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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.02.2020

schwierige Themen und ein ungewöhnlicher Aufbau

Je tiefer das Wasser
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Edith und Mae sind Schwestern, sie leben bei ihrer Mutter Marianne, bis sie nach deren Suizidversuch zu ihrem Vater nach New York ziehen müssen. Die beiden erleben die Welt sehr unterschiedlich. Mae hat ...

Edith und Mae sind Schwestern, sie leben bei ihrer Mutter Marianne, bis sie nach deren Suizidversuch zu ihrem Vater nach New York ziehen müssen. Die beiden erleben die Welt sehr unterschiedlich. Mae hat sich von ihrer Mutter immer eingeengt gefühlt und sieht nun bei ihrem Vater die Möglichkeit, ein neues, freies Leben zu führen. Edith hingegen fühlt sich von ihrem Vater verraten, der sie als Kind verlassen hat, was sie ihm nicht verzeihen kann. Sie buhlte immer um die Aufmerksamkeit ihrer Mutter und versucht sie verzweifelt am Leben zu halten und ihre Liebe erwidert zu wissen.

Die gesamte Familie hat einen Knacks, jede Figur ist getrieben und dieses Getriebensein äußert sich in verschiedenen Formen. Mae will sich von ihrer Mutter befreien und wirft sich dabei doch nur in eine weitere Abhängigkeit, in dem sie versucht, ihrem Vater zu gefallen und seine Liebe zu erhalten. Doch der ist noch immer gefangen in seiner Liebe zu Marianne und sieht in der Tochter nur deren Ebenbild, nicht jedoch das Mädchen, das sie ist. Zwischen den beiden entwickelt sich eine ungute Beziehung denn Mae würde alles tun, um die Zuneigung und Aufmerksamkeit ihres Vaters auf sich zu lenken, selbst wenn sie dafür in die Rolle ihrer Mutter schlüpfen muss. Edith hingegen versucht ihre Mutter zu retten und will nicht wahrhaben, dass ihr dies womöglich nie gelingen wird. Sie hebt Marianne in den Himmel und sieht ihre Schattenseiten nicht, sucht eher die Schuld bei sich oder bei anderen. Doch auch die anderen Familienmitglieder und Figuren haben mit den Schattenseiten des Lebens zu kämpfen und fühlen sich oftmals machtlos.

"Je tiefer das Wasser" ist kein klassischer Roman, es ist viel mehr eine Sammlung von Rückblenden der verschiedenen Figuren, die mitunter an Verhörmitschnitte oder Protokolle erinnern. V.a. in der ersten Hälfte hatte ich das Gefühl, einem Film zu folgen, bei dem Außenstehende versuchen eine lang vergangene Situation nachzuvollziehen. Diesen Stil muss man mögen, mir hat er jedoch gut gefallen. Gerade durch die vielen verschiedenen Blickwinkel wird die Gespaltenheit und Widersprüchlichkeit der Erlebnisse deutlich. Jede der Personen, die zu Wort kommen, hat das Vergangene unterschiedlich erlebt, was ich sehr faszinierend fand. Der Schreibstil war oft sehr klar und nüchtern und hielt mich gedanklich auf Abstand, doch dann gab es wieder Passagen, die wie ein Messer unter die Haut fahren und mich aufweckten und erschütterten. Manches wird nicht ausgesprochen, sondern nur angedeutet und am Ende kann sich der Leser eigentlich bei nichts so richtig sicher sein. Durch die Rückblenden hatte ich auch manchmal das Gefühl, etwas übersehen zu haben, da einige Ereignissen vorgegriffen wird. Dennoch entwickelt es auch irgendwie einen Sog, dem ich mich nicht ganz entziehen konnte. Katya Apekina blickt tief in die menschlichen Abgründe und auf psychische Probleme sowie den Umgang mit diesen. Darauf wird der Leser jedoch nicht wirklich vorbereitet und manches Mal wurde ich überrascht von der Wendung und der Intensität, die ich so nicht erwartet hatte an diesen Stellen. Viele Themen tauchen zunächst unterschwellig auf um dann an die Oberfläche zu brechen und den Leser zu schockieren und verstören. Damit muss man umgehen können, was "Je tiefer das Wasser" sicherlich nicht zu einem Buch für jeden macht und was man vor dem Lesen bedenken sollte.

Veröffentlicht am 04.02.2020

Lässt leider ziemlich nach

Die Bagage
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Josef und Maria leben zusammen mit ihren Kindern am Rande eines Dorfes, sie zählen als Außenseiter sind jedoch allgemein akzeptiert, auch wenn Maria von den Frauen beneidet wird, da sie als die Schönste ...

Josef und Maria leben zusammen mit ihren Kindern am Rande eines Dorfes, sie zählen als Außenseiter sind jedoch allgemein akzeptiert, auch wenn Maria von den Frauen beneidet wird, da sie als die Schönste gilt. Doch dann muss Josef ind en Krieg und Maria bleibt allein zurück. Und wird schwanger.

"Die Bagage" erzählt die Geschichte einer Familie zu Zeiten des Krieges, wie es ist als Frau alleine zurückzubleiben und nichts zu essen zu haben. Aber auch was der Krieg mit den Soldaten macht schimmert immer wieder zwischen den Zeilen durch. Die Zeiten des Heimaturlaubs, in denen Josef zurückkehrt, haben mich sehr berührt. Die Veränderungen, die er durchlebt konnte man förmlich spüren. Leider muss ich jedoch sagen, dass sich die Geschichte ziemlich schnell in den alltäglichen Belanglosigkeiten der Bagage verliert. Die Sprache ist manchmal sehr sperrig, aber alles in allem lies sich das Buch recht flüssig lesen. Aber irgendwie konnten mich vieel Passagen nicht richtig packen, das Leben von Maria und ihren Kindern blieb mir gleichgültig. Lediglich die Szenen mit dem Bürgermeister oder wenn Josef nach Hause kam haben mich erreicht, da sie sehr intensiv beschrieben waren.

Auch ist der Klappentext etwas irreführend, da er die vermutung nahelegt, es ginge in dem Buch um Grete. Dabei spielt sie eher eine untergeordnete Rolle und wie es war in einer solchen Familie zu leben bleibt weitesgehend ungesagt. Die Erzählerin springt immer wieder in den Zeitebenen, greift vor um dann wieder an einem früheren Handlungsstrang zurückzukehren. Das hat mich jedoch nicht sehr gestört, da es gut in den Fluss der Geschichte eingebaut hat. Allerdings las sich die geschichte v.a. ab der Hälfte immer wieder sehr episodenhaft und der rote Faden schien stellenweise ein bisschen verloren zu gehen.

"Die Bagage" war für mich ein interessantes Buch, dass jedoch viel Potential nach oben ungenutzt gelassen hat.

Veröffentlicht am 19.01.2020

solider Auftakt mit Luft nach oben

Eve of Man (I)
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Es wurden nach und nach immer weniger Mädchen geboren, bis es schließlich ganz aufhörte. 50 Jahre lang kamen nur männliche Kinder auf die Welt, bis eines Tages Eve geboren wird.Fortan lebt sie in einem ...

Es wurden nach und nach immer weniger Mädchen geboren, bis es schließlich ganz aufhörte. 50 Jahre lang kamen nur männliche Kinder auf die Welt, bis eines Tages Eve geboren wird.Fortan lebt sie in einem Turm, nur umgeben von den Müttern, die sich um sie kümmern, und Holly einer Computerprojektion, die von Menschen gesteuert wird. Als sie 16 Jahre alt wird, soll sie sich aus drei Kandidaten einen Partner auswählen. Doch sie hat sich langsamin Bram, einen der Holly-Piloten verliebt.

Die Grundidee ist nicht super neu, aber eine gute Ausgangssituation. Eve ist daseinzige Mädchen seit Jahren und wird deswegen weggesperrt um ihr Überleben zu sichern. Man gaukelt ihr eine heile Welt vor umsie nicht zu entmutigen und versucht sie nach den eigenen Vorstellungen zu formen, einerseits um das Ziel zu erreichen, andererseits um seine Machtpositionen zu festigen. Soweit so gut. Dann kommt der leider oftmals typische Jugendbuchtwist, sie trifft einen Jungen, verliebt sich unsterblich in ihn und fängt an zu rebellieren und an allem zu zweifeln. Das hat mich jetzt hier nicht allzu sehr gestört, da die Story trotzdem noch gut geschrieben und angenehm zu lesen war. Allerdings war es stellenweise schons ehr theatralisch und unrealistisch.

Die Charaktere fand ich alle ganz gut, am meisten erreichen konnten mich jedoch Bram und die Rebellen. Eve war mir, vielleicht bedingt durch ihre Jahrelange Abgeschiedenheit, etwas zu naiv und egoistisch rebellisch. Ich konnte zwar oft ihre Beweggründe irgendwie verstehen, aber sie schwankte mitunter sehr radikal zwischen zwei Meinungen. Bram handelte für mich auch sehr egoistisch, für ihn zählte nur, dass er mit Eve zusammen kommt, der Rest war nur Mittel zum Zweck. So manche Pläne für Eve konnte ich zwar nicht nachvollziehen - z.B. warum es nur drei Kandidaten gab - dennoch war die Geschichte nach anfänglichem Dahinplätschern doch noch recht spannend ab der Hälfte. Medizinische Logikfehler bezüglich der Frage, ob Eve die Menschheit wirklich alleine retten kann oder nicht haben mich jetzt nicht sonderlich gestört. Eve if Man ist ja kein Fachbuch sondern eine Jugenddystopie, da sehe ich über sowas auch mal hinweg.

Alles in allem ein solider Auftakt, der mich neugierig macht, wie es weiter geht.

Veröffentlicht am 12.01.2020

Leider ist das Reich über dem gefrorenen Himmel nicht so besonders wie erwartet

Rabenherz und Eismund
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Als Mailins Freundin Silja in einer stürmischen Nacht plötzlich verschwindet, ist sie davon überzeugt, dass sie vom Winterkönig entführt wurde. Mailin macht sich auf die Suche nach ihrer Freundin und landet ...

Als Mailins Freundin Silja in einer stürmischen Nacht plötzlich verschwindet, ist sie davon überzeugt, dass sie vom Winterkönig entführt wurde. Mailin macht sich auf die Suche nach ihrer Freundin und landet dabei im eisigen Reich über dem gefrorenen Himmel. Dabei wird sie unterstützt von Toma, einer Jägerin und Birgida, aus dem Eisschloss. Und dann wäre da noch der geheimnisvolle Eisprinz, der Mailin immer wieder in ihren Träumen erscheint.

Die Welt von Mailin ist voller Mythen und Geheimnissen, die im Reich über dem Himmel Wahrheit werden. Nina Blazon hat eine wirklich tolle Welt entworfen, die Mythen sind toll beschrieben. Die Wesen sind sehr einfallsreich und mir so noch in keinen Bpchern untergekommen. Der Schreibstil ist insgesamt sehr bildhaft und auch spannend, ich habe mich sofort in der Welt und der Geschichte zurechtgefunden.

Die Figuren sind gut erdacht, es hat mir jedoch ein bisschen an charakterlicher Tiefe gefehlt. V.a. Mailin ist mir so manches Mal etwas auf die Nerven gegangen. Gut fand ich jedoch, dass die Geschichte und Hintergründe bis zum Schluss nicht voll durchschaubar waren, es gab immer wieder etwas neues zu entdecken und zu rätseln. Man hatte auch als Leser den gleichen Wissensstand wie Mailin und konnte so mit den 4 Freunden die Geheimnisse aufdecken.

Obwohl die Geschichte wirklich sehr spannned geschrieben war hatte ich v.a. im Mittelteil das Gefühl, dass es sich etwas zieht. Ich bin Mailin und ihren Gefährten zwar gern gefolgt, aber so manches Mal hatte ich das Gefühl, dass nichts relevantes passiert und sich die Story nicht richtig vorwärtsbewegt.

Alles in allem also ein nettes Buch, aber so richtig überzeugen konnte es mich leider nicht.

Veröffentlicht am 04.01.2020

Ganz nette Story mit einer unsympathischen Hauptfigur

Das Geheimnis von Shadowbrook
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Bis zu ihrem 18. Lebensjahr lebt Clara zurückgezogen und darf das Haus so gut wie nie verlassen, denn sie hat die Glasknochenkrankheit und jede Unachtsamkeit kann gefährlich werden. Ihre Mutter ist eine ...

Bis zu ihrem 18. Lebensjahr lebt Clara zurückgezogen und darf das Haus so gut wie nie verlassen, denn sie hat die Glasknochenkrankheit und jede Unachtsamkeit kann gefährlich werden. Ihre Mutter ist eine rebellische Frau, sie erzieht Clara zu einer jungen Frau, die an die Wissenschaft und die Gleichheit der Menschen glaubt. Doch durch ihr von der Außenwelt abgeschiedenes Leben hat sie keine Ahnung, wie man unter Menschen lebt und sich verhält. Sie ist vorlaut, unfreundlich, weiß nicht, wann es besser ist, nicht weiter nachzufragen, nimmt sich selbst zu wichtig, ist verärgert, wenn ihr jemand keine zufriedenstellende Antwort gibt und glaubt, nur weil sie etwas möchte auch das Recht darauf zu haben und akzeptiert die Privatsphäre ihrer Mitmenschen nicht. Sie selbst bezeichnet sich als direkt, ich würde es einfach unsympathisch und frech nennen. Sie denkt, man verheimlicht ihr Sachen, weil sie eine Frau ist, dabei gehen sie manche Sachen vielleicht einfach nichts an, was in ihrem Universum jedoch nicht möglich zu sein scheint. Und auf jeder Seite schwingt das Mitleid mit, das der Leser doch bitteschön für sie haben soll aufgrund ihrer Krankheit. Auf der einen Seite kann ich ihr Verhalten zwar verstehen, denn Clara kennt die Welt nur aus Sachbüchern und den Geschichten ihrer Mutter aber dennoch konnte ich einfach keine Bindung zu ihr aufbauen.

Zum Glück entwickelt sich die Geschichte nach dem ersten Drittel etwas stärker und der Fokus rutscht auf die Spukgeschichte. Die Landschaft ist toll beschrieben und das Gefühl für das alte Gebäude und die Menschen ist deutlich zu spüren. Generell fand ich den Schreibstil und die Sprache der Autorin sehr angenehm. Die Handlung hätte vielleicht noch etwas mehr Tiefe haben können aber alles in allem war es gut zu lesen. Lediglich den Schluss fand ich etwas sehr konstruiert und aufgesetzt.

Als Fazit bleibt mir ein nettes Buch, das mich am Anfang sehr ärgerte und leider nicht lange in Erinnerung bleiben wird.