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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2020

Ein Krimi zum Wohlfühlen

Der Gin des Lebens
1

Cathy findet im Garten ihres Bed & Breakfast einen toten Obdachlosen. Bene bekommt eine Absage bei einem Heiratsantrag und reist auf den Spuren seines Vaters nach Plymouth. Zusammen machen sie sich auf ...

Cathy findet im Garten ihres Bed & Breakfast einen toten Obdachlosen. Bene bekommt eine Absage bei einem Heiratsantrag und reist auf den Spuren seines Vaters nach Plymouth. Zusammen machen sie sich auf die Suche nach dem perfekten Gin und kommen sich näher; aber irgendjemand scheint etwas gegen ihre Suche zu haben.

Der Gin des Lebens wird als Kriminalroman deklariert, aber die eigentliche Krimihandlung ist sehr dünn und Spannung kam für mich nicht auf. Da könnte man meinen, der Roman ist ein Flop: Das ist er jedoch auf gar keinen Fall. Das Gesamtpaket hat mir sehr gut gefallen. Das liegt zum ersten an der Atmosphäre, die der Autor schafft: In jedem Moment des Romans habe ich mich wohlgefühlt; da ist nichts zu merken von Regen und Nebel, die wohl die meisten mit England in Verbindung bringen. Der zweite, sehr gelungene Aspekt im Roman ist das Fachwissen über Gin, das, sehr wichtig!, nicht oberlehrerhaft an den Leser gebracht wird. Ganz nebenbei habe ich viel über Gin erfahren; sehr gut gemacht!

Der Roman lebt außerdem von der Liebenswürdigkeit der beiden Protagonisten Cathy und Bene, sowie von der Skurrilität der Nebenfiguren. Da verwandelt sich Cathys Bruder Matt nach zuviel Alkohol in Sir Francis Drake und kann nur durch das "Verrückte Fische-Spiel" wieder in die Realität geholt werden. Meine Lieblingsfigur ist allerdings Eudora, die mit über 80 nach Guernsey schwimmen will und nachdem der erste Versuch scheitert, für den zweiten Versuch einen Sponsor findet. Sehr sehr witzig!

Der Gin des Lebens ist kein spannender Pageturner, aber ein amüsanter Roman über Gin und seine Folgen. Eine kleine Romanze gibt es natürlich auch. Wer sich für diesen Mix begeistern kann, sollte unbedingt zugreifen. Ich kann den Roman auf jeden Fall empfehlen.

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Veröffentlicht am 27.02.2020

Gelungener Auftakt

Mord auf Vlieland
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Auf den Dünen Vlielands wird ein Toter gefunden. Der Hotelier Vincent Bakker war nicht so beliebt wie zunächst angenommen. Griet Gerritsen, die selber auf Bewährung und unter Beobachtung ihres Vorgesetzten ...

Auf den Dünen Vlielands wird ein Toter gefunden. Der Hotelier Vincent Bakker war nicht so beliebt wie zunächst angenommen. Griet Gerritsen, die selber auf Bewährung und unter Beobachtung ihres Vorgesetzten steht, ermittelt zusammen mit den beiden Außenseitern der Dienststelle in ihrem ersten Fall, bei dem es mehr als ein Opfer gibt.

Eine neue Krimiserie, die im schönen Nachbarland, den Niederlanden spielt. Das habe ich auf jeder Seite gemerkt, da immer wieder Fremdwörter auftauchen, die meinen Lesefluss aber nicht gestört haben. Sie schaffen eine gute Atmosphäre und unterstreichen die Aspekte des Regionalkrimis.

Der Kriminalfall: Nichts Neues. Der Täter: Obwohl sich Jan Jacobs alle Mühe macht, den Verdacht von links nach rechts zu schieben; als geübter Krimileser kann man die Lösung trotzdem recht früh erahnen.

Trotzdem hat es der Autor geschafft, einen guten Start in eine Krimiserie hinzulegen. Wie hat er das gemacht? Ganz einfach: Er hat Menschen erschaffen! Da kann sich mancher Krimiautor eine große Scheibe abschneiden. Die Ermittler Griet, Pieter und Noemi sind Menschen wie wir. Sie haben Vergangenheit, Gegenwart und hoffentlich auch eine Zukunft für die Krimiwelt. Sie sind nicht perfekt, schießen übers Ziel hinaus und sie essen zuviel...) Das sind Menschen, mit denen ich einen Kaffee trinken möchte; die nicht als Super-Woman oder Superman daherkommen oder in einer Depression versinken und trotzdem den Fall mit links lösen. Sehr gut gemacht.

Gutes Personal und eine sehr angenehme Atmosphäre haben den Krimi für mich zu einem schönen Leseerlebnis werden lassen und ich freue mich auf die nächsten Ermittlungen in den Niederlanden.

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Veröffentlicht am 09.02.2020

Rasanter als der erste Teil

Das Ritual des Wassers
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Inspector Ayala, der Kraken, erholt sich noch von seiner schweren Verletzung, als seine Jugendliebe Annabel tot aufgefunden wird. Wieder müssen Esti und Unai eine Reise in die Vergangenheit antreten, dabei ...

Inspector Ayala, der Kraken, erholt sich noch von seiner schweren Verletzung, als seine Jugendliebe Annabel tot aufgefunden wird. Wieder müssen Esti und Unai eine Reise in die Vergangenheit antreten, dabei geht es diesmal um Krakens eigene Vergangenheit.

Während der erste Band am Anfang ein wenig behäbig daherkam, startet dieser zweite Teil der Trilogie sehr rasant. Das hat die Autorin diesmal definitiv besser gemacht. Überhaupt: Die Fortsetzung hat mir insgesamt noch besser gefallen; vielleicht liegt es daran, dass ich die Namen sofort verbinden konnte, da hatte ich im ersten Teil etwas Schwierigkeiten. Auf das Wiedersehen mit Krakens Bruder und Großvater hatte ich mich sehr gefreut und da wurde ich auch nicht enttäuscht. Eva Garcia Saenz entwickelt mit ihrer Sprache eine Atmosphäre, die mich begeistert. Die beiden Handlungsstränge, die parallel aufeinander zu laufen sind schlüssig und durchgehend spannend entwickelt. Auch das Legen falscher Spuren ist für mich sehr gelungen.

Vieles hat die Autorin richtig gemacht, aber leider nicht alles. Das Finale ist mir zu sehr Kopie und das Ende doch eine Spur zu weichgespült. Vielleicht gelingt es der Autorin im dritten Band, da etwas Abwechslung reinzubringen. Trotz des Abzugs freue ich mich auf den dritten Teil.

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Veröffentlicht am 23.01.2020

Gutes Verbindungsstück

1794
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Jean Michael Cardell hat durch den Tod von Cecil Winge den Halt verloren, bis er von einer verzweifelten Mutter den Auftrag erhält, den Tod ihrer Tochter zu untersuchen. Zusammen mit Cecils jüngerem Bruder ...

Jean Michael Cardell hat durch den Tod von Cecil Winge den Halt verloren, bis er von einer verzweifelten Mutter den Auftrag erhält, den Tod ihrer Tochter zu untersuchen. Zusammen mit Cecils jüngerem Bruder Emil taucht er wieder in die Abgründe Stockholms ein.

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie begeistert ich von 1793 war, und ich habe mich auf die Fortsetzung sehr gefreut. Mit den ersten Seiten war ich wieder im Stockholm der 1790er Jahre. Der Autor kann erzählen, der Roman entwickelt eine Sogwirkung, der ich mich nicht entziehen konnte. Wieder wird ein Bild in vier Jahreszeiten entworfen, bei dem ich lieber wegschauen möchte; wieder wird brutal, drastisch und blutig erzählt. Bekannte Personen tauchen auf, und sie sind immer noch Gefangene ihrer Zeit. Wieder ganz großes Kino. Da verzeihe ich Niklas Natt och Dag, dass der Kriminalfall sehr sehr dünn ist. Aber um den geht es auch nicht wirklich.

Vielmehr geht es auf der einen Seite um die Entwicklung des Ermittlers Cardell und auf der anderen Seite um das personifizierte Böse. Wie der Autor im Interview verrät, wird die Geschichte im dritten Band weitererzählt und nur so ergibt dieser zweite Band und sein offenes Ende einen Sinn, als Mittelteil einer Trilogie. Denn hier bleibt die Charakterisierung des Oberschurken oberflächlich und ich hoffe zum einen, dass das im dritten Band besser wird und zum anderen, dass das Schicksal von Anna Stina zu einem versöhnlichen Ende erzählt wird.

Für Leser geeignet, die den ersten Teil gelesen und wie ich geliebt haben und die mit einem würdigen Trilogie-Abschluss rechnen.

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Veröffentlicht am 06.01.2020

Ungewöhnlich, vorhersehbar, gut

Der Fund
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Die Verkäuferin Rita Dalek findet in einem Bananenkarton einige Päckchen Kokain. Statt den Fund zu melden, nimmt sie die Drogen mit und träumt von einem neuen Leben. Leider sind ein paar Albaner auf der ...

Die Verkäuferin Rita Dalek findet in einem Bananenkarton einige Päckchen Kokain. Statt den Fund zu melden, nimmt sie die Drogen mit und träumt von einem neuen Leben. Leider sind ein paar Albaner auf der Suche nach ihrem Eigentum und Rita Dalek wird tot aufgefunden. Ein Polizist begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit, denn in den Fall sind auch ein Milliardär, ein Staatsanwalt, ein Zahnarzt und die todkranke Nachbarin der Verkäuferin verwickelt.

Ungewöhnlich; das ist das erste, das mir einfällt, wenn ich den Thriller in einem Wort zusammenfassen müsste. Obwohl in meinen Augen Thriller die falsche Bezeichnung ist. Krimi oder Krimidrama trifft es eher. Der Fund war mein erster Aichner, daher kann ich keine Vergleiche zu anderen Werken ziehen, aber der Aufbau des Krimis ist durchaus ungewöhnlich. Am Anfang steht die Tatsache, dass Rita Dalek tot ist und ich bekomme die Geschichte in kleinen Happen serviert. Dazwischen immer Gespräche des Polizisten, der namenlos bleibt, mit dem Personenkreis, der in die ganze Geschichte involviert war. Ungewöhnlich, aber sehr klug gemacht. In der ersten Hälfte habe ich manches Mal gedacht, ich bin schlauer als das gesamte Personal; aber glauben darf man hier keinem.

Ab der zweiten Hälfte ändert sich das und das Ganze wird ziemlich durchschaubar und vorhersehbar. Trotzdem war ich sehr gut und spannend unterhalten, auch wenn das Ende ein bisschen weichgespült und aufgesetzt wirkt. Das führt für mich am Ende doch zum Punktabzug.

Gute Krimiunterhaltung und für mich ein neuer Autor, den ich weiter kennenlernen möchte.

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