Dunkle Familiengeheimnisse drängen ans Tageslicht- Spannender und unterhaltsamer Familienroman auf zwei Zeitebenen erzählt.
Die Zwillinge von SummerbourneGegenwart:
Seraphine Mayes lebt im ländlichen Norfolk, auf dem Anwesen ihrer Großmutter. Doch ist Vera tatsächlich ihre Großmutter? Immer wieder, im Laufe der vielen Jahre seit ihrer Geburt, kamen der ...
Gegenwart:
Seraphine Mayes lebt im ländlichen Norfolk, auf dem Anwesen ihrer Großmutter. Doch ist Vera tatsächlich ihre Großmutter? Immer wieder, im Laufe der vielen Jahre seit ihrer Geburt, kamen der jungen Frau Zweifel ob ihrer Herkunft.
Zweifel, die Seraphines Zwillingsbruder Danny nicht nachvollziehen kann. Doch hat er gut reden, immerhin sieht er ihrem ältesten Bruder Edwin sehr ähnlich, wohingegen Seraphine stets gehänselt wurde von den Dorfkindern. Unheimliche Gerüchte machten schon vor Jahrzehnten ihre Runde. So munkelten die Dorfältesten, dass auf der Familie der Mayes ein Fluch liege. Und tatsächlich findet Seraphine heraus, dass, wenn in der Familie Zwillinge geboren wurden, zumeist einer von ihnen früh verstarb. Selbst als Koboldkinder wurden Danny und Seraphine von den Dörflern bezeichnet. Obwohl Seraphine diese Gerüchte für blanken Unsinn hält, will sie, nachdem ihr Vater kürzlich bei einem Sturz von der Leiter plötzlich verstarb, ein für allemal herausfinden, was einst im Hause ihrer Eltern vor fünfundzwanzig Jahren geschah. Leider stürzte sich ihre Mutter, am Tag der Geburt von Seraphine und Danny, von einer Klippe und kann ihnen nicht mehr helfen. Daher will Seraphine Kontakt aufnehmen, mit dem damaligen Kindermädchen von Edwin, das einige Zeit auf Summerbourne lebte. Doch Laura scheint alles andere als begeistert zu sein, als Seraphine sie aufsucht…
Fünfundzwanzig Jahre zuvor:
Laura braucht nach einigen persönlichen Tiefs in ihrem Leben dringend einen Tapetenwechsel und so nimmt sie nur zu gerne die Stellung als Kindermädchen bei den Mayes an, die auf einem imposanten Landsitz in Norfolk leben. Die Familie, bestehend aus dem Vater Dominic, der Mutter Ruth und dem kleinen Edwin, ist Laura auf Anhieb sympathisch. Und auch Edwins freundliche Großmutter, Ruths Mutter Vera, bemüht sich sehr darum, dass Laura sich zu Hause fühlt. Laura lebt sich daher sehr schnell ein und genießt es, den Sommer mit der Familie zu verbringen. Ein Freund der Familie, Alex, geht ebenfalls ein und aus auf Summerbourne und hat es besonders Laura sehr angetan. Einzig Ruths starke Stimmungsschwankungen sind dem Kindermädchen nicht ganz geheuer. Doch dafür gibt es einen guten Grund..
Ich liebe geheimnisvolle Familienromane, etwa im Stile eine Kate Morton sehr und so stieß ich beim Stöbern auch auf „Die Zwillinge von Summerbourne“, von Emma Rous. Die Autorin erzählt ihre Geschichte gleich auf zwei Zeitebenen. In der einen, darf der Leser, Laura fünfundzwanzig Jahre zuvor über die Schulter schauen. Laura ist eine sympathische Romanfigur und da Lauras Handlungsstrang aus der Ich-Perspektive, erzählt wird, kann man sich auch gut in die Romanfigur, bzw. in ihre Gedanken- und Gefühlswelt hineindenken. Ein wenig schwerer hat es mir dagegen Seraphine gemacht. Seraphine ist ein eher komplizierter Romancharakter. Sie ist eher ein Einzelgänger und fühlt sich in ihrer Familie wie ein Fremdkörper. Zwar liebt sie ihre Brüder, doch beschleichen sie immer wieder Zweifel. Und eben diese Zweifel konnte ich ihr nicht so ganz abnehmen. Sicher, sie mag nicht viel Ähnlichkeiten aufweisen mit ihren Brüdern und die erwähnten Gerüchte der Dörfler mögen ihr bisheriges Leben belastet haben, doch klingen besagte Gerüchte dermaßen hanebüchen, dass sie einfach nicht zu passen scheinen ins England der Gegenwart.
Aber auch das Verhalten ihrer Brüder finde ich nicht so ganz schlüssig dargeboten. Selbst als Seraphine anonyme Warnungen erhält- sie solle ihre Sucherei nach der Wahrheit aufgeben, bleiben Edward und Danny seltsam passiv und versuchen ihre Schwester sogar davon abzuhalten, tiefgründiger nachzuforschen.
Die Familiengeheimnisse und ihre Aufdeckung am Ende, fand ich dagegen sehr packend erzählt und so tue ich mich mit meiner Bewertung ein wenig schwer. Sicher, der Handlungsstrang in der Gegenwart ist nicht ganz so überzeugend geraten, wie Lauras Romanpassagen, dazu fand ich, dass „Die Zwillinge von Summerbourne“ einige Längen aufweist und der Plot nicht in Gänze überzeugen kann, aber die Autorin weist einen angenehmen, flüssig zu lesenden Schreibstil auf, die malerischen Beschreibungen des Ortes gefielen mir ebenfalls sehr und dazu ist es Emma Rous zu Hundertprozent gelungen, meine Neugierde bezüglich der dunklen Familiengeheimnisse zu wecken. Da ich mich gut unterhalten gefühlt habe und die Geschichte sehr spannend erzählt fand, möchte ich, trotz gewisser Kritikpunkte, nicht weniger als vier von fünf Punkten für „Die Zwillinge von Summerbourne“, vergeben.
Kurz gefasst: Dunkle Familiengeheimnisse drängen ans Tageslicht- Spannender und unterhaltsamer Familienroman auf zwei Zeitebenen erzählt.