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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.01.2020

Viel mehr als eine Liebesgeschichte

Cassia & Ky -- Die Auswahl
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Stell dir vor, du lebst in einer Gesellschaft, die alles überwacht – ALLES. In der Zeit, in der Poesie, Worte und Wissen so wertvoll sind und vor allem selektiert werden, es so schwer ist (...)„gegen die ...

Stell dir vor, du lebst in einer Gesellschaft, die alles überwacht – ALLES. In der Zeit, in der Poesie, Worte und Wissen so wertvoll sind und vor allem selektiert werden, es so schwer ist (...)„gegen die Strömung der Gesellschaft anzuschwimmen“(...), steht die junge Cassia zwischen zwei jungen Männern, und beiden bringt sie Gefühle entgegen. Eine Wahl treffen darf sie offiziell nicht, dies übernehmen Funktionäre des Systems für sie. Wen von beiden liebt sie wirklich, oder liebt sie etwa beide?

Gleich zu Anfang ist mir der Schreibstil positiv aufgefallen. Sehr zart und vorsichtig, fast schon poetisch erzählt Ally Condie die Geschichte von Cassia und Ky, die sich durch eine Verwechslung im Zuge der hochoffiziellen Verpaarung von Cassia näher kennen lernen.
Mit der Handlung hatte ich in den ersten Kapiteln so meine Schwierigkeiten. Diese dystopischen Welt und deren Bewohner empfand ich als erschreckend nüchtern und eintönig. Naja, kontrolliert eben. Von Kapitel zu Kapitel und Entdeckung zu Entdeckung, entwickelt sich dort aber nicht nur eine romantische Liebesgeschichte, sondern auch ein tiefes (Ein-)Verständnis hinsichtlich eines stillen Aufstandes für den Traum einer selbstbestimmten Zukunft.
Cassia und Ky verlieben sich ohne Erlaubnis des restlos kontrollierenden Systems ineinander, dürfen dies im Außen aber nicht zeigen, da ihnen ansonsten Sanktionen drohen. Darum spielt sich so vieles im Verborgenen ab. Was im Außen nicht blühen darf, entsteht tief im Inneren. Und genau dies hat die Autorin durch Ihren Erzählstil wunderbar transportieren können. Es war mir, als entwickle ich mich mit, als stünde ich auf und kämpfte selbst für meine Würde und meine Entscheidungsfreiheit. Dieses Buch hat mich sehr berührt.
Unzureichend dargestellt fand ich den Punkt, an dem Cassias Interesse an Ky aufflammt. Ich habe lange darüber nachgedacht, warum die Protagonistin ihr Herz so unwiderruflich an Ky verloren hat. Zwischenzeitlich empfand ich die Charaktere außerdem als ziemlich flach, doch in einer Gesellschaft, in der alles unter Kontrolle steht, kann man sich auch nicht entfalten oder Gefühle zeigen. Im Nachhinein fand ich es sogar sehr stimmig.

Ein Buch über die Liebe, über die menschliche Würde, Zusammenhalt und Vertrauen. Für mich überraschend tiefsinnig mit einem herzzerreißenden Ende.

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Veröffentlicht am 27.12.2019

Erkennst du einen Psychopathen, wenn du ihn siehst?

Knochengrab (Ein Sayer-Altair-Thriller 2)
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FBI-Agentin Sayer Altair und Detective Maxwell Cho finden in einer Höhle in den Shenandoah Mountains menschliche Skelette. Es sind so viele, dass der Untergrund der Höhle mit Knochen bedeckt ist. Doch ...

FBI-Agentin Sayer Altair und Detective Maxwell Cho finden in einer Höhle in den Shenandoah Mountains menschliche Skelette. Es sind so viele, dass der Untergrund der Höhle mit Knochen bedeckt ist. Doch warum hat Spürhund Kona angeschlagen? Wie kommen die menschlichen Überreste in die Höhle? Und was hat ein altes griechisches Schwert damit zu tun? Sayer, die neben ihrem Job als Agent an einer Forschungsarbeit über Psychopathen arbeitet, kann nicht ausschließen, dass es sich um einen Serienmörder handelt.

Das Cover stach mir sofort ins Auge. Dieses leuchtende Pink auf dem schwarz-weißen Hintergrund fand ich sehr ansprechend. Ich habe mich gefragt, warum gerade diese Farbe für einen Thriller? Nun, nachdem ich das Buch beendet habe, weiß ich es. Die Autorin, die selbst eine sehr anspruchsvolle Ausbildung und spätere berufliche Laufbahn eingeschlagen hat, rückt in diesem Thriller die Frauen in den Vordergrund. Obwohl mir aufgefallen ist, dass im Buch darauf geachtet wurde, eine ausgewogene Mischung an politisch korrekten Figuren einzubringen, wirkte die Besetzung der wichtigen Posten durch Frauenfiguren auf mich nicht zu gewollt. Ich denke, dass Ellison Cooper eigene Erfahrungen und Sichtweisen in ihren Thriller einfließen lassen konnte.
Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen, der Einstieg in das Buch fiel mir daher sehr leicht. Den Fund des Knochengrabes gleich zu Anfang fand ich ziemlich unspektakulär, spannend wurde es erst, als die involvierten Beamten Vermutungen über das Geschehen aufstellten, in Verbindung mit der Autopsie einer Leiche.
Der Fall an sich ist interessant und zugleich erschreckend, die Protagonisten machten auf mich allerdings einen blassen Eindruck. Vor allem FBI-Agentin Altair, als leitende Ermittlerin, wirkte auf mich nicht sehr präsent, sondern eher wie eine Nebenfigur. Auch Max, der mit seiner Hündin Kona an für sich eine wichtige Rolle bei der Aufklärung des Falles spielt, wurde als Person nur angerissen. Teils störend, teils bereichernd empfand ich die regelmäßigen Erklärungen über Aufgaben und Tätigkeiten verschiedener FBI-Experten, die Vorgehensweise und Arbeit mit einem Spürhund, sowie die Erläuterung von Fachausdrücken und vor allem die wirklich interessanten Hinweise zur Persönlichkeit von Psychopathen. Die Handlung konnte mich fesseln und überraschen, obwohl ich an so manchen Stellen schon eine Ahnung hatte, welche Wendung die Geschichte noch nehmen würde. Das Finale hat mich allerdings nicht gepackt, es war mir für diesen komplizierten Fall viel zu einfach.

Letztendlich ein spannender Fall, durchaus lesenswert. Ich würde allerdings mit Band 1 der Serie beginnen, da oftmals auf die damaligen Geschehnisse verwiesen wird.

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Veröffentlicht am 20.12.2019

Überraschende Entwicklungen

Die Frauen am Fluss
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1922 in England, im Dorf Slaughterford. Das Mädchen Pudding ist auf der Manor-Farm bei Irene und Alistair Hadleigh und dessen Tante Nancy, als Stallgehilfin angestellt. Eines Tages wird der überaus beliebte ...

1922 in England, im Dorf Slaughterford. Das Mädchen Pudding ist auf der Manor-Farm bei Irene und Alistair Hadleigh und dessen Tante Nancy, als Stallgehilfin angestellt. Eines Tages wird der überaus beliebte Alistair Hadleigh ermordet aufgefunden. Seine Witwe Irene und das Stallmädchen Pudding gehen daraufhin dem Grund des Mordes auf die Spur.

„Die Frauen am Fluss“ ist das erste Buch von Katherine Webb, welches ich lesen durfte. Es hat etwas länger gedauert, bis ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte, doch dann konnte ich die niveauvolle Sprache und die bildhafte Ausdrucksweise wertschätzen. Die Autorin lässt die Figuren respektvoll miteinander umgehen, was bestimmt auch dem damaligen Zeitgeist geschuldet ist. Die Handlung wirkt vornehm zurückhaltend und ist trotzdem durch die Lebensumstände der einzelnen Frauen emotional aufgeladen. Alle Protagonistinnen, egal aus welcher Gesellschaftsschicht, werden anfangs in ihrer individuellen Hilflosigkeit dargestellt, und ich durfte als Leser im Laufe der Handlung deren Entwicklung zu Einsatzbereitschaft und Mut verfolgen. Vor allem die feinfühlige Irene erwacht durch die Herausforderungen in ihrer Situation als Witwe und beginnt zu leben. Diese Entfaltung geschieht still, aber intensiv, voll von unausgesprochenen Gefühlen, Wünschen und Bedürfnissen. Irene nimmt sich an wie sie ist, in ihrer Feinheit eine spirituelle Person mit Ahnungen, und ist stolz darauf, diese Gabe nutzbringend einsetzen zu können. Sie wächst mit ihren Aufgaben und kann sich endlich auch gegenüber der resoluten Nancy durchsetzen.
Katherine Webb konnte den Trend zur Emanzipation, zusammen mit einem stimmungsvollen Einblick in die kleine Gemeinde und deren Bewohner, wunderbar einfangen. Der mysteriöse Touch der Geschichte und die Wende am Ende des Buches, haben mich mehr als einmal überrascht innehalten lassen. Fand ich sehr gelungen.

Ein Mix aus Familiengeschichten, Frauenschicksalen und Mystery-Krimi in der Atmosphäre der goldenen 20er-Jahre. Spannend und unterhaltsam.

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Veröffentlicht am 12.11.2019

Überraschend amüsant und berührend

Die störrische Braut
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Die 29-jährige Kate lebt gemeinsam mit ihrem Vater Louis und ihrer jüngeren Schwester Bernice unter einem Dach. Seit dem Tod der Mutter kümmert sie sich um den Haushalt und hat ein Auge auf die Erziehung ...

Die 29-jährige Kate lebt gemeinsam mit ihrem Vater Louis und ihrer jüngeren Schwester Bernice unter einem Dach. Seit dem Tod der Mutter kümmert sie sich um den Haushalt und hat ein Auge auf die Erziehung ihrer Schwester, denn ihr Vater geht voll und ganz in seinem Beruf als Immunbiologe auf. Er geht sogar so weit, dass er Kate mit seinem weißrussichen Laborassistenten Piotr verheiraten will, damit dieser eine Greencard erhält und ihm auch weiterhin als Kollege erhalten bleibt. Obwohl Kate bisher keinen Plan für ihr weiteres Leben hat, denkt sie überhaupt nicht daran, sich dem Wunsch des Vaters zu fügen. Vorerst.

Das Shakespeare-Projekt von Knaus hat mich schon länger interessiert. Nun habe ich es endlich geschafft einen Titel der Reihe zu lesen. „Die störrische Braut“ ist eine Adaption von „Der Widerspenstigen Zähmung“, der Klappentext versprach mir ein nicht zu schweres Thema und ich wurde absolut nicht enttäuscht. Man muss das Shakespeare-Werk nicht kennen, ganz im Gegenteil, es führt eher an das Interesse für solche Klassiker heran. Anne Tyler hat mir mit ihrer Version ein paar wirklich unterhaltsame Lesestunden beschert! Ich mochte die frechen Dialoge, den trockenen Humor und die auf ihre freundliche Art kratzbürstige, direkte und undiplomatische Kate. Als Heiratskandidaten wird der ältesten Tochter Piotr vorgestellt, der in seinem unschuldigen Wesen aufrichtig und eifrig um ihre Gunst wirbt. Dazu der verwirrte Professor, die einfach gestrickte Schwester und die schnatternde Verwandtschaft – alles das fügt sich in ein liebevolles Chaos.
Jede einzelne Figur wird durch ihre jeweiligen Eigenarten lebendig, aber zusammen verwickeln sie sich in völlig konfuse Unterhaltungen. Zum Schreien komisch! In diesem ganzen Durcheinander schafft es die Autorin aber auch, Kates Entwicklung von der sturköpfigen Tochter zur loyalen Ehefrau sehr berührend und ernstzunehmend darzustellen. Durch das, dem Vater zuliebe, selbstlose Opfer findet sie die Freiheit und Zukunftsmöglichkeiten, die sie nie in Betracht gezogen hätte.
Der bildhafte Schreibstil und die amüsanten Gedankengänge und Beobachtungen, welche die Autorin der Protagonistin mitgegeben hat, lassen Kate zu einer authentischen Persönlichkeit werden, die ich fest ins Herz geschlossen habe.

Modernen Liebesromanen mit Witz steht „Die störrische Braut“ nicht nach.

Veröffentlicht am 08.10.2019

Eine Rachegöttin sucht die Liebe

Düsterherz
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Die Rachegöttin Megaira, genannt Megs, möchte die Liebe finden und fühlen. Mit dem Höllenhund Kerberos schleicht sie sich deshalb heimlich aus der Unterwelt, um ein paar Monate auf der Erde zu leben. Charon, ...

Die Rachegöttin Megaira, genannt Megs, möchte die Liebe finden und fühlen. Mit dem Höllenhund Kerberos schleicht sie sich deshalb heimlich aus der Unterwelt, um ein paar Monate auf der Erde zu leben. Charon, der Fährmann, hilft den beiden bei ihrem Vorhaben. Allerdings nimmt dieser Megs das Versprechen ab, sich dafür zwei Mal mit einem jungen Mann namens Elias zu treffen. Die Rachegöttin stimmt zu, denn nichts kann sie mehr von ihrem Vorhaben abhalten. Doch mit diesem Handel nimmt das Schicksal seinen Lauf, es steht viel auf dem Spiel.

Die Welt der griechischen Mythologie fasziniert mich sehr, darum lese ich auch jedes Buch, das ich kriegen kann. Die Idee der Autorin, den machtvollen Göttlichkeiten leben einzuhauchen, indem sie diese menschliche Gefühle und Sehnsüchte suchen und leben lässt, finde ich sehr erfrischend! Der Auftakt des Buches hat mich dann auch gleich beeindruckt. Die ersten Sätze sind kraftvoll und haben sofort Emotionen in mir geweckt. Niamh Swan hat das tiefe Verlangen der Protagonistin Megs nach Freiheit, Unabhängigkeit und Liebe in den ersten Kapiteln in wenigen kurzen Sätzen auf den Punkt gebracht. Die sehr schönen bildhaften Beschreibungen von Umfeld und Atmosphäre geben dem Roman das gewisse Etwas.
Leider fehlte mir die Entwicklung der Beziehung zwischen den Figuren Megs und Elias. Die zauberhaften leisen Töne, die eine so tiefe Liebe begleiten, habe ich in den meisten Fällen vermisst. In der ersten Hälfte des Buches stellen sich viele Fragen, die dann in einer schnellen Abfolge der Ereignisse gegen Ende aufgelöst werden. Dies war mir zu heftig, ich konnte kaum mehr folgen.

Niamh Swan entführt die Leser in ihrem Romandebüt in die Welt der griechischen Götter, die unvermutet zutiefst menschliche Charakterzüge zeigen. Ein Buch über Vertrauen, Selbstverantwortung und die Macht der Liebe.