Ein mittelmäßiger Weihnachtsroman
Im Dezember 2013 hatte ich Lust, einen Weihnachtsroman zu lesen. Im Buchhandel entschied ich mich für:
Ein Kuss unter dem Mistelzweig von Abby Clements
Zwei Frauen tauschen ihre Wohnungen – oder: ...
Im Dezember 2013 hatte ich Lust, einen Weihnachtsroman zu lesen. Im Buchhandel entschied ich mich für:
Ein Kuss unter dem Mistelzweig von Abby Clements
Zwei Frauen tauschen ihre Wohnungen – oder: Die Handlung
Die Hauptpersonen des Buches sind zwei Frauen.
Laurie, die erfolgreiche Modedesignerin, die für ihre Firma nach China reist und dort die Produktion der neuen Handtaschenkollektion betreut. Leider ist bei der neuesten Handtaschenproduktion etwas schief gelaufen. Ein bestimmtes Etikett fehlt, und so wird Laurie von ihrem Chef Danny kurzerhand für einige Monate beurlaubt.
Was soll sie tun? Sie lebt in London, ist Erfolg gewohnt, wandelt modisch gekleidet und auf High Heels (Stöckelschuhen) durch die britische Metropole – und hat in der Firma einen tollen Posten. Auf einmal wird sie in der Firma nicht mehr gebraucht. Außerdem hat der Nachbar Jay, den sie sehr sexy findet, auf einmal kein Interesse mehr an ihr. Mit so viel Freizeit auf einmal hat Laurie nicht gerechnet.
Da kommt es Laurie ganz gelegen, dass ihre langjährige Freundin aus Kindertagen Rachel, die im Dorf Skipley auf dem Land lebt, für einige Wochen eine Bleibe in London benötigt. Rachels Schwiegermutter Bea muss in einer Londoner Klinik untersucht und gegebenenfalls operiert werden. Da ist es gut, wenn Rachel und ihre Kinder in der Nähe sind.
Die Freundinnen Laurie und Rachel tauschen also ihre Wohnungen – das alles wird telefonisch vereinbart. Rachel zieht mit ihren Kindern Milly und Zak in Lauries spartanisch eingerichtete Londoner Wohnung und versucht, es sich gemütlich zu machen. Laurie reist mit der Bahn nach Skipley, wo tiefster Winter herrscht. Das ansprechend eingerichtete Cottage findet sie gleich – nur, wie kocht man Speisen, wenn man vorher vorwiegend von Fertiggerichten und Dosenfutter gelebt hat?
Laurie versucht, das Beste aus ihrer Situation zu machen, sich zu entspannen, die Leute in Skipley kennen zu lernen. Bald schon hat sie eine Idee, was man aus Altkleidern, die ein Verein für gute Zwecke sammelt, machen kann – und so gewinnt sie im Dorf einige Sympathien.
Rachel hingegen versucht, bei Bea zu sein, bei der ein Tumor diagnostiziert wird. Nach einer Operation gerät Bea ins Koma. Ob sie wieder erwachen wird?
Was zu Anfang spannend anfängt, flacht in der Mitte ab – oder: meine Leseerfahrung
Die ersten hundert Seiten des Buches habe ich gerne gelesen. Sie ließen sich zügig und schnell lesen, ich war sofort mitten in den Ereignissen rund um Laurie. In den folgenden Kapiteln lernte ich auch Rachel und ihre Familie kennen. Einlesezeit brauchte ich bei diesem Buch also nicht.
Der Roman ist aus der Perspektive des auktorialen Erzählers (also kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit (Imperfekt) verfasst – so wie viele Romane, die ins Deutsche übersetzt wurden. Es gibt viele Dialoge, was ich gut finde.
Jedoch flacht ab Seite 100 die Handlung stark ab. Laurie ist im Dorf, Rachel und ihre Familie in der Stadt. Und was kommt jetzt?, denke ich. Laurie verpackt ein paar Altkleider und trifft Patrick, der wirklich hinreißend ist. Außerdem lernt sie die Nachbarin Diane kennen. Das alles ist auf einmal auf vielen Seiten recht langatmig ausgebreitet. Genauso sind die Vorkommnisse rund um Rachel. Bea liegt im Koma, Milly „zickt“ herum – aber nicht stark genug, um interessant zu sein. Irgendwie tröpfelt die Handlung nur noch, und ich beginne, mich beim Lesen zu langweilen.
Am Schluss driften die Ereignisse rund um Rachel und Laurie in sehr „kitschige Regionen“ ab. Die Autorin hat versucht, unbedingt ein „happy end“ – also ein glückliches Ende – zu schaffen. Das schafft sie auch mit einigen – für mich – unlogischen Vorkommnissen.
Mochte ich das Buch anfangs gerne lesen, so bin ich am Schluss wegen des starken „Kitschfaktors“ arg verstimmt. Beide Hauptfiguren sind mir während des Lesens sympathisch, bleiben mir aber immer ein bisschen fremd, ein bisschen unnahbar. Das Buch könnte also tiefgründiger sein, könnte also mehr die Gedanken und Gefühle der beiden Frauen beleuchten. So könnte ich sie als Leserin besser verstehen und auch das, was sie tun und getan haben, besser verstehen.
Ich wollte einen Weihnachtsroman lesen, aber ein Weihnachtsroman ist „Ein Kuss unter dem Mistelzweig“ nicht. Um Weihnachtsvorbereitungen geht es in dem Buch kaum, man kann sich aber eine winterliche Atmosphäre gut beim Lesen vorstellen. Im Buch geht es um Konflikte zwischen Laurie und Rachel, aber auch zwischen Laurie und ihrem Umfeld und Rachel und deren Umfeld.
Mein Fazit
Wer bei einem Glas Tee oder Glühwein in gemütlicher Atmosphäre einen Frauenroman mit wenig Anspruch lesen will, der im Winter spielt, dem könnte „Ein Kuss unter dem Mistelzweig“ gut gefallen.
Mich hat das Buch ab circa Seite 100 gelangweilt, die Spannung flachte ab und die Charaktere hätten intensiver gezeichnet sein können. Außerdem wirkt auf mich der Schluss zu konstruiert und zu kitschig.
Ich vergebe drei Sterne und eine Leseempfehlung an die Zielgruppe, die diese Art von Roman bevorzugt.