Im zweiten Band der Trilogie taucht man in das Leben im Hamburger Stadtteil Altona-Ottensen und die Vernetzungen der links-alternativen Szene so richtig ein. Ralf Plenz Schreibstil wandelt ...
Meine Meinung
Im zweiten Band der Trilogie taucht man in das Leben im Hamburger Stadtteil Altona-Ottensen und die Vernetzungen der links-alternativen Szene so richtig ein. Ralf Plenz Schreibstil wandelt sich hierbei zu einer gesellschaftlichen Betrachtung in deren Mitte eine Gruppierung von sechs Freunden steht, die sich die »Isokratiker« nennen und sich niemals über private Angelegenheiten bei ihren Treffen austauschen, sondern ihren Fokus stets auf politische und künstlerische Diskurse lenken.
Ich persönlich brauchte etwas Zeit um mich in dieses lose feundschaftliche Konstrukt fallen zu lassen, denn die einzelnen Charaktere setzen sich erst nach und nach zu einem erfassbaren Bild zusammen, die sich im Handlungsrahmen kreuz und quer bewegen. Die Geschichte an sich ist eher ruhig gehalten und legt ein Zeitzeugnis über die 80er Jahre und die Menschen mit ihren Gefühlen, Gedanken und Meinungen ab. Dabei kommen gerade die Aspekte der Nachhaltigkeit, die die alternative Szene prägte überhaupt nicht verstaubt daher – sondern sind zu Zeiten des Klimanotstandes aktueller denn je.
Durch »Lebe wild und gefährlich, Arthur« vermittelt Ralf Plenz dem Leser das Gefühl in der Zeit zurückgereist zu sein und selbst inmitten der »Isokratiker« zu stehen, mit ihnen den Bioladen und das Café um die Ecke zu einem Plausch zu besuchen oder eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Zwischendurch schleichen sich zwar ein paar Längen ein, wer sich aber für ein lebendig gezeichnetes Gesellschaftsbild der 80er Jahre in Hamburg interessiert, sollte bei diesem Buch unbedingt zugreifen.
Der erste Teil der Großstadt-Oasen Trilogie beginnt recht ungewöhnlich, denn »Das kleine Märchenbuch« ist mit keinem typischen Romanstoff vergleichbar. Vielmehr taucht man in diesen 160 ...
Meine Meinung
Der erste Teil der Großstadt-Oasen Trilogie beginnt recht ungewöhnlich, denn »Das kleine Märchenbuch« ist mit keinem typischen Romanstoff vergleichbar. Vielmehr taucht man in diesen 160 Seiten ganz tief in die Entstehungsgeschichte eines Märchenbuches ein, dass 1984 durch eine interessante Zusammenarbeit und mit viel Liebe für Kalligraphie sowie einem Auge für Details in einem kleinem Verlag aufgelegt wurde. Ehrlich gesagt hat mich dieses Buch nun unglaublich neugierig auf die damalige Publikation gemacht und der beigefügter Auszug aus dem Märchenbuch ist zauberhaft.
Die Kapitel lesen sich flüssig und es war unglaublich spannend den umfangreichen Prozess bis hin zum Endprodukt mitzuverfolgen. Die Texte erinnern durch die Einteilung und auch die Schreibweise des Autors eher an einen Artikel als einen Roman. Daher habe ich trotz den spannenden Hintergründen, die der Blickwinkel des Verlegers offenlegt, den Grundstein zu einer Trilogie vermisst. Für mich hat sich »Das kleine Märchenburch« eher als eine Art Beiwerk zu den Großstadt-Oasen Romanen angefühlt, was sich auch beim Lesen der zwei weiteren Teile verfestigte.
Bei diesem Trilogieauftakt werden zwar bereits einige der beteiligten Protagonisten erwähnt, doch ich konnte noch keinerlei Verbindung zu ihnen aufbauen und somit hat für mich die Gechichte eigentlich erst so richtig mit dem nächsten Band »Lebe wild und gefährlich, Arthur« begonnen.
Die schwedische Humoristin Nanna Johansson versammelt in ihrem Buch »Natürliche Schönheit« unterschiedliche künstlerische Werke, bei denen sie sich auf verschiedenen Wegen nicht nur dem ...
Meine Meinung
Die schwedische Humoristin Nanna Johansson versammelt in ihrem Buch »Natürliche Schönheit« unterschiedliche künstlerische Werke, bei denen sie sich auf verschiedenen Wegen nicht nur dem Thema Schönheitswahnsinn annimmt, sondern auch ganz alltägliche Situationen mit viel Humor in Szene setzt.
In verschiedenen Panels und manchmal auch nur in einzelnen Zeichnungen nährt sich Nanna Johansson Themen wie der schnellen Vergänglichkeit von Modetrends und der Wahrnehmung von Schönheit an. Was ist eigentlich schön? Was macht Schönheit aus? In abstrusen und cartoonesken Zeichnungen werden Tipps und Kniffe aufgeboten, die man so oder so ähnlich in der gut geölten Maschinerie der Schönheitsindustrie und deren Werbeanzeigen zu lesen bekommen könnte, wäre da nicht der ironisch überbordende Ton von Johansson.
In diesem feinen Büchlein finden die Leser*innen neben kurzen Comic-Strips auch plakative Illustrationen wie zum Beispiel mögliche Magazincover, die in karrikativer Finesse und mit popkulturellen Einflüssen durch die unterschiedlichen Epochen leiten.
Nanna Johansson trifft mit ihren amüsanten Texten und Bildern den Nerv der Zeit und sorgt mit ihrer ganz speziellen satirischen Darstellungen für Schmunzler. Für die eigene Interpretation des Dargebotenen bleibt dabei jede Menge Freiraum. Doch auch wenn mich die meisten Geschichten und Zeichnungen zum nachdenken und lachen anregten, war auch einiges darunter, dass ich als zu flach empfand oder das einfach nicht meinem Humor entsprach. Im Ganzen betrachtet hätte ich mir, um die hier versammelten, losen Einzelteile einen Rahmen gewünscht, der dem Inhalt des Buches mehr Ausdruck und Kraft hätte verleihen können.
Fazit
Auf humorvolle, ironische und parodistische Weise setzt sich Johansson mit dem Schönheitswahnsinn und anderen alltäglichen Problemzonen auseinander.
Ein Mädchen presst hilfesuchend einen beschriebenen Zettel von innen an das Autofenster. Als das Auto an Milan Berg vorbeifährt, wird er Zeuge der vermeintlichen Entführung, doch als Analphabet ...
Beschreibung
Ein Mädchen presst hilfesuchend einen beschriebenen Zettel von innen an das Autofenster. Als das Auto an Milan Berg vorbeifährt, wird er Zeuge der vermeintlichen Entführung, doch als Analphabet kann er nicht beurteilen, ob es sich tatsächlich um einen verzweifelten Hilferuf handelt oder doch nur der Scherz eines Teenagers ist. Der Gedanke an die ängstlich blickenden Augen des Mädchens lassen Milan nicht mehr los und so nimmt er mit seiner Freundin Andra die Suche nach dem Mädchen auf und gerät dabei in einen wahnsinnigen Roadtrip, der ihn Stück für Stück der Wahrheit über seine eigene Vergangenheit näher bringt.
Meine Meinung
Auch in diesem Herbst präsentiert uns der erfolgreichste deutsche Thrillerautor Sebastian Fitzek eine neue Geschichte. Das Buch ist passend zum Titel »Das Geschenk« in einer limitierten Sonderauflage mit einer speziellen Geschenkverpackung erhältlich oder schlicht als Hardcover mit Schutzumschlag, der ebenfalls den Eindruck einer Geschenkverpackung vermittelt.
Gleich zu Beginn werden die Leserinnen in ein brutales Folter-Szenario in einer Haftanstalt geworfen, in dem der Häftling Milan Berg schwer misshandelt wird. Nach dieser Einleitung wird ein zeitlicher Sprung in die Vergangenheit vollzogen, in der man Milans Geschichte Stück für Stück präsentiert bekommt. Durch diesen Kniff erzeugt Fitzek schon nach wenigen Kapiteln eine gewisse Grundspannung, schließlich möchte man wissen, wie es dazu kam, dass sich der Hauptprotagonist in diese missliche Lage wiederfindet.
Der Weg zu einer Antwort führt über zahlreiche Wendungen, denn kein Stein bleibt auf dem anderen und zum Ende ist nichts, wie es anfänglich den Anschein machte. Fitzek schickt seinen Protagonisten Milan Berg auf eine wilde Schnitzeljagd in die eigene Vergangenheit und nicht nur einmal scheinen dabei Wahrheit und Lüge ineinander zu verschwimmen.
Für mich war das Interessanteste an Fitzeks neuem Roman die Auswahl des Hauptprotagonisten Milan Berg, der wie über 6 Millionen andere Deutsche Mitbürgerinnen nicht lesen und schreiben kann und sich zum Ausgleich dieses Handicaps (und um seine große Scham zu überspielen) mit viel Kreativität durchs Leben schummelt. Die Zeichnung dieses speziellen Charakters ist dem Autor hervorragend gelungen, denn man kann sich sehr gut in seine Lage hineinversetzten und spürt hautnah mit welchen Problemen und Ängsten er, ausgelöst durch seinen Analphabetismus, zu kämpfen hat.
Der fließende Schreibstil katapultiert einen direkt ins Geschehen und lässt die Seiten geradezu im Handumdrehen verfliegen. Allerdings muss ich sagen, dass mir der Handlungsplot der Geschichte und die einzelnen Stationen der Schnitzeljagd zu konstruiert wirkten und sich dadurch bei mir kein Gefühl des atemlosen Mitfieberns einstellen wollte. Auch die agierenden Protagonisten vermochten es nicht mein emotionales Zentrum anzusprechen, um damit für den nötigen Kick zu sorgen. Trotzdem muss ich sagen, dass es mir gut gefallen hat, die Ereignisse nicht nur aus Milans Perspektive zu erleben, sondern auch in die Gedankenwelt des Mädchens sowie der ihres Entführers einzutauchen.
Von einem guten Psychothriller erwarte ich dennoch, dass er mir unter die Haut kriecht und mich zum Schaudern bringt. Dies ist Sebastian Fitzek mit »Das Geschenk« nicht gelungen, denn trotz brutaler Gewalt und eines interessanten Hauptcharakters hat es diesem Thriller an Psycho-Schock-Momenten gefehlt.
Fazit
Unterhaltung und völlig unerwartete Plot-Twists garantiert. Für mich fehlte es dem Geschenk jedoch an Psycho-Spannung, die unter die Haut geht und an berührenden Emotionen.
Man sagt ihm nach er habe eine Nase und so wird der Sucher beauftragt einen Jungen aufzuspüren, der vor drei Jahren entführt wurde. Auf seiner Mission wird er von einem Gestaltwandler – mal ...
Beschreibung
Man sagt ihm nach er habe eine Nase und so wird der Sucher beauftragt einen Jungen aufzuspüren, der vor drei Jahren entführt wurde. Auf seiner Mission wird er von einem Gestaltwandler – mal Leopard, mal Mensch- und einigen Söldnern durch die Steppe und die Wälder Afrikas begleitet. Zusammen müssen sie einige Abenteuer bestehen, die stark durch die mystische Seite der magieumrankten Kultur beeinflusst sind. Doch wird es dem Sucher gelingen zwischen einem drohenden Krieg der Könige den verschwundenen Jungen zu finden?
Meine Meinung
Man Booker Prize Träger Marlon James legt mit »Schwarzer Leopard, roter Wolf« den Auftaktband zu seiner Fantasy Trilogie »Dark Star« vor, die die Meinungen der Leserinnen spalten wird. Hochgelobt von literarischen Größen wie Neil Gaiman oder Salman Rushdie wird der Roman mit dem Urklassiker der High Fantasy, »Der Herr der Ringe«, und der Mega-Bestseller-Reihe »Das Lied von Eis und Feuer« in einem Atemzug genannt. Aus diesem Grund ließ ich mich mit einer hohen Erwartung auf dieses Leseabenteuer ein und wollte mich vom farbenprächtigen Afrika bezirzen lassen, doch diese Geschichte nahm einen ganz anderen Lauf…
Für einen recht holprigen Einstieg, der für mich fast dreihundert Seiten in Anspruch nahm, trifft es das Motto des Suchers auf den Punkt, und so dachte ich mir im Stillen »Fick die Götter«, wo hat Marlon James nur den roten Faden gelassen, der die Leserinnen durch seinen undurchdringlichen Dschungel aus Gestaltenwandlern, Dämonen, Vampiren, Hexen usw. leitet? Doch damit noch nicht genug, denn auch von Marlon James sprachlichem Stil hätte ich mir eher einen Erste-Klasse-Flug erwartet anstatt auf einer altersschwachen Kutsche ordentlich durchgerüttelt zu werden.
Der Weg des homosexuellen Hauptakteuers, der im ganzen Roman einfach nur mit den Namen Sucher angesprochen wird, ist von sexualisiertem Verhalten sowie einer odinären Fäkalsprache gepflastert und liefert mit Vergewaltigungen und der Auslebung gewalttätiger Triebe jede Menge harten Tobak, der zurecht das Label »Heyne Hardcore« trägt.
Die ganze Geschichte wird in sprunghaften Erzählungen aus der Perspektive des Suchers, der sich in der Gegenwart einer dritten Person, dem Inquisitor, befindet geschildert. Dies mag zwar die Wahl der einfachen und hakenden Sprache als Stilmittel erklären, aber sollte dies zutreffend sein, dann ist fraglich warum Marlon James dennoch immer wieder zwischendurch und auf den letzten zweihundert Seiten ein durchaus flüssigeren und angenehmeren Erzählstil durchblicken lässt.
Es gelang mir trotz der Erzählperspektive nicht, mich in den Hauptprotagonisten »Sucher« hineinzuversetzten und ich scheiterte daran, seine Beweggründe und sein Handeln nachzuvollziehen zu können.
Je weiter ich mich jedoch in den psychedelischen Erzählungen verstrickte, desto mehr nahmen mich die traditionellen Sagenwesen des afrikanischen Kontinents gefangen, auch wenn ich hier jede Menge extra nachschlagen musste, da Marlon James zahlreiche Bezeichnungen ohne nähere Erklärungen in den Raum wirft und mich dieses Nachschlagen immer wieder aus dem sich entfaltenden Zauberbann seiner Fantasiewelt herausgerissen hat.
Die ätherische Mixtur von Sagumas über Mingi Kinder, die aufgrund ihrer Fehlbildungen ihr Leben mit dem Tod bezahlen müssen oder als Verstoßene leben, und eine Vielzahl an obskuren Fabelwesen wie z. B. der Blut saugenden Asanbonsam mit seinem Bruder Sasabonsam, dem Blitzvogel Ipundulo sowie Aesi der Götterschlächter liefern einen wunderbaren Ansatz zu einem epischen Fantasiewerk, für mich fehlte es jedoch auch hier an einer erkennbaren Struktur.
»Niemand liebt niemanden.«
Diese drei Worte liefern einen Blick auf den Hauptprotagonisten der Geschichte, der nicht nur im Hinblick auf den entführten Jungen auf der Suche ist, sondern gleich auf mehreren Ebenen auf der Suche ist. Der Glaube seines Stammes macht ihn durch das nicht vollzogene Ritual der Beschneidung zu einem Mann, in dem auch noch eine Frau wohnt, und so wird er folglich nicht als kompletter Mann angesehen, wodurch er auch nicht nur auf der Suche nach seinem Platz in der Gesellschaft ist, sondern auch auf der Suche nach dem Weg zu sich selbst.
Dem Sucher werden diverse Weggefährten an die Seite gestellt, sodass sich das daraus resultierende kuriose Bildnis einer Superhelden-Action-Story mit den Urklängen des Romans vermischt. Mochte zu Beginn des Abenteuers noch die ein oder andere Länge für eine regelrechte Hassliebe gesorgt haben, so hat mich die aufkommende düstere Spannung auf den letzten zweihundert Seiten und die Gruppendynamik der skurillen Gefährten mit dem schweren Einstieg versöhnt.
Fazit
Marlon James zeichnet ein berauschendes Kaleidoskop seiner afrikanisch-exotischen Fantasywelt, die jedoch recht unausgegoren und mit einigen Längen daherkommt.