Neuer packender Cold Case für Kommissar Wisting
Wisting und der fensterlose RaumINHALT
William Wisting bekommt einen äußerst heiklen Auftrag: Im idyllischen Wochenendhaus eines an Herzinfarkt plötzlich verstorbenen Spitzenpolitikers wurden Umzugskisten mit achtzig Millionen Kronen ...
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William Wisting bekommt einen äußerst heiklen Auftrag: Im idyllischen Wochenendhaus eines an Herzinfarkt plötzlich verstorbenen Spitzenpolitikers wurden Umzugskisten mit achtzig Millionen Kronen gefunden. Die Kisten standen im innersten, fensterlosen Raum des Hauses. Stammt das Geld etwa aus einem Raubüberfall, der fast zwanzig Jahre zurückliegt? Unterstützung bekommt Wisting von Adrian Stiller, der sich gerade mit dem ungeklärten Verschwinden des möglichen Täters befasst.
Doch wie gelangte das Geld in den Besitz des Politikers? Oder stammt es gar aus einer ganz anderen Quelle?
(Quelle: Piper Verlag)
MEINE MEINUNG
Nach dem gelungenen Auftakt ist nun mit „Wisting und der fensterlose Raum“ der zweite Band der viel versprechenden, neuen Cold Case-Reihe des norwegischen Krimi-Autors Jørn Lier Horst herausgekommen.
Diesmal muss sich der norwegische Ermittler Wisting mit den mysteriösen Hinterlassenschaften des verstorbenen Spitzenpolitikers Bernard Clausen beschäftigen, die er in dessen Hütte in Pappkartons auffindet. Einbezogen in die Untersuchungen zu dem heiklen Fall, bei dem strenge Geheimhaltung und viel Fingerspitzengefühl vonnöten ist, werden lediglich Wistings Kollege Mortensen, seine Tochter Line, die als freiberufliche Journalistin arbeitet, und schließlich auch der Leiter der neuen EU-Einheit zu Cold Cases, der junge ambitionierte Kommissars Adrian Stiller.
Die clever konstruierte, mitreißende Handlung ist geschickt verwoben mit ungelösten Fällen und Ereignissen aus der Vergangenheit, gewinnt zusehends an Tiefe und nimmt allmählich immer mehr an Fahrt auf. Im Mittelpunkt dieses Krimis steht erneut die sehr authentisch wirkenden, oft kleinteiligen Ermittlungen des Teams mit all seinen Irrwegen und Trugschlüssen und zahlreichen Verdächtigen. So ist er bestens geeignet zum vielfältigen Kombinieren und Miträtseln. Man merkt deutlich, dass Jørn Lier Horst vom „Fach“ ist und seine langjährigen Erfahrungen als Kommissar in seinen hoch komplexen Fall mit eingearbeitet hat.
Geschickt lässt uns der Autor an der akribischen, clever angelegten Ermittlungsarbeit von Wistings kleinem Team teilhaben, bei der auch seine Tochter Line als investigative Journalistin eine tragende Rolle spielt und wichtige Hinweise zutage befördert. Faszinierend ist es mitzuerleben, wie sehr sich bisweilen die strategische Vorgehensweise der Polizei von den eher unkonventionellen Befragungsmethoden der Journalistin unterscheidet.
Die Geschichte lebt von den vielschichtig ausgearbeiteten, lebensnahen Charakteren der sympathischen Ermittlergruppe um Wisting, die mir inzwischen richtig ans Herz gewachsen ist. Erneut hat mich vor allem die differenzierte, glaubwürdige Charakterisierung der sehr sympathischen Hauptfigur William Wisting mit seiner tiefgründigen Persönlichkeit und seiner einfühlsamen Seite als Familienmensch sehr überzeugen können. Es macht großen Spass mitzuverfolgen, wie er mit viel psychologischem Einfühlungsvermögen aber dennoch mit dem notwendigen Biss und Durchblick bei seinen Ermittlungen in diesem schwierigen Fall vorgeht. Leider spielt der junge ambitionierte Stiller, der mit seiner gänzlich anderen Vorgehensweise beim vorherigen Band ein faszinierender Gegenpart zu Wisting war, bei diesem Fall nur eine Nebenrolle.
Mit seinem mitreißenden Schreibstil, überraschenden Wendungen und geschickt gesetzten Szenenwechseln treibt der Autor seine packende Geschichte voran. Er lässt uns stets an neuen Ergebnissen der Untersuchungen und Befragungen teilhaben, zieht gekonnt den Spannungsbogen immer weiter an und lässt den Krimi schließlich in einem unglaublich fesselnden, hochdramatischen Showdown gipfeln. Die Auflösung des verwickelten Cold Case ist zwar überraschend, aber durchaus plausibel. Ganz zufriedenstellen konnten mich die Erklärungen für die psychologischen Hintergründe des Motivs allerdings nicht. Dies ist aber Mäkeln auf hohem Niveau, denn insgesamt konnte mich der neue Fall für Kommissar Wisting wieder sehr begeistern.
Ich freue ich schon sehr auf eine Fortsetzung mit dem sympathischen Ermittlungsteam um Wisting und bin schon sehr gespannt auf einen neuen Cold Case, bei dem hoffentlich auch Adrian Stiller wieder mehr zum Zuge kommt!
FAZIT
Eine gelungene Fortsetzung der neuen Cold-Case-Reihe rund um Kommissar Wisting mit einem sehr fesselnden, clever konstruierter Fall und einem sehr sympathischen Ermittlerteam!
Lesenswert – wenn auch etwas schwächer als der erste Band!