Die Welt in nicht allzu ferner Zukunft: drei Kriege und ein Virus haben die Menschheit nahezu dem Untergang geweiht und das Überleben ist hart. Zwischen dem Wasteland, bei dessen Betreten man dem tödlichen Virus zum Opfer fällt und den Trümmern der alten Welt gibt es den handgebunden Markt. Hier werden Waren und Medikamente zum Tausch angeboten und auch reisende werden hier immer wieder fündig. Auch Laylay und ihr Vater, der Doc, gehören zu den Reisenden und auch sie besuchen regelmäßig den handgebunden Markt, denn Laylay benötigt ein Medikament. Bei einem ihrer Besuche wird sie gebeten, einen jungen Mann des Marktes, Zeeto, im Wasteland aufzuspüren, denn sie hat eine Gabe: sie ist immun gegen den Virus. Laylay findet ihn, doch nicht nur ihn.
Meine Meinung
Ich liebe Dystopien, auch wenn ich sie immer wieder äußerst erschreckend finde, haben sie doch eine magische Wirkung auf mich und machen mich neugierig.
Auch Wastland von Judith und Christian Vogt sprach mich gleich an und ich war sehr gespannt darauf, welche Welt die beiden Autoren hier entworfen haben.
Der Schreibstil ist durchaus ungewöhnlich, denn die Autoren passen sich beim Erzählen durchaus ihren Charakteren an. So wechseln sich gendergerechte Sprache mit Gossensprache, Umgangssprache und und einer etwas seltsam amutende Sprache ab, bei der, dem die Stimme gehört, versucht, Wörter unseres täglichen Sprachgebrauchs zu verwenden, ohne wirklich zu wissen, was er da sagt. Wer sich darauf einlassen kann, bekommt hier durchaus eine ganz gut gelungene Dystopie.
Der Weltentwurf ist finster, verloren, beinahe schon hoffnungslos. Verseuchtes Land, zerstörte Häuser, Überlebenskampf wohin man schaut. Auch die Mensche haben sich, wieder einmal gespaten, auf der einen Seite stehen die Hopers, die die auch heute noch glauben, dass nicht alles verloren ist. Auf der anderen Seite stehen die Brokes, für die Drogen und andere unterdrücken zur Tagesordnung gehören. Durch ein Abkommen gelingt es ihnen, nebeneinander zu existieren, doch das sorgt auch immer wieder für Konflikte.
Über weite Teile fand ich es recht spannend, zu sehen, wie die Menschen miteinander umgehen und wie sie versuchen, zu überleben, ohne die Hoffnung zu verlieren. Hin und wieder gab es Momente, die ein wenig zu langatmig wurden, doch insgesamt konnten die Autoren mich an ihre Geschichte fesseln. Hier wird wirklich unheimlich viel reingepackt, was ich teilweise sehr real fand, z. B. die Depressionen eines der Charaktere, anderes fand ich dann eher unglaubwürdig. Alles in allem wirkte aber die Atmosphäre authentisch und oftmals sehr beklemmend und bedrückend. Ob ich in dieser Welt ein Hoper wäre? Ich kann es nicht beantworten.
Kommen wir zu den Charakteren, die abwechslungsreich und interessant waren. Mit vielen Facetten und unterschiedlichsten Entwicklungen ausgestattet, sorgen sie dafür, dass man mehr über sie in Erfahrung bringen möchte. Zeeto und Laylay, die Protagonisten der Geschichte, waren glaubhaft und wuchsen mir, trotz ihrer absoluten Unterschiedlichkeit, schnell ans Herz. Zeeto, der an einer bipolaren Störung leidet, fand ich absolut gelungen und seine mal depressiven, mal manischen Phasen sehr gut umgesetzt. Laylay bietet Stoff zum Nachdenken und ist tough und durchsetzungsstark, hat aber auch Geheimnisse.
Die dritte Perspektive bietet Root, einem der Brokes, durch den man nahezu spürt, wie verrückt so manch einer in dieser Welt wird und dessen Gedanken mich teilweise abgestoßen, teilweise echt fasziniert haben.
Natürlich finden sich hier auch noch viele weitere Charaktere, die mal schockieren, mal berühren, mal nachdenklich machen. Vielleicht ein bisschen zu viel des Guten, aber doch wieder genau das, was die Geschichte wieder besonders werden lässt.
Mein Fazit
Düstere, hoffnungslose Atmosphäre und facettenreiche Charaktere bringen ganz viel Leben in diese Geschichte. Mal brutal, mal verrückt, mal durchaus mit humorvollen Momente und vor allem die gendergerechte Sprache, die hier völlig natürlich eingebaut wird, lassen diese Buch zu etwas besonderem werden, was mir im großen und ganzen gut gefallen hat. Mit Wasteland haben Judith und Christian Vogt eine, zum großen Teil, beängstigende Zukunft beschrieben, von der ich hoffe, das sie so nicht eintreffen wird.