Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
Und dann steht einer auf und öffnet das FensterFred ist ein sensibler alleinerziehender Vater des fast 14 jährigen zu klein gewachsenen und künstlerisch begabten Phil und hat sich dazu entschlossen als ehrenamtlicher Sterbebegleiter tätig zu sein. ...
Fred ist ein sensibler alleinerziehender Vater des fast 14 jährigen zu klein gewachsenen und künstlerisch begabten Phil und hat sich dazu entschlossen als ehrenamtlicher Sterbebegleiter tätig zu sein. In seiner Freizeit hat er diverse Kurse und Fortbildungen zu dem Thema erfolgreich absolviert und wird nun von der Hospizleitung einer bald sterbenden Frau zugeteilt. Es handelt sich um die eigenwillige, direkte und charakterfeste Karla. Die 60 Jährige ist an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt, hat die Chemo abgebrochen, nimmt aber diverse Medikamente zu sich und fühlt sich nur in ihrer Wohnung sicher und geborgen. Sie weiß nicht wie viele Wochen oder Monate ihr noch bleiben, aber diese will sie nicht in einem Hospiz verbringen und weiß selber noch nicht, ob das Engagement eines Sterbebegleiters die richtige Entscheidung für sie ist.
Die großen Charakterunterschiede machen das Aufeinandertreffen nicht gerade einfach. Fred ist zu unsicher, während Karla ihm sehr klar und deutlich zu verstehen gibt was sie von ihm und seinem Nebenjob hält. Es ist nicht einfach für die beiden auf einen Nenner zu kommen und gut zusammenzuarbeiten, doch nach einiger Zeit kommt die Beziehung in Fahrt. Zudem vermitteln auch andere Charaktere zwischen den beiden, damit das Eis schneller bricht.
Fred ist ein sehr ehrgeiziger, hartnäckiger und anteilnehmender Begleiter, welcher leider noch zu unerfahren ist und die Dinge und Karlas Wünsche zu Anfang nicht so akzeptiert wie sie sind. Er will das Karla vor ihrem Tod noch schöne Momente erlebt, will für sie eine Überraschung organisieren und ihr zu viele von seinen Ideen aufdrängen. Sein unbeholfenes Handeln bringt unerwartete und negative Konsequenzen mit sich, die die Beziehung zwischen ihm und Karla sehr erschüttern.
Ich habe ein sehr dramatisches und trauriges Buch erwartet und habe herausgelesen, dass es um noch so viel mehr geht als das. Es geht nicht nur um das Sterben an sich und um die Huldigung all der ehrenamtlichen Sterbebegleiter. Es geht zum einen um den Verlust von Menschen in jeglicher Hinsicht und den Folgen daraus für jeden der Charaktere. Es geht um den Zusammenhalt zwischen den Menschen, um die Bereitschaft sich zu helfen, füreinander da zu sein und mit einander kommunizieren zu können, Fehler einzugestehen und ehrlich zu sein. Es ist ein Loblied auf das Leben, die Freundschaft, Lebensentwicklungen und die Familie, so klein diese auch sein möge. Mit unterschwelliger Komik, ein wenig gut platzierter Ironie, alltagstauglichen Dialogen und einprägsamen Charakteren hat Susann Pásztor ein echtes Lesehighlight gezaubert.