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Veröffentlicht am 19.01.2017

Verstörend – Kurzweiliger und spannender Thrill für Leser mit starken Nerven

Weiße Hand wie Schnee
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Fünf Geschwister wähnen sich in einer alten Burg, die sie ihr Zuhause nennen, in den dichten Wäldern Schottlands, in Sicherheit. Sie sind vor einem von Missbrauch geprägtem Leben geflohen, dass ihre Seelen ...

Fünf Geschwister wähnen sich in einer alten Burg, die sie ihr Zuhause nennen, in den dichten Wäldern Schottlands, in Sicherheit. Sie sind vor einem von Missbrauch geprägtem Leben geflohen, dass ihre Seelen zerstört hat.

Zeitgleich gewährt ein Psychiater einem Straftäter Freigang, von dem dieser nicht zurückkehrt. Gemeinsam mit einer Kollegin macht er sich auf die Suche nach seinem überfälligen Patienten. Dabei treffen die beiden Psychiater fatalerweise auf die fünf Geschwister.
Der Autor:

Alexandra Huß studierte Creative Writing an der VHS Duisburg und absolvierte verschiedene Praktika in der Buchbranche. Sie lebt mit ihrer Familie im schaurig-schönen Ruhrgebiet und verfasst unter anderem Texte für Touristikportale. Auf Mallorca, ihrer zweiten Heimat, tankt sie Energie für neue Projekte.

Als Autorin ist Alexandra Huß wirklich vielseitig unterwegs. Zwar steckt sie »noch in den Schuhen eines Waisenkindes, auf der Suche nach ... Papier, Stift und dem fliegenden Teppich«, wie sie es selbst beschreibt. Gleichzeitig aber ist sie auch ohne fliegenden Teppich schon in den verschiedensten Genres aktiv.

»Kurzgeschichte, Hörbeitrag, Hörspiel, Kinder-/Jugendliteratur, Krimi, Kurzkrimi, Thriller, lesbisch/schwule Literatur, Lyrik, Märchen, Sagen, Mythen, Mundart, Novelle, Prosa, Kurzprosa, Roman« - alles das interessiert sie, vieles davon hat Alexandra Huß schon praktisch für sich erprobt. In der Ganymed Edition soll es ganz viel davon zu lesen geben. Den Anfang machen wir im Juni 2016 mit einem wahrlich finsteren Thriller (›Weiße Hand wie Schnee‹) und kurz danach mit einem Kinderbuch (›Der magische Teekessel‹). (Quelle: www.alexhussde.de)

Reflektionen:

Im vergangenen November lernte ich die sehr sympathische Autorin Alexandra Huß, während einer Wohnzimmerlesung kennen. Bei dieser Veranstaltung las sie Auszüge aus Weiße Hand wie Schnee. Sehr schnell war ich fasziniert von ihrem außergewöhnlichen Stil und einem rasanten Tempo. Ich konnte nicht wiederstehen und trug nach der Lesung mein neu gekauftes Buch nach Hause.

Nachdem ich das Buch heute ausgelesen habe, bleibe ich mit gemischten Gefühlen zurück, die ein Einerseits und ein Andererseits in mir hinterlassen.

Die Geschichte des nur 212 Seiten langen Werks ist äußerst verstörend. Inhalte der Handlung können kaum erwähnt werden, ohne sie zu spoilern. Nur so viel sei gesagt, es handelt sich bei den Geschwistern um schwer missbrauchte Seelen, die sich auf einem Rachefeldzug befinden und dabei auf einen Serienkiller treffen, der nach einem Freigang nicht in die psychiatrische Klinik zurückkehrt.

Einerseits:

Alexandra Huß, verwendet in ihrer Geschichte einen Stil, der ein unglaubliches Tempo an den Tag legt. Als Leser prescht man durch die Seiten. Angetrieben von kurzen, prägnanten und aussagekräftigen Sätzen, ohne jeden Schnörkel. Die Autorin fängt den Leser ein und fesselt allein schon durch ihre Sprache. Dadurch gelingt es ihr meisterhaft, eine sehr düstere und schaurige Stimmung zu zeichnen, die sich hochspannend und zuverlässig bis zum Ende hält und immer wieder für Gänsehaut sorgt.

Andererseits:

Ich bin Liebhaberin wirklich harter Thriller, doch dieser hier ist mir in seiner Sprache einen Hauch zu obszön und vulgär. Sicherlich passt dieser Stil in die verstörende Lebensgeschichte der missbrauchten Geschwister, die derartig kaputte Seelen sind, sodass sich ihr Gedankengut bizarr und vulgär in ihrem Ausdruck und in ihren Handlungen widerspiegelt. Diese Umsetzung ist der Autorin sehr gut gelungen. Doch es sind nicht nur die Interaktionen der Geschwister, die mir dieses too much – Gefühl vermitteln, sondern auch die weiterer Figuren, die Unmenschliches und Ekelhaftes praktizieren, das hier nicht niedergeschrieben stehen sollte, falls sich ein minderjähriger kleiner Mensch hier her verirrt.

Zitate

Den Pullover durchtrenne ich mit einem Messer, ihre schlabbrigen Titten liegen frei. Mit Daumen und Zeigefinger hebe ich eine an, es ist ekelhaft. Weich und ohne Festigkeit, wie ein Waschlappen. In ihrem Gesicht zeichnet sich etwas ab. Erkenntnis. Doch bevor ihre grauen Gehirnzellen das ganze genau kapiert haben, habe ich die Titte abgesäbelt und an die kalte Burgmauer geklatscht. Ein Knurren ertönt, der Hund hat wieder Appetit bekommen.

**
Mit einem Trichter, einem gelben, gieße ich Treibstoff in sie hinein, bis der letzte verschwunden ist. Art stellt sich zu mir, er hat das Feuerzeug schon in der Hand. XXX pisst vor Angst und auch an ihrem Arsch tritt etwas aus.
*
Die Arme über den Kopf gezogen und an zwei Haken fixiert. Es blutet aus einer Wunde am Bauch. Es sieht nach einem Schnitt aus. Pisse und flüssige Kacke vermischen sich und tropfen auf den Höhlenboden.
**
Alexandra Huß spielt mit dem Leser, indem sie die Perspektiven geschickt abwechseln präsentiert. Zunächst durchschaue ich nicht sofort, wer darin agiert, da nicht nur die weibliche Hauptfigur Scout in der Ich-Erzählweise durch die Seiten wandert, sondern noch eine weitere Figur. Aber nach ein paar Kapiteln, konnte ich mich auf diesen Stil zufrieden einlassen.

Während des Lesens fiel mir kaum auf, dass die Geschichte nicht in allen Punkten authentisch ist. Erst nach beenden des Buchs geistert mir der ein oder andere Gedanke durch den Kopf, der mir Fragen stellt, die ich nicht beantworten kann. Trotzdem wird Weiße Hand wie Schnee noch länger in mir nachhallen und das schafft noch lange nicht jeder Autor mit seiner Geschichte.

Diesen Thriller mit Sternen zu bewerten fällt mir unglaublich schwer. Einerseits hat mich die Geschichte durch einen außergewöhnlichen Stil bis zum Schluss gefesselt und äußerst spannend unterhalten. Wie Alexandra Huß hier mit Sprache und Ausdruck spielt, hat mir sehr gut gefallen und zeugt von einem schriftstellerischen Talent, dass sicher noch einiges an Potenzial zu bieten hat. Andererseits war mir die Story eine Spur zu vulgär und ließ Authentizität vermissen.

Fazit und Bewertung:

Wer einen kurzweiligen Thriller in rasantem Tempo sucht, wen Brutales und Vulgäres nicht abstoßen und wer gute Nerven hat, der hat mit Weiße Hand wie Schnee eine verstörende Story vor sich, die bis zu Letzt spannend unterhält.

Veröffentlicht am 30.12.2016

Eine fantastisch erzählte Endzeit-Dystopie

Der Übergang
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Eine fantastisch erzählte Endzeit-Dystopie

Bevor sie das Mädchen von Nirgendwo wurde – das Mädchen, das plötzlich auftauchte, die Erste und Letzte und Einzige, die tausend Jahre lebte – war sie nur ein ...

Eine fantastisch erzählte Endzeit-Dystopie

Bevor sie das Mädchen von Nirgendwo wurde – das Mädchen, das plötzlich auftauchte, die Erste und Letzte und Einzige, die tausend Jahre lebte – war sie nur ein kleines Mädchen aus Iowa und hieß Amy. Amy Harper Bellafonte.

Das Mädchen Amy ist gerade einmal sechs Jahre alt, als es von zwei FBI-Agenten entführt und auf ein geheimes medizinisches Versuchsgelände verschleppt wird. Man hat lange nach Amy gesucht: der optimalen Versuchsperson für ein mysteriöses Experiment, das nichts Geringeres zum Ziel hat, als Menschen unsterblich zu machen. Doch dann geht irgendetwas schief – völlig schief. Von einem Tag auf den anderen rast die Welt dem Untergang entgegen. Und nur eine kann die Menschheit vielleicht noch retten: Amy Harper Bellafonte.

Der Autor:

Justin Cronin stammt aus New England und studierte in Harvard. Er besuchte den berühmten Iowa Writers' Workshop und lebt heute mit seiner Frau und seinen Kindern in Houston, Texas, wo er an der Rice University Englische Literatur unterrichtet. Er veröffentlichte zwei Romane, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. Die Übersetzungsrechte an seiner Passage-Trilogie, die mit »Der Übergang« begann, wurden innerhalb kürzester Zeit in 23 Länder verkauft. (Quelle: Goldmann Verlag)

Reflektion:

Der Übergang ist meine erste Dystopie überhaupt, muss ich hier gestehen. Viele Rezensionen und Meinungen von Lesern und Blogger der favorisierten Leser-Communities haben mich auf diese Trilogie aufmerksam gemacht und tatsächlich meine Neugierde geweckt. Letztendlich hat mir eine liebe Bloggerin dieses Buch einfach zugeschickt und geschenkt, vermutlich damit ich es mir nicht anders überlege .

Da „Der Übergang“ hundertfach rezensiert und nun auch schon etwas älter ist, möchte ich hier nur meine persönliche Kurzmeinung wiedergeben und keine vollständige Rezension verfassen. Ich habe sogar den Klappentext des Goldmann Verlags übernommen, obwohl ich sonst Klappentexte niemals einfach nur kopiere.

Kurz vor Weihnachten kam mir ein so umfassendes Werk sehr gelegen. 1109 Seiten liest man ja nicht in einem Rutsch durch und somit habe ich etwas Zeit gewonnen, ohne in der etwas stressigen Weihnachtszeit Rezensionen zu gelesenen Büchern verfassen zu wollen. Ich habe mir wirklich die Zeit genommen, diesen Genre fremden Roman auf mich wirken zu lassen und er hat mich sehr besonders und gut unterhalten.

Justin Cronin ist ein Meister des Erzählens. Angenehm sein flüssiger, detailverliebter Schreibstil der die besten Voraussetzungen erfüllt, dem Leser ein wunderbares Bild der Geschichte, der Schauplätze und der Figuren in den Kopf zu zaubern. Der Jahreszeit entsprechend eingemummelt in meinem Lesesessel erhielt meine Fantasie so einen Energieschub, um mich auf diese Fiktion von Endzeit-Distopie völlig einzulassen, obwohl ich ihr etwas skeptisch gegenüberstand.

So wunderbar diese Geschichte um Amy Bellafonte auch ist, zwischendurch habe ich mich durch abwegige Längen kämpfen müssen, doch meine Geduld mit der Geschichte wurde immer wieder belohnt. Zwischenzeitlich hat es mich etwas gefuchst, dass Amy immer nur kurz in der Story in Erscheinung tritt und die weiteren Figuren scheinbar irrational veranlagt ihr Handeln nicht hinterfragen. Natürlich steigerte sich dadurch die Spannung noch einmal mehr, aber erst einmal blieb Amy für mich viel zu blass.

Viele der Figuren sind mir während der 1109 Seiten ans Herz gewachsen und ich bin mir ganz sicher, dass ich die beiden bereits erschienenen Bände dieser Trilogie eines Tages auch noch lesen werde.

Dankeschön liebe Manuela für diesen Lese-Ausflug in ein fremdes Genre.

Fazit und Bewertung:

Eine sehr lesenswerte Endzeit-Dystopie, die ich wirklich sehr gern weiterempfehle.

Veröffentlicht am 29.12.2016

Zwischen Wahn und Wirklichkeit – Die Illusion einer spannenden Story

Das Paket
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Berlin:

Die kleine Emma fürchtet sich vor Arthur, einem Geist, der sich in ihrem Zimmer im Schrank versteckt. Emmas Vater, der sie stets brutal zurückweist und so für ihr späteres Leben ein Trauma verankert, ...

Berlin:

Die kleine Emma fürchtet sich vor Arthur, einem Geist, der sich in ihrem Zimmer im Schrank versteckt. Emmas Vater, der sie stets brutal zurückweist und so für ihr späteres Leben ein Trauma verankert, bringt sie zu einem Kinderpsychologen, doch Emma weiß genau, dass sie Arthur in ihrem Zimmer, mit einem Motorradhelm auf dem Kopf gesehen hat.

28 Jahre später:

Psychologin Dr. Emma Stein hält einen Vortrag über ihr Experiment, wie gesunde Menschen in einer geschlossenen Klinik falsch befundet, zwangsweise behandelt und missbraucht wurden. Dabei wird sie von Ärzten der Tagung besonders hart angegangen. Völlig erschöpft verbringt sie die Nacht in dem Tagungs-Hotel und wird dort bestialisch vergewaltigt. Alles deutet darauf hin, dass sie dem „Friseur“ zum Opfer gefallen ist, der Frauen in Hotels vergewaltigt, tötet und ihnen die Haare abschneidet, doch Emmas Geschichte erscheint unglaubwürdig.

Nach diesem grauenvollen Verbrechen wagt sich Emma sechs Monate lang nicht mehr vor die Tür, denn in jedem Mann sieht sie ihren Peiniger. Eines Tages nimmt sie ein Paket für einen neuen Nachbarn an und eine nervenaufreibende Odyssee grauenvoller Ereignisse beginnt.

Der Autor:

Sebastian Fitzek, geboren 1971, ist Deutschlands erfolgreichster Autor von Psychothrillern. Seine Bücher werden in vierundzwanzig Sprachen übersetzt und sind Vorlage für internationale Kinoverfilmungen und Theateradaptionen. Sebastian Fitzek lebt mit seiner Familie in Berlin. (Quelle: Droemer Verlag)

Reflektionen:

Sebastian Fitzek ist es gelungen, mich mit seinem Psychothriller „Das Paket“ spannend zu unterhalten. Im Nachhinein würde ich jedoch sagen, es war nicht die Handlung, sondern ein gekonnt, zackiger Schreibstil, der der Geschichte durch illusionierte Worte, detailliert erzählte Begebenheiten und zahlreiche Cliffhanger Tempo einhaucht, ohne inhaltlich auf besondere Weise zu überzeugen.

Das Paket ist ein durchaus ein lesenswerter Psychothriller, doch nach beenden des Buchs verpufft die Story ein wenig, ohne sich ein Plätzchen in meinen Erinnerungen gesucht zu haben. Schade eigentlich, denn Fitzek weiß wie es geht.

Die Figur der kindlichen Emma ist emotional berührend dargestellt. Es trifft einen Leser, wenn er lesen muss wie ein kleines Kind so verletzend von seinem Vater zurückgewiesen wird. Die Eltern glauben, dass Emma lediglich eine blühende Fantasie besitzt und ignorieren damit völlig die empfundene Angst des Kindes. Auch die erwachsene Emma wird quasi zurückgewiesen, denn Ermittler und Ehemann Philipp interpretieren die Vergewaltigung eher als ein Lügenmärchen.

Die psychischen Konflikte, Selbstzweifel und Ängste die Emma dadurch erlebt, sind emotional und authentisch erzählt. Sie überzeugt als Figur, doch daneben bleiben Figuren, wie zum Beispiel der Ehemann Philipp, Fallanalytiker beim BKA, relativ blass. Interessant dargestellt ist hingegen der Strafrechtler Konrad, der Emmas Mentor und Freund ist. Seine Rolle empfand ich gut gezeichnet.

Sebastian Fitzek spielt mit seinen Lesern auf seine typische Weise, in dem er am Ende fast eines jeden Kapitels Cliffhanger inszeniert, die die Spannungskurve nach oben treibt. Als Leser kommt man immer wieder ins Grübeln und denkt sich, jetzt wird dieser Psychothriller aber vorhersehbar und genau das Gefühl des Lesers ist erneut geschickt inszeniert. Nach meinem Geschmack wird die Handlung von zu vielen Inszenierungen und Konstruktionen begleitet, sodass die zahlreichen Wendungen und Verstrickungen dem Buch den Glanz nehmen.

Fazit und Bewertung:

Das Paket ist ein lesenswerter Psychothriller, der zwischendurch recht nett unterhält. Er ist durchaus spannend, aber doch auch sehr inszeniert und konstruiert. Wer darüber hinwegsehen kann, dem empfehle ich diese Geschichte gern.

Veröffentlicht am 16.12.2016

Ein Netz aus Lügen - Spannender Kriminalroman in gepfeffertem Schreibstil

Wie aus dem Nichts
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Dana Rosin, Inhaberin einer Alibi-Agentur, ist im siebten Himmel - frisch verliebt. Doch ihr Herzensglück mit dem Enthüllungsjournalisten Alex –Verfechter der Wahrheit- wehrt nicht lange. Als es eines ...

Dana Rosin, Inhaberin einer Alibi-Agentur, ist im siebten Himmel - frisch verliebt. Doch ihr Herzensglück mit dem Enthüllungsjournalisten Alex –Verfechter der Wahrheit- wehrt nicht lange. Als es eines Morgens an der Haustür klingelt wird Alex kaltblütig erschossen, während Dana in der Wohnung ist. In einem kleinen Augenblick erhascht sie einen Blick auf den Täter, der eine Fuchsmaske trägt.

Für Dana bricht eine Welt zusammen, denn die Ermittlungen der Polizei projizieren ein Bild von Alex empor, dass Dana nicht fassen kann. Alex war niemals der, als der er sich ausgegeben hat. Dana muss die Wahrheit erfahren und ermittelt auf eigene Faust, dabei begibt sie sich in höchste Lebensgefahr.

Die Autorin:

Sabine Kornbichler, geboren 1957, wuchs an der Nordsee auf und arbeitete in einer Frankfurter PR-Agentur, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Schon ihr erster Roman, »Klaras Haus«, war ein großer Erfolg. Mit »Das Verstummen der Krähe«, ihrem ersten Kriminalroman um die Nachlassverwalterin Kristina Mahlo, wurde sie für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Sabine Kornbichler lebt und arbeitet als Autorin in München. (Quelle: Piper Verlag)

Reflektionen:

Sabine Kornbichler hat mit ihrem Roman „Wie aus dem Nichts“ eine spannende Geschichte geschrieben, in der ein wahrhaft fundamental aufgebautes Lügenkonstrukt immer mehr zusammenfällt und viele Menschen zutiefst verletzt.

Die Hauptfigur Dana ist diejenige die mit einem Netz aus Lügen konfrontiert wird, als die Polizei bei ihren Ermittlungen herausfindet, dass der ermordete Alex kein Enthüllungsjournalist war. Dana muss mitansehen, dass wirklich alles was Alex gesagt oder getan hat keinem Fünkchen Wahrheit entspricht. Sabine Kornbichlers Figur Dana ist emotional tief getroffen und die Wut der taffen und starken Dana schreibt die Entwicklung der Geschichte spannend weiter.

Absolute Ungläubigkeit, Wut hintergangen worden zu sein und die Verletzungen durch Lügen kreieren aus Dana einen lesenswerten und interessanten Charakter, der jedoch alles hinterfragt, nichts stehen lassen kann wie es ist, zu viel folgert und dadurch den Eindruck einer unangenehmen Quasselstrippe hinterlässt.

Das Besondere an diesem Roman sind die durch die Lügen entstandenen Verstrickungen der Geschichte, die nur sehr langsam das Wissen des Lesers erhellen. Sabine Kornbichler versteht es die Verzweiflung beim Aufdecken der skurrilen Lügen in den fassungslosen, gut ausgearbeiteten Figuren wiederspiegeln zu lassen. Die damit einhergehenden Emotionen sind authentisch und nachvollziehbar erzählt.

Die Absichten des Täters und der Sinn des Lügennetzes sind zunächst nicht zu erahnen und man rätselt Seite um Seite, was hinter all dem steckt. Der flüssige und gepfefferte Schreibstil der Autorin und die äußerst zackigen Dialoge heben das Lesetempo an, das von einer spannenden und rätselhaften Handlung angetrieben wird.



Alex ist ein Pseudologe. Ein krankhafter Lügner. Seine Beweggründe zu lügen sind tief verankert in seinem Leben und reichen zurück bis in seine Kindheit. Anfangs ist man als Leser erschrocken über seine abstrusen Erfindungen und am Ende entwickelt sich allem zum Trotz doch noch eine sympathische Haltung gegenüber dem Ermordeten. Während Alex und sein Vater, Dana und ihre Familie in ihre Charakterzeichnung sehr interessant dargestellt sind, erscheinen die lediglich im Hintergrund agierenden Ermittler eher blass.

Dieser Roman aus Sicht Danas, ist in einer einzelnen Perspektive geschrieben und trotzdem ist diese sehr lebendig und abwechslungsreich. Besonders emotional wird es, als auch Danas persönliche Kindheitsgeschichte maßvoll mit in die Handlung einfließt, die der Auslöser für die Gründung ihrer Alibi-Agentur entschlüsselt.

Fazit und Bewertung:

Wie aus dem Nichts ist ein fesselnder Kriminalroman mit Tempo, der spannende Lesestunden garantiert. Ich empfehle diesen Krimi gern.

Veröffentlicht am 08.12.2016

Kranke Seelen – Reihenauftakt der isländischen Bestsellerautorin

DNA
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Ein junger Amateurfunker empfängt kryptische Zahlenreihen. Bei näherer Betrachtung stellt er fest dass es sich um Personal-ID’s handelt. Er ist sehr vereinsamt nach dem Tod seiner Mutter und beschließt ...

Ein junger Amateurfunker empfängt kryptische Zahlenreihen. Bei näherer Betrachtung stellt er fest dass es sich um Personal-ID’s handelt. Er ist sehr vereinsamt nach dem Tod seiner Mutter und beschließt herauszufinden, was es damit auf sich hat und begibt sich damit in höchste Gefahr.

Zeitgleich geschieht ein bestialischer Mord an einer Mutter in Reykjavik, dessen siebenjährige Tochter, unter dem Bett der Mutter, den Angriff überlebt. Kommissar Huldar steht vor einem Rätsel, denn die Angaben des Mädchens sind undurchsichtig. Ganz vorsichtig versucht die Psychologin Freyja eine Verbindung zu dem Mädchen herzustellen, um ihre Zeugenaussage zu vervollständigen. Eine schwierige Situation und on top erkennt sie Kommissar Huldar wieder, mit dem sie vor kurzem ein Date hatte, bei dem er falsche Angaben über sich gemacht hatte.

Die Ermittlungen laufen nur sehr schleppend voran, bis ein weiterer erbarmungsloser Mord geschieht, der ebenso brutal an einer weiteren Frau verübt wurde. Die Ermittler finden keinerlei Berührungspunkte zwischen den getöteten Frauen und so stehen sie vor einem scheinbar unlösbaren Fall.

Die Autorin:

Yrsa Sigurdardóttir, geboren 1963, ist eine vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin, deren Spannungsromane in über 30 Ländern erscheinen. Sie zählt zu den "besten Kriminalautoren der Welt" (Times Literary Supplement). Sigurdardóttir lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Reykjavík. Sie debütierte 2005 mit "Das letzte Ritual", einer Folge von Kriminalromanen um die Rechtsanwältin Dóra Gudmundsdóttir. DNA ist Start einer neuen Serie um die Psychologin Freyja und Kommissar Huldar von der Kripo Reykjavik. (Quelle: btb Verlag)

Reflektionen:

Yrsa Sigurdardóttir hätte ich die irren Mordmethoden, die in diesem Thriller Anwendung finden, ehrlich gesagt gar nicht zugetraut. Mir sind ihre Thriller und Kriminalromane eher als recht ruhige und unblutige Lektüren im Gedächtnis geblieben. DNA ist willkommen anders.

Der Schreibstil Yrsa Sigurdardóttirs ist sehr harmonisch. Ihre Sprache ist klar und ohne Schnörkel. Sehr flüssig gleitet man in die Geschichte hinein, die den Leser durch einen spannenden Prolog von Anfang an die Seiten fesselt, aber nicht übermäßig treibt. Brisante oder dramatische Action liegen Yrsa Sigurdardóttir fern, aber sie schafft es trotzdem mühelos einen weiten Spannungsbogen aufzubauen, der immer wieder mit Höhepunkten aufwartet.

Yrsa Sigurdardóttir setzt erfolgreich auf fein ausgearbeitete Charaktere, die niemals fehlerfrei sind und so authentisch rüber kommen. Über sie zu lesen ist ein Genuss, denn Geschehnisse beeinflussen ihre Leben, ihre Emotionen und ihre Handlungsweisen. Im Laufe der Handlung verflechten sich die Perspektiven der Figuren miteinander, ob Ermittler, Opfer, Täter oder Zeugen und die Handlung gedeiht mit ihnen.

Zunächst gibt es keinerlei Verbindungen zwischen den Opfern zweier bestialischer Verbrechen. Einzelne Puzzleteile stehen für diverse Mordmotive zwar zur Verfügung, doch eine Verbindung derer ist scheinbar unmöglich. Die verzweifelte Tätersuche der Ermittler stützt sich daher zunächst auf die Zeugenaussage eines siebenjährigen Mädchens, das den Angriff auf seine Mutter unter deren Bett überlebte.

An dieser Stelle müssen Psychologin Freya und die Polizei mit Kommissar Huldar eng zusammen arbeiten. Dieses Zusammenspiel findet nicht jederzeit ohne Konflikte statt, die nicht nur beruflichen sondern auch persönlichen Naturen entspringen. Diese Konflikte hat Yrsa Sigurdardóttir interessant und authentisch erzählt. Besonders gelungen, sehr emotional und dem Alter einer Siebenjährigen gerecht werdend beschreibt die Autorin die Schwierigkeiten der Ermittler und der Psychologin ein vertrauensvolles Verhältnis zu dem Mädchen herzustellen. Sie ist die einzige Zeugin und nur sie kann neue Erkenntnisse bei den Ermittlungen bringen.

Parallel widmen sich Perspektiven dem Amateurfunker, der kryptische Zahlencodes auf eigene Faust entschlüsseln will. Auch seine Recherchen sind mühevoll und lange Zeit erfolglos. Als Leser hat man keinerlei Ahnungen, wie diese Kapitel mit den Verbrechen verknüpft sein könnten. Yrsa Sigurdardóttir treibt damit die Neugierde des Lesers auf die Spitze.

Der Showdown ist kein explosiver Knall, sondern eine Entwicklung in einem gemäßigten Tempo und nach meinem persönlichen Geschmack hätte diesem Thriller etwas mehr Geschwindigkeit gut getan. Die nachvollziehbare Auflösung der Verbrechen überraschte angenehm und abstrus zugleich. Die Figur des Täters streift von Anfang an durch die Buchseiten. Skurrile Gedankengänge des Täters boten das Motiv für die abscheulichen Verbrechen und nur einmal ganz kurz hatte ich während des Lesens diese Figur als Täter im Visier.

Ich freue mich definitiv auf einen neuen Fall dieser Krimiserie.

Fazit und Bewertung:

DNA ist ein empfehlenswerter Thriller für all diejenigen, die eher eine ruhigere Geschichte lesen möchten. Fein ausgearbeitete Charaktere, interessante Leben der Figuren und Perspektiven die im Laufe der Handlung miteinander verknüpft werden, bieten ein spannendes Leseerlebnis ohne viel Blutvergießen, wenn auch die Mordmethoden es in sich haben.