Ein zauberhafter Weihnachtsroman
Die Geschichte spielt Anfang der 1950er Jahre. Das Kriegsende liegt sechs Jahre zurück, aber diese dunkle Zeit ist nicht vergessen, hängt den Menschen immer noch sehr nach. Wir lernen Eva kennen, ihr Mann ...
Die Geschichte spielt Anfang der 1950er Jahre. Das Kriegsende liegt sechs Jahre zurück, aber diese dunkle Zeit ist nicht vergessen, hängt den Menschen immer noch sehr nach. Wir lernen Eva kennen, ihr Mann kehrte nicht aus der Gefangenschaft zurück. Seine kleine Tochter Lotte hat er nie kennengelernt, und alle Träume, die Eva zusammen mit Johannes hatte, sind zerstört. Zudem hat sich Lotte beim Spiel auf einem Trümmergrundstück verletzt und leidet sehr darunter, von einigen ihrer Mitschüler als Hinkebein verspottet zu werden. Als Eva Paul kennenlernt, ist sie bereit für einen Neuanfang und freut sich auf eine hoffnungsvolle Zukunft mit ihm zusammen. Aber Paul wird von den Geistern der Vergangenheit gepeinigt. Er weigert sich, Weihnachten zu feiern, spricht aber nicht mit Eva über die Gründe. Als Lotte dann einem geheimnisvollen Leierkastenmann begegnet, der ihr einen Zwergesel schenkt, ist das Fass voll, und Paul setzt Eva und Lotte samt Eselchen, einen Tag vor Weihnachten, auf die Straße. Glücklicherweise ist da noch der freundliche alte Herr in der Nachbarschaft, und mit Gustls Hilfe scheint es doch noch Hoffnung auf ein stimmungsvolles Weihnachtsfest zu geben.
Die Geschichte ist wunderschön und einfühlsam geschrieben. Egal ob Eva, Paul, Lotte oder Gustl, jeder von ihnen hat sein Päckchen zu tragen. Aber trotz aller Sorgen kommt weihnachtliche Stimmung auf. Die Protagonisten müssen lernen, die Vergangenheit zu akzeptieren und alte Schuldgefühle loszulassen, denn nur so können sie optimistisch in die Zukunft blicken und sich auf Neues einlassen. Mir hat die Beschreibung der verschiedenen Charaktere sehr gefallen. Eva ist eine liebevolle Mutter und lässt sich von dem Erlebten nicht unterkriegen. Sie schützt und unterstützt ihre Tochter Lotte so gut sie kann. Das Mädchen sehnt sich einfach nur nach Geborgenheit, nach Anerkennung bei ihren Klassenkameraden und wünscht sich von Herzen ein schönes Weihnachtsfest. Als sie dem kleinen Esel begegnet, verliert sie ihr Herz an das niedliche Tier, und es entwickelt sich eine wunderbare Freundschaft. Paul wirkte anfangs auf mich etwas unsympathisch, aber so nach und nach versteht man die Hintergründe. Gustl wiederum ist ein sehr lieber Charakter, und es ist schön, zu erleben, wie er sich ins Zeug legt, um Eva und Lotte zu helfen, auch wenn seine Hilfsbereitschaft nicht uneigennützig ist, denn so entflieht er der Einsamkeit. Dann wäre da noch der geheimnisvolle Leierkastenmann, der immer dort auftaucht, wo der Kummer gerade übergroß wird.
Das schöne Büchlein ist die ideale Lektüre für besinnliche Stunden im Advent. Man kann wunderbar in die Geschichte eintauchen, und je weiter die Handlung fortschreitet, umso wärmer wird einem ums Herz. Hier hat mich auch gleich das Cover magisch angezogen, auf dem ein kleines Mädchen und ein kleiner Esel im Schnee zu sehen sind. Cover und Geschichte finde ich einfach zauberhaft.