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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.06.2017

Kurzkrimis ohne besondere Inspiration

Wer mordet schon in Salzburg?
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Die Grundidee hinter diesem Buch fand ich vielversprechend – es soll eine Art Kombination von Krimi und Reiseführer sein. Die Ausführung ist allerdings nicht besonders gut gelungen.
Hier sind elf Kurzkrimis ...

Die Grundidee hinter diesem Buch fand ich vielversprechend – es soll eine Art Kombination von Krimi und Reiseführer sein. Die Ausführung ist allerdings nicht besonders gut gelungen.
Hier sind elf Kurzkrimis versammelt, in denen diverse Sehenswürdigkeiten aus der Stadt und gelegentlich auch aus dem Bundesland Salzburg erwähnt werden. Am Ende jedes Kapitels finden sich dann noch kurze Beschreibungen der entsprechenden Freizeittipps.

Das Einflechten dieser Ausflugsziele in die Geschichten wirkt jedoch öfters ziemlich gezwungen, sie haben bisweilen keine echte Funktion in der Handlung, sondern es denkt zum Beispiel jemand nur so nebenbei daran, dass er seiner Frau versprochen hat, mal wieder nach XY zu fahren.
Auch aus kriminalistischer Sicht ist der Inhalt eher mäßig. Es wird kaum echte Spannung aufgebaut und von ein paar Ausnahmen abgesehen bleiben die Protagonisten eher blass, ich konnte mich nicht wirklich in sie hineinversetzen.
Natürlich muss man bei Kurzgeschichten gewisse Abstriche hinsichtlich einer raffinierten Ausgestaltung der Handlung machten, hier wäre aber definitiv mehr drinnen gewesen.

Veröffentlicht am 18.12.2016

Alles über Österreich?

Total alles über Österreich / The Complete Austria
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Die Grundidee hinter diesem Buch ist ja ganz nett.
In einer Reihe von Infografiken werden diverse Aspekte der österreichischen Kultur und Lebensart präsentiert – manche tatsächlich informativ, manche humorvoll ...

Die Grundidee hinter diesem Buch ist ja ganz nett.
In einer Reihe von Infografiken werden diverse Aspekte der österreichischen Kultur und Lebensart präsentiert – manche tatsächlich informativ, manche humorvoll oder originell, einige aber auch einfach banal.

Sicherlich muss man den Autorinnen ein Lob aussprechen für die Vielfalt der Themen und die teilweise kreative Umsetzung, dennoch war es für mich zu wenig, um dem ganzen Land wirklich gerecht zu werden. Viele Schlaglichter, aber kein größerer Zusammenhang. Außerdem könnten der Bereich Politik, vor allem aber die reichhaltige heimische Tier-und Pflanzenwelt (gerade diese würde sich doch gut für hübsche Bilder eignen) stärker vertreten sein.
Weiters war es etwas gewöhnungsbedürftig, dass der gesamte Text jeweils parallel auf Deutsch und Englisch abgedruckt ist, wobei ich an manchen Stellen auch gewisse Zweifel bezüglich der Übersetzung hatte.

Ich möchte dieses Werk aber nicht zu schlecht machen. Es eignet sich wunderbar dazu, zwischendurch immer wieder mal ein bisschen darin herumzublättern. Man versäumt aber eben auch nicht wirklich viel, wenn man es sich nicht zulegt.

Veröffentlicht am 18.12.2016

Mehr Milieustudie als Krimi

Abbey Road Murder Song
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London 1968: Auf einem Müllberg wird die Leiche eines nackten Mädchens gefunden. Detective Breen nimmt gemeinsam mit seinen Kollegen die Ermittlungen auf, die zunächst kaum Ansätze bieten. Dabei muss er ...

London 1968: Auf einem Müllberg wird die Leiche eines nackten Mädchens gefunden. Detective Breen nimmt gemeinsam mit seinen Kollegen die Ermittlungen auf, die zunächst kaum Ansätze bieten. Dabei muss er sich nicht nur mit seinen privaten Problemen nach dem Tod seines Vaters, sondern auch mit neuen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen auseinander setzen.

Die Grundidee dieses Buches ist sicher ganz interessant und es gelingt dem Autor (so vermute ich zumindest) durchaus gut, das Flair der 60er-Jahre einzufangen. Er erzählt unter anderem von Beatles-Fans, die keine Möglichkeit auslassen, ihren Idolen nahe zu sein, den Schwierigkeiten einer jungen Frau, die als weibliche Polizeibeamtin mit einiger Ablehnung zu kämpfen hat, dem Aufeinanderprallen von konservativen Einstellungen und sich wandelnden Moralvorstellungen und Konflikten im fernen Afrika, die auch in England viele Leute bewegen.

Die Charakterisierung als „Kriminalroman“ ist meiner Meinung nach allerdings verfehlt. Die Ermittlungen wirken dilettantisch, kommen über weite Strecken kaum vom Fleck und treten oftmals völlig in den Hintergrund. Erst gegen Ende wird das Tempo etwas erhöht und es soll wohl für ein bisschen „Action“ gesorgt werden, richtige Spannung will aber dennoch nicht aufkommen. Auch wirkt die Auflösung zu konstruiert.

Veröffentlicht am 15.12.2016

Interessantes Thema mit blutleeren Charakteren

Der Ameisenhaufen
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Vera Russwurm, seit Jahrzehnten in verschiedenen Positionen beim Fernsehen tätig, hat hier quasi als Insiderin einen Roman zu diesem Thema verfasst – natürlich mit dem Hinweis, dass Ähnlichkeiten mit lebenden ...

Vera Russwurm, seit Jahrzehnten in verschiedenen Positionen beim Fernsehen tätig, hat hier quasi als Insiderin einen Roman zu diesem Thema verfasst – natürlich mit dem Hinweis, dass Ähnlichkeiten mit lebenden Personen nicht beabsichtigt sind.
Im Mittelpunkt steht die Produktionsfirma „Master-TV“ bzw deren Mitarbeiter, die sich mit einer Reihe von Problemen konfrontiert sehen. Als nach einem Einbruch in das Büro des CEOs Einsparungen vorgenommen werden müssen, werden die Kandidaten für die neue Show „Ameisenhaufen“ aus der eigenen Belegschaft zwangsrekrutiert. Die Gefahr einer öffentlichen Demütigung ist groß, doch als Preis winkt eine Million Euro. Daneben haben sie auch mit beruflichen Schwierigkeiten und privaten Verwicklungen zu kämpfen.

Die Grundidee hinter diesem Buch ist vielversprechend und auch die Protagonisten wären interessant angelegt. Sie haben Geheimnisse zu verbergen, kämpfen um das Sorgerecht für ihre Kinder oder ringen darum, eine alte Liebe vergessen zu können.
Allerdings ist den Figuren zu wenig Leben eingehaucht, sie wirken eher blass und der Erzählstil ist zu unpersönlich. Ich konnte daher nicht wirklich mit ihnen mitfiebern.
Außerdem enthält die Handlung kaum echte Spannung, es tauchen zwar immer wieder irgendwelche Probleme auf, diese lösen sich aber meist mehr oder weniger von selbst und der Schluss ist zu Happy-End-mäßig. Auch die Aufklärung des Kriminalfalls bietet keinen richtigen Überraschungseffekt.
Vielleicht hätte die Geschichte mehr als 200 Seiten gebraucht, um sich richtig entfalten zu können.

Obwohl das Buch einige Einblicke in eine aufregende Branche gewährt, bleibt alles in allem doch nur ein mittelmäßiger Eindruck zurück.

Veröffentlicht am 04.12.2016

Geschichten über Österreich(er)

Nicht auf die Größe kommt es an
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Gregor Auenhammer hat hier (laut Vorwort) „eine Sammlung alltäglicher, aber auch exzentrischer Exkursionen, die Österreich greifbar, nie aber begreifbar macht“ verfasst.
Er berichtet etwa von der Erfindung ...

Gregor Auenhammer hat hier (laut Vorwort) „eine Sammlung alltäglicher, aber auch exzentrischer Exkursionen, die Österreich greifbar, nie aber begreifbar macht“ verfasst.
Er berichtet etwa von der Erfindung des Baguettes, diversen aufsehenerregenden Kunstprojekten, einer „Weltraummission“ in der Wüste Marokkos unter Innsbrucker Leitung, der „letzten Femme fatale“, einer Totenkopfuhr und vielem mehr.

Man kann hier sicherlich einiges Neues und Interessantes über Österreich(er) erfahren.
Wobei es allerdings bisweilen etwas gezwungen wirkt, wenn beispielsweise jemand, dessen Vorfahren aus einem Teil der Ukraine stammen, der damals zur Habsburgermonarchie gehörte, als Österreicher gewertet wird, und ähnliches. Auch sonst ist der Zusammenhang mit Österreich öfters nicht so wirklich eindeutig erkennbar. Aber eine gewisse „elastische“ Interpretation ist in diesem Bereich ohnehin üblich.

Was mich bei der Lektüre aber wirklich störte, war, dass der Autor es nicht lassen kann, immer wieder negative Bemerkungen einfließen zu lassen.
Es reicht ihm beispielsweise nicht, einen innovativen Künstler zu loben – nein, er muss auch über „Kleingeister“ oder „selbsternannte Sittenwächter“ herziehen, die dessen Arbeit nicht zu würdigen wissen.
Oder, um ein weiteres Beispiel anzuführen: Muss Hansi Hinterseer in einem Buch zum Thema „Großartiges und Unvermutetes“ überhaupt vorkommen? Meiner persönlichen Meinung nach ist er weder das eine noch das andere. Deshalb hätte er hier einfach nicht erwähnt werden sollen. Dass ihm dennoch ein ganzes Kapitel gewidmet wird, nur um ihn darin ständig schlecht zu machen, halte ich daher für überflüssig.

Es ist unbestritten, dass es in Österreich auch Kritikwürdiges gibt. Diese Kritik könnte aber auch auf freundlichere, vielleicht humorvollere Art artikuliert werden. Ansonsten sollte zumindest der (Unter)titel des Buches anders lauten.

Außerdem ist generell schwer erkennbar, wo hier der rote Faden verläuft bzw was die eigentliche Aussage dieses Sammelsuriums von jeweils ca zwei bis fünf Seiten langen Geschichten sein soll.