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Veröffentlicht am 29.06.2020

Eine phantastische Grundidee – aber leider viel verschenktes Potenzial, kopflos handelnde Charaktere und zu viel Zufall

Das Buch der gelöschten Wörter - Zwischen den Seiten
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„Schon als Kind hatte ich dem Zauber einer Geschichte nie widerstehen können und mich bereitwillig in diese selbst herbeigeführte Entführung begeben. War den Freunden, die ich auf den Seiten gefunden hatte, ...

„Schon als Kind hatte ich dem Zauber einer Geschichte nie widerstehen können und mich bereitwillig in diese selbst herbeigeführte Entführung begeben. War den Freunden, die ich auf den Seiten gefunden hatte, in ihre Welt gefolgt und hatte dort Abenteuer, Heldentaten und zarte Liebesgeschichten erlebt. So viele Bücher begleiteten mich über die Jahrzehnte, treu, still und immer da, wenn ich Trost oder Ablenkung zwischen ihren Seiten suchte. Und mitunter waren mir Figuren aus einer geliebten Geschichte sogar realer vorgekommen als manche Menschen, denen ich Tag für Tag begegnete.“ (Kapitel 11)

Meine Meinung:
„Zwischen den Seiten“ ist der zweite Band der Reihe und man sollte Band 1 („Der erste Federstrich“) zuvor gelesen haben, da die Handlung direkt daran anknüpft. Der Cliff-Hanger aus Band 1 wird zügig aufgelöst und die Suche des Bundes nach dem unbekannten Anführer der Absorbierer, der sich selbst „Quan Surt“ nennt, geht munter weiter…

Noch immer bin ich absolut fasziniert von der Grundidee, die sich „Mary E. Garner“ (alias Mirjam Münteferings / aka „Pippa Watson“) für ihre Trilogie erdacht hat und von den nahezu unendlichen Möglichkeiten, die daraus für die schriftstellerische Freiheit resultieren. Bei Band 1 hatte ich kritisiert, dass mir streckenweise einfach die Spannung gefehlt hat und die Hauptstory nicht konsequent vorangetrieben worden ist. Im Folgeband nun geht es mit der Haupthandlung (der Suche nach Quan Surt und der Aufklärung der Hintergründe) deutlicher voran, was mich wirklich gefreut hat. Enttäuschend fand ich dabei aber, dass nahezu alle „Ermittlungserfolge“ eher dem Zufall, ja manchmal sogar schon der Tollpatschigkeit der Protagonistin Hope Turner geschuldet waren. Wie ein absoluter Naivling stolpert sie von einer gefährlichen Situation in die nächste und kommt dabei den Verschwörern auf die Spur. Das hätte ich mir anders gewünscht: mit mehr Gespür, Taktik und Verstand! Dass dabei auch immer wieder die (eigentlich noch gar nicht vorhandene) „Dreiecksbeziehung“ zwischen Hope, Rufus und Kenan breiten Raum einnimmt und ständig für Gezicke und Geschmolle sorgt, hat mich im zunehmenden Verlauf immer mehr genervt. Hier sollte die Autorin für meinen Geschmack zügig mal einen Punkt machen und Hope sich entscheiden lassen – für den einen oder anderen (oder keinen!) und das dann mit allen Konsequenzen durchziehen.

Obgleich mich – wie gesagt – diese Welt noch immer vollkommen fasziniert, sich die Geschichte sehr flüssig lesen lässt und mich insgesamt doch kurzweilig unterhalten hat, bin ich alles in allem doch enttäuscht. Mary E. Garner gelingt es einfach nicht, das Potenzial, das sich hier bietet, wirklich auszuschöpfen. An einer Stelle im Buch blitzt beispielsweise die Welt von Robert Louis Stevensons „Die Schatzinsel“ auf – was hätte DAS spannend und abenteuerlich werden können!... War es dann aber leider nicht. Das war genau wie im ersten Band mit dem kurzen Ausflug in das Buch „Dracula“ von Bram Stroker (da wurde es nur für ein paar Zeilen spannend, als Hope beinahe von einer Kutsche überfahren worden wäre). Bitte, liebe Mary E. Garner, nutze die abenteuerlichen Klassiker der Weltliteratur, um in diesen sowohl Deine Story voranzubringen (mit einer echten Katz- & Maus-Jagd) als auch für spannende Momente zu sorgen, die auch zum Setting passen.

Enttäuschend fand ich es darüber hinaus, dass sich ein lang gehegter und eigentlich zu naheliegender Verdacht, tatsächlich bestätigt hat. Das war mir viel zu einfach, da hätte ich mir mehr Raffinesse und Täuschung gewünscht. Eine andere Enthüllung präsentierte dafür einen Charakter, der mir zuvor viel zu blass und unscheinbar gewesen ist – hier hätte ich mir einen prominenteren Charakter gewünscht. Last but not least habe ich den Sinn des Prologs tatsächlich erst kapiert, nachdem mir eine andere Leserin den Tipp gegeben hat, wie das Ganze zur Story passt (gut, vielleicht lag das auch an mir…).

Weiterhin fünf Sterne für die wunderbare Grundidee und jeweils einen Stern Abzug für das nicht ausgeschöpfte Potenzial sowie für die Enttäuschungen bei den Enthüllungen. Das Dreiecks-Beziehungs-Generve und die Schusseligkeit Hopes lasse ich mal außen vor…

FAZIT:
So eine fantastische Welt voller Möglichkeiten, doch leider so viel verschenktes Potenzial und viel zu vorhersehbare Entwicklungen…

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  • Handlung
  • Fantasie
  • Erzähltstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 22.01.2020

Eine faszinierende Grundidee mit einer etwas enttäuschenden Umsetzung

Der Hof der Wunder
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„Ich bin die schwarze Katze und das ist meine Jagd“

Meine Meinung:
Paris, 1828: Nach dem Scheitern der Französischen Revolution bestimmen zwei Parallelwelten das Leben in der Stadt an der Seine. Ein feudales ...

„Ich bin die schwarze Katze und das ist meine Jagd“

Meine Meinung:
Paris, 1828: Nach dem Scheitern der Französischen Revolution bestimmen zwei Parallelwelten das Leben in der Stadt an der Seine. Ein feudales Königshaus, das unverändert in Saus und Braus lebt, bestimmt die Geschicke der von Armut und Hunger geplagten Pariser Bevölkerung. Derweil hat sich in der Pariser Unterwelt eine zweite Gesellschaftsschicht gebildet, die das Verbrechen und die Kriminalität streng organisiert hat. Neun Gilden haben die Stadt unter sich aufgeteilt und herrschen mit eisernem Regiment jeweils über einen Bereich: Die Gilde der Diebe, die Gilde der Meuchelmörder (auch die Todesbringer genannt), die Gilde der Bettler (auch Geister genannt), die Gilde des Fleisches (Menschenhandel & Zwangsprostitution), die Gilde des Glücks (Glücksspiel), die Gilde der Schreiber (Fälschungen, Erpressung, Geldwäsche, Falschgeld), die Gilde der Schmuggler, die Gilde der Träumer (Rauschgift) und die Gilde der Söldner (bezahlte Gewalt). Zusammen bilden sie den legendenumwobenen „Hof der Wunder“. Als eines Tages die junge Azelma von ihrem schmierigen Vater an die Gilde des Fleisches verkauft wird, bricht für ihre Schwester Nina ihre ganze Welt zusammen. Um Azelma zu retten, treibt es Nina in die Fänge der Diebesgilde…

Die Grundidee eines „alternativen Paris“, das von verschiedenen Verbrechergilden beherrscht wird, fand ich von Anfang an sehr faszinierend. Schnell nimmt die Geschichte an Fahrt auf, denn Nina empfiehlt sich mit einem beeindruckenden „Gesellenstück“ selbst bei Tomasis Vano, dem Herrscher der Diebesgilde – ein sehr vielversprechender Start, der mich schnell gefesselt hat!

Doch leider hat mich die Geschichte im weiteren Verlauf zunehmend enttäuscht. Die Handlung verläuft viel zu eindimensional und gradlinig. Eigentlich geht es die ganzen 400 Seiten nur darum, dass Nina zunächst ihre Schwester Azelma, dann das Waisenmädchen Ettie aus den Fängen des widerwärtigen „Tigers“, des Herrschers der Gilde des Fleisches, retten will. Damit ist die Handlung dieses Buches tatsächlich schon weitestgehend erzählt. Nur punktuell tauchen Themen wie die Nachwirkungen der gescheiterten Französischen Revolution oder Menschenhandel und Zwangsprostitution auf. Hier hätte man aus dem interessanten Grundkonstrukt der Story viel mehr machen können, ja machen müssen, um diesem Roman Tiefgang und Raffinesse zu verleihen. Ich hätte mir eine intelligente Geschichte erhofft, die nicht nur linear verläuft, sondern auch Verästelungen hat, Haken schlägt und zeitweise mehrgleisig läuft. Durch die verschiedenen Gilden wäre das sicherlich problemlos möglich gewesen, doch letztlich spielen auch hier nur drei bis vier Gilden eine spürbare Rolle, während alle anderen mehr oder minder bedeutungslos bleiben. Hier hat die Autorin für meinen Geschmack sehr viel Potenzial verschenkt.

Dennoch ist es für ein Debut durchaus beeindruckend, was Kester Grant hier geschaffen hat, auch wenn es eben doch noch einiges an Luft nach oben gibt. Insgesamt vergebe ich hierfür gerne drei Sterne, was keine schlechte, sondern eine solide Bewertung ist.

Zum Hörbuch:
Die Hörbuchproduktion hat mir voll und ganz gefallen. Die Schauspielerin und Synchronsprecherin Marie Bierstedt, die ihre Stimme u.a. Kirsten Dunst, Kate Beckinsale und Anne Hathaway leiht, hat eine sehr angenehme Stimme, ein passendes Lesetempo und eine abwechslungsreiche Modulation. Obgleich Jahrgang 1974, passt ihre Stimme sehr gut zur jungen Protagonistin Nina. So hat es mir durchweg Spaß gemacht, ihr zu lauschen und mich von der Geschichte treiben zu lassen.

FAZIT:
Ein durchaus beeindruckendes Debut, das allerdings Einiges an Potenzial verschenkt.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2020

ExtraOrdinär – eine faszinierende Grundidee mit viel Potenzial, das nicht ganz ausgeschöpft wurde

Vicious - Das Böse in uns
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Meine Meinung:
Die Kurzbeschreibung klang sehr vielversprechend und bereits kurz nach dem Start hatte mich die Story gefesselt, auch dank des geheimnisvollen und morbiden Settings der Auftaktszene. Die ...

Meine Meinung:
Die Kurzbeschreibung klang sehr vielversprechend und bereits kurz nach dem Start hatte mich die Story gefesselt, auch dank des geheimnisvollen und morbiden Settings der Auftaktszene. Die Grundidee der Story ist extrem spannend: Zwei Ausnahmestudenten forschen an dem Phänomen der „ExtraOrdinären“ – Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Für sich genommen nichts Neues, aber der Ansatz – eine Art Mischung aus „Heroes“ und „Flatliners“ – empfinde ich als sehr vielversprechend. Schnell wird klar, dass die beiden Protagonisten Victor Vale und Eli Cardale (alias „Eli Ever“) einiges gemein haben, und zugleich doch grundverschieden sind. Kein Wunder also, dass die Reibung der Beiden nicht nur kreative Prozesse befeuert, sondern früher oder später auch für genügend Hitze sorgt, um den Prozess zum „explodieren“ zu bringen.
Wie gesagt war ich sehr schnell sehr angefixt von dieser Story und den außergewöhnlichen Charakteren, die V. E. Schwab hier erschaffen hat. Allerdings gab es einen Punkt, an dem die Geschichte für mein Empfinden immer mehr auf der Stelle getreten ist und immer weiter auf das Duell Vicious vs. Ever zurechtgedampft wurde. Hier hätte es für meinen Geschmack mehr „drum herum“ geben dürfen, mehr von der Grundidee der Extraordinären, mehr Verstrickungen, mehr Haupthandlungsstränge. Wahrscheinlich ist das „nur“ subjektives Empfinden, aber ich hatte mir da irgendwie mehr erhofft. Nach einem für mich eher enttäuschenden Mittelteil hat mich die Story dann erst wieder kurz vor dem Finale so richtig gepackt, in dem es zum erwartbaren Showdown kommt, den die Autorin für meinen Geschmack sehr geschickt entwickelt hat.
Trotz meiner nicht erfüllten Erwartungen an dieses Buch haben mir die hier präsentierten Charaktere sehr gut gefallen. Sie sind wahrlich außergewöhnlich - in allen Dimensionen dieses Wortes! Sie sind mir zwar nicht wirklich sympathisch, aber wissen zu überzeugen und zu überraschen. Lediglich eine einzige Figur hat mir von Beginn an und vollkommen gut gefallen: die toughe Sydney Clarke!
Auch wenn mich dieser Auftaktband nicht so begeistern konnte wie erhofft, bieten die Grundidee und die Charaktere dennoch ein sehr großes Potenzial für weitere Bände, denen ich gerne noch eine Chance geben werde.

FAZIT:
Eine spannende Grundidee und faszinierende Charaktere, doch meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt.

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Veröffentlicht am 01.11.2019

Eine erschreckende Zukunftsvision – die leider nicht an die “Gelöscht”-Reihe herankommt

Exit Now!
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„Ein roter Himmel über einem blutigen London, das nie mehr so sein wird wie zuvor.“ (S. 144)

Meine Meinung:
„Exit Now!“ ist das Prequel zur fesselnden „Gelöscht“-Reihe von Teri Terry, die mir persönlich ...

„Ein roter Himmel über einem blutigen London, das nie mehr so sein wird wie zuvor.“ (S. 144)

Meine Meinung:
„Exit Now!“ ist das Prequel zur fesselnden „Gelöscht“-Reihe von Teri Terry, die mir persönlich sehr gut gefallen hat. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an dieses Buch, die – so viel vorweg – leider nicht erfüllt werden konnten.
London im Jahr 2024: Großbritannien befindet sich nach dem Austritt aus der EU im Umbruch, schottet sich immer mehr ab und kränkelt an einer schwächelnden Wirtschaft und schwelenden Gesellschaftskonflikten. Als die Stipendiatin und Vorzeigeschülerin Ava, die aus bescheidenen Verhältnissen kommt, für Sam, die Tochter eines wohlhabenden und einflussreichen Politikers, als Nachhilfe eingestellt wird, prallen zunächst zwei sehr unterschiedliche Welten aufeinander. Doch schnell (für meinen Geschmack schon fast zu schnell) entwickelt sich eine innige Freundschaft zwischen den beiden Mädchen, während die Stimmung im Land immer schneller kippt. Sam ist nicht bereit, den politischen Kurs, für den auch ihr Vater steht, zu akzeptieren und beginnt, sich dagegen zu wehren…
Es ist ein sehr gut zur „Gelöscht“-Trilogie passender und zugleich vielversprechender Start in die Geschichte, obgleich „Exit now!“ nicht die gleiche „Kaltstart“-Atmosphäre versprüht wie „Gelöscht“. Zunächst mutet dieses Buch eher wie ein typischer „coming of age“- / College-Teenie-Roman an. Im ca. ersten Viertel nimmt die Freundschaft der beiden Mädchen breiten Raum ein, während die politischen Verhältnisse im Land eher nur schlaglichtartig mal hier, mal dort aufblitzen. Die Geschichte ist dennoch interessant und flüssig zu lesen, die beiden Protagonistinnen sind mir schnell sympathisch geworden. Nach rund 120 Seiten wird es dann durchaus auch dramatisch, mit einer ordentlichen Portion Action – doch im Folgenden flaut dies auch schnell wieder ab. Erst ab dem ca. letzten Drittel gelingt es Teri Terry, das Tempo und die Spannung auf das Level der Gelöscht-Reihe anzuheben. Atemlos jagt die Story an dann auf ein dramatisches und schockierendes Finale zu.
Obgleich mich das Buch – wie erwähnt - gut unterhalten hat, kann es mit der „Gelöscht“-Reihe doch nicht mithalten. Mit Sam und Ava führt die Autorin zwei vielversprechende und interessante Protagonistinnen ein, doch insbesondere Ava ist für mich im Verlauf der Geschichte immer mehr verblasst und in den Hintergrund getreten. Auch ihre Familiengeschichte konnte mich nicht wirklich packen und wirkte irgendwie zu konstruiert. Aus Ava hatte Terry m.E. deutlich mehr machen können.
Darüber hinaus sind mir die rahmengebenden politischen Entwicklungen viel zu kurz gekommen. Hier hätte ein weiterer Erzählstrang, z.B. aus der Sicht von Sams Vater, der Story mehr Tiefgang und Plastizität verliehen.
Last but not least hatte ich erwartet, dass „Exit now!“ so ungefähr dort aufhört, wo „Gelöscht“ beginnt. Aber weit gefehlt! Es scheint mir eher, als wolle die Autorin noch ein weiteres Prequel dazwischenschieben. Warten wir´s ab…

FAZIT:
Unterhaltsam, erschreckend und überraschend, aber nicht wirklich überzeugend. Ich habe mir hiervon mehr erwartet.

Veröffentlicht am 25.09.2019

Ein fantasievolles Drachen-Märchen aus der Feder der „Septimus Heap“-Autorin – leider fehlt ein bisschen der „Pepp“

Silberdrache (Silberdrache 1)
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„Die Raptoren werden unruhig. Ärger braut sich zusammen.“ (S. 57)

Meine Meinung:
Zugegebener Maßen waren meine Erwartungen an dieses neue Buch der britischen Bestseller-Autorin Angie Sage (u.a. „Septimus ...

„Die Raptoren werden unruhig. Ärger braut sich zusammen.“ (S. 57)

Meine Meinung:
Zugegebener Maßen waren meine Erwartungen an dieses neue Buch der britischen Bestseller-Autorin Angie Sage (u.a. „Septimus Heap“, „Araminta Spuk“) recht hoch. Die Grundidee der Geschichte ist spannend: Vor langer Zeit lebten Menschen und Drachen friedlich miteinander, bis skrupellose Menschen manche Drachen zu gefährlichen Raptoren gemacht haben, die Angst und Schrecken verbreitet haben. Erst ein legendärer Silberdrache konnte alle Drachen in eine andere Welt führen, wodurch die Drachen aus unserer verschwunden sind…

Viel Zeit ist vergangen und die Macht der skrupellosen Menschen, allen voran des gefürchteten Lennix-Clans, ist am Schwinden. Könnten sie doch nur in die alte Welt zurückkehren, in der es alles im Überfluss gibt – vor allem Menschen! Doch dazu bräuchten sie einen Silberdrachen, der ihnen den Weg zurück öffnet.

Somit entspinnt sich der klassische Kampf zwischen Gut und Böse. Stellenweise fand ich diese Geschichte sehr vorhersehbar, was sich für mein Empfinden negativ auf die Spannung ausgewirkt hat. Nur ein paar wenige, unvorhergesehene Ereignisse haben hin und wieder ein bisschen „Pepp“ in die Geschichte gebracht. Richtige Spannung kam aber erst gegen Ende der Geschichte mit dem großen Endkampf auf, der sich actionreich und durchaus auch dramatisch entwickelt hat. Erschwerend hierzu kommt noch, dass die meisten Charaktere für mich zu transparent, eindimensional und damit auch vorhersehbar waren. Lediglich die Figur des Drachen Bellacrux hat mich fasziniert und bei mir für Rätselraten bezüglich ihrer wahren Absichten gesorgt. Alle anderen Figuren sind für mich zu blass geblieben, selbst der Silberdrache Lysander (von dem ich – trotz junger Jahre – doch irgendwie eine „geheimnisumwitterte Atmosphäre“ erwartet hätte). Und der menschliche Protagonist, der Waisenjunge Joss Moran, war mir zwar nicht unsympathisch, aber doch viel zu naiv und unbeholfen. Viel straighter habe ich da seine Schwester Allie empfunden.

Der zweite Handlungsstrang um das Mädchen Sirin und ihre kranke Mutter sorgte für einen deutlichen Schuss Tragik in diesem Buch – allerdings passten die beiden Erzählstränge für mich (noch) nicht wirklich zusammen. Das dürfte sich allerdings im Folgeband ändern, schätze ich.

Gut gefallen haben mir – wie schon gesagt – die Grundidee der Story und auch das Konstrukt der „Bundesgenossen“, eine enge Bindung zwischen einem Drachen und einem Menschen. Letztendlich ist dieses Buch ein vielversprechender Beginn einer neuen Reihe, ein Grundstein mit noch ordentlich Luft nach oben.

FAZIT:
Eine durchaus tolle Grundidee, leider mit blassen Charakteren und (noch) zu wenig Spannung. Hier gibt es Steigerungspotenzial für Band 2.