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Veröffentlicht am 17.01.2020

Mit Spaß lesen lernen

Vincent flattert ins Abenteuer (Band 1)
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Für Kenner der „Scary Harry“-Reihe ist Vincent kein Unbekannter mehr; denn als Halb-Geister-Fledermaus hat er sich dort bereits eine heimliche (Mit-)Hauptrolle erflattert.
Nun ist er alleiniger Star eines ...

Für Kenner der „Scary Harry“-Reihe ist Vincent kein Unbekannter mehr; denn als Halb-Geister-Fledermaus hat er sich dort bereits eine heimliche (Mit-)Hauptrolle erflattert.
Nun ist er alleiniger Star eines Kinderbuches, das für Kinder ab 7 Jahren geeignet ist. Auf dem Dachboden, den er mit dem Polstergeist Polly teilt, möchte Vincent gern einen neuen Freund einquartieren, der beweglicher als Polly und ebenso unternehmungslustig ist wie er. Die kluge Eule Beule weiß Rat und heftet eine Suchanzeige an einen dicken Baum - und es dauert auch gar nicht lange, da klopft bereits ein Bewerber an die Dachluke …
Wie auch in ihren vorherigen Kinderromanen gelingt es Sonja Kaiblinger, junge Leser mit einer herrlich fantasievollen Geschichte zu begeistern, in der es nicht an Witz fehlt. Ideenreich und in kindgerechter, zeitgemäßer Sprache erzählt sie von der kleinen Fledermaus und ihren Kapriolen. Das stabil eingebundene Buch wartet mit relativ festen Papierseiten auf, die auch das Umblättern sehr ungeduldiger Kinderfinger gut überstehen. Hier dominieren ganzseitige Illustrationen mit viel „Action“ die Lektüre, in gewohnt witziger Manier von Fréderic Bertrand erstellt. Der Text ist geschickt in die Bilder integriert, wobei Erzähl- und Sprechtext durch unterschiedliche Schriftsätze kenntlich gemacht sind und die wörtliche Rede dem jeweiligen Charakter zugeordnet ist. Die Variationen an Schriftarten und –größen bringen zusätzlich Abwechslung in die Seiten, ebenso wie diverse Schriftfarben. Dennoch ist das Buch kein Comic: Illustrationen und Text wirken ausgeglichen und laden gerade Lesedebütanten ein, die Geschichte „häppchenweise“ zu erkunden. Eine amüsante Lektüre für Erstleser!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.12.2019

Beeindruckendes Debüt

Bleib bei mir
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Rotimi - der Name bedeutet Bleib bei mir. Das dritte Kind des Ehepaares Akin und Yejide wurde auf diesen Namen getauft, nachdem seine beiden älteren Geschwister bereits im frühen Kindesalter sterben ...

Rotimi - der Name bedeutet Bleib bei mir. Das dritte Kind des Ehepaares Akin und Yejide wurde auf diesen Namen getauft, nachdem seine beiden älteren Geschwister bereits im frühen Kindesalter sterben mussten. Eine große Tragödie für Akin und Yejide, die lange Zeit vergeblich versuchten, Eltern zu werden. Nach nigerianischem Brauch unternimmt Akins Familie einige Versuche, um die Nachkommenschaft zu sichern, bis Yejide schließlich doch schwanger wird.
Adébáyòs Debütroman entführt in eine faszinierende Welt, eine Gesellschaft, in der Tradition und modernes Leben nebeneinander existieren, alter Aberglaube nicht von moderner Technik ausgerottet worden ist. Die Autorin vermag auf fesselnde Art vom Alltag in Nigeria zu erzählen, wobei die politischen Unruhen und Umwälzungen nur am Rande erwähnt werden. Im Vordergrund steht das Leben zweier Menschen des gehobenen Mittelstandes, ihr Versuch, eine moderne Ehe zu führen, basierend auf Ehrlichkeit und gegenseitigem Vertrauen. Indem sie wechselweise Yejide und Akin zu Wort kommen und ihr Denken und Fühlen offen vor dem Leser darlegen lässt, bringt Adébáyò eine sehr lebendige Atmosphäre in ihren Roman. Erst nach und nach wird spürbar, wie schwierig es ist, wirklich ehrlich zueinander zu sein.
Ein Roman, der es möglich macht, intensiv mitzuerleben und mich gespannt auf weitere Bücher der nigerianischen Schriftstellerin zurücklässt.

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Veröffentlicht am 27.11.2019

Wunderschön

Eine Bilderreise
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Wer kennt ihn nicht, den „Vater“ von Pettersson und Findus? Die Bücher von Sven Nordquist sind heute nicht mehr aus den Kinderzimmern wegzudenken. Bekannt und beliebt für seine liebevoll kreierten Figuren, ...

Wer kennt ihn nicht, den „Vater“ von Pettersson und Findus? Die Bücher von Sven Nordquist sind heute nicht mehr aus den Kinderzimmern wegzudenken. Bekannt und beliebt für seine liebevoll kreierten Figuren, dem Detailreichtum der Bilder und seinem skurrilen Humor hat er sich einen Platz geschaffen. Und auch als Illustrator zahlreicher anderer Kinderbücher hat er sich einen Namen gemacht.
Einen etwas weiter gefassten Ausschnitt aus seinem Wirken zeigt nun die „Bilderreise“. Von eigenen Kinderbildern über Jugendskizzen und sehr frühen grafischen Arbeiten, die Nordquist etwa im Auftrag vonWerbefirmen erstellte, reicht die Palette bis hin zu Beispielen seiner Kinderbuchillustrationen. Eine wahre Schatztruhe! Der Text, in dem Nordquist über sich und seinen Werdegang erzählt, ist allerdings nicht so detailreich, wie man es von seinen Bildern her gewöhnt ist. Gegenüber der Fülle an fantasievollen Zeichen- und Malarbeiten, die vorgestellt werden, tritt er bescheiden in den Hintergrund - leider, muss ich sagen; denn es wäre schön, mehr über den Künstler zu erfahren. Dennoch: die „Bilderreise“ ist eine wunderbare Sammlung fantasievoller Abbildungen, die nicht nur Kinder begeistern kann.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Ein besonderes Leseerlebnis

Nichts weniger als ein Wunder
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Es ist sicher keine leichte Kost, die uns Markus Zusak hier in mehr als sechshundert Seiten vorsetzt. Eine Geschichte, die sich sprunghaft - mal rückblickend, mal gegenwartsbezogen - auf ihr Ziel zubewegt: ...

Es ist sicher keine leichte Kost, die uns Markus Zusak hier in mehr als sechshundert Seiten vorsetzt. Eine Geschichte, die sich sprunghaft - mal rückblickend, mal gegenwartsbezogen - auf ihr Ziel zubewegt: die Erklärung dessen, was der Autor als „Nichts weniger als ein Wunder“ betitelt.
Matthew, der älteste der fünf Dunbar-Brüder, rollt die komplette Geschichte der „Bruchbude von einer Familie“ auf und lässt dabei dem stillen Clay, dem Zweitjüngsten, eine Hauptrolle zukommen. Geprägt vom frühen Tod ihrer Mutter und dem Verschwinden des Vaters bemühen sich die Brüder, allein zurechtzukommen. Ganz authentisch und nachvollziehbar beschreibt Zusak, wie die Jungen ihre Trauer mit einem rauhen Umgangston überspielen und ihre Gefühle in Wettkämpfen und Prügeleien ausdrücken. Die griechischen Klassiker, die sie schon als Kinder geliebt haben, halten die Brüder zusammen, Ilias und Odyssee sind auch passende Namengeber für die Haustiere der fünf. Den wichtigsten Platz nimmt hier Achilles, das Maultier, ein. Als eines Tages der Vater der Söhne, stets als „der Mörder“ bezeichnet, wieder auftaucht, beschließt Clay, ihm zu folgen und mit ihm gemeinsam ein Projekt durchzuführen: eine Brücke.
Empathisch, aber keineswegs sentimental lässt Zusak wechselweise Ereignisse der Vergangenheit und die Situationen der Gegenwart lebendig werden, so dass nach und nach deutlich wird, wie untrennbar beide miteinander verflochten sind. Er bedient sich einer nüchternen, klaren Sprache, jongliert mit den Worten, setzt sie neu zusammen. Diese ungewöhnlichen Wortkombinationen lassen im Kopf des Lesers fantasievolle Bilder entstehen. Ein Leseerlebnis der besonderen Sorte.

Veröffentlicht am 08.10.2019

Historische Gerechtigkeit?

Wallace
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Ruhm heimst jeweils nur derjenige ein, der als erster etwas Neues entdeckt - und publik macht. So wird Charles Darwin der Verdienst für die Entwicklung der Evolutionstheorie zuerkannt. Gleichzeitig mit ...

Ruhm heimst jeweils nur derjenige ein, der als erster etwas Neues entdeckt - und publik macht. So wird Charles Darwin der Verdienst für die Entwicklung der Evolutionstheorie zuerkannt. Gleichzeitig mit ihm kam Alfred Russel Wallace zu derselben Erkenntnis und teilte sie seinem großen Vorbild Darwin mit; doch dieser kam ihm mit einer Veröffentlichung zuvor. Einhundertfünfzig Jahre später stellt sich ein Museumswächter die Frage, ob es rechtens ist, dass Wallace in Darwins Schatten steht.
Viel Recherchearbeit hat Anselm Oelze für seinen Debütroman aufgewandt. Sehr bildhaft schildert er das Leben des Autodidakten Wallace und seine abenteuerlichen Forschungsreisen in den tropischen Regenwald. Dabei ist Wallace kein Held, sondern ein eher schüchterner Mensch, der mit etlichen Misserfolgen zu kämpfen hat. Im schönen Wechsel mit Wallaces abwechslungsreichen Erlebnissen in der Mitte des 19. Jahrhunderts beschreibt der Autor mit leiser Ironie den gleichförmigen Alltag des Museumsnachtwächters Bromberg im 21. Jahrhundert. Bromberg, der sich für Wallaces Werk interessiert und sich genauer informiert, fragt sich, ob an dem Satz „Geschichte ist nun einmal die Gesamtheit dessen, was geschehen ist. Und was geschehen ist, lässt sich nicht mehr rückgängig machen“ nicht zu rütteln ist. Und so entwickelt er eine Idee…