Verstörend und lehrreich!
VerityAchtung, diese Rezension ist NICHT spoilerfrei!
Die junge Krimiautorin Lowen Ashleigh steht vor den Trümmern ihres bisheringen Lebens. Ihre Mutter, die sie monatelang gepflegt hat, ist verstorben und ...
Achtung, diese Rezension ist NICHT spoilerfrei!
Die junge Krimiautorin Lowen Ashleigh steht vor den Trümmern ihres bisheringen Lebens. Ihre Mutter, die sie monatelang gepflegt hat, ist verstorben und die daraus entstandene finanzelle Not wird dafür sorgen, das Lowen früher oder später ihre Wohnung verliert.
Da kommt das Angebot, eine gefeierte Thrillerreihe der berühmten und seit einem Unfall nicht mehr ansprechbaren Verity Crawford weiterzuschreiben, genau zum richtigen Zeitpunkt.
Im Haus von Vertiy macht Lowen während ihrer Recherchen grausame Entdeckungen zur Familiengeschichte der Cawfords und verliebt sich dabei auch noch in Veritys Ehemann Jeremy.
Mit "Vertiy" habe ich das erste Mal zu einem Buch von Colleen Hoover gegriffen und war von Seite 1 an schockiert und begeistert. Einerseit kam immer wieder das Bedürfnis auf, das Buch zur Seite zu legen, um das Gelesene zu verdauen. Und andererseits musste ich einfach weiterlesen!
Durch das Cover mit dem Vogelschwarm und den teils düsteren Wolken lässt sich schon zum Teil vorausahnen, dass nicht nur "Friede freude Eierkuchen" in der Geschichte auf den Leser wartet. Mir gefällt es!
Der Erzählstil von Colleen Hoover hat mich sehr gut gefallen. Sowohl die eigentliche Hanldung aus Lowens Sicht als aus Veritys Autobiographie haben sich flüssig und ohne große Stolpersteine lesen lassen. Die Aufteilung von Autobiographie und Gesichte wirken stimmig und ich hatte beim Lesen nie das Gefühl, dass zu lange in einer "Erzählart" verweilt wird.
Die Handlung hat mir schon einiges abverlangt. Einen eingefleischten Krimi- bzw. Thrillerleser werden die detaillierten Beschreibungen in Veritys Autobiographie wohl eher kalt lassen - mich haben sie wirklich geschockt. Zum Teil war ich wirklich erschüttert darüber, wie kleinlich beispielsweise Veritys Abtreibungsversuch mit dem Drahtkleiderbügel beschrieben waren.
Nicht ganz gepackt hat mich die Liebesgeschichte zwischen Lowen und Jeremy. Die aufkeimenden Gefühle konnte man meiner Meinung nach im Laufe der Geschichte schon gut erkennen. Aber die Tatsache, das Lowen in Bezug auf die Versessenheit auf Jeremy Verity schon in gewisser Hinsicht ähnlich ist, hat mich ein wenig abgeschreckt und Lowen einige Sympathie-Minuspunkte eingebracht.
Wohl am meisten geschockt hat mich aber der Schluss des Buches. Einerseits Jeremys und Lowens Art der Selbstjustiz. Andererseits auch die Schilderungen Veritys in ihrem letzten Brief an Jeremys, in welchem sie beschreibt, wie Jeremy schon vorher versucht hat, ihrem Leben ein Ende zu bereiten.
Meine Auffassung der ganzen Geschichte entspricht der des letzten Satzes im Buch: "Verity war eine Meisterin im Verdrehen der Wahrheit. Die Frage, die bleibt, ist nur: Welche Wahrheit ist die, die sie verdreht hat?". Ich selbst bin zu einem Schluss gekommen, ob Vertiy wirklich der Mensch war, den sie in ihrer Autobiographie beschrieben hat, oder ab dies wirklich nur eine Schreibübung für ihre Thriller war.
Bei einer Sache bin ich mir aber sicher: "Verity" ist die erste Geschichte, in welcher ich keinen der Protagonisten (vielleicht abgesehen von Crew) gerne mal treffen würde. Verity nicht, weil ich bei ihr nicht weiß, wer sie wirklich ist. Jeremy nicht, weil er seine Frau - trotz allem, was sie möglicherweise getan hat - auf dem Gewissen hat. Und Lowen nicht, weil sie Jeremy bei seiner Tat unterstützt hat und ihm nicht die Möglichkeit gegeben hat, die andere Seite der Medaille zu sehen.
Zu meinem Fazit:
Colleen Hoover hat mit Verity ein wahnsinnig eindrucksvollen Roman geschrieben.
Vor allem eine Tatsache fasziniert mich: Der Leser wird über 300 Seiten lang davon überzeugt wurde, welch ein schrecklicher Mensch Verity sein. Nur 20 weitere Seiten reichen aus, dass diese Überzeugung zu bröckeln beginnt und man nicht mehr weiß, welche Wahrheit die richtige ist.
Ich kann den Hype um diese Geschichte absolut verstehen und kann sie nur weiterempfehlen!