Profilbild von ojosefine

ojosefine

Lesejury Profi
offline

ojosefine ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit ojosefine über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.02.2019

Hier kommt die Krähe

Blinde Rache
2

Mara Billinski ist zurück in Frankfurt, ihrem Heimatort. Das passt ihrem Vorgesetzten, dem Leiter der Mordkommission, gar nicht, genauso wenig ihren Kollegen, für die sie nur die "Krähe" ist, wegen ihrer ...

Mara Billinski ist zurück in Frankfurt, ihrem Heimatort. Das passt ihrem Vorgesetzten, dem Leiter der Mordkommission, gar nicht, genauso wenig ihren Kollegen, für die sie nur die "Krähe" ist, wegen ihrer schwarzen Haare, der Tattoos und der schwarzen Klamotten. Mara wird geschnitten und soll sich aus den Ermittlungen heraushalten, die aktuell eine Reihe von äußerst brutalen Morden im Milieu betreffen.

Mit der Kommissarin Mara Billinski hat der Autor eine interessante Figur erschaffen, eine Außenseiterin, die sich als zäh und beharrlich erweist, zugleich als misstrauisch, schroff und zu gefährlichen Alleingängen neigend, dabei hat sie auch durchaus eine mitfühlende und verletzliche Seite. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Verhältnis zu ihren Kollegen entwickelt, aber auch die gestörte Beziehung zu ihrem Vater.
Wie die drei Morde zusammenhängen, bleibt lange unklar und der Leser kann nur Vermutungen anstellen. Spannung herrscht bis zum Schluss.

Fazit: Ein vielversprechender Auftakt zu einer neuen Reihe um eine besondere Ermittlerin, auf die in einer Stadt wie Frankfurt wohl noch einige Fälle warten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 05.02.2019

Kiki und die Gronk oder Irgendetwas Komisches in Sektor 12

Eiswelt
0

Bin ich froh, dass der Autor aus seiner Schreibblockade herausgefunden hat! Eiswelt hat mir sehr gut gefallen. Schon zu Beginn, als der "Held" Charlie mit "Help yourself" von Tom Jones, gezupft auf der ...

Bin ich froh, dass der Autor aus seiner Schreibblockade herausgefunden hat! Eiswelt hat mir sehr gut gefallen. Schon zu Beginn, als der "Held" Charlie mit "Help yourself" von Tom Jones, gezupft auf der Bozouki, im Zug durch das winterliche Wales reist, zeigt sich der besondere Humor von Herrn Fforde, und es ist klar, dass dies nicht der einzige komische Moment bleiben wird. Wenn man sich erst einmal mit den vielen Namen vertraut gemacht hat, kann man sich ganz auf die rasante Handlung einlassen. Ich hätte am liebsten das Buch nicht mehr aus der Hand gelegt, aber bei dem Umfang geht es natürlich nicht ohne Lesepausen.

Veröffentlicht am 05.01.2020

Europäische Geschichte - eine griechische Tragödie

Athen, Paradiesstraße
0

Bis vor Kurzem hatte ich wenig Ahnung über die neuere Geschichte Griechenlands. Gerade einmal die bis in die Siebzigerjahre andauernde Militärdiktatur, "die Junta", war mir ein Begriff. Über die Jahrzehnte ...

Bis vor Kurzem hatte ich wenig Ahnung über die neuere Geschichte Griechenlands. Gerade einmal die bis in die Siebzigerjahre andauernde Militärdiktatur, "die Junta", war mir ein Begriff. Über die Jahrzehnte zuvor, die Bürgerkriegsjahre und die Rolle Griechenlands während des Zweiten Weltkriegs bzw. die politischen Kräfte und ausländischen Interessen, die die griechische Gesellschaft geprägt haben, wusste ich bisher nichts.

Die Familientragödie, die Sofka Zinovieff in ihrem Roman entwirft, wäre undenkbar ohne den geschichtlichen Hintergrund (zu dem sich übrigens im Anhang ein kurzer Abriss findet).
Penelope hat ihren dreijährigen Sohn bei ihrer Familie zurückgelassen, als sie gewungen war aus Griechenland nach Russland ins Exil zu flüchten. Als ihr Sohn, inzwischen selbst Vater von zwei Kindern, bei einem Autounfall umkommt, kehrt sie nach Athen zurück und stellt sich der Vergangenheit. Ihre englische Schwiegertochter Maud stellt nach dem Tod ihres Mannes fest, wie wenig sie über ihn und seine Familie weiß, und beginnt Nachforschungen anzustellen.
Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive von Maud und Penelope. Dadurch eröffnen sich dem Leser nicht nur die Sichtweisen der beiden Frauen, sondern indirekt auch die anderer handelnden Personen, wie Penelopes Eltern und Mauds Kinder. Und dies macht für mich den großen Unterschied aus zu einem anderen Roman, dessen Geschichte auf derselben Periode der griechischen Geschichte fußt, "Die Verlobte des Achilles" von Alki Zei, bei dem, nicht weniger berührend und mitreißend, alle Geschehnisse aus dem Blickwinkel der Hauptperson geschildert werden.

"Athen, Paradiesstraße " war eine Lektüre, die noch lange nachwirkt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.11.2019

Ein phantastisches Leseerlebnis

Die Hohen Berge Portugals
0

"Lissabon, Anfang des 20. Jahrhunderts: In einem sogenannten Automobil begibt sich der junge Tomás auf eine abenteuerliche Expedition in die Hohen Berge Portugals. Ein tragikomischer Roadtrip beginnt - ...

"Lissabon, Anfang des 20. Jahrhunderts: In einem sogenannten Automobil begibt sich der junge Tomás auf eine abenteuerliche Expedition in die Hohen Berge Portugals. Ein tragikomischer Roadtrip beginnt - der ein unvorhergesehenes Ende nehmen soll. Doch das ist erst der Anfang einer phantastischen Geschichte, die die einsame Gegend noch Jahrzehnte später umweht wie ein tragischer Zauber. " so der Klappentext.

Lange war mir nicht klar, wohin die Reise gehen soll, die so rasant in Lissabon beginnt.
Was hat es zum Beispiel auf sich mit dem iberischen Nashorn?
Vor allem im Mittelteil hatte ich so meine Zweifel. Umso überraschender war dann der dritte Teil, in dem plötzlich alles rund wird.
Ein phantastisches Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 11.09.2019

"Ich will euch eine Geschichte erzählen, keine von denen, die ihr kennt, eine ganz andere..."

Der Aufruhr um den Junker Ernst
0

Jakob Wassermann (1873-1934) ist einer der unzähligen verbrannten Autoren. Er war ein deutsch-jüdischer Schriftsteller und zählte zu den produktivsten und populärsten Erzählern seiner Zeit.

Als Jakob ...

Jakob Wassermann (1873-1934) ist einer der unzähligen verbrannten Autoren. Er war ein deutsch-jüdischer Schriftsteller und zählte zu den produktivsten und populärsten Erzählern seiner Zeit.

Als Jakob Wassermann mit seinem Hauptwerk "Der Fall Maurizius" nicht so recht vorankam, legte er die Arbeit daran beiseite und begann mit der Novelle "Der Aufruhr um den Junker Ernst". Sie spielt im Fränkischen, seiner Heimat, in der dunklen Zeit der Inquisition und Hexenverbrennungen, und sie beschreibt, wie lähmend der Terror der Inquisitoren auf die damalige Gesellschaft wirkt und wie die Menschen aus allen Gesellschaftsschichten in Angst und Schrecken leben.
Die Geschichte des Junker Ernst nimmt ein gutes Ende, das lässt hoffen, auch über die vergangene Zeit hinaus.