Famiglia
Belmonte„Ich finde aber trotzdem, dass man versuchen sollte, sich die Welt nach seinen Wünschen zu formen, und nicht, seine Wünsche den Gegebenheiten anzupassen.“
„Belmonte“ ist eine Familiensaga von Antonia ...
„Ich finde aber trotzdem, dass man versuchen sollte, sich die Welt nach seinen Wünschen zu formen, und nicht, seine Wünsche den Gegebenheiten anzupassen.“
„Belmonte“ ist eine Familiensaga von Antonia Riepp. Sie erschien im Juni 2020 im Piper Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Als Simonas „Nonna“ stirbt, erfährt sie, dass sie ein Haus in den Marken Italiens erbt, von dessen Existenz sie bisher nichts wusste. Kurzentschlossen und dem letzten Willen ihrer Großmutter folgend begibt sie sich auf eine Reise dorthin. In Italien angekommen, beginnt dann die Suche nach Simonas eigenen Träumen und ihrer Familiengeschichte...
„Belmonte“ – mal wieder eine Familiensaga ganz nach meinem Geschmack. Die Geschichte entführt den Leser ins wunderschöne Italien der Gegenwart und der Vergangenheit, in dem es zur damaligen Zeit wohl allerdings nicht immer allzu schön war. Trotzdem ist der Autorin eine großartige Kulisse für ihren Roman gelungen, der mich mit drei starken Frauen und einer insgesamt ein bisschen verrückten, aber liebenswerten Familie begeistert hat.
Als Simonas Großmutter stirbt, hinterlässt sie der nichtsahnenden jungen Frau ein Haus in Italien. Kurzentschlossen reist Simona in den Süden und beginnt damit nicht nur die Suche zu ihren familiären Wurzeln, sondern auch eine Suche nach ihren eigenen Wünschen und Zielen im Leben. Hierbei hat mir sehr gut gefallen, dass nicht, wie meistens bei solchen Romanen, Briefe von Simonas Großmutter auftauchen, sondern aufgenommene Kassetten, in denen Franka ihrer Enkelin ihre Geschichte erzählt. Dies ist, wie ich finde, eine sehr originelle und schöne Idee. Zudem haben mir neben der Geschichte von Simonas Vorfahrinnen auch Simonas eigene Geschichte sowie ihre persönliche Entwicklung im Roman sehr gut gefallen. Sie selbst erkennt durch ihre Italienreise was für sie im Leben zählt und wofür sie kämpfen möchte, sie beginnt zu verstehen, dass sie selbst auch eine Stimme hat und dass sie ihre eigene Meinung aussprechen kann und darf. Das Ende des Romans hat mich dann auch überrascht, denn es geschieht etwas, das für dieses Buchgenre doch eher untypisch ist. Trotzdem hat es gut in die Gesamthandlung gepasst und gezeigt: „Heimat ist da, wo das Herz ist.“
Simona hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen, imponiert haben mir aber auch oder gerade ihre Vorfahrinnen. Jede der drei Frauen ist für sich etwas Besonderes. Sie haben versucht ihr Leben zu leben und für ihre Wünsche zu kämpfen, scheiterten dabei jedoch leider zu häufig am traditionellen Gedankengut und der noch nicht so weit fortgeschrittenen Emanzipation. Das Schicksal dieser Frauen ist bewegend und zeigt, was für starke Frauen es gibt. Auch Simona selbst ist eine solche Frau, auch wenn sie ihren eigenen Weg erst noch finden muss. Insgesamt sind sie, ebenso wie die anderen Figuren, authentisch dargestellt. Gerade die italienische Großfamilie, die Simona bei ihrer Suche kennenlernt, habe ich sehr ins Herz geschlossen.
Der Schreibstil des Romans ist flüssig und unkompliziert. Die personale Erzählperspektive, kombiniert mit den hauptsächlich durch die Kassetten dargestellten Rückblicke, ermöglicht dem Leser einen guten Einblick in die Gedanken und Gefühle von Simona und ihren Vorfahrinnen. Neben der fiktiven Geschichte werden zudem historische Aspekte, italienische Traditionen und die Emanzipation der Frau betrachtet und dargestellt. Dies rundet die Handlung ab und hat mir sehr gut gefallen.
Mein Fazit: „Belmonte“ ist eine gelungene und interessante Familiensaga vor italienischer Traumkulisse. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen für einen lockeren und leichten Roman der neben der Haupthandlung auch wichtige Themen wie den Nationalsozialismus und die Emanzipation anschneidet.