Der Mönch Thomas wird eines Nachts unsanft aus dem Schlaf gerissen. Er soll einen, in die Falle gegangenen Fuchs aufspüren, töten und zum Kloster zurückbringen. Thomas ist alles andere als begeistert, denn es ist so klirrend kalt, dass normalerweise kein Mensch freiwillig einen Fuß vor die Tür setzen möchte und zum anderen hasst er das Töten.
Doch ihm bleibt keine Wahl, auch wenn er diesen Befehl als Schikane von Seiten seines Priors ansieht.
Die beiden Nonnen Katherine und Alice befinden sich ebenfalls, nur wenig später, mit einem recht unschönen Auftrag im Gepäck, außerhalb ihrer Klostermauern. Ausgerechnet auf dem Rückweg, kurz bevor sie durch die Toren des Klosters schreiten können, werden sie von einer Horde Männern überfallen: Bruder Thomas, der sich ebenfalls auf dem Rückweg befindet, gelingt es in letzter Sekunde einzugreifen, so dass die beiden Frauen in die schützende Sicherheit des Klosters entfliehen können.
Doch einer der Männer, die von Thomas schwer verletzt wurden, ist ausgerechnet der Sohn des Adligen, Sir Riven. Und Sir Riven schwört Thomas und den Nonnen Rache! Selbst als Rivens Sohn die Nacht übersteht, bleibt er unbeirrbar und drängt auf einen Zweikampf mit Thomas.
Währenddessen sind auch Katherine und Alice in die Bredouille geraten, denn die Priorin glaubt, als sie von dem Vorfall erfährt, die Frauen hätten Unzucht mit Bruder Thomas getrieben, schließlich sei ihnen der Umgang mit Männern strengstens untersagt.
Trauriger Höhepunkt am Ende des Tages ist, dass Alices Tod zu beklagen ist, und dass sich Katherine, die sich mit Alice Mörderin einen Kampf lieferte, der für die Mörderin tödlich endete, nun zusammen mit Thomas, der überraschenderweise den Zweikampf mit Sir Riven überlebt hat, auf der Flucht befindet.
Ihr Plan: Sie wollen zusammen nach Canterbury, wo ihr Fall von einem Kirchenoberhaupt begutachtet werden soll. Doch unterwegs laufen sie Kämpfern des Earl of Warwick in die Hände, die beide rekrutieren wollen. Katherine, die in Männerkleidern steckt, ist zunächst starr vor Angst, doch ihr und Thomas bleibt nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Während Thomas zum Bogenschützen und Kämpfer ausgebildet wird, entdeckt Katherine ihre Fähigkeiten in der Heilkunst. Canterbury scheint ferner, als je zuvor…
Der Autor dieses Romans, Toby Clements, gibt an, schon immer ein großes Interesse an der Zeit der Rosenkriege gehabt zu haben. Und in der Tat mutet seine Hintergrundrecherche überaus akribisch an. Man sieht durch die Augen der beiden Hauptfiguren Katherine und Thomas, die Gräueltaten, die ein Krieg mit sich bringt, erfährt mehr über die politischen Hintergründe und die unruhigen, unglücklichen Zeiten, die während der hier noch andauernden Herrschaft des passiven Königs Henry VI. in England herrschten. Was mir aber besonders gut gefallen hat, ist der Umstand, dass in diesem Roman auch die einfachen Menschen eine Stimme haben und man nicht allein die Ränkeschmiede des Adels beim Lesen verfolgen darf.
In Toby Clements historischem Roman geht es sehr realistisch zu, daher würde ich „Krieg der Rosen: Winterpilger“ keinem Leser empfehlen, der etwas zart besaiteter ist. Die Schlachten werden nicht nur mit äußerster Brutalität geschlagen, sondern auch in aller Deutlichkeit vom Autor geschildert, so dass man beinahe selbst glaubt, das viel vergossene Blut riechen zu können. Auch sollte man sich nicht über die Unflätigkeit der Soldaten mokieren oder sich über die heute auf uns recht seltsam wirkenden Ansichten der Menschen damaliger Zeit, wundern. Durch die Tatsache, dass der Autor seinen Roman in der Gegenwartsform geschrieben hat, glaubt man beim Lesen fast, einen packenden Historienbericht vor sich liegen zu haben, was mir ebenfalls gut gefallen hat, auch wenn ich ansonsten lieber Romane, die in der Vergangenheitsform geschrieben sind, bevorzuge. Hier passt es jedoch perfekt!
Involviert in die Geschehnisse wird man durch die oben schon erwähnten Hauptfiguren des Romans, Katherine und Thomas. Ich fand es interessant zu lesen, wie aus zwei recht unbedarften, anfangs recht naiven jungen Menschen, im Laufe der Geschichte, abgeklärte und gewitzte Personen wurden, die fähig waren, sich den äußeren Gegebenheiten anzupassen und über sich selbst hinauszuwachsen. Im Zuge des ersten Teils, der als Trilogie angelegten neuen Reihe von Toby Clement, erfährt man jedoch ansonsten noch nicht allzu viel über die beiden, weil der Autor das Schlachtengetümmel ein wenig mehr in den Fokus gestellt hat, was mir, bei allem Lob für diesen opulenten Historienroman, ein wenig missfallen hat.
Aber abgesehen von meinem Kritikpunkt ist „Krieg der Rosen: Winterpilger“ ein empfehlenswerter, atmosphärisch dichter Historienroman; informativ und spannend zugleich.