar Frank Elling ist ein geselliger Typ mit Familie und kleinem Reihenhäuschen. Seine neue Kollegin Lona Mendt hat sich erst vor Kurzem aus Hannover nach Rostock versetzen lassen. Sie wohnt in einem Wohnmobil, ist freundlich, aber unnahbar und gibt nichts Privates preis. Erst nach und nach entwickeln die beiden Vertrauen zueinander, doch wie weit gehen Loyalität und Teamgeist, wenn es gilt, die eigene Haut zu retten? Je weiter die beiden in ihren Ermittlungen kommen, desto stärker wird der Gegenwind und desto häufiger lassen sie sich selbst zu moralisch fragwürdigen Handlungen hinreißen.

Wolfgang Schorlau schreibt dazu: 'Die säuberliche Trennung zwischen Ermittler und Täter ist aufgehoben, wir Leser wissen nicht immer genau, ob die Guten wirklich gut sind – und erwischen uns dabei, wie wir ihnen trotz ihrer Fehltritte fest die Daumen drücken.'

Dieser erste Fall der neuen Krimireihe von Holger Karsten Schmidt überzeugt mit einem durchgehend spannenden, gut durchdachten und gewissenhaft recherchierten Krimiplot, aber er ist viel mehr. Der Autor führt in ein höchst ambivalentes Kapitel deutsch-deutscher Geschichte und macht schnell klar, dass die Grenze zwischen Gut und Böse nicht so leicht zu ziehen war und ist. Wie weit geht die persönliche Verantwortung in einem Unrechtsstaat? Wie weit geht man, um die zu schützen, die man liebt? Und wenn man sie dann doch verliert?

Neben vielen Fragen zur moralischen Integrität haben mich besonders die Fragen zur Medizinethik berührt. Wie weit darf man gehen, um ein, zwei oder mehr Menschenleben zu retten? Kann man Leben gegeneinander aufwiegen? Muss man das in manchen Situationen sogar (Stichwort Triage)?

Viele Fragen und eben keine schnellen, einfachen Antworten. Genau darin liegt das Besondere des Buches. Der Autor verwebt viele Themen und Handlungsstränge, ohne dass es irgendwie überladen oder aufgesetzt wirkt. Es geht um menschliche Schwächen und politische Interessen. Um persönliche Schicksale und Druck des Systems. Um alte DDR-Seilschaften und neue Karriere nach der Wende.
Ein brillianter Reihenauftakt, gerne mehr davon. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 03.01.2020

Familiengeschichte vom Niederrhein

Aber Töchter sind wir für immer
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Zum 80. Geburtstag des Vaters treffen sich nach langer Zeit die Schwestern Johanna, Heike und Nesthäkchen Britta wieder. Sie wohnen weit voneinander entfernt, sind sehr verschieden, aber was sie verbindet ...

Zum 80. Geburtstag des Vaters treffen sich nach langer Zeit die Schwestern Johanna, Heike und Nesthäkchen Britta wieder. Sie wohnen weit voneinander entfernt, sind sehr verschieden, aber was sie verbindet ist ihr Elternhaus am Niederrhein. Ein kleines Bahnwärterhaus zwischen Schienen und Feldern, in dem die drei zusammen mit ihrer früh verstorbenen Schwester Hermine aufgewachsen sind.
Der Familienroman von Christiane Wünsche geht über drei Generationen und erzählt einfühlsam die Geschichte der einzelnen Familienmitglieder und ihre Beziehungen untereinander. Erst nach und nach erschließt sich aus den eingestreuten Tagebuchaufzeichnungen von Hermine ein gut gehütetes Familiengeheimnis.
Das Buch kreist um die Themen Familie, Verlust und die Suche nach Heimat und ist eine lebendige Zeitreise durch die letzten 80 Jahre deutscher Geschichte. Klare Leseempfehlung für alle, die sich für authentische, bodenständige Lebensgeschichten interessieren und aus Familien stammen, in denen die Kriegs- und Nachkriegsjahre und die Flucht aus der Heimat eine prägende Rolle gespielt haben.

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Veröffentlicht am 03.01.2020

Erschreckende Ermittlungspannen

Endstation
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2013 wird ein Student tot aus dem Rhein geborgen. Er hatte mit Freunden eine Disco besucht. Schnell wird ein Suizid vermutet und die Akte geschlossen.
Als Zielfahnder Thomas Mohr 2018 die Abteilung Cold ...

2013 wird ein Student tot aus dem Rhein geborgen. Er hatte mit Freunden eine Disco besucht. Schnell wird ein Suizid vermutet und die Akte geschlossen.
Als Zielfahnder Thomas Mohr 2018 die Abteilung Cold Cases übernimmt, stolpert er über den Fall und findet vieles ungereimt. Er rollt die Ermittlungen neu auf und entdeckt eine Schattenwelt.
Der Roman ist einem wahren Fall nachempfunden, zu dem Wolfgang Kaes als Journalist intensiv recherchiert hat. Sehr anschaulich und realitätsnah beschreibt er Ermittlungspannen der Polizei und das Ausbremsen von Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft.
Wer Kinder hat und sich vorstellt, dass deren Tod nicht aufgeklärt wird, fiebert noch intensiver mit.
Wie politische Interessen, weisungsgebundene Staatsanwälte und der Korpsgeist der Polizei Ermittlungen behindern oder in die falsche Richtung lenken können, hat uns erschreckt. Das Buch ist fiktiv, aber vieles könnte so oder ähnlich geschehen oder geschehen sein...

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Veröffentlicht am 03.01.2020

Mal eine ganz neue Perspektive

Riskante Manöver
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Pharma-Riese Wenner wirbt stolz mit seinem speziell für Kinder entwickelten Top-Medikament Validolor, doch dann erkranken gleich mehrere Kinder nach dessen Einnahme schwer, die sechsjährige Sophie stirbt. ...

Pharma-Riese Wenner wirbt stolz mit seinem speziell für Kinder entwickelten Top-Medikament Validolor, doch dann erkranken gleich mehrere Kinder nach dessen Einnahme schwer, die sechsjährige Sophie stirbt. Wurden für die Zulassung des Medikaments Testreihen manipuliert? Schnell stürzen sich Medien und Pharmakritiker auf den vermeintlichen Skandal. Wenner engagiert den PR-Profi Mats Holm, der den Konzern aus den Negativschlagzeilen rausholen soll. Der 'Master of Desaster' verlässt sich dabei nicht auf die Aussagen der Wenner Bosse, sondern stellt eigene Nachforschungen an. Gibt es einen Maulwurf im Konzern? Hat die Konkurrenz ihre Finger im Spiel? Wo ist die verschwundene Mitarbeiterin Sandra Schönbaum?
Ein temporeicher Wettlauf gegen die Zeit mit viel Hintergrundinfo zur Pharmaindustrie, erzählt aus dem speziellen Blickwinkel des Krisenmangements. Das hat uns gut gefallen, weil es mal ganz etwas anderes ist und wirklich spannend umgesetzt wurde. Man merkt, dass der Autor selbst Journalist ist und viel zum Thema recherchiert hat. Daher klare Leseempfehlung für diesen ersten Band der Krimireihe um PR-Profi Mats Holm.
Band 2 erscheint Mitte Januar 2020 und heißt Riskante Rezepte. Dann geht es um einen Todesfall in einem angesagten Edel-Restaurant bei Hamburg. Wir freuen uns schon darauf!

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Veröffentlicht am 06.07.2023

Spannender Mix aus Politroman und Kunstkrimi

Das neunte Gemälde
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Eine Leiche in einem Bonner Hotel.
Ein verschollenes kubistisches Gemälde.
Eine kryptische Signatur: ALGADA
Eine zwielichtige Stiftung.
Und jede Menge politische und familiäre Verstrickungen.

Spannend? ...

Eine Leiche in einem Bonner Hotel.
Ein verschollenes kubistisches Gemälde.
Eine kryptische Signatur: ALGADA
Eine zwielichtige Stiftung.
Und jede Menge politische und familiäre Verstrickungen.

Spannend? Na klar, und wie!
Aber kein Buch für mal zwischendurch. Man muss sich schon auf die sehr besondere Thematik und auf die vielen Namen, Schauplätze und Zeitsprünge einlassen. Dann wird man belohnt mit einer wirklich anspruchsvoll und clever konzipierten Story, natürlich fiktiv, aber gespickt mit vielen (kunst-) historischen und politischen Fakten.

Der Erzählstil ist, zum Thema passend, eher nüchtern und fokussiert, dennoch nicht ohne Witz.
Mit dem finanzstarken Mentor Peter Barrington, Kunstexperte und -detektiv Lennard Lomberg und Kriminalrätin Sina Röhm bringt der Autor neue, erfrischend andere Protagonisten und Perspektiven an den Start. Die Mischung aus Politroman und Kunstkrimi hat uns sehr gut gefallen: brisantes Thema, intensive Recherchearbeit, toll geschrieben und handelnde Personen und Setting eben mal ganz was anderes. Hat leider viel zu lange auf unserem SuB gelegen, bevor wir es jetzt endlich gelesen haben. Aber besser spät als nie!

Wir freuen uns schon auf Band 2 ‚Die Akte Madrid‘, erscheint am 17. August 2023!

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