Ein beklemmendes, fesselndes Debüt
Inhalt:
Augusta will nach Hause, sie will zu ihrem Vater zurück, in ihr Kinderzimmer, in ihr altes Leben. Aber ihre Eltern haben sich getrennt. Barbara, Augustas Mutter, ist mit Augusta zu Eduard gezogen. ...
Inhalt:
Augusta will nach Hause, sie will zu ihrem Vater zurück, in ihr Kinderzimmer, in ihr altes Leben. Aber ihre Eltern haben sich getrennt. Barbara, Augustas Mutter, ist mit Augusta zu Eduard gezogen. In sein Haus mit seinem Garten. Kurz vor ihrem sechsten Geburtstag wird Augusta damit konfrontiert, dass dies nun definitiv ihr neues Zuhause ist, dass sie nicht nur zu Besuch sind bei Eduard, sondern nun wirklich dort wohnen. Nn ihrem sechsten Geburtstag läuft sie weg, lässt ihre Mutter alleine zurück und Barbara wird durch dieses Warten, Hoffen und Bangen mit ihrer eigenen Lebensgeschichte, ihrer Kindheit, ihren Eltern und ihrer Beziehung zu Augustas Vater konfrontiert.
Meine Meinung:
In kurzen Kapiteln und Abschnitten, mit vielen Rückblenden und inneren Monologen wird die Geschichte von Augustas Verschwinden, die eigentlich vor allem auch Barbaras Geschichte ist, erzählt. Barbara nämlich muss sich intensiv mi ihrem eigenen Leben auseinandersetzen und dabei erkennen, welche Fehler dazu geführt haben könnten, dass Augusta nun nicht mehr da ist. Die beklemmende Grundstimmung aber auch die süsse Melancholie, mit der Barbara an vergangene Ereignisse, Reisen, ihre jugendliche Unbeschwertheit und die Anfänge ihrer Beziehung mit Augustas Vater Andreas denkt, lassen diesen Erstling zu einem nachdenklich stimmenden Buch werden, das süchtig macht. Besonders gut gefallen hat mir, wie auch Augustas Gedankengänge, die Unbeschwertheit und auch das Unverständnis ihrer Lebenssituation und ihre wundervollen Träume und Wünsche eingebunden werden. Augusta ist ein Kind, das - vor lauter Liebe - irgendwie untergegangen ist, an das niemand mehr gedacht hat im ganzen Strudel der Ereignisse voller Schmerz über eine Trennung und voller Hoffnung auf einen Neubeginn. Und dies rächt sich grausam, was sehr berührend und überzeugend geschildet wird.
Schreibstil:
Manchmal wechselt die Perspektive von Absatz zu Absatz, manchmal erst nach einigen Abschnitten. Aber immer sehen wir in Augustas Gedankengänge hinein, erkennen, wie minutiös die Sechsjährige ihre "Flucht" plant und welche Sorgen, Wünsche und Ängste ihren Alltag ausmachen. Dies wird kindlich-naiv und äusserst feinfühlig geschildert und besticht mit einer insgesamt sehr poetischen, ruhig dahinfliessenden Sprache. Genau wie bei Augusta können wir auch an Barbaras Gefühlswelt teilhaben, nur landen wir mit ihr oft in der Vergangenheit. Der Autorin Andrea Heuser gelingt es, die spätsommerliche Schwüle dieser Jahreszeit, die Hitze und den Geruch der Heckenrosen wie ein düsteres Versprechen wirken zu lassen. Eine Wehmut und zugleich Sanftheit durchzieht die Sprache, ein kleiner Hoffnungsschimmer leuchtet auf und verströmt eine starke Sogwirkung.
Meine Empfehlung:
Es wundert mich sehr, dass dieses Buch nicht viel bekannter ist, weil die darin behandelten Themen - wie Verlust, Trennung, Neubeginn, Hoffnung, scheidende Liebe und vor allem auch die Liebe zum eigenen Kind - zeitlos sind. Berührend, fesselnd und wunderschön erzählt ist "Augustas Garten" eine lohnenswerte Entdeckung, die bitte mehr LeserInnen verdient.