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Veröffentlicht am 28.01.2020

Ein emotionales Seelenroadtrip

Und dann kamst du
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Claire und ihr Zwillingsbruder Colin scheinen auf der Sonnenseite des Lebens geboren zu sein. Ihre Eltern betreiben eine erfolgreiche Arztpraxis und so unterschiedlich sie auch sind, gemeinsam scheint ...

Claire und ihr Zwillingsbruder Colin scheinen auf der Sonnenseite des Lebens geboren zu sein. Ihre Eltern betreiben eine erfolgreiche Arztpraxis und so unterschiedlich sie auch sind, gemeinsam scheint ihnen alles zu gelingen. Daher wollen sie auch nach dem Abitur gemeinsam ins Medizinstudium starten, um die elterliche Praxis übernehmen zu können. Doch direkt nach dem glanzvollen Abitur zieht es den wagemutigen, lebenslustigen Colin zum Surfurlaub nach Hawaii, mit tödlichem Ausgang. Claire zieht sein Tod den Boden unter den Füßen weg. Ihre andere Hälfte fehlt, ihr Ausgleich zu ihrem grüblerischen, zögerlichen Ich. Sie hält es zu Hause nicht mehr aus und zieht spontan in eine Zweck-WG am Uniort. Sie betäubt sich durch Arbeit in einer Bar und lässt sich treiben, sofern sie nicht in sich selbst ertrinkt. Doch eines Nachts, nach einer Schicht in der Bar, versinkt sie für Sekundenbruchteile in dem traurigen Blick eines Unbekannten, der seinen Rucksack im Bus liegen lässt. Sie durchsucht den Inhalt nach einem Hinweis auf seine Identität und findet ein gerade angefangenes Tagebuch. Der Fremde heißt Samuel und bekam gerade von seiner Traumfrau das Herz gebrochen. Sie beschließt ihn zu finden, da sie in ihm ihren Seelenverwandten gefunden zu haben glaubt. Eine Suche, die sich als gar nicht so einfach herausstellt und zu ihrer Mission wird.
Als ich den Klappentext las, dachte ich, dass so ein Plot auch richtig kitschig in die Hose gehen kann, aber bislang hat mich Heike Abidi noch nie durch triefige Geschichten enttäuscht. So war es auch diesmal, denn trotz des Titels ist es eine Geschichte über Trauerbewältigung und Selbstfindung. Durch ihre Suche bekommt Claires Leben endlich wieder einen Fokus und weil sie sich schwieriger als gedacht gestaltet, muss sie sich zwangsweise für neue Wege und neue Menschen öffnen. Dabei wird sie öfters als gedacht überrascht, auch durch sich selbst, aber auch von ihren Mitbewohnern. Wenn man den Menschen um sich herum die Chance gibt, sie wirklich kennenzulernen, können sie ganz erstaunliche Charakterzüge offenbaren.
Sehr gut hat mir gefallen, dass Claire mit 19 alles andere als perfekt und eine gereifte Persönlichkeit ist. Sie kennt ihre Schwächen und nimmt sie als gegeben an, bis sie lernt, dass doch viel mehr in ihr steckt als sie dachte, und vieles was sie bislang nur Colin zutraute, kann auch sie. Nicht alle seine vermeintlichen Stärken waren dies auch, manchmal waren es doch eher Schwächen. Auf der Suche nach einem neuen Sinn geht sie ihre Stärken und Schwächen im Geiste durch. Da musste ich doch grinsen, wer so viele Schwächen hat, wie sie zu glauben meint, bekommt garantiert nicht auf Anhieb einen Studienplatz in Medizin (eine 17 jährige Verwandte von mir, musste sich wegen des schlechten Abischnitts von 1,2 für 10 Jahre als Landärztin verpflichten, um einen Studienplatz bei den “schlechten“ Noten zu bekommen). Aber Claire geht es schlecht, alles fühlt sich grau an, da traut sie sich nicht viel zu. Ihre Eltern können ihr keine große Stütze sein, ihr Verlust ist nicht leichter. So findet sie Hilfe, da, wo sie nicht danach sucht. Das Glück kann auch langsam und leise kommen, wo man es am wenigsten vermutet. Es ist ein Seelenroadmovie, denn eigentlich spielt die ganze Geschichte innerhalb einer namenlosen Unistadt, aber vor allem in Claires Seelenleben, das nach und nach immer heller wird, bis sie wieder Lachen und das Leben genießen kann, ohne ihren Zwillingsbruder zu verraten.
Erzählt wird aus Claires Perspektive. Dabei kommt man ihren Gedanken und Gefühlen am nächsten, bei ihren Tagebucheinträgen, die immer von süßen kleinen Sternchen, wie selbstgekritzelt geziert werden und durch Kursivdruck gekennzeichnet sind. Das ist sehr schön durchdacht und umgesetzt. Diese Einträge wirken sehr persönlich und unmittelbar und verarbeiten bisweilen persönliche Erfahrungen der Autorin, die sich selbst einst für ein Studienfach entschied, bei dem der spätere berufliche Nutzen nicht offensichtlich ist und die sich selbst nie für eine Sportskanone hielt, bis sie mal anderen Sportarten eine Chance gab. Diese Verarbeitung von eigenen Erfahrungen macht diese Geschichte so glaubhaft und berührt. Dabei ist sie flüssig erzählt und kurzweilig.
Eine sehr schöne und emotionale Reise zum Mittelpunkt der Seele der jungen Protagonistin, die mir auch ein paar Tränen und Seufzer entrungen hat.

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Veröffentlicht am 20.01.2020

Diesmal muss der Fellinger seine eigene Hautretten

Hirschhornharakiri
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Fellingers 3. Fall hat es in sich! Nach dem Fest zum 150. Geburtstag der freiwilligen Feuerwehr hat der Hygieneinspektor einen Filmriß und offensichtlich irgendwie Stress mit seiner Liebsten, der Hollmüllerin. ...

Fellingers 3. Fall hat es in sich! Nach dem Fest zum 150. Geburtstag der freiwilligen Feuerwehr hat der Hygieneinspektor einen Filmriß und offensichtlich irgendwie Stress mit seiner Liebsten, der Hollmüllerin. Franziska. Wie konnte er nur so viel Trinken, dass er sich an nichts erinnern kann? Was wollte er unbedingt vergessen? Es steht sein alter Spezi der Polizeihauptinspektor Lechner vor der Tür und wirft ihn aus seinem komatösem Schlaf. Der Rosenberger Horst ist erstochen im Wald aufgefunden worden. Die Tatwaffe, ein halbes Geweih, steckte noch in seinem Leib und auf diesem befinden sich zahlreiche Fingerabdrücke vom Fellinger. Auch dessen Jacke mit Ausweisen lag in unmittelbarer Nähe des toten Jägers im Wald. Drum nimmt der Lechner den Fellinger auch gleich mit aufs Revier, zur Befragung. In Bruchstücken kommt die Erinnerung zurück. Immer mehr Konflikte des recht eigensinnigen Rosenbergers mit anderen Gästen fallen ihm ein. Den Motiven müssen sie nachgehen. Es sind erstaunlich viele andere, die in Betracht kommen, das macht es nicht leichter, den Mörder zu finden, ehe der Kriminaler aus der Großstadt eingetroffen ist und ihn wohl inhaftieren wird.

Der Einstieg beginnt schon sehr witzig, mit dem schlecht gelaunten Riesenkater, den der Hygienekontrolleur inzwischen bei sich aufgenommen hat, nachdem dieser ihm im letzten Fall das Leben gerettet hat. Dabei ist das Tier nicht freundlicher zu ihm, als der gleichnamige Brummschädel. Der Ort ist klein und jeder kennt jeden, weswegen sich schon schnell herumgesprochen hat, was denn geschehen sein soll. Nach und nach fällt dem Hauptverdächtigen ein, wen er denn alles am Tag zuvor im Dienst kontrolliert und wem er die Gaststätte geschlossen hat. Ja, da kommen auch einige in Frage, die auf ihn nicht gut zu sprechen sind, auch wenn er nur seine Arbeit gemacht hat. Er ist halt von Natur aus neugierig und geht den Dingen auf den Grund. Das Ermitteln steckt ihn im Blut und bei der Polizei haben sie ihn ja wegen seines Knieproblems nicht haben wollen, nur seine Fingerabdrücke, die haben sie behalten. Dabei ist er im Kopf deutlich fixer und flexibler als einige der örtlichen Hilfssheriffe! Weil dies auch dem Lechner klar ist, fährt dieser auch vorschriftswidrig mit dem Fellinger los (ohne Handschellen), um alternativen Tatabläufen, zu den augenscheinlichen, auf den Grund zu gehen. Zu Tage treten unerwartete Verwicklungen amouröser und mafiöser Natur. Aus Zeitdruck fordert der Hygieneinspektor auch die ein oder andere Schuld ein und geht neue Verpflichtungen recht eigentümlicher Natur ein. Hier tritt dann auch mein Lieblingsspezi auf den Plan, der Aschenbrenner Albi. Ich habe das Hörbuch beim Kochen gehört und als ich Lachen musste, sah mich meine Jüngste mit gerunzelter Stirn erstaunt an und meinte, warum lachst Du? Den Humor verstehe ich nicht. Ja, derart kauzige Faktoten gibt es in kleinen Gemeinden und in Niederbayern vielleicht ganz besonders. Es ist witzig, aber kein Humor für die ganze Familie, aber man kann es dennoch gut hören an Orten und in Situationen, in denen Kinder gerne mal dazu kommen, es ist nicht jugendgefährdend.

Der Spaßfaktor ergibt sich aus der bisweilen leicht pedantischen Art des Fellingers und auch den anderen recht verschrobenen Charakteren, die z.T. in jedem Fall erneut auftauchen, die sich darin weiter entwickeln und die man bald schon selbst zu kennen glaubt.

Diesmal entsteht die Spannung sowohl aus dem Element des Zeitdrucks. Schafft er es nicht nur den Fall zu lösen, sondern rechtzeitig? Anfangs kann er ja noch nicht mal vor die Tür um zu Schnüffeln, da er ja unter polizeilicher Beobachtung steht. Als auch aus der Frage, die immer im Hintergrund herumspukt, was ihm wohl so zugesetzt haben könnte, dass er entgegen seiner Natur, das Bedürfnis verspürte sich bis zur Besinnungslosigkeit zu besaufen. Das wird als Bonbon zum Schluss geklärt, versprochen.

Die Wahl des Sprechers ist wieder 1a. Michael Schwarzmeier passt wie die Faust aufs Auge. Mal grantelt er, mal klingt er pedantisch, mal derb oder urig und immer irgendwie bayrisch, ohne dass man Probleme hätte ihn zu verstehen. Seine Stimme hat sogar das richtige Alter für diesen peniblen Möchtegern-Polizisten, der nicht mehr ganz jung, und auch nicht alt ist, mit 43 ein gestandenes Mannsbild in den besten Jahren... meinen Männer ja so. Er atmet mit jedem Satz bayrische Provinz aus und schafft eine urige Zuhöratmosphäre. Sehr gelungen, wie er auch immer wieder so kleine running gags locker gekonnt einbaut, dass man ihm am Ende einfach nur eine neue Jacke wünscht... Sehr trocken, spitzt er die Pointen zu.

Ein humoriger Krimi mit viel Lokalkolorit, bei dem es menschelt und es bei der Vielzahl der Verdächtigen richtig Spaß macht mitzurätseln. Ich bin gespannt, was ihm das nächste Jahr für ein Dilemma bringen wird.

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Veröffentlicht am 17.01.2020

Dieser Band ist wieder richtig spannend und irreführend!

Die Magischen Sechs - Wendel Wispers unheimliche Puppe
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Die Magischen Sechs sind ein Club bestehend aus sechs jungen Nachwuchstalenten der bühnenreifen Illusion. Jeder Band wird aus einem anderen Blickwinkel erzählt. Diesmal steht Theo der farbige Geiger und ...

Die Magischen Sechs sind ein Club bestehend aus sechs jungen Nachwuchstalenten der bühnenreifen Illusion. Jeder Band wird aus einem anderen Blickwinkel erzählt. Diesmal steht Theo der farbige Geiger und Meister des Schwebens im Mittelpunkt. Theo kommt aus einer sehr großen und sehr musikalischen Familie und seine älteren Geschwister sind alle schon erfolgreiche Musiker. Sie finden, dass ihr Nesthäkchen mit seinen Freunden und Zaubertricks nur seine Zeit verschwendet und er sich doch mehr auf sein Instrument und ernsthaftes Üben konzentrieren sollte. Doch Theo übt mit seinen Freunden, sehr eifrig für die alljährlich Talentshow von Mineral Wells. Gemeinsam wollen sie die Bewohner verzaubern. Doch im Berghotel ist ein neuer Künstler abgestiegen. Der Bauredner Wendel Wisper mit seiner Puppe Darling Daniel. Recht schnell sind Carter und Leila überzeugt, dass es sich bei ihm um ein ehemaliges Mitglied des Rubinrings, des legendären Zauberclubs einiger ihrer Väter handeln muss. In ihrer Überzeugung fühlen sie sich bestärkt, als Dante Vernon, Leilas Vater und ehemaliges Mitglied des Rubinrings, plötzlich mit geheimnisvollen Worten abreist. Sicher führt Wendel Wisper Übles im Schilde und wurde von dem gefährlichen Kalagan geschickt. Allmählich tauchen überall Darling Daniel Puppen im Ort auf, die ein Geheimnis verbergen.
Beim zweiten Band hat meine Große geschwächelt, aber diesen fand sie wieder total spannend. Als sich das Geheimnis um die Puppen offenbarte gab es für sie kein Halten mehr. Die sechs Freunde sind absolut verschieden, so dass sich die ganze Leserschaft in ihnen wiederfinden kann. Theo ist farbig, Ridley sitzt im Rollstuhl, Carter ist Waise, Leila hat zwei Väter und Izzy und Olly sind blonde Zwillinge. Nun lernen sie auch noch Emily Meridian kennen, die Tochter des Musikladenbesitzers. Sie ist ganz schön wehrhaft, denn dank ihrer Kampfsportkünste, rettet sie die Freunde aus ernsten Schwierigkeiten. Theo und sie verstehen sich auf Anhieb. Sie spielte bislang keine Rolle, da sie normalerweise bei ihrer Mutter lebt und nur die Sommerferien bei ihrem Vater verbringt. Die Kinder sind also so bunt gemischt wie das Leben. Ihre Talente sind ungewöhnlich, doch sie sind nicht vom Himmel gefallen, zu ihren Talenten, die sie haben, müssen sie dennoch stetig üben, üben, üben…… und niemals damit aufhören. Im Buch verrät der Autor und Schauspieler, der auch passionierter Zauberer ist, einige Tricks. Diese sind gut erklärt, funktionieren aber überzeugend erst nach Übung und Training der entsprechenden Fingerfertigkeit. Da es die Helden des Buches aber vormachen, ist die Motivation bei den Kindern höher. Dabei ist dieses Buch ab 9 Jahren auch zahlreich und wirklich eindrucksvoll illustriert.
Wieder kündigt sich ein Abenteuer an, dass auf die Zeit des magischen Clubs ihrer Elterngeneration zurückgeht. Wendel Wisper und die Vielzahl der überall auftauchenden Puppen ist echt gespenstig, dennoch ist es für die Leser absolut unklar, was von der Situation zu halten ist. Man merkt nur, dass sich ein Unheil ankündigt, doch welches? Das ist sehr spannend und diesmal wirklich nicht vorhersehbar. Auch die Freundschaft verändert sich, inwiefern wollen wir nicht verraten, sicher ist nur, dass es weitergehen wird und sie bei diesem Rätsel ebenso wenig aufgeben werden, wie bei dem Üben ihrer Show! Mit den Lesern reifen auch die Helden dieses Buches. Neben den Illustrationen sind auch Schriftgröße und Zeilenabstand sehr ansprechend für junge Leser.
Ein sehr spannendes Buch über Abenteuer, Illusionen, Freundschaft und Geheimnisse. Wir wollen unbedingt wissen wie es weitergeht!

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Veröffentlicht am 15.01.2020

Teuflisch cool!

Cornibus & Co (Band 1) - Ein Hausdämon packt aus!
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Der Chef tobt, es ist 7 h abends und er freut sich auf einen chilligen Abend mit seinem Keinhorn vor dem Gernseher, aber dann muss er entdecken, dass Steven, sein Supertüftler ihm einen ganzen Haufen Nazis ...

Der Chef tobt, es ist 7 h abends und er freut sich auf einen chilligen Abend mit seinem Keinhorn vor dem Gernseher, aber dann muss er entdecken, dass Steven, sein Supertüftler ihm einen ganzen Haufen Nazis auf dem Schreibtisch im Posteingang gelassen hat. Wohin bloß mit ihnen? Cornibus, der beste Freund von Luzifer Junior, seines Zeichens Hausdämon hat gerade einen Auftritt in einer neuen Dokumentarsendung bei RTHell: Dort wird nun offiziell der Frage nachgegangen: Was sind Hausdämonen? Was machen sie so? Was können sie so? Wo kommen sie eigentlich her? Cornibus steht dem Moderator mit Rat und Schleim zur Seite, da wird live geforscht!

Diese Reihe richtet sich an die neue Generation, die besser gucken als lesen kann, oder eben einfach keine Lust hat zu lesen, weil man doch ansonsten viel mehr entdecken kann. Ja, dieser Band ist wirklich ein Band bei dem die Augen viel zu entdecken haben in den Illustrationen von Raimund Frey Der Bildanteil ist sehr hoch, deutlich höher als bei Comicromanen, wobei ich die Illustrationen deutlich ausgereifter finde, als sonst in Kindercomics.

Wer meint, dieses Buch könnten doch schon jüngere Kinder lesen, es hat ja nicht viel Text, der irrt sich. Ja, die Textmenge können auch Jüngere meistern, aber den Humor werden sie nicht verstehen und auch nicht alle Begriffe kennen. Ich habe mit meiner Tochter gekuschelt während des Lesens und kam nur mäßig mit meinem Buch voran, weil dann immer Fragen kamen wie: „Mama, was ist ein Salzsäurepool?“ und dann diskutierte sie mit mir die Vorzüge der Hölle, in der man ja auch ein Salzsäurebad riskieren könne. Das ist aber nur eines von mehreren Beispielen. Es gibt ja noch drei andere Graphic-Novels aus der Reihe, die man z.T. Auch mit jüngeren Kindern lesen kann, die z.B. noch nie etwas von DNA gehört haben. (ja, wer die Evolution anzweifelt, wird an diesem Buch auch keine Freude haben, greift aber auch ansonsten eher nicht zu Büchern über Hausdämonen). Wie in der Buchreihe wird auch hier mit bekannten Begriffen gespielt, so wie dem Gernseher, oder dem Glühschrank. Auch sonst kommen der Wortwitz und die Ironie nicht zu kurz. Stilistisch wird bei den Fernsehaufzeichnungen der reißerische Stil von Sensationsfernsehen nachgeahmt und auch an Werbeeinblendungen der verblödenden Art nicht gespart. Tja, in der Hölle geht es bisweilen nicht viel anders zu...

Meine 3 Testleserinnen sind sehr unterschiedlich. Die Große liest mäßig gerne, aber Luzifer Junior und Scary Harry liest sie freiwillig. Elena liest sehr viel, auch Luzifer Junior. Franziska kann gut lesen, verbirgt es aber, indem sie nur sporadisch tut, wenn sie irgendetwas unbedingt wissen will. Meistens ist es ihr zu viel Arbeit, weshalb sie Comics und Bilderbücher bevorzugt. Sprich, sie ist voll die Zielgruppe! Nun weiß ich endlich, dass meine Töchter keine Lesemuffel, sondern nur digital natives sind. Ja, es liest sich sehr schnell, aber ich bin ja über alles froh, was sie lesen. Denn Lesen lernen reicht nicht, man muss es auch üben, um es nicht einrosten zu lassen. Dabei hilft immer ungemein, wenn Bücher einfach optische Blickfänge sind und nicht zu umfangreich. Das ist bei meinen ein Knock-out-Kriterium: keine Bilder, viele Seiten, kleine Schrift und/oder Zeilenabstände: „Mama, das musst Du vorlesen“. Das ist hier alles kein Problem, das stand für die Kinder sofort außer Frage, das sie dieses Buch gerade mal eben so lesen. Unser Besuch sogar mal gerade eben, während meine Tochter ihre Inliner & Co. zusammensuchte.

Kommentar Johanna (12): Ah, jetzt weiß ich endlich wo die Hausdämonen, herkommen, das war witzig! Die DNA-Stränge waren irre. Das liest sich ja voll schnell, das kann man auch mehrfach lesen.

Kommentar Elena (Leseratte, mag eigentlich keine Comics) (11): Das ist voll cool, total witzig. Kurz und knackig, das kann man auch gut mehrmals lesen!

Kommentar Franziska (10): Das ist richtig witzig. Jetzt weiß ich auch endlich wie das Einhorn, äh Keinhorn von Luzies Vater heißt. Aber das macht doch nicht mäh, das ist doch kein Schaf! (ob sie vielleicht doch schon mal einem Keinhorn begegnet ist? Anmerkung der Mutter). Am Besten fand ich aber den Anfang, mit dem Ruf nach Steven. Steven ist klasse. (Ob der auch noch mal eine eigene Reihe bekommen wird, ist hier nicht bekannt).

Eine neuer Konzeptauftakt, der Leser wie Lesemuffel anspricht. Dabei ist die Wortwahl nicht zimperlich sprich, sprachlich werden die Kinder schon gefordert, indem einige Wörter oder Themen des Nachdenkens oder Nachfragens erfordern. Es ist ein Comic in Buchform, aber ohne viele kleine Bilder mit Sprechblasen pro Seite. Die Gestaltung ist hier großflächiger. Eine tolle altersgerechte Alternative für meine Bilderbuchleserin. Sie hat von den 3 Kindern am längsten gebraucht, dafür sind ihr auch alle visuellen Feinheiten aufgefallen: „Mama, was soll das auf der Unterhose heißen?“. Tja, „Hells Bells“ kam noch nicht im Unterricht vor, da haben wir mal einen kleinen Exkurs gemacht... (grinsendes Kopfschütteln: „Männer sind komisch“ - das denken die über Frauen sicherlich auch...).

Fazit der Mädels: Wirklich cool, wann gibt es mehr davon? Schwierig, ihr durftet es ja vor dem Erscheinen lesen.

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Veröffentlicht am 15.01.2020

Dufte!

Kräuterhexe Thymiana beim Koboldkönig
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Thymiana ist eine Kräuterhexe, die glücklich in ihrem Baumhaus im Wald lebt. Um ihren Baum schließt sich ihre Kräuteroase an und von weither kommen die Tiere, um sich ihre Kräutermischungen oder Salben ...

Thymiana ist eine Kräuterhexe, die glücklich in ihrem Baumhaus im Wald lebt. Um ihren Baum schließt sich ihre Kräuteroase an und von weither kommen die Tiere, um sich ihre Kräutermischungen oder Salben bei ihr abzuholen. Eines Tages kommt ihre Schwester Lavenda angeflogen und berichtet, dass ihre geliebte Großmutter an der Schlafkrankheit erkrankt sei. Die kleine Kräuterhexe wird ganz blass, denn dagegen hilft nur die Inguruwurzel, die es nur im dunklen Koboldwald gibt und die von dem Koboldkönig streng bewacht wird. Aber ihrer Oma zu liebe schwingt sie sich wie ihre Schwester auf ihren Hexenbesen, dabei kann sie weder zuverlässig zaubern, noch sicher fliegen. Obwohl ihre Schwester sie ermutigt, stürzen sie über den Sümpfen ab, gar nicht so unauffällig wie geplant. Schnell haben die Kobolde sie entdeckt....

Dies ist ein Duftbuch, was meine Tochter ganz großartig findet. Auf jeder rechten Seite befinden sich Duftpartikel, die beim Drüberreiben aktiviert werden. Ganz fein in der Illustration versteckt sich ein gedruckter Hinweis auf den Duft z.B. Pfefferminze, Thymian, Lavendel, Schokolade, Inguruwurzel oder Pups.... nach einiger Zeit lässt der Duft nach und kann wieder durch Reibung aktiviert werden. Das finde ich sehr wichtig, denn anders als für meine Tochter, ist für mich die Vorstellung ein Graus, dass mir jede Seite gleichzeitig, gleichstark entgegen duftet. Ich bin sehr empfindlich gegenüber Gerüchen und finde Raumdüfte widerlich. Daher hatte ich die Befürchtung es mit diesem Buch in einem Raum nicht aushalten zu können, aber das war zum Glück nicht der Fall. Wir haben nur aufgrund der unterschiedlichen Duftpräferenzen nicht gemeinsam gelesen, aber da meine Tochter schon 10 ist, ist dies auch nicht schlimm gewesen. Die Illustrationen sind wunderschön, farbenfroh und freundlich, selbst beim Koboldkönig bekommt man nicht wirklich Angst. Der geheime Held meiner Tochter ist allerdings Spinne Kiko. Kiko ist Thymianas allerbester Freund (ja ich weiß, es sollte bester heißen, aber das entspricht nunmal nicht kindlicher Denkweise). Kiko ist ganz schön faul und würde am liebsten den ganzen Tag in der Sonne liegen oder an einem feinen Faden vom Hexenhut baumeln, aber seine Freundin hat ja leider zu tun. Allerdings ist er nicht wirklich ein Held, denn wenn er Angst hat, muss er pupsen, was meine Tochter total witzig findet, aber sie muss den Duft ja nicht aktivieren, tut sie aber dennoch.

Im Einband finden sich jede Menge spannende Kräuterrezepte für Badezusätze, Tees, Salben, Suppe, Heilmittel.... die wir unbedingt im Sommer ausprobieren möchten, wenn die Kräuter im Garten gedeihen bzw. den Zitronenwickel gegen Halsschmerzen bei Bedarf. Auch diese Rezepte sind zuckersüß illustriert und leicht und verständlich geschrieben.

Dieses Buch ist nicht nur außerordentlich schön gemacht, es erzählt auch wirklich eine schöne Geschichte über Zusammenhalt und der Überwindung eigener Ängste um geliebten Personen zu helfen. Besonders stark finde ich aber die Botschaft, dass jeder seine eigenen Stärken und Schwächen hat und das ist auch gut so. Jeder ist auf seine Art wertvoll.

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