Sieben Tage im Juni
Der AttentäterEuropa im Juni 1914: Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Der Thronfolger Österreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie, werden zu einem Besuch in Sarajevo erwartet. Nach einem ...
Europa im Juni 1914: Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Der Thronfolger Österreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie, werden zu einem Besuch in Sarajevo erwartet. Nach einem Militärmanöver wollen sie auch die Innenstadt besuchen. Doch auf dem Balkan brodelt es. Drei junge Serben, der 19-jährige Gavrilo Princip und seine beiden gleichaltrigen Kameraden, bereiten ein Attentat auf den Thronfolger vor, denn sie trachten ihm nach dem Leben. Dabei werden sie unterstützt von einer heimlich agierenden serbischen Organisation. Der Geheimdienst hat allerdings Wind von der Sache bekommen. Major Rudolf Markovic ist den Verschwörern auf der Spur und will das Attentat verhindern. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
„Der Attentäter“ ist ein historischer Thriller von Ulf Schiewe.
Meine Meinung:
Das Buch besteht aus sieben Kapiteln – unterteilt in die Wochentage zwischen Montag, 22. Juni, und Sonntag, 28. Juni 1914. Zudem gibt es einen Pro- und einen Epilog. Erzählt wird im Präsens abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven –aus der Sicht des Erzherzogs und seiner Frau, der der Attentäter, der eines Geheimdienstoffiziers und vieler weiterer Personen. Jeder dieser Abschnitte ist überschrieben mit einer genauen Uhrzeit und einem Ort. Diese einheitlichen Angaben machen die Orientierung leicht. Der Aufbau ist sinnvoll durchdacht und funktioniert gut.
Der Schreibstil ist schnörkellos, aber anschaulich und dank viel wörtlicher Rede lebhaft. Etwas störend sind nur zahlreiche Tipp- und Zeichenfehler.
Im Fokus stehen zweifelsohne Thronfolger Franz Ferdinand sowie die Gruppe der Attentäter, also Personen, die real existierten. Sie werden unter anderem ergänzt um den fiktiven Major Markovic, eine interessante und authentisch anmutende Figur. Die Gedanken- und Gefühlswelt der Akteure wird dabei sehr gut deutlich. Trotz der schnellen Perspektivwechsel kommt man den Personen nahe. Auffallend ist die Vielzahl an Charakteren. In Verbindung mit etlichen unbekannten Namen ist das zunächst etwas verwirrend. Ein Personenverzeichnis, das darüber Aufschluss gibt, welche Figuren rein fiktiv sind, hilft jedoch weiter.
Die historische Thematik hat meine Neugier auf den Roman geweckt. Gut gefällt mir, dass sich der Autor so nah an die tatsächlichen Begebenheiten hält und Fakten und Fiktion auf gelungene Weise verbindet. Die fundierte Recherche wird nicht nur im Nachwort („Anmerkungen des Autors“) deutlich, das die Handlung des Romans einordnet und mit weiteren Informationen ergänzt. Selbst wer mit dem Attentat und seinen Umständen bereits vertraut ist, hat die Möglichkeit, beim Lesen noch einiges zu lernen. Wer dagegen wenig Ahnung von dem historischen Geschehen hat, kann der Handlung ebenfalls gut folgen. Dazu trägt auch das sinnvolle Glossar bei.
Obwohl der Ausgang des Attentats hinreichend bekannt ist, wird die Lektüre nicht langweilig. Die Handlung ist dennoch fesselnd und gleichzeitig abwechslungs- und facettenreich. Auf annähernd 500 Seiten entstehen keine Längen.
Das Cover passt gut zum Inhalt. Auch der prägnante Titel ist treffend gewählt, wobei „Die Attentäter" vielleicht sogar noch besser formuliert wäre.
Mein Fazit:
„Der Attentäter“ von Ulf Schiewe ist ein auf historischen Begebenheiten basierender Thriller, der mich rundum überzeugen konnte. Nicht nur für Geschichtsfans eine unterhaltsame und interessante Lektüre.