Solider Psychothriller mit einer spannenden Ausgangssituation, aber leider auch etwas unlogisch geraten.
Solange du schweigstDamals:
Als der, mittlerweile reiche Börsenspekulant Finn, die Schottin Layla kennenlernt, will er ihr eigentlich nur helfen. Eine Kurzschlusshandlung trieb sie direkt nach London, ohne vorab ein Hotelzimmer ...
Damals:
Als der, mittlerweile reiche Börsenspekulant Finn, die Schottin Layla kennenlernt, will er ihr eigentlich nur helfen. Eine Kurzschlusshandlung trieb sie direkt nach London, ohne vorab ein Hotelzimmer zu buchen und nun, spät abends, steht sie aufgelöst am Bahnhof, wo sie Finn auffällt.
Finn bietet ihr an, bei ihm zu übernachten- ohne Hintergedanken und auch in den nächsten Tagen bleibt Layla bei ihm. Finn verliebt sich schließlich in die um einige Jahre jüngere Frau und irgendwann verguckt sich auch Layla in ihn. Beide sind fast ein Jahr glücklich, unternehmen eine Reise, machen auf dem Rückweg einen Abstecher nach Paris und als sie viele Stunden später an einer Raststättentoilette Halt machen, bleibt Layla lieber im Wagen, während Finn kurz im Haus verschwindet.
Als er zurückkehrt, ist Layla verschwunden, lediglich eine kleine Holzpuppe aus einem Matrjoschka-Set, die ihr gehörte und als Talisman diente, wird, etwas weiter, an einem Mülleimer gefunden. Die herbeigerufene französische Polizei, hält zunächst Finn für verdächtig, ihr Verdacht kann sich jedoch nicht verhärten.
Finn ist verzweifelt ob Laylas Verschwinden, er fürchtet dennoch, dass die Polizei herausbekommen könnte, dass er nicht ganz die Wahrheit gesagt hat.
Zwölf Jahre später:
Noch immer gibt es kein Lebenszeichen von Layla. Ihr gemeinsames Haus auf dem Land hat Finn verlassen, weil er es dort nicht mehr aushielt. Doch einen Lichtblick gibt es in seinem Leben. Er lernte bei der Gedenkfeier für Layla, deren Schwester Ellen kennen. Zwar ist Ellen völlig anders gestrickt, als die unkonventionelle Layla, doch Ellens ruhige, zuverlässige Art, tut Finn gut. Zudem umsorgt sie ihn und ist sehr häuslich.
Kurz nachdem Finn Ellen einen Heiratsantrag gemacht hat, tauchen an allen möglichen Orten kleine Matrjoschka-Figuren auf und Ellen glaubt, Layla gesehen zu haben. Ist Layla damals doch keinem Verbrechen zum Opfer gefallen?
Es war zunächst die Ausgangssituation dieses Romans, die mich nicht nur an einen der wohl gruseligsten Psychoschocker erinnert hat, den ich je sah, sondern auch meine Neugierde auf B.A. Paris aktuellen Roman zu wecken vermochte. Besagter Psychoschocker, also der Kinofilm, in dem an einer Autobahnraststätte eine junge Frau verschwand und deren Partner jahrelang im Ungewissen ob ihres Schicksals verbringen musste, hieß übrigens in der niederländischen Originalfassung „Spurlos verschwunden“, wurde aber auch nochmals in englischer Fassung verfilmt mit den Schauspielern Kiefer Sutherland, Jeff Bridges und Sandra Bullock in den Hauptrollen unter dem Titel „Spurlos“. Zu Grunde lag diesen Filmen der Roman des niederländischen Autors Tim Krabbe, „Het Gouden Ei.“
Die Ausgangssituation ist allerdings das einzige, was die angesprochenen Filme, mit B. A. Paris aktuellem Roman gleich haben.
Man erfährt im Laufe der Geschichte, dass Finns Version lückenhaft ist, vielmehr zeigt er so manches Mal auch jähzornige Züge, so dass man nicht genau weiß, was man von ihm halten soll. Und auch die übrigen Akteure in diesem Roman haben ihre kleinen oder größeren Geheimnisse. Die Autorin legt einige falsche Fährten und gewährt ihren Lesern durch Rückblenden etc. dazu Einblicke in die Gedankenwelten von Finn und Layla.
Und wenn ich ganz ehrlich war, waren es dann leider auch besagte Rückblenden (oder auch zu viele Psychothriller die ich in der Vergangenheit las und sah), die mich ob des Ausgangs der Story schnell haben begreifen lassen, „wie der Hase läuft“. Ein Umstand, den ich sehr schade fand. Zudem war es mir unerklärlich, dass Finn so begriffsstutzig und unlogisch agierte. Mehr darf ich leider an dieser Stelle nicht verraten, sonst würde ich spoilern. Ich fand die Story, die B.A. Paris hier erzählt, nicht ganz so gut durchdacht, es gibt da doch einige Punkte, die einfach nicht passen.
Aber an sich gibt es an ihrem Erzählstil der sehr eingängig ist, nichts zu rütteln. Die erste Hälfte ihres Psychothrillers hat mich sehr in ihren Bann ziehen können, doch die zweite Hälfte dann leider nicht mehr so. Und so kann ich leider nicht mehr als 3.5 von 5 Punkten für „Solange Du schweigst“, vergeben.
Kurz gefasst: Solider Psychothriller mit einer spannenden Ausgangssituation, aber leider auch etwas unlogisch geraten.