Profilbild von oceanloveR

oceanloveR

Lesejury Star
offline

oceanloveR ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit oceanloveR über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.01.2020

Fantastisch frostig

Rabenherz und Eismund
0

Komplexes, aber vor allem fesselndes Wintermärchen voller Fantasie, Zauber und starker Protagonistinnen.



Frostige Märchen können mich immer wieder verzaubern und Nina Blazon schreibt stets voller Fantasie, ...

Komplexes, aber vor allem fesselndes Wintermärchen voller Fantasie, Zauber und starker Protagonistinnen.



Frostige Märchen können mich immer wieder verzaubern und Nina Blazon schreibt stets voller Fantasie, sodass ich mir dieses Buch nicht entgehen lassen konnte!

Leider hatte ich jedoch im Dezember wenig Lesezeit, wodurch ich das Buch über einen längeren Zeitraum nur häppchenweise lesen konnte. Das machte es mir schwer, der Handlung vollständig zu folgen - sind die Beschreibungen und Einzelereignisse doch komplex. Ich bewundere die Kreativität der Autorin und habe zugleich häufiger quergelesen, da ich die Situation nicht komplett überblicken konnte.

Dennoch konnte mich die Handlung mehr als begeistern, ja verzaubern! Voller unerwarteter Wendungen und Magie - zudem liebe ich es, wie ich die Märchenvorlage erst am Ende erkannte und wie Nina Blazon diese Geschichte eingewoben, aber dennoch eine völlig neue geschaffen hat.

Zum Setting, den verarbeiteten Märchen und Legenden sowie zur Verbindung zu "Faunblut" hat die Autorin übrigens ein lesenswertes Interview gegeben, das ihr hier findet.

Zudem ist das winterliche Setting grandios herausgearbeitet; grausam und doch betörend und durch die allgegenwärtige Gefahr und Schrecken nervenaufreibend.
Mir gefiel vor allem die Düsternis der Magie; wie bedrohlich Schönheit und Eis waren und wie sehr die raue Lebenswelt auch die Märchen der Menschen beeinflusst. Und Nixen - gefühlt in jedem Buch von Nina Blazon, das ich bisher gelesen habe, kommen sie vor :D

Großartig finde ich zudem, dass die wichtigen Figuren allesamt weiblich sind - Männer spielen nur eine untergeordnete Rolle und das obwohl das Setting ein volkstümlich-patriarchalisches ist. Starke Frauen und Mädchen, yaaaaass!

Die Liebesgeschichte kam für mich überraschend, konnte mich dann aber letztlich doch berühren. Ich glaube, das Buch wäre aber auch ohne ausgekommen...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.01.2020

Atmosphärisch wirr

Nebelinsel
0

Magisch düsterer Abriss einer Insel voller Geheimnisse und archaischer Traditionen, der jedoch einiges an Konzentration bedarf, um alle Verwicklungen und Geflechte zu durchblicken.


Von klassischer Fantasy ...

Magisch düsterer Abriss einer Insel voller Geheimnisse und archaischer Traditionen, der jedoch einiges an Konzentration bedarf, um alle Verwicklungen und Geflechte zu durchblicken.


Von klassischer Fantasy habe ich mich ja in letzter Zeit abzuwenden begonnen und suche stattdessen nach unkonventionellen Geschichten...

... und die wurden mir in diesem Buch wahrlich geboten! Nebelinsel ist kein in sich kohärenter Roman, sondern eine Kurzgeschichtensammlung, wobei jedoch alle Geschichten auf der selben Insel spielen und immer wieder Figuren und Ereignisse aufgegriffen werden. Eine fabelhafte Idee, die jedoch auch viel Konzentration benötigt, um alles einordnen zu können. Mir hätte neben der wunderbaren Karte noch eine Figurenauflistung geholfen ^^

Der Schreibstil wie auch die Handlung der Geschichten ist auf eine magische archaisch und zugleich von der Präsenz des Meeres geprägt. Alte Mythen und Bräuche, eine Gesellschaft voller Geheimnisse... Ich LIEBE die Atmosphäre dieses Buches, auch wenn mir das rückständige Frauenbild nicht gefiel. Andererseits gehörte es einfach zum Setting.

Die volkstümlichen Bräuche, der (Aber-)Glaube und die Natur Neverness´ sind von der Isle of Man inspiriert, wozu die Autorin auch ein interessantes Kurzinterview gegeben hat.

Die Düsternis, die über der Insel schwebt, sowie der Fischgeruch und das Salz in der Luft konnte ich förmlich spüren; so eindringlich und bildlich schreibt die Autorin. Mindestens genauso beeindruckend ist ihre Fantasie, die diesen Mikrokosmos hat entstehen lassen. Eine Welt, in der Glück und Liebe nur wenig Platz haben; es stattdessen um das pragmatische Überleben und Ausleben von Traditionen geht und die dennoch einen märchenhaften Zauber hat. Den Zauber eines düsteren Märchens!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.10.2019

Zeitreise für Erwachsene

Miss Maxwells kurioses Zeitarchiv
0

Eine gelungene Mischung aus Historischem, Gefühlen, Dramatik und Humor: Zeitreise für Erwachsene, auf die man sich einlassen können muss. Dieser Reihenauftakt unterhält nicht nur bestens, sondern weicht ...

Eine gelungene Mischung aus Historischem, Gefühlen, Dramatik und Humor: Zeitreise für Erwachsene, auf die man sich einlassen können muss. Dieser Reihenauftakt unterhält nicht nur bestens, sondern weicht auch von Bekanntem ab.


Zeitreise? Da bin ich dabei! Voller Vorfreude stürzte ich mich also in dieses Abenteuer, dass wie für mich konzipiert schien: Auch ich hatte ganz lange Archäologin werden wollen und mit dem Ägyptologie-Studium geliebäugelt...

Und was für eine abgefahrene Geschichte ich da präsentiert bekam! Schnell stellte sich heraus, dass dieses Buch Zeitreise für Erwachsene ist - viel erster als erwartet, aber zugleich auch irre witzig. Max ist weder zimperlich, noch geht die Zeit behutsam mit ihr und den anderen zeitreisenden Historikern um: Verletzungen, erschütternde Erlebnisse und Tod prägen ihre Abenteuer, dazwischen viel (zu viel) Alkohol und später auch Sex.

Gleichzeitig aber, wie gesagt, Humor und Situationskomik. Die Hauptprotagonistin Max ist nicht nur eine knallharte Einzelgängerin, sondern auch voller kesser Sprüche. Niemals auf den Mund gefallen, bringt sie sich und andere immer wieder in brenzlige Situationen; aber auch wieder aus ihnen heraus durch ihren Mut und ihre grenzenlose Loyalität.

Grandios ist der Autorin gelungen, die Zeitreisen und die benötigte Vorbereitung zu beschreiben. Nicht einfach nur "ach ja, da ist so eine Maschine" und losgeht´s, sondern eine fordernde Ausbildung, ein Zusammenspiel zwischen Historikern, Technikern, Ärzten, IT-Leuten, Requisite und Köchen. Mich verwunderte zwar, dass plötzlich fünf Jahre vergangen sein sollen und dass der Klappentext insofern irreführend ist, als dass die große Katastrophe erst im mittleren Teil des Buches und nicht beim ersten Sprung geschieht - ansonsten war ich aber begeistert davon, nicht nur die Abenteuer, sondern auch die Vor- und Nachbereitung zu erleben.

Außerdem liebe ich das Chaos, die Exzentrik und die facettenreichen Charaktere am Institut - jeder kann und ist einfach, wie er sein mag; ständig knallt´s und zischt´s, die Abteilungen wetteifern und raufen miteinander, um dann in Notsituationen doch vereint zu agieren.

Die Geschichte ist aus der Perspektive von Max erzählt und hier nutzt die Autorin einen genialen Kniff, um die Spannung immer wieder aufzubauschen oder vermeintlich ruhige Szenen zu dramatisieren: Immer wieder deutet Max an, die in Vergangenheitsform spricht, dass bald etwas Unerwartetes geschehen würde, dass sie sich geirrt habe oder dass das Folgende niemand erahnen hätte können. Clever!

Veröffentlicht am 16.09.2019

Nicht perfekt, aber definitiv ein Highlight! ♥

Niemand soll uns trennen
0

Trotz einiger Kritikpunkte für mich ein Lesegenuss - geniale Verschmelzung von Märchen und Düsternis, nervenaufreibend spannend und verpackt in einen grandiosen Schreibstil voller Magie und Gefahr.


Von ...

Trotz einiger Kritikpunkte für mich ein Lesegenuss - geniale Verschmelzung von Märchen und Düsternis, nervenaufreibend spannend und verpackt in einen grandiosen Schreibstil voller Magie und Gefahr.


Von Anika Beer alias Ana Jeromin habe ich mich bereits zwei Mal verzaubern lassen, sodass ich diesem neuesten Buch nicht widerstehen konnte, als ich den Autorennamen entdeckte. Der Klappentext und sein Versprechen eines düster geheimnisvollen Buches hatte(n) mich da bereits überzeugt.

Und was soll ich sagen? Ich habe das Buch dann auch in einem Rutsch durchgelesen, so zog mich die Geschichte in ihren Bann; wie im Rausch flog ich durch die Seiten. Die Autorin ist einfach eine Meisterin der Worte; mit jedem Satz entsteht ein Bild, ein Gefühl. Nervenaufreibend und atmosphärisch so dicht, tauchte ich ein in die düstere Welt der Zwillinge; konnte und wollte nicht aufhören, bis ich das Geheimnis gelüftet hatte.

Andeutungen und Plottwists, Verwirrspiele und die perfekte Kulisse, dazu widerstreitende Gefühle; Verlangen und Abscheu, Angst und Entschlossenheit, Anziehung und Abstoßung, Knistern und zermürbende Zurückweisung... all´ das verschmilzt zu einem grandiosen Leseerlebnis für herbstliche Tage oder kühle Sommerabende.

Vom groben Aufbau ähnelt die Geschichte der der Schönen und des Biestes, dazu kommt das wundervoll umgesetzte Geschwister- bzw. Zwillingsmotiv. Düster und märchenhaft, voller Zärtlichkeit und Abhängigkeit - Anika Beer kreiert hier etwas ganz Eigenes, Neues. Ich liebe, wie tief sie einen in die Beziehung Beliar und Kerens blicken lässt; das ganze Ausmaß an Verbundenheit und Hilflosigkeit, selbstloser Aufopferung und egoistischem Selbsterhalt begreifen lässt. Die Szenen der beiden waren von einer tiefen Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, zugleich aber auch bedingungsloser Liebe und Verständnis getragen. Berührend!

Leider gab es aber auch ein paar Aspekte, die dem Buch den "für mich perfekt"-Stempel entzogen. - So empfand ich die Geschichte als unrund: Anfang und Hauptteil stehen im krassem Kontrast, sowohl von der Stimmung, als auch von den Figuren her. Alle kennengelernten Charaktere sind letztlich für die Entwicklung der Geschichte gleichgültig, sie bleiben farb- und formlos. Mir wäre ein direkter Einstieg in die Geschichte lieber gewesen, also dass die Handlung am Tor der verwünschten Villa beginnt, die Hintergründe des Besuches dann nur in einem kurzen rückblickenden Paragraphen erklärt werden. Das hätte ich passender und atmosphärischer gefunden - denn so spukten Claras Freunde und Eltern, sowie neuzeitliche Aspekte wie Internet und Netzempfang in meinem Hinterkopf umher, obwohl sie nichts zur Sache taten. Weiterhin störte ich mich am Personal, das ebenfalls konturlose Nebenfigur(en)blieb; der Ereignisse gar merkwürdig gleichgültig gegenüber trat. Müssten sie nicht emotionaler reagieren auf ihr eigenes Leid oder zumindest das Ende?! Und schließlich war ich regelrecht enttäuscht über den "Gegner". Hatte man zuvor so viel spekuliert und gefürchtet, war diese Enthüllung... seicht und unspektakulär. Ich hatte mir mehr erhofft; mehr Motive, mehr Vielschichtigkeit.

Dennoch ist dieses Buch ein absolutes Lesehighlight; eine grandios kreative Verschmelzung bekannter Motive und unkonventioneller Ideen, verpackt in eine düstere Atmosphäre und einen bezaubernden Schreibstil, der einen fortreißt und mitnimmt.

Veröffentlicht am 01.10.2018

Hatte mir mehr erhofft

Eine Krone aus Feuer und Sternen
0

Als Fantasygeschichte mir streckenweise zu konventionell und langsam (trotz einiger durchaus nervenaufreibender Szenen und Überraschungen!), als Liebesgeschichte allerdings überzeugend, da Denna und Mara ...

Als Fantasygeschichte mir streckenweise zu konventionell und langsam (trotz einiger durchaus nervenaufreibender Szenen und Überraschungen!), als Liebesgeschichte allerdings überzeugend, da Denna und Mara nicht nur an und in ihrer Beziehung wachsen, sondern ihre Liebe zugleich sanft und zart, aber auch kräftig ist.


Auf dieses Buch habe ich mich schon gefreut, seit dem es zum ersten Mal, damals noch unter dem Titel "Feuerhimmel, Sternennacht", in der Vorschau auftauchte. Queere Charaktere in der Hauptrolle? Fantasy mit gleichgeschlechtlicher Liebe? Mehr davon!

Doch der Anfang des Buches hat mir meinen vorfreudigen Enthusiasmus schnell genommen. Die ersten 50/60 Seiten, schleppend und enttäuschend wenig aufregend oder innovativ. Mit der Zeit jedoch nahm die Handlung an Fahrt auf, Denna beginnt ihr Prinzessinnengehabe sowie ihre Naivität Stück für Stück abzulegen, wird mutiger, stärker.

Im Laufe des Buches habe ich dann allerdings regelrecht Freude am Lesen gefunden, wollte wissen, wie es denn nun weitergeht, was es mit der Magie auf sich hat, wann aus den beiden Frauen endlich ein Paar wird... Denn so sehr es mir auch gefiel, wie behutsam die Liebe zwischen Denna und Mara wuchs, wie langsam sie einander kennen und schätzen lernten - als Nicht-Pferdenarr waren mir viele Szenen zu langatmig und detailliert beschrieben.

Schlösser, Königreiche, Hochzeit... der Schreibstil passt zu dem mittelalterlichen High Fantasy-Setting; waren Audrey Courthursts Formulierungen und Sätze doch durchaus komplexer, als in manch anderem Jugendbuch und die Dialoge von höfischen Anstandsregeln geprägt. Gleichzeitig empfand ich den Schreibstil aber auch nicht als zu aufgeblasen oder sperrig. Gelungen, also.

Von den Charakteren hätte ich mir im Allgemeinen mehr erhofft. Die beiden Figuren, die das Buch in meinen Augen am meisten bereicherten, starben leider, während die überlebenden Nebenfiguren enttäuschenderweise genau das blieben. Blass und im Hintergrund. Weder Dennas Familie, noch Maras Bruder entfalteten einen überzeugenden, vielschichtigen Charakter, sondern blieben in ihren zugeschriebenen Rollen verhaftet und facettenarm. Das erhöhte natürlich den Anspruch an die beiden Hauptprotagonistinnen, die damit quasi allein im Fokus standen. Und während Mara mein Fangirlherz schneller schlagen ließ, fand ich Denna den Großteil des Buches über schlichtweg langweilig. Natürlich wurde sie von klein an zur Prinzessin erzogen und woher soll denn auch Eigenständigkeit und Alltagstauglichkeit kommen, und ja, sie durchlebt Veränderungen, die sie gegen Ende hin zu einer durchaus starken Figur machten. Dennoch hätte ich mir von ihr im ersten Teil der Geschichte mehr erhofft, als Buchschläue und Tanzkunst.

Was ich an dieser Geschichte absolut großartig finde, ist die Liebesthematik. Im Allgemeinen, wie auch die Beziehung zwischen Denna und Mara im Speziellen. Ersteres bezieht sich darauf, wie offen die Gesellschaft in Mynaria ist - es spielt keine Rolle, ob eine Frau eine Frau oder einen Mann liebt. Audrey Courthurst führt das auch nicht weiter aus, thematisiert nicht, ob das etwas "Besonderes" sei, sondern stellt durch verschiedene beiläufige Äußerungen und Erwähnungen einfach nur klar, wie natürlich Liebe ist und sein kann. Wow! Und dann die Liebesgeschichte an sich: Süüüüüß! Ich mochte, wie beide Protagonistinnen sich nur langsam verliebten, sich erstmal kennen und schätzen lernten, zusammen lachten und sich halfen und wie ihr Band dadurch immer stärker wurde. Zwischen ihnen wuchs ein Vertrauen und Verstehen, eine Liebe voller Sanftheit und Zartheit, aber auch Kraft, Magie und Feuer.

Im Englischen bekommt die Geschichte im August 2019 eine Fortsetzung - das Ende ist auch offen genug! Zumal das Buch dafür, dass Klappentext und Cover Magie und Feuer versprechen, primär bei höfischen Intrigen, Mordermittlungen und drohendem Krieg zwischen den Königreichen blieb. Das, was mich zu interessieren vermochte - der Ursprung der Magie, ihre Bändigung und Anwendung sowie die Geschichte der verschiedenen Königreiche - wird in eine Zukunft verlagert, die Denna noch erst erleben muss.

Alles in allem: Nach einem längeren, schweren Einstieg durchaus Lesespaß, Spannung und eine gelungene Überraschung am Ende, vor allem eine süße Liebesgeschichte - aber auch viele Längen, unausgereifte Charaktere und ein Plot, der sich wenig vom Fantasy-Einheitsbrei abhebt. Ich hätte nicht geglaubt, das mal zu sagen: Dieses Buch wäre als reine Liebesgeschichte ohne die Fantasyhandlung vermutlich überzeugender gewesen. Als Beitrag zu mehr Diversität im Jugendbuch/ Fantasygenre ist es aber ein mehr als willkommener! Und diese Anspielung auf das Stereotyp mit dem weißen Pferd, als Denna davon spricht, mit einem Mädchen auf einem roten Pferd in den Sonnenaufgang zu reiten... herrlich!