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Veröffentlicht am 19.01.2020

Der Tod eines rücksichtslosen Zynikers

Inspektor Takeda und der leise Tod
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Inzwischen hat er sich eingewöhnt in Hamburg, der japanische Kriminalpolizist Kenjiro Takeda, der im Rahmen eines Austauschprogramms für zwei Jahre in die Hansestadt abgeordnet wurde. Gewiss, hier ist ...

Inzwischen hat er sich eingewöhnt in Hamburg, der japanische Kriminalpolizist Kenjiro Takeda, der im Rahmen eines Austauschprogramms für zwei Jahre in die Hansestadt abgeordnet wurde. Gewiss, hier ist alles so ganz anders als in seinem Heimatland, aber der elegante Japaner mit dem Faible für schicke und sündhaft teure Maßanzüge ( bleibt die Frage, wie er sich von seinem Inspektorengehalt diesen Luxus leisten kann...) und für möglichst missklingenden Jazz lernt schnell! Zugute kommen ihm dabei seine Neugierde und seine außerordentliche Offenheit gegenüber allem, was ihm tagtäglich begegnet, was zunächst fremd anmutet, was ihn staunen, sich aber auch erfreuen lässt. Immer wieder vergleicht er sein Land mit der neuen Heimat, zieht genauso oft Parallelen und findet immer mehr Gefallen an einem bunten, multikulturellen, ungeordneten Deutschland, das sich so stark von dem Land unterscheidet, das er von einem Studienaufenthalt Jahre zuvor in Erinnerung hatte und das sein Vater, ein großer Verehrer alles Deutschen, das für ihn ein Synonym für Fleiß, Strebsamkeit, Korrektheit und penible Ordnung ist, ihm stets mit Begeisterung geschildert hatte.
Schnell hat Takeda seine Nischen gefunden in der lebendigen Millionenstadt, die ihm allerdings im Vergleich zu dem ungleich chaotischeren und überfüllten Tokio wie eine ruhige, menschenleere kleine Oase vorkommt – was manchen Hamburger, in seliger Unkenntnis der japanischen Metropole, in allergrößtes Erstaunen versetzen mag!
Natürlich verkehrt Takeda mit Vorliebe in japanischen Restaurants, bekämpft Attacken von Trauer und Kummer nicht nur mit japanischer Seelennahrung, an die man freilich schon als Kleinkind gewöhnt sein muss, um ihr etwas abgewinnen zu können, und mit erlesenstem Whiskey, sondern auch mit dem japanischen Seelentröster schlechthin, dem inbrünstigen Karaokesingen. Aber er sucht auch häufig und gern die einschlägigen Jazzbars auf, spielt dann hingegeben auf seinem Saxophon und verzaubert damit seine Zuhörer, so wie er im Polizeisportclub durch seine bis zur Perfektion beherrschten Kampfsportdemonstrationen verblüfft.
Dass er dazu noch ein glänzender Polizist mit einem enormen Gespür für die ihm und seiner Partnerin Claudia Harms, cholerisch und dauerhaft wutentbrannt wie eh und je, übertragenen Fälle ist, macht ihn geradezu unheimlich und, bei aller Zuneigung zu ihm, nicht ganz glaubhaft! Doch – keiner schaut ihm hinter das Gesicht, dem disziplinierten Japaner, der den Menschen, ob Kollegen oder Verbrechern, stets mit ausgesuchter Höflichkeit begegnet. Niemand sieht, mit gelegentlicher Ausnahme seiner Partnerin Claudia, mit welchen inneren Dämonen er ringt, wie grenzenlos einsam und unglücklich er eigentlich ist – und über deren Hintergründe der Leser nach und nach in Kenntnis gesetzt wird. Ebenso übrigens gibt der Autor seinen Lesern Einblick in die komplizierte Persönlichkeit der weiblichen Protagonistin, Claudia Harms, unstet, aufbrausend, durch ihr Leben hetzend, den schnellen Kick suchend und extrem bindungsscheu. In gewissem Sinne ist sie ein Pendant zu ihrem japanischen Kollegen, wobei es dem Leser erheblich leichter fällt, den verbindlichen Takeda zu mögen als die ruppige Claudia, die allerdings hier, im zweiten Krimi der bisher vierbändigen Serie, um einiges sympathischer erscheint als in der ersten Geschichte. Ein Pluspunkt für den Autor, der seinen Charakteren Entwicklungsmöglichkeiten lässt, der immer neue Facetten sowohl in Takeda als auch seiner deutschen Kollegin aufscheinen lässt.
Die beiden Fälle, mit denen es Ken und Claudia in vorliegendem Buch zu tun haben allerdings machen es weder den Ermittlern selbst, die lange recht unreflektiert und unüberlegt falschen, weil kommoden, Spuren folgen, deren Verbindung zu den respektiven Fällen offensichtlich scheinen, aber im Grunde nur in ihrer Vorstellung existieren, noch dem Leser leicht. Beide Fälle sind nicht nur widerwärtig und lassen eine so erschreckende Kaltblütigkeit erkennen, dass es einen schaudert, sie ziehen sich dazu auch noch, unnötig, wie ich meine, in die Länge, was die Spannung, die ich von einem Krimi erwarte, phasenweise einschlafen und den roten Faden, der für eine so verwinkelte Handlung notwendig ist, abreißen lässt, um ihn dann, leider, mit einem aus dem Nichts aufgetauchten weiteren Faden neu zu verknüpfen. Das ist so anstrengend zu lesen wie die ebenso unnötige und durchaus absurde Affäre, die der japanische Inspektor mit einer der Hauptverdächtigen beginnt. Sie stellt einen Bruch dar, denn sie ist nur mit großer Mühe in Verbindung zu bringen mit dem Menschen, den man doch sehr gründlich kennnengelernt und für den man längst ein Gespür bekommen hat – glaubt man wenigstens bis zu jenem erotischen Einschub... Zudem trägt sie rein gar nichts bei zu der letztendlichen Auflösung des Falles, die ihrerseits konstruiert wirkt. Wie schon beim Lesen des Vorgängerbandes beschleicht einen das Gefühl, dass der Autor einfach zu viel in seinen Krimi hineingepackt hat und dass weniger entschieden mehr gewesen wäre, denn all die Wirrnisse, in die Ermittler und Leser hineingezogen werden, lenken ab von dem wirklich guten, dem überzeugenden und Staunen machenden Kern der Geschichte, der Begegnung nämlich der asiatischen mit den westlichen Welten mit all ihren Implikationen, die sich trotz aller Fremdheit doch stetig aufeinander zu bewegen, mit ihren Protagonisten, die durch ihre Offenheit den jeweils fremden Kulturen gegenüber Barrieren verschwinden lassen, die das Gemeinsame suchen und über die Verschiedenheiten zwar nicht hinwegsehen, sie aber dennoch nicht als Hindernis für gegenseitiges Verständnis und fruchtbare Zusammenarbeit ansehen.
Und so sind die Kriminalromane um Inspektor Ken Takeda aus Tokio so ungewöhnlich wie aufschlussreich, lassen den Leser immer wieder einen tiefen Blick werfen auf die Eigentümlichkeiten nicht nur des Inselstaates im Pazifik, sondern auch, durch die Augen des kultivierten Japaners, auf die des eigenen Landes. Das Selbstverständliche, das Gewohnte, das scheinbar „Normale“ mit einem fremden Blick sehen – das ist ebenso spannend wie es zum Nachdenken und Reflektieren einlädt! Und das daher, trotz der von mir beklagten dramaturgischen Mängel, neugierig macht auf die weiteren Bände der Reihe!

Veröffentlicht am 18.01.2020

Wettbewerbe und bedrohte Freundschaften

Sternenschweif, 11, Spuren im Zauberwald
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„Spuren im Zauberwald“ ist der elfte Band der Pferdebuchreihe mit magischem Hintergrund, „Sternenschweif“ ( im englischen Original „My Secret Unicorn“ ), der Engländerin Linda Chapman, die tatsächlich ...

„Spuren im Zauberwald“ ist der elfte Band der Pferdebuchreihe mit magischem Hintergrund, „Sternenschweif“ ( im englischen Original „My Secret Unicorn“ ), der Engländerin Linda Chapman, die tatsächlich nur die fünfzehn ersten Bücher der Reihe selbst geschrieben hat. Aufgrund des großen Erfolgs und der vielen Freunde, die mutmaßlich in der überwiegenden Mehrzahl Freundinnen sind, die „Sternenschweif“ in Deutschland gefunden hat, wurde die Reihe von den unterschiedlichsten Autoren und Ghostwritern einfach fortgesetzt – und inzwischen sind bereits über sechzig Geschichten erhältlich.
Was macht den Zauber dieser Bücher aus, mag man sich bei dieser stolzen Zahl fragen! Nun, das Erfolgsrezept ist nicht schwer zu definieren: man nehme ein unscheinbares graues Pony, das keiner will, bringe es mit einem pferdeverrückten Mädchen zusammen, genau in dem Alter, in dem Mädchen und Pferde einfach zusammengehören, gebe einen Schuss Magie, viel heile Welt gepaart mit einer Unmenge Gefühlen und großer emotionaler Intelligenz hinzu und würze das Ganze mit zauberhaften Geschichten, die zum Träumen einladen. Genau dies macht Linda Chapman – und die Folge-Autoren tun es ihr gleich!
Alles dreht sich um die etwa neunjährige Laura, die nach dem Umzug aufs Land von ihren Eltern das langersehnte Pony geschenkt bekommt. Und dieses zerzauste graue Pony, Sternenschweif, hat nur auf Laura gewartet, damit sie ihn in seine wahre Gestalt, die eines Einhorns nämlich, verwandelt. Seine Einhornfreundin wird ihm nun dabei helfen, seiner Bestimmung, Menschen und Tieren in Not beizustehen, nachzugehen. Einen Haken allerdings hat die Sache: niemand darf erfahren, dass Sternenschweif ein Einhorn ist, denn dieses Wissen, kommt es in die falschen Hände, könnte die Welt der Einhörner, Arkadia, in Gefahr bringen! Es ist nicht immer leicht für Laura, ihr und Sternenschweifs Geheimnis zu hüten, denn gerade mit ihren beiden besten Freundinnen, Mel und Jessica, ebenso pferdeverrückt wie sie selbst, würde sie es gerne teilen. Doch Sternenschweifs Sicherheit ist natürlich wichtiger – und schließlich verbringt sie die schönsten Stunden mit ihm, nur mit ihm, wenn sie ihn des Nachts in ein Einhorn verwandelt und mit ihm durch die Lüfte reitet!
In „Spuren im Zauberwald“ aber wird Laura die Möglichkeit zu den allabendlichen Treffen mit Sternenschweif verwehrt, denn sie verbringt mit ihrer Freundin Mel eine Woche in einem Reitercamp, in dem, wie sich schnell herausstellt, strenge Regeln herrschen. Nicht nur ist es verboten, die Pferde nach Einbruch der Dunkelheit im Stall zu besuchen, um ihre Nachtruhe nicht zu stören, was natürlich Sinn macht, sondern Mel und Laura werden dazu noch unterschiedlichen Gruppen zugeteilt. Eine wahre Katastrophe für die beiden Mädchen, die sich so gefreut haben auf die Ferienwoche, die sie, das versteht sich von selbst, auch gemeinsam verbringen wollten. Während Mel sehr schnell Anschluss in ihrer Gruppe findet, sitzt Lauras Enttäuschung tiefer, was dazu führt, dass sie sich unklugerweise zur Außenseiterin macht, zumal Mel es sogar vorzieht, die wenige freie Zeit im strikt reglementierten Tagesablauf mit den neugewonnenen Freundinnen ihrer Gruppe zu verbringen anstatt mit Laura. Sie scheint ganz begeistert zu sein von Kate, dem tonangebenden Mädchen, der selbsternannten Anführerin der Gruppe, und deren Erfüllungsgehilfin Erin. Keine netten Mädchen, findet Laura, was man als Eifersucht abtuen könnte, aber es ist mehr! Kate tut ihr Möglichstes, den Keil zwischen Mel und Laura immer tiefer zu treiben – mit Erfolg! Daraufhin beschließt letztere, sich mit den, übrigens sehr liebenswerten, Mädchen ihrer eigenen Gruppe anzufreunden, anstatt weiterhin Trübsal zu blasen. Damit Mel und Laura dann doch wieder zusammenfinden und auch Sternenschweif seinen Einsatz bekommt, muss erst etwas Unvorhergesehenes und nicht Ungefährliches geschehen, das Mel hinter die Fassaden der intriganten Kate blicken lässt....
Ein wenig fällt dieser elfte Band heraus aus dem Schema, auf dem die Serie basiert, denn er spielt ganz und gar in einem Feriencamp, das, wie andere seiner Art, die als Freundschaftszerstörer verrufen sind, nicht unbedingt ein Ort ist, an den die Leser der sympathischen Laura folgen möchten. Und warum der Aufenthalt in diesem Camp ein einziger Wettbewerb darum sein muss, wer am ordentlichsten aussieht, wer sein Bett am schönsten gemacht hat, wessen Pferde die am saubersten geputzten, die schnellsten, die geschicktesten, die höchsten Springer sind, das verstehe, wer will – und erinnert mehr als nur ein wenig an das, was Bundeswehrveteranen gerne zum Besten geben. Darüberhinaus aber, und das gebe ich gerne zu, missfallen mir Wettkämpfe generell, da sie dem viel anstrebenswerteren Miteinander statt Gegeneinander ganz und gar nicht förderlich sind. Und wenn das noch dazu in den Ferien geschehen muss, wird mir das einfach zuviel.
So kann ich mich mit „Spuren im Zauberwald“ nicht wirklich anfreunden, zumal das Zusammenspiel zwischen Laura und ihrem Einhornfreund, das nämlich, was der Buchreihe ihren besonderen Reiz verleiht, nur am Rande eine Rolle spielt. Bleibt zu hoffen, dass eine Folge wie diese die Ausnahme bleiben wird und uns die nächste Geschichte wieder in gewohntes und bewährtes Terrain führen und vor bissigen Alpha-Mädchen verschonen möge!

Veröffentlicht am 18.01.2020

Wettbewerbe und bedrohte Freundschaften

Sternenschweif, 11, Spuren im Zauberwald
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„Spuren im Zauberwald“ ist der elfte Band der Pferdebuchreihe mit magischem Hintergrund, „Sternenschweif“ ( im englischen Original „My Secret Unicorn“ ), der Engländerin Linda Chapman, die tatsächlich ...

„Spuren im Zauberwald“ ist der elfte Band der Pferdebuchreihe mit magischem Hintergrund, „Sternenschweif“ ( im englischen Original „My Secret Unicorn“ ), der Engländerin Linda Chapman, die tatsächlich nur die fünfzehn ersten Bücher der Reihe selbst geschrieben hat. Aufgrund des großen Erfolgs und der vielen Freunde, die mutmaßlich in der überwiegenden Mehrzahl Freundinnen sind, die „Sternenschweif“ in Deutschland gefunden hat, wurde die Reihe von den unterschiedlichsten Autoren und Ghostwritern einfach fortgesetzt – und inzwischen sind bereits über sechzig Geschichten erhältlich.
Was macht den Zauber dieser Bücher aus, mag man sich bei dieser stolzen Zahl fragen! Nun, das Erfolgsrezept ist nicht schwer zu definieren: man nehme ein unscheinbares graues Pony, das keiner will, bringe es mit einem pferdeverrückten Mädchen zusammen, genau in dem Alter, in dem Mädchen und Pferde einfach zusammengehören, gebe einen Schuss Magie, viel heile Welt gepaart mit einer Unmenge Gefühlen und großer emotionaler Intelligenz hinzu und würze das Ganze mit zauberhaften Geschichten, die zum Träumen einladen. Genau dies macht Linda Chapman – und die Folge-Autoren tun es ihr gleich!
Alles dreht sich um die etwa neunjährige Laura, die nach dem Umzug aufs Land von ihren Eltern das langersehnte Pony geschenkt bekommt. Und dieses zerzauste graue Pony, Sternenschweif, hat nur auf Laura gewartet, damit sie ihn in seine wahre Gestalt, die eines Einhorns nämlich, verwandelt. Seine Einhornfreundin wird ihm nun dabei helfen, seiner Bestimmung, Menschen und Tieren in Not beizustehen, nachzugehen. Einen Haken allerdings hat die Sache: niemand darf erfahren, dass Sternenschweif ein Einhorn ist, denn dieses Wissen, kommt es in die falschen Hände, könnte die Welt der Einhörner, Arkadia, in Gefahr bringen! Es ist nicht immer leicht für Laura, ihr und Sternenschweifs Geheimnis zu hüten, denn gerade mit ihren beiden besten Freundinnen, Mel und Jessica, ebenso pferdeverrückt wie sie selbst, würde sie es gerne teilen. Doch Sternenschweifs Sicherheit ist natürlich wichtiger – und schließlich verbringt sie die schönsten Stunden mit ihm, nur mit ihm, wenn sie ihn des Nachts in ein Einhorn verwandelt und mit ihm durch die Lüfte reitet!
In „Spuren im Zauberwald“ aber wird Laura die Möglichkeit zu den allabendlichen Treffen mit Sternenschweif verwehrt, denn sie verbringt mit ihrer Freundin Mel eine Woche in einem Reitercamp, in dem, wie sich schnell herausstellt, strenge Regeln herrschen. Nicht nur ist es verboten, die Pferde nach Einbruch der Dunkelheit im Stall zu besuchen, um ihre Nachtruhe nicht zu stören, was natürlich Sinn macht, sondern Mel und Laura werden dazu noch unterschiedlichen Gruppen zugeteilt. Eine wahre Katastrophe für die beiden Mädchen, die sich so gefreut haben auf die Ferienwoche, die sie, das versteht sich von selbst, auch gemeinsam verbringen wollten. Während Mel sehr schnell Anschluss in ihrer Gruppe findet, sitzt Lauras Enttäuschung tiefer, was dazu führt, dass sie sich unklugerweise zur Außenseiterin macht, zumal Mel es sogar vorzieht, die wenige freie Zeit im strikt reglementierten Tagesablauf mit den neugewonnenen Freundinnen ihrer Gruppe zu verbringen anstatt mit Laura. Sie scheint ganz begeistert zu sein von Kate, dem tonangebenden Mädchen, der selbsternannten Anführerin der Gruppe, und deren Erfüllungsgehilfin Erin. Keine netten Mädchen, findet Laura, was man als Eifersucht abtuen könnte, aber es ist mehr! Kate tut ihr Möglichstes, den Keil zwischen Mel und Laura immer tiefer zu treiben – mit Erfolg! Daraufhin beschließt letztere, sich mit den, übrigens sehr liebenswerten, Mädchen ihrer eigenen Gruppe anzufreunden, anstatt weiterhin Trübsal zu blasen. Damit Mel und Laura dann doch wieder zusammenfinden und auch Sternenschweif seinen Einsatz bekommt, muss erst etwas Unvorhergesehenes und nicht Ungefährliches geschehen, das Mel hinter die Fassaden der intriganten Kate blicken lässt....
Ein wenig fällt dieser elfte Band heraus aus dem Schema, auf dem die Serie basiert, denn er spielt ganz und gar in einem Feriencamp, das, wie andere seiner Art, die als Freundschaftszerstörer verrufen sind, nicht unbedingt ein Ort ist, an den die Leser der sympathischen Laura folgen möchten. Und warum der Aufenthalt in diesem Camp ein einziger Wettbewerb darum sein muss, wer am ordentlichsten aussieht, wer sein Bett am schönsten gemacht hat, wessen Pferde die am saubersten geputzten, die schnellsten, die geschicktesten, die höchsten Springer sind, das verstehe, wer will – und erinnert mehr als nur ein wenig an das, was Bundeswehrveteranen gerne zum Besten geben. Darüberhinaus aber, und das gebe ich gerne zu, missfallen mir Wettkämpfe generell, da sie dem viel anstrebenswerteren Miteinander statt Gegeneinander ganz und gar nicht förderlich sind. Und wenn das noch dazu in den Ferien geschehen muss, wird mir das einfach zuviel.
So kann ich mich mit „Spuren im Zauberwald“ nicht wirklich anfreunden, zumal das Zusammenspiel zwischen Laura und ihrem Einhornfreund, das nämlich, was der Buchreihe ihren besonderen Reiz verleiht, nur am Rande eine Rolle spielt. Bleibt zu hoffen, dass eine Folge wie diese die Ausnahme bleiben wird und uns die nächste Geschichte wieder in gewohntes und bewährtes Terrain führen und vor bissigen Alpha-Mädchen verschonen möge!

Veröffentlicht am 03.01.2020

Der Entfesselungskünstler ist nicht zu fassen....

Das magische Baumhaus (Band 48) - Das Geheimnis des Zauberkünstlers
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„Writing is a miracle. You can travel anywhere in the world, to any time and any place and still be home in time for dinner“ Diese Worte der amerikanischen Schriftstellerin Mary Pope Osborne gelten nicht ...

„Writing is a miracle. You can travel anywhere in the world, to any time and any place and still be home in time for dinner“ Diese Worte der amerikanischen Schriftstellerin Mary Pope Osborne gelten nicht nur fürs Schreiben sondern auch für die Zeitreisen ihrer beiden jungen Protagonisten, den Kindern Philipp und Anne, die im Original Jack und Annie heißen, aus Pepper Hill ( im Original „Frog Creek“) in Pennsylvania, die mehrere Tage dauern können, während in der Wirklichkeit kaum einige Sekunden vergangen sind. Und in der Tat: zum Abendessen sind sie immer rechtzeitig zurück!
Ihre Reisen begannen sie 49 Bände zuvor, als sie nämlich im Wald ihres Heimatortes ein Baumhaus entdeckten. Neugierig kletterten sie hinauf und fanden sich, kaum dass sie wussten, wie ihnen geschah, in einer Zeit vor über 60 Millionen Jahren, mitten unter Dinosauriern! Es dauerte einige Bände, bis sie wussten, wer sie an entlegene Orte und in ferne Zeiten schickte: es war nämlich keine Geringere als die sagenumwobene Morgan, Bibliothekarin am Hofe des Königs Artus in Camelot. Später war es Merlin, der große Zauberer des mythischen Königs, der Morgans Platz einnahm und der mit den Baumhaus-Reisen der Kinder, wie Morgan auch, immer ganz bestimmte Aufträge verband, die sich jeweils über mehrere Bände der Serie erstreckten, die in den Vereinigten Staaten, aber auch in Deutschland und Japan, zu den erfolgreichsten Kinderbuch-Reihen gehören, weltweit über 50 Millionen mal und allein in Deutschland über 6 Millionen mal verkauft wurden. Und so empfiehlt es sich auch, die thematisch zusammengehörenden Bände nacheinander zu lesen!
„Das Geheimnis des Zauberkünstlers“ ( Originaltitel: „Hurry up, Houdini!“ ) ist Band 2 der Mission, bei der Philipp und Anne auf vier berühmte Personen treffen sollen, um von ihnen das Geheimnis wahrer Größe zu erfahren. Gerade sind sie aus Mazedonien zurückgekommen, wo sie Alexander dem Großen höchstselbst begegnet sind, und warten nun gespannt darauf, wohin Merlin sie als nächste schicken wird. Und es dauert auch nicht lange, da erfahren sie durch eine Notiz, die Merlin ihnen im Baumhaus hinterlassen hat, dass die nächste bekannte Persönlichkeit, mit der sie zusammentreffen sollen, der große Zauberer und Entfesselungskünstler Harry Houdini sein würde, der im Jahre 1908 im Vergnügungspark Coney Island an der Ostküste ihrer Heimat einen Auftritt haben würde.
Da den Geschwistern diese Epoche bereits ein wenig vertraut ist, denn eine vergangene Reise hatte sie ins San Francisco des Jahres 1900, kurz vor und während des großen Erdbebens geführt, fühlen sie sich auf sicherem Boden - und werden, der junge Leser vermerkt es mit Unwillen, ein wenig leichtsinnig, denn anstatt sich sofort auf den Weg zu machen, Karten für Houdinis Vorstellung zu kaufen, macht Anne, wie schon so oft zuvor, wieder einmal, was sie will, besteht darauf, zuerst die Attraktionen und Fahrgeschäfte zu besuchen und auszuprobieren, wodurch sie die Erfüllung ihrer eigentlichen Aufgabe verzögert. Diese Eigenmächtigkeit ist nichts Neues bei ihr, wie wir wissen; sie ist zwar ärgerlich und verkompliziert die Reisen der Kinder unnötig, führt aber, wenn auch auf Umwegen, dennoch immer irgendwie zum Ziel.
Aber, fragen sich Kritiker der Kinderbuchreihe - die es durchaus gibt! -, sollte die nervige Anne spätestens im Band 50 ( der im Deutschen der 48. Band ist, da „zu amerikanische Folgen“ hierzulande nicht veröffentlicht wurden ) nicht doch etwas dazugelernt haben, ein klein wenig reifer geworden sein? Schließlich ist sie keine sieben Jahre mehr alt, wie im ersten Band sondern dürfte inzwischen um die zehn sein.... Wie gut nur, dass Philipps Geduld sich diesmal in Grenzen hält, dass er auch mal auf seiner eigenen Meinung besteht! Wie auch immer – dank Annes Eigenmächtigkeiten wäre zwar beinahe nichts aus dem Zusammentreffen mit Houdini geworden, dafür aber dürfen sich die Geschwister höchstpersönlich als Zauberkünstler versuchen – das geheimnisvolle Fläschchen mit dem Morgennebel von Avalon, das ihnen Merlin mit auf die Reise gegeben hatte und das ihnen für eine kurze Zeit besondere Fähigkeiten verleiht, macht es möglich!
Schließlich stehen sie dem großen Meister Houdini von Angesicht zu Angesicht gegenüber – und das ist eine faustdicke Überraschung, über die hier Stillschweigen bewahrt werden soll, wie im übrigen auch über eine reizende Idee am Ende, um dem Magier etwas ganz Besonderes zu schenken, bevor sie wieder nach Pepper Hill zurückreisen....
Wenn man einmal absieht von dem irritierenden Verhalten der im vorliegenden Band besonders anstrengenden Anne, wie auch von der Tatsache, dass der von Mary Pope Osborne so sympathisch und bescheiden gezeichnete Houdini, der übrigens ein gebürtiger Ungar war, in der Realität als äußerst widersprüchlicher Charakter mit überzogener Geltungssucht galt, eifersüchtig auf jeden möglichen oder vermeintlichen Konkurrenten, also so gar nichts gemein hatte mit dem Houdini der Autorin ( was eher ungewöhnlich ist, denn sie bleibt normalerweise sehr nahe an den Charakterisierungen, die von den historischen Figuren, die sie auftreten lässt, überliefert sind ), ist auch „Das Geheimnis des Zauberkünstlers“ wieder lesens- und empfehlenswert, wenn auch keines der besseren Bände der Erfolgsserie. Die Phantasie und sehr angenehme Art des Schreibens und Erzählens der Autorin, die so gekonnt Sachinformationen mit spannender Unterhaltung zu verknüpfen weiß, macht aber auch einen schwächeren Band immer noch zu einem Lesevergnügen!

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Veröffentlicht am 20.02.2023

Die Pokornys können es nicht lassen...

Mordsradau in Bad Vöslau
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Nachdem ich den größtenteils in Bad Vöslau im Wiener Speckgürtel angesiedelten Kriminalroman endlich gelesen hatte – es wollte einfach nicht vorangehen -, war ich doch zumindest sicher, mich recht gut ...

Nachdem ich den größtenteils in Bad Vöslau im Wiener Speckgürtel angesiedelten Kriminalroman endlich gelesen hatte – es wollte einfach nicht vorangehen -, war ich doch zumindest sicher, mich recht gut in dem Kurort, respektive in seiner vielfältigen Gastronomie, auszukennen! In der Tat widmet der Autor den kulinarischen Genüssen beinahe mehr Zeit als dem zähen, wirklich nicht spannenden Fall, wenn man einmal die letzten 50 von beinahe 400 Seiten ausnimmt. Aber natürlich ist es weitaus interessanter, die beiden Protagonisten und Hobbydetektive Willi und Toni, nebst Hündin Maxime agieren zu lassen, was bedeutet, sie ständig in ihre Stamm- und auch andere Lokale zu begleiten – da gibt es feste Gewohnheiten, wann und wo und was gegessen wird! -, als sich mit dem ätzenden, dreckigen, betrügerischen, geldgeilen Immobiliengeschäft zu befassen, dessen hiesiger Verband derzeit ein Vorstandsmitglied nach dem anderen durch den Tod verliert. Unfälle, so heißt es, aber so richtig daran glauben kann Mochacek, Obmann des Verbandes, nicht. Was also liegt näher, als privat Ermittlungen anstellen zu lassen? Von eben jenen Pokornys, die als Privatschnüffler anscheinend eine Art Berühmtheit erlangt haben – was man vermutlich im Vorgängerband, der gleichzeitig der erste Band der Reihe ist, lesen kann.
Nun, eigentlich gegen ihren Willen sagen die beiden so gegensätzlichen, aber dessen ungeachtet wunderbar miteinander harmonierenden Eheleute Pokorny zu, zumal der arbeitslose Willi und die halbtagsbeschäftigte Toni ohnehin jede Menge freie Zeit haben. Das wenigstens sollte man meinen, doch unterschätzt man dabei den breiten Raum, den die Nahrungsaufnahme einnimmt, besonders bei dem nicht gerade schlanken Willi. Tatsächlich hat man den Eindruck, dass er den Großteil seiner freien Zeit dem Verzehr seiner zahlreichen, durchweg kalorien- und cholesterinreichen Lieblingsspeisen in seinen bevorzugten Gaststätten und Restaurants, auch Kantinen fallen darunter, widmet. So recht klargeworden ist mir freilich nicht, wie die beiden sich das ewige Auswärtsessen leisten können, obschon sie, worauf aber nicht näher eingegangen wird, eine Erbschaft gemacht haben. Was ist überhaupt der Beruf des konservativen, den technischen Errungenschaften gegenüber skeptisch, um nicht zu sagen ablehnend eingestellten Gewohnheitsmenschen Willi Pokorny, der in der Schule, auch das wird nebenbei erwähnt, immer der Klassenbeste war? Und – wenn er schon so gerne Detektiv spielt – warum gründet er nicht ganz offiziell eine Detektei? Schon um den ständigen Reibereien mit der allseits ungeliebten, aggressiv-cholerischen Chefinspektorin Ottilia Wehli aus dem Weg zu gehen, die es partout nicht leiden kann – verständlicherweise -, wenn die Pokornys ihre neugierigen Nasen in Dinge stecken, die sie nun wirklich nichts angehen! Und die zu allem Überfluss auch noch von Willis Schulfreund, dem Gruppeninspektor Sprengnagl, mit internen Ermittlungsinformationen gefüttert werden. Obgleich die Chefinspektorin als unsympathisch dargestellt wird, ihr zudem auch noch der Hauch der Unfähigkeit anhaftet, fühle ich mit ihr, denn solche Wichtigtuer wie die Pokornys (stimmt schon, es will mir nicht recht gelingen, sie so toll zu finden wie sie sich selbst und gegenseitig und wie das offensichtlich auch vom Autor gewollt ist) können anstrengend sein und man wird ihrer, als Leser sowie als jemand, dem sie immerzu munter ins Handwerk pfuschen, alsbald überdrüssig.
Wie dem auch sei, um den Krimi zu mögen, sollte man auch den Pokornys positiv gegenüberstehen und nicht genervt auf den nächsten Schlamassel warten, in den sie so gerne hineingeraten und von denen einer absurder und klamaukhafter gerät als der nächste. Überhaupt – Klamauk! Dieses Wort wird großgeschrieben in dem langatmigen Krimi, ein wenig zu groß. Das nutzt sich ab, wird langweilig, bringt mich zum Augenrollen.
So langweilig wie die ganze verwerfliche Immobilienbranche (die wie ich finde, keine gute Themenwahl für einen Krimi ist), in der ein ruchloser Mörder umgeht, ist leider auch die gesamte verschlungen-verworrene Geschichte, wenn man die Slapsticks mal überliest. Und dass die beiden ersten Toten von jemandem im Hintergrund, der, wie es scheint, einen gewaltigen Hass auf die Branche und seine moralfreien Vertreter hat, ins Jenseits befördert wurden, wird spätestens dann klar und von der behäbigen Polizei als untersuchenswert eingestuft, als noch weitere Immobilienmakler das Zeitliche segnen. Und diesmal eindeutig weder durch Unfall noch aufgrund natürlicher Umstände. Die Ermittlungen sind mühsam, ziehen sich in die Länge, immer wieder aufgelockert durch die Scharmützel, die sich Inspektorin Wehli mit den Pokornys liefert, die ihr stets mehrere Schritte voraus sind. Was Wunder, haben sie doch in der schrulligen, wider Willen witzigen, vor allem aber stets bestens informierten Liesl Katzinger, ihres Zeichens Kettenraucherin, Nervensäge vom Dienst und Ortszeitung, eine nicht zu unterschätzende Verbündete! Eine Geheimwaffe sozusagen, die der Wehli abgeht, auch weil letztere sich durch ihre schroffe Art einfach keine Freunde machen kann. So sind die Szenen, in denen die gewitzte alte Dame, immer in den abenteuerlichsten Bekleidungen, und die Pokornys miteinander agieren, die besten des gesamten langen, oft aberwitzigen Romans mit Krimielementen. Ohne die, wiewohl anstrengende und zänkische, dabei fürchterlich empfindliche Liesl wäre die Geschichte ganz und gar ihrer Seele beraubt.
Aber suchen wir weiter nach den positiv zu Buche schlagenden Elementen! Die Auflösung des Falles ist gut, ist überraschend, wertet den Roman auf, mit dem Österreicher vermutlich besser zurechtkommen als Deutsche, hat er doch ein ganz bestimmtes, ganz eigenes Flair, das man bei deutschen Regionalkrimis nicht kennt, daher nicht gewohnt ist und vielleicht auch nicht zu schätzen weiß. Überraschend viele Ausdrücke waren mir nicht geläufig, was ich aber nicht als nachteilig empfinde, denn da ich Sprache ebenso sehr mag wie der Willi Pokorny, habe ich gerne dazugelernt. Und nein, ich hatte den leicht durchgeknallten Übeltäter nicht im Visier, hätte aber auf ihn kommen müssen, denn allzu viele Verdächtige waren dann bald ja nicht mehr übrig.
Doch die positiven Aspekte ändern nicht viel an meinem Gesamteindruck, der mich den Krimi bestenfalls als mittelmäßig einstufen lässt. Aber Bücher sind halt Geschmackssache, wie so vieles im Leben. Sie müssen nur die geeigneten Leser finden, die sie zu schätzen wissen. Und liest man vorhandene Kritiken und Rezensionen durch, so gibt es genügend Leser, die genau das tun. Gut so!