Die perfekte Mischung aus Fantasy und Ermittlungen
Schatten der Ewigkeit - ZwillingsblutWie ich es schon von Carolin gewohnt bin, hat sich das Buch wahnsinnig flüssig und angenehm lesen lassen. Ihr Schreibstil ist nicht nur absolut verständlich, sondern auch sehr bildhaft, detailreich und ...
Wie ich es schon von Carolin gewohnt bin, hat sich das Buch wahnsinnig flüssig und angenehm lesen lassen. Ihr Schreibstil ist nicht nur absolut verständlich, sondern auch sehr bildhaft, detailreich und authentisch. Im Auftakt der Alias – Reihe war es wieder eher das Gefühl von Film schauen als von Lesen, besonders deswegen, weil es ein Leichtes ist, komplett abzutauchen und sich mit Haut und Haaren mitreißen zu lassen. Die Autorin hat eine wunderbare Art, ihre Geschichte zu Papier zu bringen und schafft mittels gut platzierten Beschreibungen, authentischen Emotionen und lebendigen, echten Dialogen eine sehr stimmige, einnehmende Atmosphäre.
Die Gliederung ist so gewählt, dass wir als Leser aus zwei verschiedenen Perspektiven lesen. So begleiten wir Kit, wie auch Nakir vorerst getrennt, ehe sich ihre Wege kreuzen. Die zwei Sichten bleiben aber, auch wenn sich die beiden ineinanderfügen, erhalten. Mir gefiel diese Aufteilung enorm gut; denn die Gedankengänge, Überlegungen und Empfindungen waren äußerst interessant und informativ und wirbelten jede Menge Fragen auf, die zum Miträtseln animieren und für Spannung sorgen. Die ideale Gliederung für das Buch. Und auch die gewählte Form spielte der Geschichte in die Karten. Während viele nicht gut mit der dritten Person zurecht kommen, war es hier einfach passend. Ich hätte mir die Ich-Perspektive hier tatsächlich nur schwer vorstellen können und bin deshalb umso glücklicher, dass sich für die dritte Person entschieden wurde.
Ebenso passend waren die Charaktere. Nakir und Kit sind vom Wesen und von der Persönlichkeit her einfach grundverschieden. Er, einer der mächtigsten Todesdaimonen der Erde und sie, der kleine Fuchsgeist. Er, der Chef des Departments, sie, die unbedeutende Mitarbeiterin. Zwischen den beiden lagen Welten, und trotzdem funktionierte diese Kombination erstaunlich gut. Ich gebe zu, dass ich mich an Nakir erst einmal gewöhnen musste, denn seine Rolle ist nicht ganz unkompliziert. Kit hingegen hatte ich ziemlich schnell tief ins Herz geschlossen und fieberte bedingungslos mit ihr mit.
Mir gefiel die Charaktergestaltung allgemein enorm gut. Nicht nur, dass es die unterschiedlichsten Eigenschaften gab; auch vom Wesen her glich keine Figur der anderen. Vom Todesdaimon, über Vampire, Hexen, Elfen bishin zu Fuchsgeistern. Und trotzdem waren sie alle nichts weiter als Menschen; zumindest traten sie als diese auf – welches Gesicht hinter der Maske schlummerte, blieb für das Auge unsichtbar.
Kit glänzte besonders durch ihre Lebendigkeit und ihre authentische Art, mit ihren Gefühlen umzugehen. Offen und doch gleichzeitig irgendwie verschlossen versucht sie ihr Leben irgendwie zu meistern; mal erfolgreicher, mal weniger erfolgreich. Ich konnte mich problemlos mit ihr identifizieren, sie nachempfinden und ihre Handlung und Gedanken in den meiste Fällen befürworten.
Mein Highlight der Geschichte war aber eindeutig Nakir. Mit seiner düsteren, unnahbaren Art weckte er sofort mein Interesse und meine Neugier! Seine Geheimnisse und die bedingungslose Loyalität seinem Status gegenüber – aber auch seiner Schwester gegenüber, standen in absolutem Kontrast gegenüber. Beides sorgte wiederum für Tiefgang und den nötigen Blick hinter die Fassade, sodass er eben doch nicht wie ein herzloser Dämon wirkte. Ich bin immer noch absolut überrascht, wie gut mir dieser Charakter gefiel und wie sehr ich mich jedes Mal freute, wenn er ins Spiel kam. Seine Handlungen waren nicht immer nachvollziehbar, seine ruppige, eiskalte Art weckte alles, nur keine Sympathie – und trotzdem war er schlicht und einfach mein Liebling.
Randfiguren gab es einige und auch hier glich sich keiner dem anderen. Wir haben Lelja, mit ihren lilafarbenen Haaren, wie haben Keagan mit seinem Körperbau Typ Schrank und wir haben etliche weitere auffällige Charaktere, die allesamt eine sehr große Portion Aufmerksamkeit von der Autorin erhalten haben und nur so ihr wahres Potential entfalten konnten. Meist ist es so, dass mir Randfiguren egal sind – oder ich nur wenig auf sie achte. Bei „Schatten der Ewigkeit: Zwillingsblut“ ist das genaue Gegenteil der Fall: ich bildete mir über jeden ein Urteil und musste einsehen, dass sich dieses nicht bei jedem stimmte. So; und nur so sollte die Charaktergestaltung sein und deshalb gibt’s von mir auch nur lobende Worte zu Kit & Co.
Als letztes widmen wir uns der Idee und deren Umsetzung. Für mich klang der Klappentext schon enorm interessant und ich hatte die Hoffnung, dass meine ewige Suche nach der perfekten Vampir-Story hiermit nun endlich ein Ende findet. Und ich kann berichten: rein von der Idee her erfüllt dieses Buch alles, was ich mir gewünscht hatte. Es gab endlos viele, unterschiedliche Wesen, es gab Ermittlungsarbeit und es gab Dunkelheit bzw. düstere Atmosphäre. Es gab Aspekte zum Miträtseln und es gab Spannung. Leider aber war mir der Vorlauf, bis es dann endlich richtig zur Sache ging, ein wenig zu lang. Carolin Wahl gibt sich spürbar Mühe, dieses Geschichte logisch und gut erklärt aufzubauen; was ich auch definitiv honorieren werde – nichts desto trotz verspürte ich dadurch auch eine gewisse „Ruhe“ – vielleicht die Ruhe vor dem Sturm? Die Wendungen, die immer wieder für kurzzeitiges Ansteigen der Geschwindigkeit sorgten, reichten meiner Meinung nach nicht komplett aus, um mich von den Füßen zu fegen. Die ersten zwei Drittel sind informativ und absolut interessant, keineswegs langweilig; nur ruhig erzählt, aber erst im letzten Drittel kam die gewünschte Action, die Spannung, die einem die Luft auf den Lungen presst, das Adrenalin und der Punkt, an dem ich gar nicht schnell genug voran kommen konnte. Der Spannungsbogen baut sich also eher langsam auf, explodiert dann aber in Form eines wirklich mitreißenden Finales, das jede Menge Überraschungen zu bieten hat und mich kurzzeitig sogar richtig sprachlos machte, weil ich mit all meine Überlegungen und möglichen Lösungen derart falsch lag. Dieses Feeling hätte ich mir einfach schon früher gewünscht; obwohl mir natürlich klar ist, dass bei einem Auftakt auch Wert auf Erklärungen, Worldbuilding und das Kennenlernen der Charaktere und deren Lebensumstände und Verhältnisse zueinander, gelegt werden muss. Das wiederum ist der Autorin enorm gut geglückt, nahm aber der Geschichte ein bisschen den Wind aus den Segeln. Soll im Umkehrschluss aber keineswegs heißen, dass ich nicht auch während des ruhigen Teils gefesselt gewesen wäre; das Buch konnte mich, wie oben schon erwähnt, mit Haut und Haaren mitreißen udn mein Interesse, alles weitere kennen zu lernen, war ungebrochen.
Kurz um nochmal schnell zusammen gefasst: ruhiger Einstieg, gefolgt von wendungsreichem, aber dennoch ruhigen Mittelteil bishin zu einem fulminanten Finale des ersten Teils dieser vielversprechenden Reihe. Ich für meinen Teil lege nun all meine Hoffnung auf die Folgebände, immerhin bin ich als Leser jetzt ausreichend informiert, um direkt in einen actionreichen zweiten Band einzusteigen.