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Veröffentlicht am 21.01.2020

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Riss im Nebel
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Bei Lovelybooks durfte ich den Krimi (auf meinem Cover steht noch Krimi drauf - wurde in Romantic Thriller geändert!) "Riss im Nebel" lesen. Für mich war es mein erstes Buch der Autorin, die normaler Weise ...

Bei Lovelybooks durfte ich den Krimi (auf meinem Cover steht noch Krimi drauf - wurde in Romantic Thriller geändert!) "Riss im Nebel" lesen. Für mich war es mein erstes Buch der Autorin, die normaler Weise Ostsee-Romane schreibt. Mit ihrer neuen Geschichte hat sie sich in einem anderen Genre versucht und das ist ihr gelungen!
Nachdem mich der erste Leseabschnitt noch nicht wirklich begeistern konnte, änderte sich das schnell. In der Leserunde erklärte mir die Autorin, dass das Genre von Krimi auf Romantic Thriller geändert wurde. Somit war mir auch klar, warum ich zu Beginn Schwierigkeiten hatte, denn die Geschichte las sich anfangs wie ein Liebesroman mit einigen kleinen erotischen und prickelnden Szenen.
Unsere Protagonistin Linda beginnt nämlich eine heiße Affäre mit dem charmanten David, dessen Sohn Jonas sich mit ihrer Tochter Marie im Kindergarten angefreundet hat. Sowohl Linda, als auch David sind verheiratet - beide nicht wirklich glücklich. Während Lindas Ehemann Kevin den Großteil seiner Freizeit mit seiner Motorrad Gang verbringt, ist Daniela, Davids Frau eine viel beschäftigte Geschäftsfrau. Während eines Kindergartenausfluges, den Linda und Daniela organisiert haben, geschieht ein Unglück. Die prickelnde Atmosphäre verändert sich zu einer spannungsgeladenen, denn Linda liegt schwer verletzt und ohne Erinnerung im Krankenhaus und von Daniela fehlt jede Spur. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass Linda etwas mit dem Verschwinden von Daniela zu tun hat....

Nach dem ersten Drittel entwickelt der Romantic Thriller (ja, die Genre Einteilung passt perfekt!) eine richtige Sogwirkung. Alle Figuren sind verdächtig. Immer wieder wechselt man seine Vermutungen und kann das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Man spürt die wachsende Angst von Linda und den Unglauben, dass sie etwas mit Danielas Verschwinden zu tun haben könnte. Die unterschwellige Spannung ist spürbar und so rätselt man als Leser mit, was sich während des Ausfluges ereignet haben könnte. Die Autorin versteht es geschickt laufend neue Wendungen einzubauen und falsche Fährten zu legen. Immer wieder tauchen neue Beweise auf, die Linda belasten und die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen. Spielt hier jemand ein psychologisches Spiel mit ihr? Wer manipuliert sie? Wem kann sie noch trauen? Oder hat sie tatsächlich Daniela getötet?
Evelyn Kühne hat diese Atmosphäre wunderbar vermittelt. Man fühlt Lindas Hilflosigkeit und fragt sich unvermittelt, ob einem selbst etwas ähnliches passieren könnte und man ein hilfloses Opfer werden kann. Bis zum Ende hin spitzt sich das Geschehen immer mehr zu und endet in einem Showdown, der einem sprachlos zurücklässt. Die Auflösung ist gelungen und realistisch...wirklich gut gemacht Frau Kühne!
Von mir gibt es 4 Sterne, denn der erste Leseabschnitt hat mich nicht gepackt, der Rest war jedoch richtig fesselnd!

Schreibstil:
Evelyn Kühne schreibt packend und emotional. Die Spannungskurve steigert sich gleichbleibend und endet in einem Showdown. Man durchlebt mit den Charakteren sämtliche Gefühlswelten hautnah mit und rätselt, was hier eigentlich gespielt wird. Die Figuren sind lebendig und authentisch beschrieben.

Fazit:
Ein facettenreicher Romantic Thriller, dessen anfängliche prickelnden Atmosphäre sich rasch zu einer spannungsgeladenen ändert. Als Leser verdächtigt man bald jeden der Protagonisten hinter den manipulierenden Spielchen zu stecken. Der Anfang konnte mich nicht überzeugen, aber danach konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen.

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Veröffentlicht am 15.01.2020

Mord im Puppentheater

Marionettenverschwörung
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Im siebenten Fall von Kommissar Martin Merana haben wir es mit einem Mordfall im Salzburger Marionettentheater zu tun.
Nach dem schweren Schicksalsschlag am Ende des fünften Bandes und der eher düsteren ...

Im siebenten Fall von Kommissar Martin Merana haben wir es mit einem Mordfall im Salzburger Marionettentheater zu tun.
Nach dem schweren Schicksalsschlag am Ende des fünften Bandes und der eher düsteren Atmosphäre im letzten Teil, hat Merana wieder ein neues Glück gefunden. Mit seiner neuen Liebe Jennifer verbringt er ein paar schöne Tage in Hamburg, die jedoch schneller vorüber sind, als ihm lieb ist. Merana wird nach Salzburg zurückgerufen. Im Marionettentheater wurde die junge und äußerst beliebte Puppenspielerin Lucy Salmira zwischen ihren geliebten Puppen tot aufgefunden - aufgehängt an einem Seil. Kurze Zeit später wird ihre Kollegin Sibylle Lercher ebenfalls ermordet. Wer hat es auf die Frauen abgesehen? Oder will jemand dem Marionettentheater schaden, das nur eine begrenzte Zahl an Puppenspieler hat?
Während Kommissar Merana im Umfeld des Theaters ermittel, wird Lucys Bruder tot aus der Salzach geborgen. Kaum hat sich der Kommissar überlegt, wie der Tod des jungen Mannes mit den Morden an den beiden Frauen zusammenhängen könnte, werden ihm die Ermittlungen durch das BVT, dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, abgenommen. Lucys Bruder war verdeckter Ermittler und Martin Merana werden weitere Auskünfte zu seinem Tod verweigert. Sehr schnell ist ihm klar, dass es sich hier um ein explosives politischen Thema handelt...doch was haben Lucy und Sibylle damit zu tun?

Die erste Hälfte hat mich von Beginn an gefangen genommen. Martin Baumann erzählt seine Geschichte im Präsens und verwebt seinen fiktiven Mordfall geschickt mit der Geschichte des Salzburger Marionettentheaters. Dabei schildert er sehr atmosphärisch über die Arbeit der Puppenspieler und den musikalischen Darbietungen. Obwohl ich selbst aus Österreich komme, kannte ich das Salzburger Marionettentheater bisher nicht und war fasziniert von der Beschreibung hinter den Kulissen. Man rätselt mit, wer hinter den beiden Morden stecken könnte und hat seine Favoriten, die durch geschickte Wendungen des Autors rasch wechseln können. Doch durch den Mord an Lucys Bruder schlägt der Krimi eine neue Richtung ein und wird etwas zu politisch. Er driftet weg vom gemütlichen Flair der Marionetten und verbleibt mir allzu lange bei der österreichischen Innenpolitik, die beim Lesen des Krimis bereits teilweise überholt ist. Die angesprochenen Themen sind zwar gut gewählt und zeigen auf, wie wichtig das richtige Parteibuch in Österreich noch immer ist, jedoch hatte ich mit der Zeit das Gefühl, dass Baumann den eigentlich roten Faden verliert.

Die Charaktere sind facettenreich und Baumann bringt wieder sehr viel Lokalkolorit in seinem Krimi. Man schlendert durch die Innenstadt Salzburgs und begleitet den Kommissar durch den Mirabellgarten oder entlang der Salzach. Man bemerkt in jeder Zeile die Liebe des Autors zu Salzburg, der Musik und dessen Kultur. Der Krimi liest sich flüssig und ist spannend geschrieben, jedoch hat mir die zweite Hälfte nicht mehr so gut gefallen.
Hingegen fand ich die Idee, die Figur der Marionette Leandro, die von Lucy erschaffen wurde, eine wichtige Rolle bei der Aufklärung des Falles spielen zu lassen, großartig.

Auf das Cover möchte ich noch kurz eingehen, denn es zeigt eine der Original Marionetten aus dem "Sommernachtstraum" des Salzburger Marionettentheater.

Fazit:
Der siebente Fall von Kommissar Martin Merana ist nicht mehr so melancholisch und düster, wie sein letzter und hat etwas mehr Biss. Den Blick hinter die Kulissen des Marionettentheaters und das gewohnte Salzburger Lokalkolorit fand ich äußerst gelungen, jedoch wurde mir die zweite Hälfte zu politisch. Ich hatte das Gefühl, dass der Fall von den eigentlichn Morden im Puppentheater wegdriftet und der Autor zwischenzeitlich den Faden verloren hat. Erste Hälfte top, zweite Hälfte okay.

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Veröffentlicht am 13.01.2020

Kommt nicht an die Wien Krimis heran

Unter Wölfen
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Die historischen Wien-Krimis von Alex Beer sind ein absolutes Muss für mich, denn die Reihe um August Emmerich gehört zu meinen Lieblingen. Deswegen war ich schon sehr auf den neuen Stand-alone (?) der ...

Die historischen Wien-Krimis von Alex Beer sind ein absolutes Muss für mich, denn die Reihe um August Emmerich gehört zu meinen Lieblingen. Deswegen war ich schon sehr auf den neuen Stand-alone (?) der Autorin gespannt, der in Nürnberg während des Zweiten Weltkrieges spielt. Gleich vorweg - der Krimi ist ein absoluter Pageturner, aber ich habe auch einige Kritikpunkte.

Wir befinden uns in Nürnberg im März 1942. Isaak Rubinstein, ehemaliger Antiquar, erhält für sich und seine Familie den Deportationsbescheid. Nachdem ihnen bereits alles genommen wurde, fürchtet Isaak nun um das Leben seiner Eltern und Schwestern. Deshalb bittet er seine arische Ex-Freundin Clara um Hilfe. Sie hat Verbindungen zum Widerstand und es gelingt ihr tatsächlich die Familie zu verstecken. Für Isaak hat sie jedoch eine neue Identät besorgt. Er, der belesene Jude, soll in die Rolle des SS-Sonderermittlers Adolf Weissmann schlüpfen und für Clara die Gestapo infiltriren und wichtige Unterlagen für den Widerstand beschaffen. Ein unmögliches Unterfangen! Clara übergibt ihm einen SS-Siegelring, einen gefälschten Ausweis und eine passende Uniform. Um am Leben bleiben zu können, versucht Isaak über seinen Schatten zu springen. Er sieht nicht mehr auf den Boden, sondern blickt seinem Gegenüber in die Augen, tritt selbstbewusst auf und bemerkt sehr schnell, wie sehr Macht korrumpieren kann. So befindet er sich, schneller als ihm lieb ist, im Gestapo-Hauptquartier, mitten unter Wölfen und gibt sich als Adolf Weissmann aus. Der Sonderermittler wurde für die Ermittlungen am Mord an der beliebten Schauspielerin Lotte Lanner angefordert, deren Leiche im Quartier des Sturmführers Gerhard Bade gefunden wurde. Ein Opfer muss her, denn ein Sturmführer der SS kann natürlich nicht der Mörder einer der beliebtesten Schauspielerinnnen des Reiches sein...

Und so begleiten wir Isaak Rubinstein, wie er in die Rolle von Adolf Weissmann schlüpfen muss und einen Mord aufklären soll. Obwohl man durch die Seiten fliegt und wirklich Spannung herrscht, hatte ich vorallem in der zweiten Hälfte das Gefühl in einer sehr unglaubwürdigen Geschichte zu stecken. Man zittert zwar mit Isaak bei jeder brenzligen Situation mit, aber davon sind die eine oder andere doch etwas zu dick aufgetragen. Sicherlich gab es Juden, die sich als Arier ausgaben und sich dahinter verstecken konnten. Der Film "Die Unsichtbaren", der über wahre Schicksale von untergetauchten Juden berichtet, zeigt auf, dass es möglich war den Nazis zu entgehen. Deswegen will ich diese Möglichkeit auch nicht ausschließen. Oftmals spielen auch wir nach außen hin eine Rolle und so wahrt auch Isaak den Schein, immer mit dem Wissen, dass er jederzeit aufzliegen kann. Dieses Gefühl hat Alex Beer tatsächlich sehr gut transportiert. Weissmann und Rubinstein sehen sich zwar ähnlich, sind aber charakterlich sehr verschieden. Und dann gibt es auch noch Bekannte und Freunde von Weissmann, die plötzlich autauchen und Rubinstein in arge Bedrängnis bringen....

Durch den jungen Unterscharführer Rudolf Schmitt, der Isaak als Assistent zur Seite steht, zeigt die Autorin auf, wie gut die braune Maschinerie gearbeitet hat, um junge Menschen zu manipulieren. Rudolf, der noch in der Schule mit einem Juden bestens befreundet war, glaubt anstandslos die Hetze der Nationalsozialisten, obwohl er es doch besser wissen sollte...
Auch heute funktioniert die Manipulation bei jungen Leute genauso, egal ob von der Terrormiliz IS oder bei diversen Sekten.

Vermisst habe ich die grandiose Atmosphäre, die Alex Beer in ihren Wien Krimis wirklich erstklassig wiedergibt. Allerdings ist "Unter Wölfen" nicht so düster, wie ihre August Emmerich Reihe. In diesem Krimi schreibt Beer direkter und nicht so detailliert. Dadurch ist die Handlung temporeicher, die Figuren jedoch nicht ganz so vielschichtig und die Atmosphäre nicht so dicht. Im Mittelpunkt steht das Katz und Maus Spiel der "beiden Parteien". Der Spannungsbogen ist dabei sehr hoch und lässt einem den Krimi kaum aus der Hand legen. Das Ende lässt darauf schließen, dass auch Isaak Rubinstein in Serie gehen könnte...

Fazit:
Alex Beer schreibt in ihrem neuen Roman weniger düster, als in ihren Wien-Krimis aus den 1920-iger Jahren, jedoch sehr temporeich und fesselnd. Trotzdem konnte mich "Unter Wölfen" nicht ganz überzeugen und lässt vorallem in der zweiten Hälfte des Buches etwas vermissen, nämlich Authentizität. Trotzdem hatte ich vorallem fesselnde Lesestunden und bin gespannt, ob Isaak Rubinstein in Serie gehen wird.

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Veröffentlicht am 03.01.2020

Hat mir wieder besser gefallen als Teil 4 + 5

Die Sonnenschwester
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Mit dem sechsten Band "Die Sonnenschwester" nähern wir uns bereits dem Ende rund um die "Sieben Schwestern Reihe" von Lucinda Riley. Diesmal begeben wir uns mit Elektra, der jüngsten Adoptivtochter von ...

Mit dem sechsten Band "Die Sonnenschwester" nähern wir uns bereits dem Ende rund um die "Sieben Schwestern Reihe" von Lucinda Riley. Diesmal begeben wir uns mit Elektra, der jüngsten Adoptivtochter von Pa Salt, auf Reisen.

Doch bevor wir uns ins tiefste Afrika begeben, hat Lucinda Riley diesmal einen eher langen Gegenwartsstrang rund um Elektra geschrieben, die als Ich-Erzählerin agiert. Die jüngste und für mich, neben CeCe, auch unsympathischste der d’Aplièse Schwestern ist ein berühmtes Model. Sie ist der umschwärmte Star der High Society in New York. Doch diese Glamourwelt hat auch ihre Schattenseiten: Drogen, Alkohol und wechselnde Männerbekanntschaften sind Elektras täglich Brot. Zu keiner ihrer Adoptivschwestern hat sie eine wirklich familiäre Bindung. Einzig mit Maja (aus Band 1) hat sie ab und zu Kontakt. Um sich herum hat sie eine Mauer aufgebaut, die keiner durchdringen soll. Beruflich ist Elektra ein Stern am Modehimmel, doch menschlich ist sie ein Wrack.
Eines Tages kontaktiert sie ihre leibliche Großmutter Stella Jackson, die ihr mehr über ihre Wurzeln erzählen möchte. Hier hat Riley erstmals eine andere Art gewählt, um mit ihrem Vergangenheitsstrang zu beginnen, denn erstmalig kontaktiert die Großmutter die Enkelin und nicht umgekehrt.
Auch die folgenden Kapitel ließen mich anfangs etwas überrascht zurück. Wir bleiben vorerst noch in Manhatten des Jahres 1939 und lernen Cecily Huntley-Morgan kennen, eine junge Frau der Upper Class. Sie hat gerade eine aufgelöste Verlobung hinter sich hat - mehr oder weniger ein Skandal in ihren Kreisen und der damaligen Zeit. Da kommt die Einladung ihrer Patentante Kiki, die aus Kenia angereist ist, gerade recht und Cecily begleitet sie nach Afrika in ihr Haus am Naivasha See....

Deutlich besser hat mir wieder der Strang in der Vergangenheit gefallen, wobei wir alle lange gerätselt haben, wie die weiße Cecily Huntley-Morgan und die dunkelhäutige Elektra genetische Gemeinsamkeiten haben könnten....

Toll fand ich die Beschreibungen vom damaligen Leben in Kenia in den 1930iger Jahren. Vieles erinnerte mich an den Roman "Lady Africa", den ich 2015 gelesen habe, aber auch an den Filmklassiker "Jenseits von Afrika" mit Meryl Streep, Robert Redford und Klaus-Maria Brandauer.
Die dekadente britische Oberschicht, die sich in Kenia benehmen, als würde es kein Morgen geben, stieß mir ziemlich auf. Drogen, Swingerparties und die herablassende Behandlung gegenüber der schwarzen Bevölkerung, sowie die Großwildjagden, machten die Amerikaner und Briten nicht wirklich sympathisch. Aúch Patentante Kiki lebt dieses "glamuröse" Leben im berüchtigten "Happy Valley", dem sich Cecily entzieht. Nur am Rande wird der Zweite Weltkrieg erwähnt, der zuerst in Europa wütet und danach den Rest der Welt einnimmt. Und dieser ist auch der Grund, dass Cecily vorerst in Kenia bleiben muss...

Die wundervolle und bildhafte Beschreibung der atemberaubenden Tierwelt und der Schönheit des Landes, sowie der Stammeskultur gelingt Riley wieder perfekt.
Ihre Charaktere sind ebenfalls vielschichtig, wenn auch manchmal etwas stereotyp. Cecily ist eine liebenswerte junge Frau, die sich vielen Schwierigkeiten stellen muss. Trotzdem konnte ich viele ihrer Entscheidungen persönlich nicht nachvollziehen.

Elektra ist ein schwieriger und anstrengender Charakter. Man wird nicht richtig mit ihr warm, aber ich habe ihren inneren Konflikt mehr oder weniger verstanden. Bis zum Ende des Romans wandelt sie sich sehr - fast zu sehr. Mir war diese 180° Wandlung vom herrischen ichbezogenen Star zum Gutmenschen etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen.

Riley hat sich wieder einigen Themen angenommen: Rassentrennung und -diskriminierung, Religion und die Bürgerrechtsbewegung in den USA...manches erschien mir etwas zu klischeehaft.
Erwähnen muss ich auch die etwas wundersame Aufteilung der Geschichte. Während die ersten zwei Drittel sehr detailliert sind, bekommt das letzte Drittel viel zu wenig Platz, wo es doch um die Vergangenheit von Stella geht und somit der Bezug zu Elektra hergestellt wird. Das Ende war mir dann auch etwas zu konstruiert.

Bei den etwas mehr als 800 Seiten kommt es ab und zu zu einigen Längen. Trotzdem hat mir dieser Band weitaus besser als die letzten beiden Bücher der Reihe gefallen und ich bin gespannt, wie Riley das Rätsel um die ominöse siebente Schwester auflösen wird.


Fällt euch eigentlich auf, dass bis auf das erste Cover alle abgebildeten Frauen weiß sind? Dabei ist Elektra dunkelhäutig und stammt aus Kenia

Fazit:
Ein sehr komplexer Roman aus der Sieben Schwestern Reihe, der mir wie üblich im Vergangenheitsstrang besser gefallen hat. Manche Charaktere sind etwas schwierig, aber Riley erzählt wie gewohnt bildhaft und spannend. Trotz der kleinen Kritikpunkte hat mir dieser Band wieder besser als die beiden Vorgängerbände gefallen.

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Veröffentlicht am 29.12.2019

Pageturner, der aber einige Fragen offen lässt

Schweige still
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Michael Robotham hat mit "Schweige still" eine neue Reihe gestartet, die sich um den Polizeipsychologen Cyrus Haven dreht. Cyrus hat durch einen grausamen Mord als Kind seine Familie verloren und lebt ...

Michael Robotham hat mit "Schweige still" eine neue Reihe gestartet, die sich um den Polizeipsychologen Cyrus Haven dreht. Cyrus hat durch einen grausamen Mord als Kind seine Familie verloren und lebt seitdem alleine in dem baufälligen Haus seiner Großeltern.
Zu Beginn des Thrillers wird er von einem Bekannten als Psychologe hinzugezogen, der mit schwer erziehbaren Kindern und Jugendlichen arbeitet. Cyrus soll sich einem ganz speziellem Mädchen annehmen: Evie Cormac. Sie wurde jahrelang gefangen gehalten und erst entdeckt, als ihr Entführer auf brutale Weise umgebracht wurde und sie sich wochenlang neben der Leiche versteckt hielt. In den Polizeiakten wird sie "Angel Face" genannt, denn weder ihr richtiger Name, noch ihr Alter ist bekannt. Evie möchte endlich frei sein und nicht mehr in einer psychologischen Betreuung leben, doch ohne einer richtigen Identität ist dies schwierig. Evie besitzt außerdem die Fähigkeit zu erkennen, ob jemand lügt. Cyrus versucht bei ihr durchzudringen und etwas über ihre Vergangenheit zu erfahren. Mit der Zeit entspinnt sich eine ganz eigene Beziehung zwischen den Beiden, eine ungewöhnliche Freundschaft. Diese wird jedoch immer wieder auf die Probe gestellt, denn Evie vertraut niemanden...

In einem zweiten Strang wird die Leiche der erst 15jährigen Jodie Sheehan gefunden. Die aufsteigende Eiskunstläuferin wurde von der Brücke gestoßen und vermutlich anschließend vergewaltigt und mit Zweigen zugedeckt. Jodie war beliebt, bildschön und stammte aus einer fürsorglichen und unterstützenden Familie und sie war der zukünftige Olympiastar. Lenny Pavel vom Policedepartment bittet ebenfalls Cyrus um Hilfe, der mit dem schnellen Ermittlungsergebnis nicht wirklich zufrieden ist. Gemeinsam versuchen sie den wahren Mörder von Jodie zu finden...

Cyrus ist das Bindeglied zwischen den beiden Mädchen - eines mit einer geheimen Vergangenheit und eines, das ihrer Zukunft beraubt wurde. Die Charaktere sind definitiv der große Pluspunkt an diesem Thriller! Sie sind komplex, unkonventionell und vielschichtig. Die Liste der Verdächtigen steigt mit den Seiten immer weiter an. Ich hatte jedoch beim Strang der toten Eiskunstläuferin bald einen Verdacht, der teilweise bestätigt wurde. Bei "Angel Face" Evie hingegen hat mich eine Offenbarung wirklich umgehauen. Hier konnte Robotham mich "alten Thrillerhasen" noch wahrlich überraschen! Chapeau!
Kritisieren muss ich allerdings den immer wieder erwähnten Umstand von Evies Fähigkeit Lügen zu enttarnen. Auf den 500 Seiten wird dies immer wieder erwähnt, doch in der Geschichte selbst kommt dies überhaupt nicht zum Tragen.

In beiden Fällen gibt es überraschende Wendungen und jede Menge Geheimnisse. Wie diese beiden Stränge im Laufe der Geschichte zusammenkommen sollen, war mir lange unklar. Genauso rätselhaft ist auch die Vergangenheit von "Angel Face". Schlussendlich hat aber am Ende wirklich alles gepasst, auch wenn ich die Vorfälle, die Evie immer wieder zugestoßen sind, etwas zu übertrieben fand.

Einige Fragen blieben vorallem in den Nebenhandlungen offen, aber auch rund um "Angel Face" und der ermittelnden Polizistin. Ich denke (und hoffe), dass sich Robotham im nächsten Teil dieser Fragen rund um die Hauptcharakere noch annimmt.

Schreibstil:
Robothams Schreibstil ist wie immer kurzweilig und fesselnd. Erzählt wird aus verschiedenen Sichtweisen, großteils aber aus der von Cyrus und Angel Face. Durch die 72 eher kurzen Kapitel lässt sich der Thriller sehr schnell lesen. Man kann ihn schwer aus der Hand legen und ich hatte ihn auch in zwei (freien) Tagen durch. Die Spannung ist allgegenwärtig und steigert sich zum Ende hin, wie es bei einem Thriller auch sein soll.

Den deutschen Titel finde ich nicht gut gewählt und ich finde auch nicht wirklich einen Bezug zum Inhalt.


Fazit:
Ein Thriller, den man schwer wieder aus der Hand legen kann: rasant und gut lesbar. Trotzdem habe ich noch ein paar Kritikpunkte, vorallem die offenen Fragen am Ende. Ein guter Reihenstart mit einem neuen unkonventionellen, aber sympathischen Polizeipsychologen, den ich weiter verfolgen werde.

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