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Veröffentlicht am 15.12.2016

Abenteuer im mittelalterlichen Salzburg

Das Buch der Finsternis
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Dies war mein erster Jugendroman von Richard Dübell, den ich aber weitgehend auch Erwachsenen empfehlen kann.
Wir begleiten den 13jährigen Quirin, der im Salzburg des Jahres 1486 als Gehilfe eines Buchdruckers ...

Dies war mein erster Jugendroman von Richard Dübell, den ich aber weitgehend auch Erwachsenen empfehlen kann.
Wir begleiten den 13jährigen Quirin, der im Salzburg des Jahres 1486 als Gehilfe eines Buchdruckers arbeiten muss, um damit die Lehre seines älteren Bruders zu finanzieren.
Sein bisher so eintöniges Leben wird plötzlich aus der Bahn geworfen als sein Meister ihm während eines Aufenthalts im Kloster Admont ein Buch zuspielt, das von einem tödlichen Geheimnis umrankt ist.
Gemeinsam mit der 14jährigen Anna, die einiges Negatives über den Abt des Klosters sowie den die Gegend regierenden Burggrafen zu erzählen weiß, begibt er sich auf eine abenteuerliche und gefährliche Reise nach Salzburg, mit dem Ziel, das seltsame Buch dem Erzbischof zu übergeben.
Währenddessen muss er sich immer wieder die Frage stellen, auf welcher Seite die Menschen, denen er unterwegs begegnet, eigentlich stehen.

Ich konnte mich sehr gut in Quirin hineinversetzen und mit ihm mitfiebern. Dabei ist es auch schön zu beobachten, wie sich seine Persönlichkeit weiterentwickelt und der zu Beginn sehr unsichere Junge, welcher sich nur als Figur in den Plänen anderer Menschen fühlt, beschließt, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und nach und nach immer mehr Selbstvertrauen erwirbt.

Die Geschichte wird flott erzählt mit vielen Spannungsmomenten und überraschenden Wendungen, einiges ist nicht so wie es zuerst scheint. So ist dies kein reiner Abenteuerroman, der Inhalt geht teilweise mehr in die Tiefe und zeigt beispielsweise, dass man sich nicht nur vom äußeren Eindruck leiten lassen sollte.
Zwar enthält die Handlung doch ein paar Ungereimtheiten, über diese kann aber großteils hinweggesehen werden.

Weiters ist die Darstellung des historischen Hintergrundes sehr gelungen. Sie erweckt die Vergangenheit zum Leben und kommt dabei ohne langatmige Erklärungen und allzu detaillierte Informationen aus.

Veröffentlicht am 15.12.2016

Episoden aus der Salzburger Geschichte

Salzburger Schicksalsorte
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Dieses Buch versammelt 27 Beiträge, die zwischen 2011 und 2014 in den „Salzburger Nachrichten“ unter dem Titel „Salzburger Schicksalsorte“ erschienen sind.
Die zwei bis vier Seiten langen Kapitel werfen ...

Dieses Buch versammelt 27 Beiträge, die zwischen 2011 und 2014 in den „Salzburger Nachrichten“ unter dem Titel „Salzburger Schicksalsorte“ erschienen sind.
Die zwei bis vier Seiten langen Kapitel werfen jeweils einen kurzen Blick auf interessante Begebenheiten aus der Geschichte des Bundeslandes Salzburg. Sie erzählen beispielsweise vom Bau des Almkanals, dem Zauberer-Jackl-Prozess, Salzleckern in Schwarzach, Desserteuren in Weng oder der Brandkatastrophe bei der Kapruner Gletscherbahn.

Man merkt den Texten ihre journalistische Herkunft an, es geht weniger um die Darstellung historischer Hintergründe, vielmehr stehen Erlebnisse und Schicksale einzelner Personen im Mittelpunkt. Dazu tragen Gespräche mit Zeitzeugen oder Leuten, die näher über das jeweilige Thema geforscht haben (und für deren darüber verfasste Veröffentlichungen dann auch gleich geworben wird) bei.

Natürlich hatte nicht jeder der hier erwähnten Orte einen riesengroßen Einfluss auf das Schicksal des Landes, die diversen Episoden bieten aber vielfältige und lebendige Einblicke in die Vergangenheit und machen auch auf manche unscheinbaren, beinahe in Vergessenheit geratenen Ereignisse aufmerksam, die dennoch eine weitreichendere Bedeutung entfalten sollten oder sich gut zur Illustration früherer Lebenswelten eignen.

Veröffentlicht am 04.12.2016

Füllhorn spannender Überlegungen

Eine kurze Geschichte der Menschheit
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Yuval Noah Harari gibt hier einen breit angelegten Überblick über die Geschichte des Menschen – von unseren Anfängen als eine zunächst noch relativ unauffällige Affenart in der afrikanischen Savanne bis ...

Yuval Noah Harari gibt hier einen breit angelegten Überblick über die Geschichte des Menschen – von unseren Anfängen als eine zunächst noch relativ unauffällige Affenart in der afrikanischen Savanne bis zum 21. Jahrhundert, wo wir an der Schwelle zu Neuerungen stehen, die das gesamte Wesen unserer Spezies grundlegend verändern könnten.

Er verliert sich dabei nicht in Details, sondern es geht ihm darum, die großen Zusammenhänge und Entwicklungslinien aufzuzeigen, insbesondere hinsichtlich der bedeutenden Revolutionen, die unsere Vergangenheit prägten – etwa der kognitive Sprung nach vorn, welcher die Menschen erst zu dem machte, was sie heute sind, für dessen Ursache es aber eine Reihe verschiedener Theorien gibt, die Entstehung der Landwirtschaft, die auf den ersten Blick ein großartiger Fortschritt zu sein scheint, in Wirklichkeit aber viel Leid für Mensch und Tier verursacht hat oder der Aufschwung der Wissenschaften zu Beginn der Neuzeit, der im Verbund mit der industriellen Revolution zu einer tiefgreifenden Änderung unseres Alltags sowie zur ersten globalen Kultur der Geschichte führte.

Bei all den Ausführungen und Erklärungsansätzen wird immer ein besonderes Augenmerk auf das Innenleben des Menschen gelegt, darauf, welch bedeutende Umwälzungen es oftmals zur Folge hatte, wenn neue Gedanken oder Einstellungen sich in einer Gesellschaft durchsetzten.
Dabei entsteht eine interessante Sichtweise auf viele Fragestellungen und es werden eine Reihe spannender Denkansätze vorgestellt.
Beispielsweise versucht der Autor zu erklären, wie die ursprüngliche Untergliederung in einzelne Stämme mit jeweils einer Hand voll Mitgliedern von Staaten mit Tausenden oder Millionen Untertanen abgelöst werden konnte oder wieso es gerade den Europäern nach dem Jahr 1500 gelang, große Teile der Welt zu kolonialisieren und ihre Lebensweise über den ganzen Erdball zu verbreiten, und vieles andere mehr. Sogar die Frage, wie ein glückliches Leben gelingen kann und ob die Menschen im Lauf der Geschichte tatsächlich, wie manche Fortschrittsgläubigen vermuten, immer glücklicher geworden sind, wird nicht ausgespart.

Manche Aussage, wie etwa dass Menschenrechte und Staaten Fiktionen seien oder dass es sich beim Kapitalismus und beim liberalen Humanismus auch nur um eine Art von Religion handle, wird sicher nicht jeder gerne hören, gerade der Mut zu solchen Überlegungen machte die Lektüre für mich aber so interessant.
Sicherlich sollte man beim Lesen im Hinterkopf behalten, dass viele der hier behandelten Themen kontrovers diskutiert werden und man kann dem Autor bisweilen durchaus den Vorwurf machen, dass er relativ unstrittige Tatsachen und bloße Spekulationen nicht immer sorgfältig voneinander abgrenzt.

Doch dies ist eben ein populärwissenschaftliches Buch, dem es aber jedenfalls hervorragend gelingt, auch komplexere Themen allgemein verständlich aufzubereiten und dessen Lektüre durch den flüssigen und amüsanten Schreibstil zum Vergnügen wird.

Veröffentlicht am 04.12.2016

Am Puls der Wissenschaft

Leben
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Nick Lane hat für dieses Buch 10 von ihm als besonders bedeutsam angesehene Errungenschaften der Evolution herausgegriffen – Entstehung des Lebens, DNA, Photosynthese, komplexe Zellen, Sex, Bewegung, Sehen, ...

Nick Lane hat für dieses Buch 10 von ihm als besonders bedeutsam angesehene Errungenschaften der Evolution herausgegriffen – Entstehung des Lebens, DNA, Photosynthese, komplexe Zellen, Sex, Bewegung, Sehen, Warmblütigkeit, Bewusstsein, Tod – und beschreibt, wie sich die aktuelle Wissenschaft ihr Auftreten erklärt.

Er stellt dabei eine Reihe interessanter Theorien vor, erläutert, was für und gegen sie spricht, setzt sich mit der von ihm Favorisierten jeweils ausführlicher auseinander, versäumt aber auch nicht darauf hinzuweisen, dass es sich bei alldem lediglich um den derzeitigen Stand der Dinge handelt und die Problemstellungen durch eine neue Idee bald wieder in einem anderen Licht erscheinen könnten.

Dies ist sicher kein Buch, das man flott nebenbei lesen kann. Es ist jedenfalls die Bereitschaft, sich tief in die Materie hineinzudenken und über das Gelesenen nachzudenken von Nöten – und selbst dann wird man ohne gewisse naturwissenschaftliche Vorkenntnisse wohl nicht sämtliche Details nachvollziehen können, vor allem die Kapitel über die Entstehung des Lebens und die Photosynthese behandeln doch einige kompliziertere chemische Prozesse.

Nichtsdestotrotz ist die Lektüre lohnend, bekommt man hier doch einen guten Einblick in die Praxis der wissenschaftlichen Arbeit, darin, wie Forscher auf den Leistungen ihrer Vorgänger aufbauen, wie alte und neue Modelle immer wieder diskutiert und im Lichte neuer Erkenntnisse modifiziert oder verworfen werden.
Vor allem zeigt sich dabei auch, wie viel – allen Unkenrufen von Kreationisten zum Trotz – die Evolutionsbiologie bereits zu erklären in der Lage ist
.
Fazit: Dieses Werk eignet sich für jeden, der an einer tiefschürfenden Betrachtung von biologischen Phänomenen interessiert ist. Für einen ersten Einstieg in das Thema Evolution würde ich allerdings andere Bücher empfehlen.

Veröffentlicht am 04.12.2016

Sachensucherin Sandra

Coffeeshop
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Im Mittelpunkt dieses hinreißend komischen Romans steht die Sachensucherin Sandra, die neben einem ungewöhnlichen Job, der viel Kreativität und Einsatzfreude erfordert, auch über einen interessanten Freundeskreis ...

Im Mittelpunkt dieses hinreißend komischen Romans steht die Sachensucherin Sandra, die neben einem ungewöhnlichen Job, der viel Kreativität und Einsatzfreude erfordert, auch über einen interessanten Freundeskreis verfügt. Ihr liebster Aufenthaltsort ist der von einem ihrer besten Freunde betriebene „Coffeeshop“, wo sie nicht nur ihre Kunden empfängt, sondern sich auch von all den kleinen und großen Katastrophen in ihrem Leben erholt.

Da Sandra in Ich-Perspektive erzählt, kann man sich ganz besonders gut in sie einfühlen und an ihren Erlebnissen teilhaben. Obwohl die Handlung an sich eher seicht ist, möchte man doch immer wieder wissen, wie es weitergeht und was als nächstes passieren wird.

Natürlich wird hier vieles sehr überzeichnet und teilweise klischeehaft dargestellt und es ist schon ziemlich unrealistisch, in wie viele absurde Situationen die Protagonistin innerhalb von nur 300 Seiten gerät.

Doch das tut dem Lesespaß keinen Abbruch, zu dem auch die gelungene Aufmachung dieses Werkes beiträgt. So sorgen die öfters eingefügten Facebook-Beiträge von Sandras „im Kopf drinnen blonder“ Freundin Klaudi für einige Lebendigkeit und die einschließlich Rezepten abgedruckten Tagesgerichte des Coffeeshop, die immer einen gewissen Zusammenhang mit der Handlung haben, deuten auf die liebevolle Gestaltung hin.

Sicherlich kann man hier keine Weltliteratur erwarten, als amüsante Lektüre für zwischendurch eignet sich dieses Buch aber hervorragend. Ich würde mich freuen, bald mehr über Sandra und ihre Clique zu lesen.