Profilbild von JulisPage

JulisPage

Lesejury Profi
offline

JulisPage ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit JulisPage über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.05.2022

Fesselnder YA-Krimi, der mich absolut überzeugt!

Good Girl, Bad Blood
1

Holly Jackson schafft es, mich von Seite 1 an bis zum letzten Wort und sogar noch nachdem ich den Buchdeckel geschlossen habe, komplett für sich und ihre Geschichte einzunehmen. Ich denke, dass liegt besonders ...

Holly Jackson schafft es, mich von Seite 1 an bis zum letzten Wort und sogar noch nachdem ich den Buchdeckel geschlossen habe, komplett für sich und ihre Geschichte einzunehmen. Ich denke, dass liegt besonders an der Authentizität, mit der sie Pippa, Ravi, Cara und Connor auftreten lässt. Es fühlt sich an, als würde die Autorin den Lesenden ein Fenster öffnen, durch dass sie hindurch das Geschehen von oben mitverfolgen können.
Die Charaktere sind in der A good girls guide to murder Trilogie der Schwerpunkt meiner Meinung nach. Ohne sie würde die Handlung nur halb so viel Spaß machen. Pippa ist -und jetzt übertreibe ich nicht- die beste Young-Adult-Protagonistin (wenn man das gesamte Fantasy-genre ausklammert) die ich jemals gelesen habe. Sie ist humorvoll, mutig, stolz, intelligent, fleißig und direkt. Sie hat ihre Ecken und Kanten, ihre innere Zerrissenheit, ihr Trauma, aus ihren Ermittlungen und ihre "dunkle Seite", die besonders in Good girl, bad blood thematisiert wird.

Dieses Buch ist ein Gegensatz zu so, so, so vielen anderen Young Adult Detektivbüchern, die ich gelesen habe (und ich habe viele gelesen). Nehmen wir ein bekanntes Beispiel: die drei Fragezeichen Justus, Peter und Bob. Sie lösen Fälle am laufenden Band; vom Horrorhaus, zu Entführungen, zu Hexenjagden. Da ist alles dabei. Und trotz all dem, was die Jungen erleben, scheinen sie nie ernsthafte Spuren vergangener Fälle davon zu tragen.
Holly Jackson hingegen romantisiert und glamourisiert Pippa Ermittlungsarbeiten nicht, was ich an diesem Buch sehr liebe. Die Protagonisten tragen ernsthafte, glaubwürdige Spuren von dem Erlebten davon, kämpfen mit Traumata und zweifeln an sich. Während Pippa an ihrer Arbeit zerbricht, ist sie dennoch auf einer Art Adrenalin-Hoch, was sich auch schon während ihrer Ermittlungen in And 1 gezeigt hat, was ihr unglaubliche Leistungen entlockt. Sie kämpft mit Verantwortung, gegenüber der Familie ihres besten Freundes, dessen älterer Bruder vermisst wird, und gleichzeitig mit dem Wissen, dass sie ihr erster Fall um Andie Bell in einen Abgrund gerissen hat.

Zu dieser beeindruckenden Authentizität kommen noch wundervolle Dynamiken zwischen den einzelnen Charakteren. Pippa und Ravi sind einfach nur absolute couple goals (Ravi schafft es immer, irgendwie die Situation aufzulockern. He is an icon, he is a legend and he is the moment.), Pippa Freundschaft zu Cara und Connor ist so toll und unterstützend und besonders die Entwicklung mit einer mehr-oder-weniger-Feindin Pippas, Nat da Silva, hat mir Tränen entlockt.

Wie vorhin schon angedeutet machen die Charaktere für mich den einen Großteil eines guten Buches aus. Den anderen Teil nimmt die Behandlung ein. Wie schon im vorangegangenen Band ist auch der Plot von Good girl, bad blood fein gestrickt. Fäden, die sich von Band 1 bis hin in Band 2 ziehen (Stanley Forbes und der Matt-Hastings-Prozess im Besonderen) werden angenommen und aufgerollt und ganz Little Hilton scheint vom ersten bis zum letzten Kapitel wahrlich zu leben. Diese Kleinstadt, in der wirklich jede Person irgendwie mit allem zusammenhängt, hat Abgründe, in die Pippa die Lesenden mit ihren Ermittlungen (und die Personen im fiktionalen England mit ihrem True-Crime-Podcast) führt, ohne dass es je "abgedroschen" wirkt. Krimis neigen dazu, bekannte Muster aufzugreifen und wiederzuverwenden (der Gärtner war's!) und Motive zu übernehmen und wenn es das nicht ist, dann wird die Handlung meistens völlig verrückt (was ja aber auch seinen Reiz haben kann...).
Eine Sache kann ich euch über die Handlung in diesem Buch sagen, ohne zu viel zu spoilern: es ist düster, nicht so düster wie Band 1, würde ich sagen, aber so, dass man sich Gedanken über die Realität macht und was für Geheimnisse sich wohl im eigenen Umfeld verbergen.

Außerdem muss ich den letzten Satz klarstellen: diese Trilogie lebt nicht von ihrer Dunkelheit oder einem bestimmten Gruselfaktor, nein, das Leitmotiv ist tatsächlich der Kampf darum, dass die Wahrheit ans Licht kommt, um jeden Preis. Und dabei wird es nun mal, zumindest in Little Hilton, unangenehm, denn Pippa schreckt vor nichts.

Einen weiteren Faktor habe ich auch schon in Band 1 sehr geliebt. Es ist wie unglaublich nachvollziehbar die Ermittlungen sind. Die Lesenden werden nicht durch unglaublich vorhersehbares Foreshadowing in die richtige Richtung gelockt (looking at you, Drei !!!), noch werden sie mit Enthüllungen überrascht, die vollkommen aus der Luft gegriffen scheinen.
Pippa kommt zu den selben logischen Schlüssen, wie es Lesende. selbst tun. Das mag ich ganz besonders an Holly Jacksons Schreibstil. Sie scheint die Lesenden nicht in bestimmte Richtungen drängen zu wollen mit Hinweisen, sondern lässt alle Möglichkeiten offen und lässt die Lösung und Fährten natürlich erscheinen :)

Ich könnte mich glaube ich ewig in diesem Buch und dessen Besprechung verlieren, deshalb komme ich am Ende nochmal mit einer Frage an alle an, die das Buch bereits gelesen haben: hat euch der Handlung in der Handlung, die durch den Zeitungsartikel dargestellt wurde, auch sehr an eine Criminal Minds Folge erinnert? Als riesiger Fan ist mir aufgefallen, dass besagter Handlungsstrang fats eins-zu-eins derselbe war, was im Endeffekt für das Buch nicht schlimm war, denn dieser Handlungsstrang wurde von der Autorin in eine vollkommen andere Richtung weiterentwickelt. Nur so eine kleine Beobachtung am Rande :))

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.07.2020

Einfach ein perfekter Jugendkriminalität :))

ONE OF US IS NEXT
0

Ich liebe es 🤩 Karen M. McManus Schreibstil ist absolut perfekt - das Buch liest sich wie eine Netflixserie, irgendwie :)
Und mal ehrlich, die Handlung, die Charakter, die Spannung... hallo Netflix? Könnt ...

Ich liebe es 🤩 Karen M. McManus Schreibstil ist absolut perfekt - das Buch liest sich wie eine Netflixserie, irgendwie :)
Und mal ehrlich, die Handlung, die Charakter, die Spannung... hallo Netflix? Könnt ihr One of is lying Und One of us is next Bitte als Serie verfilmen?! Danke ✨.

Maeve ist it total sympathisch, sie und ich sind uns extrem ähnlich und ich kann sie und ihr handeln immer gut nachvollziehen, auch Phoebe ist mir super sympathisch gewesen. Ihre Vergangenheit ist tragisch und ich liebe die Weise, wie sie alles verarbeitet, obwohl es in anderen Augen vielleicht moralisch seltsam rüberkommt 💫.

Und das Ende... halleluja. Die letzte Seite - was war das bitte für ein geniales Ende? Der Fall ist logisch und geklärt, aber trotzdem durch eine letzte, kleine Enthüllung so unglaublich mitreißend WOW und wieder so... verstörend-perfekt😍

Die kleinen Tipps und Anmerkungen, die im Laufe des Buches bis zum Ende dazu geführt haben, dass man weiß, wer noch hinter der Tat steht, haben dafür gesorgt (es wurde nicht offiziell rausgefunden btw im Buch), dass dieses Buch gepaart mit allen wunderbaren Charakteren zu einem Jahres Highlight wurde 💛.

xx Juli

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.01.2020

Wunderbares poetisches Meisterwerk

Ich bin Circe
0

Rezension zu Circe I Madeline Miller
Ich liebe griechische Mythologie. Und ich liebe dieses Buch. 
Ich habe ,,Circe" schon des Öfteren in der Buchhandlung auf dem Verkaufstisch liegen sehen, aber aus ...

Rezension zu Circe I Madeline Miller
Ich liebe griechische Mythologie. Und ich liebe dieses Buch. 
Ich habe ,,Circe" schon des Öfteren in der Buchhandlung auf dem Verkaufstisch liegen sehen, aber aus irgendeinem Grund habe ich es nie gekauft (vielleicht waren die 24 Euro auch der Grund, hust, hust), aber als ich dann in der Bücherei auf das Buch gestoßen bin, konnte ich gar nicht anders, als es mitzunehmen und zu lesen.
 
D E T A I L S
 
Buchtitel: Ich bin Circe
Autor: Madeline Miller
Verlag: Eisele-Verlag
Erscheinungsdatum: 30. August 2019
Preis:  24 Euro
 
k l a p p e n t e xt
Circe ist Tochter des mächtigen Sonnengotts Helios und der Nymphe Perse, doch sie ist ganz anders als ihre göttlichen Geschwister. Ihre Stimme klingt wie die einer Sterblichen, sie hat einen schwierigen Charakter und ein unabhängiges Temperament; sie ist empfänglich für das Leid der Menschen und fühlt sich in deren Gesellschaft wohler als bei den Göttern. Als sie wegen dieser Eigenschaften auf eine einsame Insel verbannt wird, kämpft sie alleine weiter. Sie studiert die Magie der Pflanzen, lernt wilde Tiere zu zähmen und wird zu einer mächtigen Zauberin. Vor allem aber ist Circe eine leidenschaftliche Frau: Liebe, Freundschaft, Rivalität, Angst, Zorn und Sehnsucht begleiten sie, als sie Daidalos, dem Minotauros, dem Ungeheuer Scylla, der tragischen Medea, dem klugen Odysseus und schließlich auch der geheimnisvollen Penelope begegnet. Am Ende muss sie sich als Magierin, liebende Frau und Mutter ein für alle Mal entscheiden, ob sie zu den Göttern gehören will, von denen sie abstammt, oder zu den Menschen – die sie lieben gelernt hat.
 
M E I N U N G
 
Am Anfang muss ich glaube ich erstmal erwähnen, dass ich bevor ich ,,Circe" gelesen habe, schon ein relativ großes Vorwissen über griechische und nordische Mythologie hatte und deshalb alles sehr einfach verstehen und einordnen konnte. Ich denke aber auch, dass jeder ohne Vorwissen in dem Bereich sich sehr einfach in ,,Circe" reinlesen kann, denn Madeline Millers Schreibstil macht es sehr einfach, der Handlung zu folgen und schon ein bisschen vorauszuspekulieren. 
 
Die Autorin macht es einem leicht, sich in die Lage der Hauptprotagonistin hineinzuversetzen, diese zu verstehen und mitzufühlen. Generell ist Circe ein toll ausgearbeiteter Charakter, der so lebensnah und vor allem echt wirkt, als würde die Autorin alles miterlebt und aufgeschrieben haben. 
Circes göttliche -beziehungsweise eigentlich titanische- Familie macht es ihr nicht grade leicht -heutzutage würde man so ein Verhalten wahrscheinlich Mobbing nennen- und es ist bewunderswert, wie sie damit umgeht und sich ihr Charakter zum Ende hin entwickelt und vor allem ausweitet.
Diese Charakterentwicklung ist für mich auch einer der Hauptgründe warum ich dieses Buch so lieben gelernt habe :)
 
 
Die Nebenfiguren wie Odysseus, Daidalos, Penelope oder Scylla sind ebenfalls toll geschrieben und -gaaaaanz großer Pluspunkt- sie haben Circe nicht das Rampenlicht gestohlen. Denn ich gehe davon aus, dass jeder einmal von Daidalos (der, der mit den Flügeln von Kreta wegfliegt) oder Odysseus (der, mit der Irrfahrt von Troja) gehört hat und das die Autorin Circes Begegnungen mit diesen beiden berühmten Personen nicht komplett ausreizt sondern lediglich als kleiner Teil Circes eigentlicher Geschichte nimmt, hat mich sehr begeistert. Der Aufenthalt des Odysseus auf Aiaia (die Insel, auf die die Hautperson verbannt wird) wird nicht länger dargestellt als in Homers Odyssee, obwohl das vermutlich nahelag um das Buch... zu verlängern? Es auszuschmücken? 
Jedenfalls hat mir das ziemlich gefallen, weil die Autorin mit ihrer Entscheidung, Circes wirkliches Leben mehr darzustellen, als lediglich ihre ,,bekannteste" Legende, einer nahelegenden Falle entgangen ist. 
Außerdem hat der Roman Odysseus in ein ganz anderes Licht gestellt und hat mein Bild von ihm schlussendlich durcheinander geworfen. Seine Rückkehr nach der Irrreise über die Meere lässt ihn nämlich mit einer posttraumatischen Belastungsstörung aus dem Krieg von Troja zurückkehren, was sich erst in einigen seiner Handlungen nach seiner Rückkehr widerspiegelt, von denen ich bisher noch nirgendwo gelesen habe. 
 
Madeline Millers Schreibstil ist sehr logisch und klar, sie schmückt nur das aus, was wirklich ausgeschmückt werden muss und schreibt nicht unnötig drumherum. Ich habe außerdem ziemlich viele Stellen mit Pos-Its markiert, so poetisch, tiefgründig und einfach... schön waren.
 
Hier habe ich einige Stellen herausgesucht, die mich besonders fasziniert haben:
 
Als ich geboren wurde, gab es für das, was ich war, keine Definition
 
Aber in einem einsamen Leben gibt es jene seltene Momente, in denen eine Seele die andere berührt, so wie Sterne einmal im Jahr die Erde streifen. Die Begegnung mit Daidalos war ein solcher Moment für mich.  
 
Demütige Frauen scheinen für mich der Hauptzeitvertreib der Dichter zu sein. Als ob es keine Geschichte geben kann, wenn wir nicht kriechen und weinen. 
 
Es war meine erste Lektion. Unter dem sanften, vertrauten Gesicht der Dinge liegt ein anderes, das darauf wartet, die Welt in zwei Teile zu zerreißen.

Alle Zitate entnommen aus Circe von Madeline Miller
 
Der poetische, klare Schreibstil und die absolut wunderbare Protagonistin haben dieses Buch zu meinem ersten Jahreshighlight für 2020 gemacht. 5 von 5 Sternen, ganz klar. Ich empfehle Circe jedem, der seine Sichtweise auf bekannte Legenden der griechischen Mythologie ändern will und eine der bisher (meiner Meinung nach) best geschrieben, komplexen weiblichen Protagonisten kennenlernen möchte.
 
xx Juli 
 
P.S das Lied des Achilles von Miller werd eich definitiv auch noch lesen :)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.01.2020

Sehr gut gelungenes Spin-Off

Revenge. Sternensturm (Revenge 1)
0

Nach Harry Potter ist die Lux-Saga wohl meine liebste Fantasy-Reihe. ich war skeptisch, ob es Luc und Evie schaffen werden, sich wie Daemon und Katy eine Platz bei meinen Lieblingsbüchern zu verdienen, ...

Nach Harry Potter ist die Lux-Saga wohl meine liebste Fantasy-Reihe. ich war skeptisch, ob es Luc und Evie schaffen werden, sich wie Daemon und Katy eine Platz bei meinen Lieblingsbüchern zu verdienen, aber sie haben meine Erwartungen sogar noch übertroffen!
Luc kam mir in der Lux-Saga immer seltsam vor, ich konnte keinen Bezug zu ihm aufbauen, das hat sich in Revenge dann komplett geändert: ich konnte ihn verstehen und ich muss zugeben (sorry, Daemon-Fans) das ich Luc als männliche Hauptperson mehr mag als Daemon.

Evie ist ebenfalls toll geschrieben, ihr Charakter scheint zu erst nicht allzu komplex, zum Ende hin (die, dies gelesen habe wissen worauf ich anspiele) ändert ich dies aber ebenfalls und ihr sehr normal scheinender Charakter bekommt endlich Tiefe.

Zu Armentrouts Schreibstil muss ich bestimmt gar nicht mehr so viel sagen: ich liebe ihn.
Der Stil ist nicht holprig, so dass man Sätze wiederholt lesen muss, man fliegt über die Seiten und dabei schafft es die Autorin noch, Emotionen bei mir als Leser zu wecken. Wieder war es teilweise sehr humorvoll geschrieben, was mir wie in der Lux-Saga schon, sehr gefallen hat, außerdem war Evie einfach eine tolle Protagonistin, deren Gedankengänge und Handlungen mi immer nachvollziehbar und teilweise sehr lustig waren.

Im Gesamten ein sehr gutes Spin-Off, Rebellion steht bereits bei mir im regal, zwar noch ungelesen, aber das wird sich bald ändern. ich freue mich schon sehr auf die Folgebände!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2021

was. zur. hölle.

Verity
0

Achtung Spoiler


Was.
Zur.
Hölle.
Das war so ziemlich mein häufigster Gedankengang, den ich beim Lesen von "Verity" hatte.
Colleen Hoover schreibt aus einem Abgrund hinaus und zieht den Leser mit hinein. ...

Achtung Spoiler


Was.
Zur.
Hölle.
Das war so ziemlich mein häufigster Gedankengang, den ich beim Lesen von "Verity" hatte.
Colleen Hoover schreibt aus einem Abgrund hinaus und zieht den Leser mit hinein.
Das Buch startet stark mit dem Satz "Erst höre ich das Geräusch eines berstenden Schädels, dann spritzt mir sein Blut entgegen".
Yes, so geht´s los. Alleine dieses erste Kapitel leistet Vorarbeit für den Ton, den das Buch anschlägt.
Der -zumindest nach diesem ersten Kapitel- sehr ruhige Einstieg ließ mich in Sicherheit wiegen und mich Lowen kennenlernen.
Sie ist eine sehr introvertierte, schlafwandelnde und nicht allzu erfolgreiche Autorin, die die gefeierte Psychothriller-Reihe der berühmten Autorin Verity Crawford zu Ende schreiben soll, nachdem diese einen Unfall hatte, der sie in ein Wachkoma versetz hat.
Lowen muss nun einige Wochen auf dem Anwesend er Crawfords verbringen, Jeremy Crawford -Veritys Mann- ist der love interest unserer Protagonistin und weist sie in die Arbeit, die Notizen und die Vorarbeit seiner Frau ein.
Stück für Stück erarbeitet sich Lowen Veritys Psyche, ihre Buchreihe und stolpert dabei über eine Autobiographie-Manuskript der Autorin, in dem sie schreckliche Dinge offenbart.

Ich mochte die Idee sehr, dass Lowen sich durch die Arbeit an der Buchreihe mit Verity beschäftigen muss und sich im Prinzip ihre Denkweise aneignen will, um die Reihe zu vervollständigen.
Währenddessen wohnt sie durchgängig auf dem Anwesen der Crawfords und nähert sich Jeremy an. Und Verity... fängt an Amok zu laufen.

Colleen Hoover hat ein sehr feines Gespür für Horror; sie lässt kleine Dinge geschehen, die aber unglaublich nervenauftreibend sind.
Beispielsweise sieht die Protagonistin, während sie Jeremy in der Eingangshalle küsst, Verity am Treppenansatz stehen, obwohl diese ja im Wachkoma im Bett liegen sollte.
Die mit Abstand gruseligste Stelle find eich jedoch war die, in der Lowen ihr Schlafwandeln zum ersten Mal auf dem Crawford Anwesen zum Verhängnis wird: sie wacht mitten in der Nacht in Veritys Krankenbett auf!

Von da an wusste ich: okay, wenn ich jetzt weiterlese, passiert irgendwann irgendetwas Schlimmes. Wobei das eigentlich auch die Grundstimmung dieses Buches ist. Man erwartet durchgehend mit klopfendem Herzen, dass auf der nächsten Seite die Hölle losbricht und die Spannung ihren Höhepunkt erreicht.

Diese Spannung wird anhand der Autobiographie Veritys aufgebaut, in der der Leser Einblicke in ihr Leben vor dem Unfall erhält.
Verity beschreibt seitenlang ihren Sex mit ihrem Mann -diese Szenen waren irgendwann einfach nur noch nervig und haben zum Buch nichts weiter beigetragen, als die Besessenheit der Autorin (damit meine ich natürlich Verity und nicht Colleen Hoover - puh, man gerät beim Schreiben ganz schon durcheinander...) Jeremy darzulegen- und zudem die Geburt ihrer Kinder.
Sie schreibt unglaublich schreckliche Dinge über ihre eigene Familie, was mich beim Lesen stocken lassen hat. Die Autobiographie stellt ihre eigene Autorin als eine von ihrem Mann besessene, soziopathische Frau dar.

Zum Ende hin provoziert Lowen Verity ungemein, um zu beweisen, dass diese nicht im Koma liegt.
An diesen Stellen habe ich Lowen wirklich gehasst, egal wie viel Angst sie vor Verity hatte, sie verhält sich extrem respektlos und abstoßend. Aber genau das ist es ein bisschen, was ich an ihr so mag: sie zeigt selber sehr düstere Seiten an sich, sodass ich (auch, weil oft erwähnt wurde, dass Verity ihre Psychothriller aus der Sicht des Bösen schreibt) oft dachte, dass sie selber schlussendlich der Bösewicht sein würde.
Ich hätte es sehr geliebt, wenn Colleen Hoover Veritys Schreibstil kopiert und das Buch "Verity" ebenfalls aus der Sicht des Bösewichts geschrieben hätte.

Nun, ein wenig hat sie das vielleicht sogar getan. Schlussendlich stehen zwei Wahrheiten gegeneinander: Verity schreckliche Autobiographie, die sich als angebliche "Schreibübung" ihrer Lektorin entpuppt, gegen einen Brief Veritys, in dem sie selber Jeremy des versuchten Mordes an ihr bezichtigt und die Biographie als Schreibübung erklärt.
Vorher haben Lowen und Jeremy sie allerdings ermordet, sodass man unsere Protagonistin doch ein wenig als Antagonistin sehen könnte.

Hier tut sich ein sehr großer moralischer Konflikt auf: war es gerechtfertigt, Verity zu ermorden? Nachdem diese ihre Familie terrorisiert hat, in ihrer Autobiographie drastische Darstellungen des Mordes und Mordversuches an ihren eigenen Kindern beschrieben hat, während ihre Kinder im echten Leben unter nicht ganz eindeutigen Umständen starben?
Oder soll Lowen Veritys Brief glauben und ist Jeremy in Wahrheit ein Psychopath und sie selber nur ein hilfloses Opfer?

Ich persönlich glaube weiterhin der Autobiographie. Verity ist eine "Meisterin im Verdrehen der Wahrheit" und die Sache mit der Schreibübung erscheint mir doch relativ weit hergeholt.
Nehmen wir an, die Polizei würde die Autobiographie lesen und darin eindeutige Geständnisse finden, die Verity als Mörderin ihrer Tochter darstellen und ihren eigenen "Unfall" lediglich als Flucht vor dem Gesetz.
Wenn Verity sich nun verteidigen müsste, ihren "Wachkomazustand" fallen lassen müsste und zu erklären hätte, dass sie über Monate hinweg ein Koma vorgetäuscht hat und diese Dinge nur als "Übung" geschrieben hätte, wäre das eine schlechte Verteidigung. Niemand würde ernsthaft einer Person glauben, die in der Lage ist, monatelang eine Lüge aufrecht zu erhalten.

Außerdem ist Verity selber ein sehr großes Risiko eingegangen, indem sie diese Autobiographie überhaupt so glaubwürdig und wasserfest geschrieben hat. Welcher Mensch würde so grausame, persönliche Sachen zum Spaß schreiben? Diese Tatsachen zeigen für mich deutlich an, dass Verity schwerwiegende mentale Probleme aufweist und die daher ihren eigenen "Unschuldsbrief" völlig unglaubwürdig machen.

Insgesamt jedoch habe ich das Buch sehr geliebt: diese düstere Stimmung, Lowen als unperfekte Protagonistin und die Grundidee mit der Autorin im Wachkoma, deren Buchreihe von einer Ghostwriterin beendet werden muss (während diese dann auf ein Verbrechen stößt in einem horrormäßigen Anwesen) ist außerordentlich spannend :))

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere