Profilbild von Xanaka

Xanaka

Lesejury Star
offline

Xanaka ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Xanaka über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.02.2020

Interessante Geschichte um drei Frauen in den zwanziger Jahren

Die Frauen von Richmond Castle
1

Die Geschichte spielt in England in den zwanziger Jahren. Blue Camberwell lebt relativ unbekümmert mit ihrer Familie auf Richmond Castle. Ihr Vater und ihre Stiefmutter wollen sie bald gut verheiratet ...

Die Geschichte spielt in England in den zwanziger Jahren. Blue Camberwell lebt relativ unbekümmert mit ihrer Familie auf Richmond Castle. Ihr Vater und ihre Stiefmutter wollen sie bald gut verheiratet unter der Haube wissen. Blue ist nicht unbedingt abgeneigt, obwohl sie derzeit keinen geeigneten Kandidaten für sich findet. Außerdem fürchtet sie mit dem Eingehen einer Ehe ihr Ziel eine Schriftstellerin bzw. Journalistin zu werden, aus den Augen verlieren könnte.

Es gibt da aber auch noch Delphine, eine junge Frau, die vor ihrem gewalttätigen Mann auf der Flucht ist. Zufällig treffen Delphine und Blue in einer für Delphine brenzligen Situation aufeinander. Blue und ihre Freunde retten Delphine und nehmen sie mit nach Richmond Castle. Delphine ist aus Angst vor ihrem Mann und dem Geschehenen so verstört, dass sie kein klares Wort hervorbringt und nur einzelne Silben stottert. Für die Familie Camberwell ist klar, sie bleibt erst einmal bei ihnen und muss sich erholen.

Eine dritte Hauptperson ist Midge. Sie ist die Stiefmutter von Blue und ihrer Schwester. Alle lieben sie und sind sich einig, dass die Heirat zwischen Kenneth, der nur ein Jahr zuvor seine Frau an der spanischen Grippe verloren hatte, und Midge das Beste war, was ihnen passieren konnte. Aber auch Midge trägt eine schwere Last mit sich. Sie bekam ein Jahr nach der Hochzeit einen Sohn Percy, den alle liebten. Leider wurde Percy auf einem Spaziergang entführt und ist seitdem spurlos verschwunden.

So tragen die Hauptfiguren dieser Geschichte alle ein ordentliches Päckchen vor sich her. Das Leben der Protagonistinnen und wie sie sich weiterentwickeln, das macht einen großen Teil der Geschichte aus. Untermalt wird das Ganze von historischen Ereignissen der zwanziger Jahre, die das ganze beim Lesen sehr viel lebhafter machen. Gerade bei Delphine, die sich von einer völlig unterdrückten, verängstigten Frau zu einer Frau entwickelt, die auf einmal wieder in der Lage ist ein selbstbestimmtes Leben zu führen, geben einem die Fortschritte in ihrer Entwicklung ein gutes Gefühl beim Lesen. Das diese Veränderungen natürlich nicht immer geradlinig verlaufen und mit Dramatik, sowie Höhen und Tiefen verbunden sind, machen einen großen Teil der Spannung aus. Auch Midge, bei der man wirklich denken könnte, sie hat doch alles, werden erst im Laufe der Lektüre die persönlichen Abgründe deutlich. Hier hat man beim Lesen fast das Gefühl man müsste sie retten, damit sie nicht in ihr Unglück rennt.

Das es zum Glück für alle Protagonisten zum Schluss irgendwie gut ausgeht, befriedigte mich als Leser ungemein. Was mir nicht so gut gefallen hat, waren in einigen Abschnitten unnötige Längen. Einige Episoden wurden einfach zu ausführlich und zu langatmig erzählt, hier wäre weniger mehr gewesen. Nichtsdestotrotz mir hat das Buch gefallen und ich vergebe sehr gerne vier Lesesterne und eine Leseempfehlung für Liebhaber von Familiengeschichten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.02.2020

Interessant und lesenswert

Der Empfänger
0

"Der Reichtum eines Menschen lässt sich daran bemessen, wie viel er entbehren kann, ohne seine gute Laune zu verlieren".

Das ist der Lieblingssatz von Josef Klein, der in den zwanziger Jahren aus dem ...

"Der Reichtum eines Menschen lässt sich daran bemessen, wie viel er entbehren kann, ohne seine gute Laune zu verlieren".

Das ist der Lieblingssatz von Josef Klein, der in den zwanziger Jahren aus dem Rheinland in die USA auswandert. Dort angekommen kann man erfahren, wie schwer es für ihn ist dort Fuß zu fassen. Ohne Geld, ohne persönliche Dinge tingelt er durch New York. Es ist einem Zufall zu verdanken, dass er durch Fürsprache bei einem Deutschen einen Job in einer Druckerei bekommt. Das Leben ist trotz des Jobs hart, aber Joe lässt sich nicht unterkriegen. Seine große Leidenschaft ist das Funken und Morsen. Das wiederum bleibt den Deutschen in Amerika nicht unbemerkt. Plötzlich ist er im Mittelpunkt ihres Interesses und soll mal schnell ein paar Daten, natürlich handelt es sich um Warenbewegungen - so wird es ihm erklärt, nach Deutschland funken. Es dauert ein wenig, bis er bemerkt, dass er plötzlich ein winziges Rädchen im Spionagenetz der deutschen Abwehr ist. Aber das wollte er doch eigentlich nicht, er liebt Amerika und will dort leben.

Ob es ihm gelingt sich doch noch den Deutschen zu entziehen, warum er dann plötzlich nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wieder in Deutschland bei seinem Bruder auftaucht und vor allem warum er Jahre später dann in Südamerika lebt, das sollte jeder selbst lesen.
Für mich ist dieser Josef Klein ein Stehaufmännchen. Er lässt sich von Niederlagen nicht unterkriegen und er ist auch kein Mensch der mit seinem Schicksal hadert. Irgendwie gelingt es ihm immer wieder das Beste aus der Situation zu machen. Insofern ist es ihm in seinem Leben gelungen seinen Lieblingsspruch, den ich eingangs zitiert habe, genauso zu leben.

Für mich war das ein interessantes Buch über eine ungewöhnliche Persönlichkeit. Ich empfehle es sehr gerne und vergebe verdiente vier Lesesterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.01.2020

Spannend erzählt

Der unschuldige Mörder
0

Zack, der durch die neuen Medien seinen Job als Journalist bei einer Tageszeitung verloren hat, ist nun auf der Suche nach einer neuen Berufung. Zum Glück fallen ihm da die alten Studienfreunde vom Literaturstudium ...

Zack, der durch die neuen Medien seinen Job als Journalist bei einer Tageszeitung verloren hat, ist nun auf der Suche nach einer neuen Berufung. Zum Glück fallen ihm da die alten Studienfreunde vom Literaturstudium ein und diese ominöse Geschichte, die sie alle miteinander verbunden hat. Adrian wurde damals wegen Mordes an dem bekannten schwedischen Schriftsteller Leo Born verurteilt und saß viele Jahre im Gefängnis. Zack ist der Meinung, dass Adrian damals zu Unrecht verurteilt wurde, da die Leiche des Opfers ja nie gefunden wurde. Da liegt doch der Gedanke nahe, ein Buch über die damaligen Geschehnisse, unter Einbeziehung aller damals beteiligten Personen, zu schreiben und vielleicht kann man ja dabei sogar den Mordfall von damals aufklären.

Merkwürdig, fast schon mysteriös wird es, als ausgerechnet zu Beginn der Recherchen und der Aufarbeitung der damaligen Geschehnisse die Leiche des damals vermissten Schriftstellers gefunden wird. Wie hängt das alles zusammen? Und warum können die Freunde von damals sich nicht so richtig erinnern? Seltsam ist auch, dass sich die Freunde von damals plötzlich gegenseitig beschuldigen Schuld am Tod von Leo Born zu sein. Was aber damals genau geschehen ist, sagt niemand. Natürlich ist auch die Polizei an der Aufarbeitung der Ereignisse interessiert und dann wird Zack verhaftet.

Mir gefällt die Art wie dieses Buch geschrieben ist. Zwei Bücher in einem, oder vielmehr ein Buch im Anderen. Dadurch bewegen wir uns parallel in zwei Zeitebenen. Es macht Spaß auf diese Art die beiden Geschichten parallel zu lesen. Aus den Erinnerungen der damaligen Freunde entsteht ein Bild vom damaligen Geschehen. Es gab Momente, da war mir gerade Leo Born als Opfer extrem zuwider. Ich habe mich beim Lesen geschüttelt und gefragt, wie die jungen Leute sich damals so manipulieren ließen.

Spannend erzählt hat mich dieses Buch gut unterhalten. Von mir gibt es eine Leseempfehlung und verdiente vier Lesesterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.01.2020

Überlebenstrainer

Draussen
0

Ein Mann, Stephan, lebt mit Cayenne und Joshua in den Wäldern von Brandenburg. Beide Kinder werden Tag für Tag aufs Überleben trainiert. Sie sind als Kinder bereits in der Lage sich einen geeigneten Unterschlupf ...

Ein Mann, Stephan, lebt mit Cayenne und Joshua in den Wäldern von Brandenburg. Beide Kinder werden Tag für Tag aufs Überleben trainiert. Sie sind als Kinder bereits in der Lage sich einen geeigneten Unterschlupf zu bauen, zu jagen und sich auch gegebenenfalls gegen Feinde zu verteidigen. Scheinbar machen sie das bereits schon seit Jahren so. Cayenne und Joshua würden gerne ein normales Leben führen. Aber Stephan sagt, sie müssen vorbereitet sein. Als Cayenne dann plötzlich angegriffen wird und sich nur mit Müh und Not verteidigen kann wird ihnen klar, dass die Überlebenskämpfe nicht umsonst waren. Für Stephan ist klar, sie sind gefunden worden und jetzt geht der eigentlichen Kampf erst richtig los.

Für eine Geschichte, die so in Deutschland spielt, ist es fast unglaublich. Und doch gibt es in der Story Aspekte, die durchaus glaubhaft erscheinen. Spannend fand ich, dass man lange nicht wusste, worauf läuft es hinaus? Wer will den drei Protagonisten etwas anhaben? Was sind die Hintergründe? Und da das Buch ja sozusagen in der kritischen Phase einsteigt, mach das zum Teil auch die Spannung aus.

Ich kannte noch kein Buch von den beiden Autoren und war angenehm überrascht. Ich fand die Idee und auch ihre Umsetzung gelungen. Es war actionreich, unvorhersehbar und absolut unterhaltsam. Von mir gibt es eine Leseempfehlung und verdiente vier Lesesterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.11.2019

Schweres Erbe

Das Erbe
0

Wolf hat eine schwere Kindheit. Seine Mutter ist der Meinung, dass er an der Mondkrankheit leidet und das er auf jeden Fall unheilbar krank ist. Das bedeutet für ihn, dass er nur nachts herausdarf. Allein ...

Wolf hat eine schwere Kindheit. Seine Mutter ist der Meinung, dass er an der Mondkrankheit leidet und das er auf jeden Fall unheilbar krank ist. Das bedeutet für ihn, dass er nur nachts herausdarf. Allein spielt er auf den Spielplätzen, sitzt im Garten und beobachtet den Mond. Und er ist immer mit Helm unterwegs.
Sein Leben ändert sich radikal, als seine Mutter Bob kennenlernt. Der glaubt nicht an die Diagnose des Arztes und schleppt Wolf, ohne mit der Mutter Rücksprache zu nehmen, zu einem Spezialisten. Dessen Diagnose lautet Wolf ist gesund.

Ab dem Moment ist nichts mehr wie es war.
Auf unglaublich einfühlsame Weise erzählt R.R. Sul hier die Geschichte von Wolf. Er zeigt aber auch auf, dass es trotz denkbar schlechter Vorbedingungen möglich ist, sich zu einem normal denkenden und vor allem handelnden, empathischen Menschen zu entwickeln. Während des Lesens kam mir immer wieder der Gedanke, dass kann alles nicht gut enden für den Jungen. Und doch schafft er es. Er entwickelt sich zu einem Menschen und ist in der Lage emotional normal zu denken und zu handeln. Und doch gibt es da immer wieder diese Rückschläge, die auf Wolf extrem wirken und drohen ihn wieder in seine Negativwelt zurück zu werfen.

Die Familiengeschichte von Wolf, so verstörend díese auch ist, bewirkte aber auch in mir, dass das Buch noch lange in mir nachwirkte. Sie zeigt aber eben auch, dass es trotz negativer Einflüsse und Tendenzen möglich ist, sich zu einem völlig normalen, positiven Menschen zu entwickeln.

Von mir gibt es eine Leseempfehlung und verdiente vier Lesesterne.