«Ein klappriges Auto kam die Straße runtergefahren. Es fuhr langsam auf unser Haus zu und bog in die Garagenauffahrt ein. Eine Minute stand der hellblaue Lada Niva mit laufendem Motor vor unserer Garage, dann wurde der Motor abgestellt. Die Fahrertür ging auf, Tschick stieg aus. Er legte beide Ellenbogen aufs Autodach und sah zu, wie ich den Rasen sprengte. ‹Ah›, sagte er, und dann sagte er lange nichts mehr. ‹Macht das Spaß?›» Mutter in der Entzugsklinik, Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise: Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einem der Asi-Hochhäuser in Hellersdorf, hat es von der Förderschule irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Außerdem hat er einen geklauten Wagen zur Hand. Und damit beginnt eine Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende deutsche Provinz, unvergesslich wie die Flussfahrt von Tom Sawyer und Huck Finn.
So schnell hatte ich noch nie ein Buch ausgelesen, ein absoluter Pageturner. Ich liebe diese witzige Sprache, Herrndorf kann es einfach.
Man ist sofort in der Szene, muss sich nicht erst einfinden, mich ...
So schnell hatte ich noch nie ein Buch ausgelesen, ein absoluter Pageturner. Ich liebe diese witzige Sprache, Herrndorf kann es einfach.
Man ist sofort in der Szene, muss sich nicht erst einfinden, mich hat das Buch sofort gepackt - auch in die Hauptfigur kann man sich sehr gut einfühlen und die Welt durch seine Augen sehen.
Cover
Eine stilisierte Straße? Bunte Streifen? Es sagt nicht viel aus und doch hat es das gewisse Etwas.
Inhalt
Das Buch beginnt recht witzig und verliert sich etwas in monologer Langatmigkeit. Erst ...
Cover
Eine stilisierte Straße? Bunte Streifen? Es sagt nicht viel aus und doch hat es das gewisse Etwas.
Inhalt
Das Buch beginnt recht witzig und verliert sich etwas in monologer Langatmigkeit. Erst ab Kapitel 16 zeigt sich, dass dieser Ansatz richtig ist, denn für dieses Buch ist die Einführung in Maik, aus deren Sicht das Geschehen erzählt wird, sehr wichtig. Der Leser braucht fortan keine weiteren Personenhinweise, sondern ist gefangen, fast schon eingesperrt in das Denken und Fühlen eines Jugendlichen. So wird die Handlung nachvollziehbar und nimmt Fahrt auf. Der Leser ist in den Protagonisten hineinversetzt, fühlt mit ihm und lernt Tschick kennen. Fast fragt man sich beim Lesen, ob man in den Situationen selbst so denken, fühlen, sprechen würde. Was täte ich in diesem Moment, wenn der Polizist das Schauspiel durchschaut? Was würde ich tun, wenn ich‘ Tschick verliere?
So spinnt sich die Geschichte weiter und immer weiter im erfrischend jugendlichen Slang um das Spinnrad und könnte doch tatsächlich so geschehen sein. Wäre da nicht der Alte mit seinem Gewehr. Dies scheint ein bisserl weit hergeholt und zerstört das bis dato liebevoll aufgezeichnete Bild.
Schnell versöhnt ist der Leser als Maik, unter Beobachtung stehend telefoniert und an einen netten Erwachsenen Gesprächspartner gerät, der trotz der nächtlichen Störung sinnvolle Fragen stellt und schließlich mitspielt. An solchen Stellen des Buches wäre der Leser gern persönlich dabei und freut sich, dass er zumindest so eingefangen ist in dem Geschehen, dass er gar nicht anders kann als schnell weiterzulesen. Selbst das Ende der Reise und schließlich des Buches lässt eigentlich auf den nächsten Teil hoffen, der aufgrund des leider zu frühen Todes des Autoren nicht kommen wird.
Zielgruppe
Nicht nur Jugendliche, sondern alle, die den jugendlichen Flair noch einmal aufleben lassen wollen und Gegenwartsliteratur mögen.
Von "Tschick" hat fast jeder schon mal gehört: Zwei Berliner Achtklässler klauen einen Lada und wollen damit einen Roadtrip in die Walachei machen. Das bringt natürlich so einige Probleme mit sich, denn ...
Von "Tschick" hat fast jeder schon mal gehört: Zwei Berliner Achtklässler klauen einen Lada und wollen damit einen Roadtrip in die Walachei machen. Das bringt natürlich so einige Probleme mit sich, denn die beiden haben so einiges nicht bedacht...
Ich habe es nun endlich auch mal geschafft, Tschick zu lesen und muss sagen, dass ich positiv überrascht bin. Der Schreibstil von Wolfgang Herrndorf hat mir gut gefallen, denn ich hatte das Gefühl wirklich Maiks Gedanken zu lesen. An manchen Stellen musste ich über diese Schmunzeln, aber ich kann mir vorstellen, dass Jugendliche in dem Alter (die dieses Buch ja mittlerweile auch oft in der Schule lesen müssen) den Witz des Romans nicht verstehen.
Die Figuren fand ich sehr gut ausgearbeitet und man hat auch sehr gut die Entwicklung mitbekommen. Was ich etwas unrealistisch fand, war, dass der Roadtrip so lange geheim blieb. Die Leute (besonders die Klassenkameraden) die Tschick und Maik gesehen haben, haben anscheinend nichts weiter erzählt. Alles in allem ist es aber eine schöne Abwechslung zu anderen Büchern und eine Geschichte, die sich sehr schnell liest :)
Ich muss zugeben, Tschick hat bei mir einen zweiten Anlauf gebraucht, um mich zu begeistern. Kennen tut den Roman sicherlich fast jeder, und irgendwie gilt er auchs chon als "moderner Klassiker" - so oft ...
Ich muss zugeben, Tschick hat bei mir einen zweiten Anlauf gebraucht, um mich zu begeistern. Kennen tut den Roman sicherlich fast jeder, und irgendwie gilt er auchs chon als "moderner Klassiker" - so oft wie er als Schullektüre gelesen wird ...
Auch ich wollte mir vor einigen Jahren endlich die Geschichte um Tschick zu Gemüte führen - habe aber nach wenigen Seiten bzw. Kapiteln abgebrochen, da es mich überhaupt nicht fesseln geschweige denn packen konnte.
Nun bin ich vor Kurzem durch einen Online-Buchclub wieder auf Tschick gestoßen und war angesichts der Wahl des Romans nicht allzu begeistert. Trotzdem habe ich meine Ausgabe wieder hervorgekramt und angefangen zu lesen - und was soll ich sagen, diesmal konnte es mich packen und begeistern.
Ja, der Schreibstil ist anders als alles bisherige, das ich gelesen habe, aber das macht es doch gerade so besonders. Dadurch, dass wir Maiks Geschichte in der Ich-Perspektive lesen, wählt er eben auch die Ausdrucksweise, die man von einem 14-Jährigen pubertierenden Jungen erwarten würde. Für mich wahnsinnig authentisch!
Ich habe tatsächlich häufig laut über Maiks Schilderungen gelacht, über seine unverblümte und unschuldige Art, Dinge und Szenen zu beschreiben. Der Roadtrip, zu dem Maik und Tschick aufbrechen, steht ja auch generell sinnbildlich für Aufbruch - auch dieses Gefühl konnte meiner Meinung nach richtig gut vermittelt werden, mich hat beim Lesen auch die Reiselust gepackt. Einfach mal drauf losfahren, das wäre es doch!
Dass die Geschichte bzw. Erzählung mit dem Ende beginnt, fand ich persönlich auch total spannend. Wie kam es dazu? Wie konnte es so enden...?
Prinzipiell kann hier niemand eine reißerische Storyline mit einem Ereignis nach dem Anderen erwarten - vielmehr liegt die Qualität hier im Detail, in der Sprache, zwischen den Zeilen und irgendwie im "Gefühl", dass Tschick vermittelt.
Ich kann nur empfehlen, die kurze Lektüre zu lesen und ihr ggf. auch eine zweite Chance zu geben. Gehört für mich als Abwechslung im Bücherregal absolut dazu!