Profilbild von sommerlese

sommerlese

Lesejury Star
offline

sommerlese ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sommerlese über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.01.2020

Ein belangloser und zu vage erscheinender Roman

Heute ist Montag
0

"Heute ist Montag" ist das Romandebüt von Sytske van Koeveringe, das Buch erscheint im btb Verlag.



Julia arbeitet als Reinigungskraft, manchmal trifft sie auf die Bewohner Sie studiert und braucht ...

"Heute ist Montag" ist das Romandebüt von Sytske van Koeveringe, das Buch erscheint im btb Verlag.



Julia arbeitet als Reinigungskraft, manchmal trifft sie auf die Bewohner Sie studiert und braucht diesen Job, sie möchte Schriftstellerin sein. Ihr Exfreund fehlt ihr und auch eine echte Freundin hat sie nicht. Sie träumt in den fremden Wohnungen von den Bewohnern und von einem anderen Leben. Doch auch das bringt sie nicht von ihren Problemen los. Trotzdem fühlt sie sich in ihren Träumen frei, so nutzt sie das Badezimmer in Nummer 61 und tanzt nackt imWohnzimmer von 122-D. Ihre andauernden Fressattacken sorgen dafür, dass sie die Kühlschränke leer ist und auch die Alkoholvorräte in Beschlag nimmt.



Wenn Menschen sich für unwichtig halten oder ihr Leben ihnen belanglos erscheint, haben sie kein zufriedenes und erfülltes Leben. Das scheint auf Julia, Reinigungskraft und Ende 30, zuzutreffen.

Vor lauter Langeweile im eigenen Leben, denkt sie sich in die Leben der Menschen hinein, bei denen sie putzt. Sie trifft die ganze Bandbreite der Gesellschaft an, es gibt gestörte Typen, einen Yogamann, chic eingerichtete, elegante und merkwürdige Menschen.

Julia kommt mit ihrem langweiligen Leben nicht klar, ihren letzten Freund hat sie mit ihrem Debütroman vertrieben und ihre Freundin lebt in ihrer Welt als Ehefrau und Mutter. Für Julia scheinbar unerreichbar weit entfernt.



Julia kippt Alkohol und Schmerztabletten in sich hinein, aber auch Massen an Süßigkeiten, die sie bei ihren Putzstellen findet. Sie träumt von einer Liebe, von Freundschaft und von einem zufriedenen Leben, doch sie ist getrieben und ohne Plan.



Mir kam es die ganze Zeit so vor, als ob Julia sich in ein fremdes Leben hineindenkt, um ihr eigenes nicht zu spüren. Besuche bei einer Ärztin bringen keine Besserung, sie ist schlaflos, nimmt Tabletten gegen ihre Dauerkopfschmerzen und lebt mehr oder weniger in den Tag hinein. Die einzige Abwechslung findet sie in fremden Wohnungen.

Man könnte dieses Buch als Kritik an sozialen Beziehungen auslegen, doch soweit würde ich nicht gehen.

Die Autorin hat Erzählpotential, doch die Protagonistin dümpelte so vor sich hin, es passierte nichts grundlegendes und es blieb mir inhaltlich einfach zu vage und zu banal. Es passiert nichts Bewegendes und man muss sich das Meiste zusammenreimen.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.02.2019

Dieser Roman hat mich trotz der schönen Sprache nicht berührt.

Eine Schwester in meinem Haus
0

Linda Olssons Roman "Eine Schwester in meinem Haus" erscheint als deutsche Erstausgabe in der Übersetzung von Kerstin Schöps am 11.02.2019 im btb Verlag.


In einem kleinen Ort an der katalanischen Küste ...

Linda Olssons Roman "Eine Schwester in meinem Haus" erscheint als deutsche Erstausgabe in der Übersetzung von Kerstin Schöps am 11.02.2019 im btb Verlag.


In einem kleinen Ort an der katalanischen Küste lebt Maria zurückgezogen und allein in einem Haus. Sie trauert ihrer großen Liebe nach. Täglich wird sie von ihrer Umgebung daran erinnert, wie glücklich sie hier mit ihrer Liebe war. Als ihre Schwester Emma zu Besuch kommt, zu der sie kaum Kontakt hatte, kann Maria sich nicht richtig freuen. Sie empfindet Emma als Eindringling in ihr Reich. Wird dieser Besuch schmerzhafte Erinnerungen zutage fördern, wenn sie an ihre unglückliche Kindheit denken?



Diese Geschichte wird sehr ruhig erzählt und spielt sich hautsächlich in Gesprächen und Gedanken zweier Schwestern ab. Maria ist eine Frau, die in ihrem Leben viel Leid erfahren hat, aber nicht in der Lage ist, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Sie schließt ihren Kummer in sich ein und lässt niemanden nah an sich heran. Stets hat sie ihre eigene vorgefasste Meinung und hat nicht die Empathie, sich auf ihr Gegenüber einzustellen, geschweige sich für die Person zu interessieren und deren Meinung zu hören. Das hat zur Folge, dass es häufig zu Missverständnissen und falschen Interpretationen Marias kommt. Aber als ihre Schwester Emma sie besucht, fängt sie an, ihre eigene Vergangenheit aufzuarbeiten, langsam bricht ihre harte Schale auf und sie entdeckt, wie sehr sie Emma braucht.



Emma ist die kleine Schwester, die aufopfend bei ihrer Mutter geblieben ist, als eine gemeinsame große Schwester starb. Maria verschwand einfach. Emma hat eine Familie gegründet, konnte das Trauma ihrer Kindheit überwinden. Sie ist auch in der Lage, Maria Zeit zu lassen und die Erlebnisse der Vergangenheit nicht direkt anzusprechen. Sie vermeidet persönliche Fragen und damit lässt sie Maria die Möglichkeit, Gedanken zu wecken und sich allmählich zu öffnen.



Die Sprache gefällt mir gut, sie ist ruhig und einfühlsam und sehr auf die Empfindungen gelenkt. Linda Olsson zaubert mit ihren bildhaft genauen Beschreibungen der Schauplätze, Vorgänge, Gedanken und Stimmungen eine leicht melancholische Atmosphäre herbei. Sie beschreibt die Hoffnungen und Wünsche der Schwestern, lässt sie Blicke in die Vergangenheit werfen, die dem Leser Einsichten in die familiäre Situation erlaubt. Die Schwestern nähern sich langsam wieder an, es entwickelt sich ein neu gewonnenes Vertrauen, indem sie sich über die Vergangenheit, die Todesfälle und ihre verletzten Gefühle austauschen. Die erlittenen Verluste und Schmerzen der Seele werden fühlbar, die Distanz bleibt lange zwischen Emma und Maria bestehen. Immer wieder versucht Emma, Maria die Hand hinzuhalten. Es dauert lange, bis Maria sie ergreift. Diese Entwicklung streckt sich sehr langsam über endlose Gespräche dahin.

Von dieser gefühlvollen Tiefe gesehen, hat mir der Roman gefallen, allein davon kann die Handlung allerdings nicht leben.


Es ist eine Art Erinnerungsroman, bei dem man sich sehr mit den Figuren beschäftigen muss, auch wenn man sie eigentlich nicht unbedingt sympathisch findet. Deshalb kann man schnell die Lust am Lesen verlieren. Hier hat mich ein Hoffnungsschimmer weiterlesen lassen.


Am Ende hat man erfahren, welches Leid den Schwestern auf der Seele brennt. Doch richtig berührt hat mich dieses Buch leider nicht. Das liegt an der schwer zugänglichen Maria, die ich mir nicht als Freundin aussuchen würde und auch an den vielen Meinungen und verletzten Gefühlen, die hier nach und nach ausgesprochen werden müssen.



Am Ende siegt der Mut, sich für das gegenwärtige Leben zu öffnen. Auch wenn Maria sich weiterhin schwer tut, jemanden teilen zu müssen, so lässt sie doch mit Emma eine neue Chance für ihre gemeinsame Beziehung als Familie zu. Sie öffnet sich für ihre Verhältnisse enorm und sie erkennt, dass sie die Vergangenheit ruhen lassen muss, um weiter zu leben.

Gemeinsame Erinnerungen schmerzen, können aber auch zusammen schweißen.



In diesem Familiendrama geht es um Verrat, Trauer und die Hoffnung auf Vergebung. Die scheinbar perfekte Kulisse der schönen Umgebung steht im kompletten Gegensatz zu der unterkühlten Beziehung der Schwestern.




Wer Trauer, Verlust und Beziehungen in Familie und Partnerschaft analysieren möchte, wird in diesen Gedanken des Romans vielleicht aufschlussreiche Erklärungen finden. Für mich gab es einige unzugängliche Szenen, die mich mit ihrer Problematik nicht erreicht haben.

Veröffentlicht am 07.02.2019

Langweilig, weil ich zu den Figuren keine Beziehung aufbauen konnte.

Das Haus der roten Töchter
0

In ihrem Roman "Das Haus der roten Töchter" erzählt Kazuki Sakuraba ein Familienepos aus Japan. Der Roman erscheint 2019 im Heyne Verlag.


Japan 1953: Manyo, das Mädchen aus den Bergen kann die Zukunft ...

In ihrem Roman "Das Haus der roten Töchter" erzählt Kazuki Sakuraba ein Familienepos aus Japan. Der Roman erscheint 2019 im Heyne Verlag.


Japan 1953: Manyo, das Mädchen aus den Bergen kann die Zukunft voraussehen. Ihre Visionen machen ihrem eigenen Stamm Angst und sie verstossen sie. Von nun an lebt sie bei einer Adoptivfamilie im Tal und fällt durch ihr äußeres Erscheinungsbild mit ihrem langen schwarzen Haar auf. Der Sohn der angesehenen Familie Akakuchiba nimmt sie später zur Frau. Wieso erwählt er ausgerechnet die arme Manyo? Ist ihre Schönheit der Grund? Erst nach Manyos Tod lüftet ihre Enkelin Toko dieses Geheimnis und auch die Aussage ihrer Großmutter auf dem Sterbebett, als sie behauptet, eine Mörderin zu sein.


Veröffentlicht am 23.12.2018

Die Umsetzung des Buches konnte mich nicht packen

Der Wasserdieb
0

Der Ingenieur Nick zieht nach dem Tod seines Vaters von England nach Afrika, um dort ein Kinderkrankenhaus zu bauen. Seine Verlobte Kate lässt er in London zurück. Er beginnt eine Affaire, erkennt wie ...

Der Ingenieur Nick zieht nach dem Tod seines Vaters von England nach Afrika, um dort ein Kinderkrankenhaus zu bauen. Seine Verlobte Kate lässt er in London zurück. Er beginnt eine Affaire, erkennt wie die Bevölkerung unter der Korruption durch den Gouverneur zu leiden hat und baut als gutgemeinte Tat einen Brunnen, was ihm schwerwiegende Probleme einbringt.

Nachdem ich "Ismaels Orangen" gern gelesen habe, wollte ich dieses Buch unbedingt lesen. Die Inhaltsangabe ist vielversprechend und die Thematik mit Brunnenbau in Afrika hat mich interessiert.

Doch bei diesem Roman habe ich lange gebraucht und musste mich regelrecht zum Weiterlesen zwingen.

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven beleuchtet, was für einen tiefen Einblick sorgen könnte. Einmal erzählt der Engländer Nick, dann wieder Jojo, der Sohn der Gastfamilie. Seine Sichtweise ist mir ziemlich fremd geblieben und es war auch nicht immer deutlich, wer gerade den Erzählton angibt.

Nick ist ein junger Mann, der von Schuldgefühlen geplagt wird, doch kaum in Afrika angekommen, stürzt er sich in eine Affaire, was weitere Gewissensbisse nach sich zieht. Außerdem glaubt er, die Korruption mit eigenem Handeln unterbinden zu können, doch das ist eine naive Einstellung und eine falsche Entscheidung. Sein eher unüberlegtes Handeln bringt ihm Schwierigkeiten, für die ich nur wenig Verständnis habe und deshalb konnte ich auch nicht mit ihm mitfühlen.

Die eigentliche Handlung ist in diesem Roman schwer zu verfolgen, denn viele überflüssige Szenen sorgen für eine Ablenkung von den wesentlichen und wichtigen Dingen im Plot.


Dabei hätte die Idee, die hinter dieser Story steckt, durchaus hochbrisantes Material für einen packenden Roman bereitgehalten. Wasserknappheit und Brunnenbau, ein neues Krankenhaus für afrikanische Kinder, hier glaubt man, von Hilfsprojekten zu erfahren, was aber nur unwesentlich stattfindet. Ich habe nicht einmal herausgefunden, in welchem Land Afrikas wir uns befinden und damit fehlt mir auch jede Orientierung für die Charaktere und Vorgänge.


Wie schwer es die Afrikaner in ihren Ländern haben, gegen die Korruption anzugehen, weiß man und liest es auch in diesem Buch.
Die Probleme afrikanischer Länder im Bereich Wasserversorgung, Unterversorgung von Krankenhäusern und unzureichendem Gesundheitswesen beschreibt die Autorin realistisch. Und dennoch gab es viele langatmige und unverständliche Vorgänge, die mich abgelenkt haben und mit den Protagonisten konnte ich ebenfalls nicht viel anfangen. Bei der Beschreibung von Religion zeigt sich deutlich die tiefe Verwurzelung der Afrikaner in ihren Geisterkult.

Trotz der interessanten und aktuellen Probleme, die den afrikanischen Kontinent betreffen, konnte mich die Umsetzung dieses Buches nicht überzeugen und mitnehmen. Einige Längen und unverständliche Szenen haben es mir sehr schwer gemacht, am Ball zu bleiben und das Buch ohne große Pausen zu lesen.


Veröffentlicht am 03.12.2018

Sehr langatmiger, überwiegend spannungsarmer Thriller mit vielen Beziehungsanalysen

Dornenherz
0

"Dornenherz" ist der vierte Band der Dornen-Reihe von Karen Rose und auch der Abschluss der Reihe. Die Reihe der Bestseller Autorin erscheint im Knaur Verlag.



Meredith Fallon betreut Opfer von sexuellem ...

"Dornenherz" ist der vierte Band der Dornen-Reihe von Karen Rose und auch der Abschluss der Reihe. Die Reihe der Bestseller Autorin erscheint im Knaur Verlag.



Meredith Fallon betreut Opfer von sexuellem Missbrauch und hilft ihnen, wieder ins Leben zurückzufinden. Sie gerät ins Schussfeld eines Mordanschlags und hat Glück im Unglück. Den Täter sucht man im Umfeld mit ihren Klientinnen, irgendjemand muss sie zutiefst hassen. Die Cops des Cincinnati Police Departments untersuchen den Fall und besonders Detective Adam Kimble wird ihr schützender Bewacher, denn er fühlt sich von Meredith unheimlich angezogen.
Ich hatte einen nervenzerreißender Thriller erwartet, stattdessen bekam ich eine Story mit reichlich Längen vorgesetzt. Es gibt etliche Nebenschauplätzen der Protagonisten, viele Figuren, die vielleicht in Vorgängerbänden eine Rolle gespielt haben und Spannung wurde durch kaum zu zählende Überfälle mit tödlichem Ausgang erzeugt. Dabei kommt die Protagonistin Meredith meistens glimpflich davon. In den Vordergrund rückt die Ermittlungsarbeit, die weitläufig angelegt ist und sich häufig im Kreis dreht, weil das Motiv einfach nicht erkannt wird. Der Leser wird mit Tätergedanken versorgt und erkennt schnell das Doppelspiel dieses Verbrechers. Er schaltet nach und nach alle Personen aus, die ihm als Zeugen schaden könnten. Seine Person wird erst spät erkennbar. Was Karen Rose bis zur völligen Entnervung des Lesers durchgekaut hat, sind die Analysen von klischeehaften Beziehungsgeflechten. Warum können die sich liebenden Protagonisten denn nun nicht miteinander glücklich werden? Im Bett war das übrigens kein Problem.


Die Autorin kann schreiben, keine Frage, aber wie man so viele Überfälle, Mordermittlungen und Liebesgeplänkel in einem Zeitraum von nur zwei Tagen stattfinden lassen kann, ist mir ein Rätsel.



Auch die Charaktere konnten mich nicht überzeugen. Sie sind alle voller Probleme, haben seelische Traumata erlitten oder sind anderweitig belastet. Alkoholsucht, Drogenabhängigkeit, Missbrauch und sexuelle Übergriffe auf Minderjährige, fast jeder ist hier vorbelastet. Die Heldin, die für Missbrauchsopfer kämpft ist Meredith, sie ist die Heldin, die einen guten Draht zu allen Sorgenfiguren findet, sie ist die große Sympathiefigur im Buch, deren Charme sich nur der Täter widersetzen mag.

Einen echten Spannungsbogen habe ich vermisst. Es gibt einige fesselnde Momente, wenn es zu Überfällen und zum Schusswechsel kommt, aber ansonsten plätschert die Handlung so vor sich hin. Häufige Unterbrechungen der Handlungsperspektive sorgt für entnervtes Lesen und die Liebesszenen werden unnötig in die Länge gezogen. Auch das Ende ist nicht perfekt, der Täter ist ermittelt, er wird... und dann geht das Buch noch weiter.


Bei dieser Reihe werde ich mir die ersten Bände nicht noch antun. Ich war ziemlich enttäuscht von diesem Buch, das ich keinesfalls als Thriller bezeichnen würde. Die Überlänge des Buches ist nicht gleichzeitig ein Indiz für die Qualität, manchmal liegt in der Kürze die Würze.