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Veröffentlicht am 09.02.2020

Die Nagelprobe für eine Beziehung

Kintsugi
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Es geht um den alleinerziehenden Tonio und seine mittlerweile erwachsene Tochter aber auch um das homosexuelle Paar Max der Archäologieprofessor und den Künstler Reik. An einem Wochenende treffen sich ...

Es geht um den alleinerziehenden Tonio und seine mittlerweile erwachsene Tochter aber auch um das homosexuelle Paar Max der Archäologieprofessor und den Künstler Reik. An einem Wochenende treffen sich diese vier für ein gemeinsames Wochenende am in einem recht nobel eingerichteten Haus. In vier Abschnitten werden diese vier Vorgestellt. Man lernt einen aufgewühlten und zornigen Max kennen, der sich von der Beziehung mit Reik innerlich schon verabschiedet hat und mit der Position, die er inne hat in dieser Beziehung kreuzunglücklich ist. Er schaut auf die gemeinsame Vergangenheit zurück und findet keinen Grund diese Beziehung aufrecht zu halten. Auch Reik wird ein Abschnitt gewidmet. Ein erfolgreicher Künstler, der sich nichts sehnlicher wünscht als ein Kind, nur das Max genau das ablehnt. Doch genau hier kommen Tonio und seine Tochter ins Spiel. Toni war ein ehemaliger Freund von Reik nur das Tonio nun ja mit einer Frau ein Kind zeugte und diese Frau das Kind Toni zu Liebe ausgetragen hatte. Seither kümmert sich Tonio rührend um seine Tochter. Pega, die Tochter von Tonio studiert mittlerweile und wird flügge in ihrem eigenen kleinen Reich. Doch am Ende dieses Wochenende Trennt sich ein Paar und jemand bekommt eine mächtigen Korb, am dem derjenige lange zu knappern hat. Ein anderer folgt seinen Traum. Ein anderer kehrt in dieses Haus am See zurück wenn die Sehnsucht ihn übermannt.

Gerne würde ich sagen die Autorin zieht den Leser mit ihren Schreibstil in seinen Bann, was nur auf den ersten Abschnitt zutrifft. Indem lernen wir einen aufgewühlten und zornigen Max kennen und das ist wirklich für mich der beste Abschnitt. Danach verliert dieser Roman ganz eindeutig an Kraft und Intensität. Danach wird der Leser in einen Sumpf geschleppt, was wirklich anstrengend ist zumal keine wirkliche Handlung nicht vorhanden ist.

Die Autorin hat versucht die Geschichte einer Trennung bzw. Neuorientierung zu beschreiben. Aber auch das Loslassen und Freigeben. Dazu hat sich jeder Figur einen eigenen Abschnitt gewidmet und so schildert jede Figur eine Teil dieses Wochenendes aus ihrer Sicht. Um diese Abschnitte von einander zu teilen nutzt sie das Stilmittel des Theaterdialogs, was den Leser dann mal schnell wieder aus den Lesefluss reist, weil man sich nicht nur auf diesen Dialog einlassen muss nein es ist auch das Signal gleich sehen wir alles wieder aus der Sicht einer anderen Person.

Der erste Abschnitt fängt sehr dynamisch und kraftvoll an mit einem mitreisenden Stil, leider hält die Autorin diesen nicht den ganzen Roman über durch. Das macht es dann für den Leser auch schwierig sich immer wieder neu einzustellen. Das Kontrastprogramm zu dem ja alltäglichen Sprachgebrauch bilden hier die immer wieder eingestreuten Sätze im Berliner Dialekt oder aber der recht vulgäre Sprachgebrauch, wenn es um das Thema Sex geht. Nur irgendwann hat sich selbst daran der Leser gewöhnt und stöhnt innerlich auf wenn eine Beziehung schon wieder auf das reine Vögeln reduziert wird.

Wachsen einen die Figuren ans Herz nun ja in gewisser Weise ja. Aber sie bleiben immer zu wenig fassbar. Da hilft es dann auch nicht wenn sich ein ganzer Abschnitt mit einer Figur befasst. Wann bekommt sie einfach nicht zu fassen. Ich könnte hier sagen Pega die junge Studentin, die 3 Väter hatte und sich dann in ihrer Kindlichkeit in den Professor verliebt und abgewiesen wird. Ja aber will man nicht etwas mehr wissen? Von der Autorin erfährt man nur das Wichtigste bzw. das Nötigste aber das was eine Figur zum Leben erweckt diese kleinen goldenen Adern die eine Geschichte durchweben, die Fehlen einfach. Am Ende des Buches ist man genauso schlau wie vorher. Grad so als ob sich nur eine Konstante geändert hätte und die Gleichung dann eben ein wenig anders aussieht.

Fazit: Ich bin weder mit dem Schreibstil noch mit der Geschichte richtig warm geworden von den Figuren ganz zu schweigen. Lediglich von dem ersten Abschnitt war ich begeistert danach habe ich mich regelrecht durch das Buch kämpfen müssen. Kann aber auch daran liegen wie das Buch aufgebaut war. Einen richtigen Zugang zu dieser Geschichte konnte ich leider nicht finden. Würde daher sagen, dass dieses Buch schon speziell ist und man ein Freund für derlei Herangehensweise sein muss. Von daher nur bedingt zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 18.01.2020

Die Geschichte einer Stadt

Wir gegen euch
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Björnstadt ist nach dieser schrecklichen Tat tiefer denn je gespalten. Der Hass vereinnahmt die Stadt und ihre Bewohner in einem bisher ungeahnten Ausmaß. Da ist Maya und ihre Familie, alle noch immer ...

Björnstadt ist nach dieser schrecklichen Tat tiefer denn je gespalten. Der Hass vereinnahmt die Stadt und ihre Bewohner in einem bisher ungeahnten Ausmaß. Da ist Maya und ihre Familie, alle noch immer traumatisiert und kämpfen sich durch jeden Tag. Da ist das Eishockeyteam vielmehr das was davon übrig geblieben ist und eine neue Trainerin, die dieses Team wieder zu einem Team machen will. Da ist der Bärenpelz mit Ramona, in dem alle irgendwann aufschlagen sei es um ein Bier zu trinken. In dem Ramona die schwärzesten Zeiten erlebt und auch die glücklichsten. Da haben wir Ana, die ihrer Freundin zur Seite steht und einen ihrer schlimmsten Fehler begeht und gleichzeitig ihre erste große Liebe findet und sie ebenso schnell auf tragische Weise verliert. Da haben wir Benny, der unfreiwillig geoutet wird und sich von da an einen ebensogroßen Shitstorm stellen muss wie einst Maya. Da haben wir Bobo, der es nie gelernt hat richtig gelernt hat Schlittschuh zu fahren, aber ein ganz besondere Familie hat. Da haben vier die 5 Onkel in schwarzen Jacken mit ihren Frauen, die mehr sind als die Truppe. Sie alle leben in Björnstadt und leben für Eishockey und ihre Mannschaft die Bären. Doch dieses Jahr schaukelt sich alles hoch, sie müssen alle stark sein, stärker wie sonst. Denn ein Politiker treibt ein ganz übles Spiel mit ihnen allen.

Der Autor hat einen durchaus fließenden Schreibstil. Jedoch erzählt er wie im Vorgängerband nicht nur eine Geschichte sondern viele. Als jemand, der seine Vorgänger Romane alle gelesen und lieben gelernt hat, wird man nicht unbedingt mit diesen Fortsetzungsroman glücklich. Man hat sogar teilweise das Gefühl der Autor würde sich in den vielen einzelnen Geschichten verlieren.

Es gibt viele kleinere Handlungsstränge, die immer wieder unterbrochen werden und dann später immer wieder aufgegriffen und weiter erzählt werden. Als Leser verliert man schon mal den Überblick von dem was geschieht und von dem was vielleicht in vielen Jahren passiert. Grade wo man als Leser für einen Handlungsstrang mit einer Figur Feuer und Flame ist bricht der Autor diesen ab, um eine andere Figur für eine kurze Zeit in den Mittelpunkt zu stellen.

Es gibt so unglaublich viele Figuren, das man gar nicht so genau weiß welche man besonders hervorheben soll. Jedoch sind die Figuren gerade oder leider deshalb nicht besonders tiefgründig. Man streift sie und nimmt hier und da ein paar Infos von ihnen auf. Und drei Seiten weiter hat man diese auch schon wieder vergessen. Das ist auch das große Manko dieses Buches, da der Autor zu viele Figuren im Fokus hat kann er zwangsläufig diese nicht tiefer und schärfer ausgestalten.

Das Buch beginnt mit einer unglaublichen Wut, die man als Leser förmlich durch die Seiten, Zeilen und Wörter fühlen kann. Die ganze Geschichte um Maya wird noch mal hervorgeholt und aufgewärmt. Danach verliert das Buch an Intensität. Der allwissende Erzähler berichtet neutral ja teilweise auch gleichgültig. Häufig ist er auch unzuverlässig. Springt in die Zukunft und malt eine Zukunft aus, von der man nicht sicher ist ob es diese geben wird oder aber auch nicht. Als Leser hat man oft eine solche Wut im Bauch und wird dann vom Erzähler ausgebremst, indem dieser manches einfach runterspielt oder anders in den Fokus stellt. Der Autor versucht mit diesem Erzählverhalten alle Figuren gerecht zu werden. Leider wird er dem Leser dadurch nicht mehr gerecht.

Fazit: Es gibt kein nur schwarz oder weis. Es gibt noch jede Menge grau dazwischen. Ganz ehrlich ich bin von dem Autor enttäuscht. Er zieht mit diesem Fortsetzungsroman die Geschichte unnötig in die Länge. Ich hätte es ja noch verstanden wenn er den Fokus auf nur ein oder drei Figuren gerichtet hätte, aber er versucht eine nein zwei Städte mit allen ihren unterschiedlichen Prägungen und Erwartungen und Träumen darzustellen. Und scheitert. Es kommt einen so vor als würde man immer zu ein und die gleiche Geschichte nur aus verschiedenen Blickwinkeln lesen und das wird mit der Zeit langweilig. Zumal man sich nicht wirklich auf den Erzähler verlassen kann und man sich auf so viele Figuren konsentrieren muss und nicht wirklich eine Figur findet, mit der man Hand in Hand durch dieses Buch schreiten will bzw. kann. Wenn man die anderen Backmann Romane kennt und diese lieben gelernt hat wird man nicht unbedingt ein Freund von diesem hier werden. Ich hätte mir so gewünscht das dieser Folgeroman so wie die andern Romane gewesen wären sozialkritisch aber doch so das sie einen ans Herz wachsen. Sozialkritisch ist dieser hier zwar auch aber er schafft es einfach nicht einen ans Herz zu wachsen. Gut der der Autor hat ja auch ne Menge Themen, die alles andere als einfach sind Vergewaltigung, Politik, Fankult, Erwachsenwerden, Alkoholkonsum, Drogenkonsum, Freundschaft und Eishockey. Alles zusammen ergibt das einen ziemlich großen Haufen an Dingen und Menschen und Interaktionen, die irgendwann aufeinandertreffen und das eben nicht frei von Emotionen und Folgen.

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Veröffentlicht am 01.01.2020

ein kurzweiliger und humorvoller Krimi

Hamish Macbeth und der tote Witzbold
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Ein alter Greis ruft seien ganze Verwandtschaft zusammen, da er der Meinung ist das er bald stirbt. Nun ja es war mal wieder nur ein übler Scherz, einer von vielen schrecklichen, die er seiner Familie ...

Ein alter Greis ruft seien ganze Verwandtschaft zusammen, da er der Meinung ist das er bald stirbt. Nun ja es war mal wieder nur ein übler Scherz, einer von vielen schrecklichen, die er seiner Familie schon seit langer Zeit spielt. Nur das er kurze Zeit später wirklich tot ist. Und nun geht es los jeder verdächtig jeden. Spuren werden vorsätzlich von der Verwandtschaft vernichtet und die Ermittler einschließlich Hamish stehen vor dem Problem, wie den Mörder überführen wenn keine Spuren vorhanden sind. Noch ehe sie dafür eine Lösung haben kommt es zu einen weiteren Mord. Eine Schauspielerin, die mit dem Adoptivsohn des alten Greises verlobt war kommt über Nacht auch ums Leben. Nun kommt Bewegung in die Sache und alles werden immer und immer wieder vernommen. Wobei die Ermittlung eher dilettantisch daherkommen und die Ermittler immer mehr in reinen Nebel herumstochern. Erst ein Ausflug bringt Hamish auf die richtige Fährte. Grade noch rechtzeitig, denn ein weiterer Mord ist schon in Planung.

Obwohl die Autorin einen flüssigen und auch humorvollen Schreibstil hat, schafft sie es leider nicht den Leser irgendwie zu fesseln. Dieser Krimi wirkt eher wie die Vorlage zu einem Theaterstück nicht zuletzt da die Schauplätze sehr überschaubar sind und wirklich alle fast ständig zusammenhocken.

Die Handlung nun ja ist überschaubar. Es gibt hier und da kleine Handlungsbögen und auch ein klein wenig Spannung aber im großen und ganzen quält man sich als Leser durch manche Passagen einfach nur durch.

Die Figuren herje ganz ehrlich so eine Familie wünscht sich garantiert niemand. Der reinste Kindergarten. Jeder ist nur auf sich bedacht. Der Herr des Hauses war wirklich ein Scheusal keine Frage aber die Kinder von ihm herje jeden einzelnen von ihnen, egal wie schwer ihre Kindheit war, sind einfach nur scheußlich.

Fazit: Ein kurzweiliger Krimi, der sich leicht ließt aber kaum Spannung bietet und wirklich nur für kurze Ablenkung geeignet. Kein Glanzstück der Krimikultur.

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Veröffentlicht am 12.12.2019

Meine Erwartungen leider nicht erfüllt

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle.
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Lagerkoller, ein verrückter Killer und es gibt kein Entkommen.

Eine scheinbar bunt zusammen gewürfelte Gruppe von Erwachsenen begibt sich für ein Digitales Detox in ein abgelegenes Berghotel, das gerade ...

Lagerkoller, ein verrückter Killer und es gibt kein Entkommen.

Eine scheinbar bunt zusammen gewürfelte Gruppe von Erwachsenen begibt sich für ein Digitales Detox in ein abgelegenes Berghotel, das gerade renoviert wird. Ein Reiseveranstalter hat sie alle so diesen neuen Event eingeladen. Die Gruppe kommt nach einen beschwerlichen Aufstieg im Hotel an. Ein erstes Kennenlernen, Essen und dann die Nachtruhe. Doch am nächsten Morgen wird einer aus der Gruppe vermisst. Erst nach einer groß angelegen Suchaktion wird dieser gefunden. Bestialisches zugerichtet und verstümmelt. Kurze Zeit später erliegt er seinen Verletzungen. Es folgt eine interne Hexenjagd. Jeder verdächtig jeden, jeder macht sich plötzlich verdächtig. Und eine weitere Nacht naht und auch das nächste Opfer. Das lässt die dynamische Gruppenpanik weiter eskalieren. Das Messer wird für viele der beste Begleiter. Keiner glaubt niemanden. Ein weiteres Gruppenmitglied stirbt, ein anders kämpft tapfer weiter um am Leben zu bleiben. Es bleibt nicht mehr viel Zeit diesen Irren zu stoppen.

Der Autor hat einen fließenden Schreibstil auch wenn ich mich doch anfangs sehr an seine beschreibende Erzählweise gewönnen musste. Irgendwann springt dann der Funke über und man kann das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen.

Die Handlung ist spannend beschrieben es gibt verschiedene Spannungsbögen die aufgebaut werden und den Leser verwirren sollen. Der Autor versucht den Leser auf immer neue Spuren zu locken.

Die Protagonisten sind alle recht unterschiedlich jedoch definitiv zu viele. Schon klar dass das Teil der Verwirrungstaktik des Autors ist. Doch über kurz oder Lang fast man als Leser 2 Figuren in Wesir und das stellt sich am Ende auch als richtig heraus. Der Autor stupst einen aber auch immer und immer wieder auf verschiedene Figuren. Außer das sich die Figuren am Ende an die Gurgel gehen und die eine oder andere quasi als Held bzw. Antiheld den Leser präsentiert wird, wurde ich nicht wirklich mit den Figuren warm. Das gewisse Etwas hat allen gefehlt.

Fazit: Eine gute Lagerfeuergeschichte zum Gruseln, wo der Funke nicht so richtig überspringen will. Obwohl das Thema an sich gut gewählt ist fehlt eine entscheidende Zutat. Lesenswert ja aber mit Abstrichen was die Umsetzung an geht.

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Veröffentlicht am 08.12.2019

enttäuschender Roman

Die Zeit des Lichts
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Lee Miller eine Frau die so viel mehr sein wollte als sie sein durfte.

Wir begegnen Lee als eine verlebte Frau, die ihr Leben nicht mehr im Griff hat und dem Alkohol mehr als zugetan ist. Sie spielt eine ...

Lee Miller eine Frau die so viel mehr sein wollte als sie sein durfte.

Wir begegnen Lee als eine verlebte Frau, die ihr Leben nicht mehr im Griff hat und dem Alkohol mehr als zugetan ist. Sie spielt eine Rolle. Mal wieder. Sie ist Gastgeberin bei einem treffen alter Freunde. Sie kocht, nur müssen ihre Gäste sehr lange warten bis sie ihr Essen bekommen. Als das Gespräch auf Man Ray kommt denkt sie an ihre gemeinsame Zeit in Frankreich zurück. Wir lernen Lee als junge Frau kennen, die ihre Modelkarriere an den Nagel gehängt hat und ihrer Heimat der USA den Rücken gekehrt hat. Sie ist nicht nur eine schwierige Persönlichkeit, sie hat auch eine Vorgeschichte, die sie ihr ganzes Leben lang quälen wird. Als sie so gut wie abgebrannt ist läuft sie Man über den Weg. Sie hat es sich in den Kopf gesetzt Fotografin zu werden. Nach einer Weile gelingt es ihr Man davon zu überzeugen sie auszubilden. In ihrer Fantasie träumt sie davon mit Man ein Liebespaar zu sein und welch ein Wunder über kurz oder lang sind sie dann ein Liebespaar. Es beginnt für beide eine stürmische Zeit und der Leser wird die wilde Pariser Künstlerszene entführt. Man erfährt so einiges über die Künstler und das Frauenbild der damaligen Zeit. Doch Lee ist in ihrem ganzen Wesen sehr sprunghaft und scheint sich schon bald mit Man zu langweilen. So kommt es wie es kommen muss. Erst lebt sie ihre Sehnsüchte in der Fantasie dann in der Realität aus. Hinzu kommt der übermäßige Genus von Alkohol und anderen Genüssen. Und schon bald überwerfen sich die beiden.

Auch wenn die Autorin einen flüssigen Schreibstil hat hält dieser fiktionale Roman nicht das was der Prolog verspricht. Glaubt man als Leser an dieser Stelle mehr von Lee Millers Leben zu erfahren wird man bitter enttäuscht. Da die Autorin sich lediglich auf die wenigen Jahre einer Liebesbeziehung von Lee und Man Ray konzentriert. Ihre späteren Lebensabschnitte werden sehr verkürzt und in Zeitraffer dargestellt. Was bei ihrem bewegten Leben doch sehr schade ist.

Die Handlung konzentriert sich im Prinzip nur auf wenige Jahre in denen Lee und Man Ray ein Paar waren. Diese Kernhandlung wird umrahmt von einer kurzen Sekundärhandlung. In dieser Sekundärhandlung lernt man Lee als verlebte und alkholkranke Persönlichkeit kennen, die später eine schwere Krebserkrankung erleidet. Die Kernhandlung fokussiert sich lediglich auf die Liebesbeziehung mit all ihren Höhen und Tiefen und dem damaligen Frauenbild und ja auch das Pariser Lebensgefühl und die vielen Partys und die Unmengen an Alkohol die damals geflossen sind. Und genau an dieser Stelle setzt meine Kritik an. Die ganzen Schilderungen sind einfach flach und bleiben oberflächlich. Lee, die ihren Tagträumen von anderen Liebhabern nachgeht, dann die Seitenlangen pornoähnlichen Schilderungen des Liebeslebens der beiden. Die Seitensprünge. Die Autorin hätte so viel mehr daraus machen können, wenn sie wenige rauf Fiktion gesetzt hätte und mehr auf die Realität Wert gelegt hätte. Wer sagt denn das Liebe nur aus dem körperlichen Akt besteht? Nur eben nimmt dieser körperliche Akt hier leider die Hauptrolle ein.

Beginnen wir mit der Person der Lee. Lee einst Model, die nun Fotografin werden will hat eine prägende Vorgeschichte, die sich auf ihr ganzes Leben auswirkt. Sie ist kompliziert und schwierig, sprunghaft und ständig in ihrer eigenen Welt. Hinzu kommt ihr hoher Alkoholkonsum. Keine Frage sie ist beeindruckend und hat was auf den Kasten und ist talentiert. Jedoch bleibt sie als Person nur schwer greifbar. Und das ist doch sehr Schade zumal die Autorin sie ja gerade, weil sie Lee so beeindruckend fand eine breite Leserschaft vorstellen wollte.
Man Ray indes wird gut getroffen. Sein Verhalten, sein Zeitgeist und auch sein künstlerischer Werdegang werden komprimiert so dargestellt, das der Leser ihn am Ende weder sympathisch findet noch ihn mag.
Fazit: Ganz ehrlich ich habe mir so viel mehr von diesen Roman versprochen und erhofft. Wenn ihr eine reine Liebesgeschichte sucht seid ihr hier richtig. Wenn ihr allerdings den Anspruch auf eine gewisse Realitätstreue und einer Handlung und Figuren die tief ausgearbeitet sind muss ich euch leider enttäuschen. Es ist einfach nur ärgerlich wenn ein Leben auf eine Liebesbeziehung zu einer berühmten Persönlichkeit reduziert wird und das Schaffen der anderen Persönlichkeit nur sehr stark komprimiert dargestellt wird. Auch wenn die Autorin ihr Augenmerk auf die fiktionale Geschichte gelegt hat und sich nur etwas an der Realität orientiert hat, ist die Umsetzung leider nicht so gelungen, wie man sich das als Leser wünschen würde.

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