Psychogramm, das erst zum Ende hin Fahrt aufnimmt
NeuschneeDer Klappentext dieses Thrillers verspricht alles, was man sich wünscht: Eine eingeschneite Lodge in den schottischen Highlands. Eine Clique, die zunächst homogen erscheint, dann aber schnell Risse in ...
Der Klappentext dieses Thrillers verspricht alles, was man sich wünscht: Eine eingeschneite Lodge in den schottischen Highlands. Eine Clique, die zunächst homogen erscheint, dann aber schnell Risse in ihrem Beziehungsgeflecht bekommt. Verdächtigungen, Eifersüchteleien, Geheimnisse und lange unterdrückte Gefühle werden unter dem Einfluss von zu viel Alkohol in der Silvesternacht für eine Person zum Verhängnis. Zudem treibt der Highland-Ripper sein Unwesen in der Gegend.
Diese Zutaten sind geradezu dafür gemacht, sich nägelkauend in einer Nacht durch die Geschichte zu lesen.
Bereits im ersten Kapitel erfährt der Leser, dass es am 2. Januar eine tote Person auf dem Gelände der Lodge gibt. Die Kapitel springen nun zwischen der Ankunft der Gäste am 30. Dezember (und den darauf folgenden Tagen) und dem 2. Januar hin und her, bis sich die Erzählstränge treffen. Dabei wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt.
Ein cleverer Schachzug der Autorin ist es, von der toten Person weder Namen noch Geschlecht preiszugeben. So bleibt man bis zum letzten Viertel des Buches im Unklaren, wer tot ist.
Alles nicht schlecht, auch Schreibstil und Atmosphäre stimmen. Leider entspricht der Klappentext aber nicht dem Großteil der Handlung, denn die besteht aus den schon besagten Psychogrammen der Clique. Rückblenden in die Studentenzeit und das Reflektieren über eigenes und fremdes Verhalten nehmen einen großen Raum ein. Kaum ein Charakter ist zudem sympathisch.
Das letzte Viertel hat es aber in sich und zeigt, dass die Autorin auch Spannung verbreiten kann. Das hätte man sich gerne früher gewünscht. Das Ende bot für mich dann noch eine Überraschung.
Das Buch habe ich ganz gern gelesen. Ein richtiger Thriller ist es nur zum Ende hin. Der Klappentext verspricht für mich leider mehr, als er halten kann. Daher gibt es nur drei Sterne.