Rezension - "Hope Again" von Mona Kasten
Hope Again„Elf Uhr elf“, murmelte er. „Wünsch dir was.“ Ich überlegte kurz, während ich mit den Fingern über seinen lächelnden Mund strich. (S. 314)
Back to Woodshill! Unter diesem Motto schrieb die Bestseller-Autorin ...
„Elf Uhr elf“, murmelte er. „Wünsch dir was.“ Ich überlegte kurz, während ich mit den Fingern über seinen lächelnden Mund strich. (S. 314)
Back to Woodshill! Unter diesem Motto schrieb die Bestseller-Autorin Mona Kasten den 4. Teil ihrer Erfolgsreihe „Again“. Bereits in den ersten Teilen „Begin Again“, „Trust Again“ und „Feel Again“ konnten wir die schöne Kleinstadt Woodshill und ihre Einwohner kennenlernen. Doch am 28. Juni 2019 hatte das Warten ein Ende, denn die jungen Leser von Mona Kasten konnten durch „Hope Again“ in die Welt von Allie, Kaden, Dawn, Spencer, Isaak, Sawyer und nun auch Everly und Nolan zurückkehren. Mona Kasten schreibt in den Genres „Young Adult“ und „Fantasy“, wobei jedoch Hope Again unter Ersteres fällt und eine die Liebesthematik einer Schüler-Lehrer-Beziehung abdeckt. Nebenbei behandelt die Autorin auch noch die Themen „Häusliche Gewalt“, „Depressionen“, „Abhängigkeit“ und „Verlustangst“.
Nolan Gates ist der Dozent für kreatives Schreiben und Literatur an der Woodshill-University. Everly Penn ist Nolans Studentin in der Schreibwerkstatt, die er leitet. Beide dürfen niemals etwas miteinander anfangen. Das hindert sie aber nicht daran, Gefühle füreinander zu entwickeln und sich in eine verzwickte Affäre zu verstricken. Immer wider kommt es zu kleinen Intimitäten, welche immer weiter ausarten. Und das nur, weil sie von Dawn angeheuert wurden, ihren neuen Roman zu lesen. Doch haben beide auch Geheimnisse voreinander, welche sie glauben, nie aussprechen zu können Genau diese Geheimniskrämerei führt dazu, dass beide in ständiger Angst und Paranoia flüchten und sich nicht richtig vertrauen können. Und je mehr sie sich der Angst nähern, desto mehr tun sie sich letztendlich weh. Doch würde eine Offenbarung den beiden wirklich weiterhelfen?
Zuerst muss man sagen, dass vor allem das Cover sehr aufregend gestaltet ist. Die Farben der ersten drei Bände waren eher zurückhaltend gestaltet, weshalb „Hope Again“ ein absoluter Kontrast dazu ist. Das komplette Paperback-Buch ist einem Mintgrün gehalten und weist kleine Akzente von Magenta auf. Auf der Vorderseite sieht man Auszüge eines sich küssenden Paares, was jedoch eher im Hintergrund bleibt. So beinhaltet das Cover sowohl schlichte, als auch extravagante Mittel auf. Somit geht das Buch weder im Schrank unter, noch ist es zu auffällig.
Natürlich kann man sagen, dass solche Bücher nur auf Klischees aufbauen, aber Mona Kasten schafft es immer wieder, einen Wendepunkt einzubauen, den man einfach nicht erwartet. Nolans Geschichte bringt einige unschöne Erlebnisse mit seiner Exfreundin mit sich, welche leider an einer schweren Krankheit erkrankt ist. In Everlys Leben geht natürlich auch nicht alles gut, denn sie hat mit schweren psychischen Schäden durch ihren Erzeuger zu kämpfen, der noch lange nicht aus der Welt zu sein scheint. Aber gerade, weil beide eine schwere Vergangenheit haben, scheinen sie sich anzuziehen.
Everly? Wer ist Everly? Das haben sich auch die Charaktere in dem Buch gefragt, denn die junge Frau ist eher schüchtern, ruhig und hängt alles daran, nicht aufzufallen. Außer bei Nolan. Immer wieder erscheint sie eher zum Unterricht, um mit ihm über die neusten Serien zu sprechen und seine T-Shirts, welche meist Sprüche aus Serien aufgedruckt haben, zu begutachten. Doch auch wenn Everly relativ offen mit ihm umgeht, erzählt sie ihm nicht, wie schwer ihre Vergangenheit eigentlich wirklich ist. Sie verarbeitet diese lediglich in den Texten, welche sie bei ihm abgeben muss. Im Laufe des Buches bemerkt man jedoch eine grundlegende Veränderung in ihrem Wesen. Sie wird deutlich offener und teilt mit Nolan ihre Geschichte, was natürlich auch eine positive Auswirkung auf ihn und Everlys Freunde hat.
Nolan wird als Leiter der Schreibwerkstatt vorgestellt, doch gleich merkt man eine grundlegende Verschiedenheit zu den anderen Dozenten der Universität. Das Zitat „Er behandelte seine Studenten nicht von oben herab, sondern wie Freunde, mit denen er seine größte Leidenschaft teilen wollte“ (S. 14) zeigt seine lockere und freundliche Art mit seinen Schülern umzugehen. Von Everly wird er stets als offener junger Mann bezeichnet, der ihre Leidenschaft für Bücher und Serien teilt. Doch im Laufe des Buches erfährt man, dass auch er ein dunkles Geheimnis hütet und ungern mit anderen Leuten darüber spricht. Durch Everlys Offenheit bekommt er jedoch nach und nach das Gefühl, dass es an der Zeit wäre die Heimlichkeit aufzugeben.
Immer wieder kommt es zu Momenten, in denen man deutlich bemerkt, dass Nolan und Everly nicht in einem normalen Schüler-Lehrer-Verhältnis stehen. Bereits in den ersten Seiten wird deutlich, was Beide für die Beziehung tun. Nolan ruft extra seine Mutter an, um ihr eine leckere heiße Schokolade mitzubringen. Dass dies nicht für ein normales Verhältnis steht, bemerkt sogar Nolan selber: „Professionell ist nicht, meine Mom frühmorgens anzurufen, nur damit sie mir das Rezept für ihre heiße Schokolade diktieren kann.“ (S. 128) Und auch Everly hat nach und nach das Gefühl, dass es nicht gewöhnlich ist, ihrem Dozenten von ihren tiefsten Gefühlen zu erzählen. „Ich hatte gewusst, dass es ein Risiko war, meine Vergangenheit in diesen Texten zu verarbeiten. Doch so zu tun, als hätte ich mir die Dinge ausgedacht, war etwas vollkommen anderes, als tatsächlich darüber zu sprechen. Nolan und ich hatten uns bereits Persönliches erzählt, und wenn es einen Menschen auf dieser Welt gab, mit dem ich mein größtes Geheimnis teilen wollte, dann war es er.“ (S. 128) Doch bereits von der ersten Seite an haben Everly und Nolan eine Grenze überschritten und zur Normalität zurückkehren konnten sie nicht. Im Laufe des Buches teilen sie zu viele persönliche Dinge miteinander, was dazuführt, dass ein normales Verhältnis gestört wäre.
So kommt es auch dazu, dass der jeweils Andere immer mehr in die Familiengeschichte hineingezogen wird und somit sich kein Ausweg mehr aus dieser heiklen Situation findet.
Mit „Hope Again“ hat Mona Kasten einen wundervollen vierten Teil der „Again“-Reihe geschaffen, der unmittelbar in seinem Schreibstil an den vorherigen Teil „Feel Again“ anknüpft, sich aber dennoch einen eigenen Namen schafft. Uns begegnen alte Bekannte wieder, aber auch neue Persönlichkeiten finden Platz in Woodshill. Was interessant an diesem Teil zu betrachten ist, ist, dass Mona Kasten Probleme einbezieht, die immer mehr Präsenz in der Gesellschaft erlangen. Häusliche Gewalt, Paranoia und Depressionen sind keine Einzelfälle, weshalb Mona Kasten keine Scheu besitzt, diese Themen in ihrem Werk anzusprechen.
Das ganze Buch über wird man von einem Motiv begleitet: Die Wünsche von Nolan und Everly. Sowohl für Everly, als auch für die Leser ist letztendlich der Wunsch von einer wunderschönen Geschichte in Erfüllung gegangen.
„Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass ich mir nichts wünsche“, flüsterte ich und kuschelte mich enger an ihn. „Weil ich genau da bin, wo ich sein möchte.“ (S. 314)