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Veröffentlicht am 23.01.2020

"Les Misérables" in einem alternativen Paris

Der Hof der Wunder
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1823 in einem alternativen Paris, in dem die Revolution gescheitert ist. Der Hof schlemmt, während das Volk weiterhin hungert. Es hat sich eine Parallelgesellschaft der vom Kömogshof Vergessenen gebildet: ...

1823 in einem alternativen Paris, in dem die Revolution gescheitert ist. Der Hof schlemmt, während das Volk weiterhin hungert. Es hat sich eine Parallelgesellschaft der vom Kömogshof Vergessenen gebildet: Der Hof der Wunder, nennt sich das Regiment der Verbrecher, es hat ein eigenes Gesetz, eigene Regeln und eigene Strukturen geglieder in 9 Verbrechensgilden und Grundsätze. Die zwölfjährige Nina ist ausgemergelt, zierlich und unterernährt, dafür flink und geschickt, wird sie von ihrem versoffenen Vater Tabernier, einem Herrn der Diebesgilde für Einbrüche missbraucht und um in seiner Schänke zu arbeiten. Ihre geliebte Schwester Azelma, die sie anstelle der durchgebrannten Mutter großzog, ist am Boden zerstört und weint seit Tagen. Sie vertraut Nina ihrem Geliebten an und empfiehlt ihr sich als Junge zu kleiden und auf den Schutz des Boten der Gilden, ihres Geliebten zu vertrauen. Der übergibt sie der Obhut von Thomasis, dem Meister der Gilde der Diebe. Schnell zeigt sich ihr besonderes Geschick zu klettern und in gesicherte Räum einzudringen. Sie wird eine Katze und wird unter dem Namen „Die schwarze Katze“ bewundert. Doch sie vergisst nie, dass ihr Vater ihre Schwester an den grausamen Tiger, den Meister der Gilde des Fleisches in die Prostitution verkauft hat. Sie überlegt fieberhaft, wie sie sie befreien kann. Wegen der scheinbaren Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens nimmt sie die schöne und wehrlose, junge Ettie unter ihre Fittiche. Sie würde alles dafür tun, um sie vor der Gier des Tigers zu schützen. Diese Mission riskiert nicht nur einen Krieg unter den Gilden, sondern einen Auffuhr in ganz Paris.

Es beginnt mit einem Zitat aus dem Dschungelbuch und es werden noch einige folgen, denn für Nina steht das Leben im alternativen Paris 1823 einem Überlebenskampf im Dschungel gleich. Sie als kleines, hilfloses Menschenmädchen muss lernen, in diesem Urwald zwischen Verbrechen und Maßlosigkeit zu überleben. Doch erinnert es mich eigentlich mehr an eine alternative Erzählung von Victor Hugo's „Les Misérables“. Es gibt eine Vielzahl von Personen und Gesellschaften. Sehr interessant finde ich den alternativen königlichen Hof kennenzulernen, an dem der Dauphin (Thronfolger) in völliger Ignoranz des Leids seines künftigen Volkes in Pomp und Überfluss aufwächst. Er ist unendlich einsam und ahnt nichts von den rücksichtslosen Intrigen seiner Eltern und deren Beratern. Neben dem Adel geht es dem Bürgertum auch recht passabel, so dass sich die Studenten den Luxus leisten können, einen erneuten Aufstand zu planen, der die herrschenden Strukturen beenden soll. Soviel Idealismus können sich die Elenden der Gilden nicht leisten. Wobei man durchaus einräumen muss, dass es den Meistern der Gilden nicht an Materiellem fehlt, doch die Nahrung wird knapp und das bekommen auch sie zu spüren. Es fällt ihnen schwer ihr Gefolge zu ernähren, Hunger und Verzweiflung zeichnet die Kinder der Gilden. Einzig Nina gelingt es scheinbar mühelos zwischen all diesen Kulturen und Strukturen zu wandeln und sich deren Wünsche zu nutze zu machen, in ihrem Bestreben nach Freiheit für ihre Schwestern. Eigentlich ist in dieser Welt Freundschaft nicht möglich, da zu gefährlich, doch ist es genau das, wonach sich viele heimlich sehnen und was sie in Nina sehen. So schart Nina Verbündete um sich, die sich eigentlich niemals unterstützen würden, doch Nina macht das Unmögliche möglich.

Zuerst hat mich Ninas allzu leichte Bereitschaft zu stehlen und ihr Stolz auf ihr Geschick, abgestoßen, ebenso wie ihre scheinbare Rücksichtslosigkeit. Wieso nur hat ihre Schwester sich für sie geopfert? Doch Nina ist klug, listig, mutig und loyal. Dadurch hat sie nicht nur Verbündete erobert, sondern auch mein Zuhörerherz. Aber selbst als ich Nina noch nicht mochte, war ich irgendwie vom Hörbuch gefesselt und wollte immer wissen wie es weitergeht. Kann Nina eigentlich schaffen, was sie sich vornimmt, wo es doch unmöglich ist? Ihre Pläne sind ja nur halbgar und nicht wirklich zu Ende gedacht, aber da kommt letztendlich immer ihre persönliche Überzeugungskraft und ihre Fähigkeit sich Verbündete zu machen ins Spiel. Die Unterwelt des Hofes der Wunder, fasziniert und stößt gleichzeitig ab. Es gibt jede Menge Regeln, die es zu lernen gibt und Nina lernt schnell, was ihr von viel größerem Nutzen ist, als es Schönheit wäre. Doch muss sie eine enorme Anziehungskraft dank ihrer Ausstrahlung und Persönlichkeit haben, so wie ihr das Undenkbare gelingt. Ich habe mich keine Minute gelangweilt, bisweilen fand ich diese Welt der Elenden aber sehr hart und grausam.

Die schlanke Pappklapphülle finde ich sehr ansprechend und geschmackvoll gestaltet. Allerdings hätte ich mich hier eine Übersicht über die Gilden und auch den königlichen Hof und die Sûreté gewünscht. Gerade bei Hörbüchern kann man schon mal durcheinander kommen, wobei das auch tatsächlich eine Frage des Geschicks des Autors ist. Ich hatte mal ein Hörbuch mit einer unendlich langen Personenliste aller im Hotel Vorkommenden und hatte daher Hemmungen zu beginnen, habe sie jedoch nie benötigt, es war mir immer klar, um wen es sich handelte. Hier musste ich während des Zuhörens bisweilen nachdenken und währenddessen ging die Handlung natürlich weiter.

Marie Bierstedt empfinde ich als hervorragende Wahl! Die Intrigen am Hof der Wunder werden ausschließlich aus der Sicht der jungen Nina und in der Ich-Form erzählt. Marie Bierstedt klingt jung, entschlossen, unwiderstehlich, freundlich, erzürnt und doch auch verletzlich. Ausdrucksstark unterstreicht sie die Spannung, so sehr, dass ich sie bisweilen kaum aushalten konnte und erst mal auf „Pause“ drückte. Sie spricht klar und verständlich und durch die zahlreichen Tracks, kommt man immer wieder gut an die letzte Stelle zurück. Der Sound ist kristallklar und gut ausbalanciert.

Ein wirklich guter und spannender Start in eine neue Fantasy-Triologie, bei der ich auf die Fortsetzung gespannt bin.

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Veröffentlicht am 19.12.2019

Activity-Book, nicht wirklich Comicroman

Tom Gates, Band 16
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Tom Gates ist eine erfolgreiche englische Comicroman-Reihe und sehr gut geeignet für Lesemuffel ab 8 Jahren. Tom kritzelt und bastelt gerne und gibt die Hoffnung nicht auf, dass seine Band die DogZombies ...

Tom Gates ist eine erfolgreiche englische Comicroman-Reihe und sehr gut geeignet für Lesemuffel ab 8 Jahren. Tom kritzelt und bastelt gerne und gibt die Hoffnung nicht auf, dass seine Band die DogZombies (jaaaa, er träumt von einem eigenen Hund, doch seine große Schwester Delia ist gegen Hundehaare allergisch!) eines Tages doch noch erfolgreich sein wird. Sein bester Freund ist Derek von nebenan, während Marcus echt nervt. Eine Woche Schulferien + ein Konferenztag stehen bei Tom an und Mr. Fullerman überrascht seine Klasse mit der Aufgabe, sie mögen doch bitte nichts tun, Spaß haben und sich erholen, deswegen bekämen sie keine Hausaufgaben auf. Tom und seine Freunde sind happy, seine Eltern nicht, denn sie haben sich diese Woche leider falsch im Kalender notiert und nun keine Betreuung für ihn organisiert. Seine große Schwester hat nicht frei und kann daher nicht auf ihn aufpassen. Derek ist unterwegs und so wird Tom in den Ferien mal hierhin und mal dahin geschoben, mit jeder Menge Zeit für Kreativität, dieauch gerne ausübt z.B. im Büro seiner Mutter, indem er den ersten Tag verbringen soll. Natürlich läuft das nicht immer alles so, wie seine Eltern sich das vorgestellt haben. Zeit für Chaos hat Tom ja immer. So ist Tom fast jeden Tag woanders und lässt sich neue lustige Dinge einfallen!

Dieses Buch ist nicht wie die übrigen Tom Gates Comicromane, die ja auch sonst nicht ganz so viel Text haben, es aber schaffen, absolute Lesemuffel dazu zu bringen freiwillig ein Buch in die Hand zu nehmen. Gut, etwas Tom-Story gibt es hier schon, sie ist auch wieder turbolent und witzig, natürlich mit allen Figuren aus dem Tom-Kosmos, es ist aber vor allem ein Kreativitäts- und Beschäftigungsbuch. Da ja aktuell auch wieder die Ferien vor der Tür stehen, ist es eigentlich perfekt für das aktuelle Regenwetter. Es gibt ganz viele Kritzeleien zum Vollenden und auch freie Seiten zum Selberkritzeln, aber auch mehrere Anleitungen für Basteleien und sogar zum Backen. Die Idee mit dem Wollmonster ist nicht neu, das machen meine Kinder auch mit Hingabe und auch ich damals schon, aber die Technik, die hier verwendet ist, besticht durch seine Einfachheit und durch den ökologischen Gebrauch von Ressourcen. Natürlich kann man mit den Wollbommeln auch anderes machen, aber bei Tom müssen es logischerweise Monster werden! Es gibt noch Anleitungen für Comicmappen, Lesezeichen, Türschilder zum Weitermalen und Ausschneiden, Bilderrahmen, Aufstellmonster, Kartentricks, Regenrasseln, Daumenkinos.... Gut, es ist nicht alles neu, aber alles ist recht einfach zu machen, wenn auch manchmal zeitaufwendiger, aber mit Erfolgsgarantie. Außerdem sind die Anleitungen gut verständlich das sie nicht nur leicht verständlich beschrieben sind, sondern jeder Arbeitsschritt bebildert ist. Sicherlich werden den Lesemuffeln bei so viel Auswahl auch noch einige eigene Ideen kommen, wie sie sich kreativ beschäftigen können.

Die Zeichnungen stammen wieder aus der Feder der Autorin selbst, die ein großer Comic- und Kritzelfan ist. Sie sind wirklich lustig, da sie es schafft, mit nur wenigen Strichen eine Menge Ausdruck in die Gesichter zu zaubern. Selbst mit Sonnenbrille schafft Delia es noch grummelig drein zu blicken. Der Look des Buches ist absolut cool.

Zur Leseförderung ist dieser Band nur bedingt geeignet, aber es enthält so viele Anleitungen, die die Kinder auch lesen müssen, dass sie dabei automatisch auch lesen und gute Vorbilder für die beliebte Klassenarbeitsaufgabe: Beschreibungen haben....

Fazit: Zur Förderung der Kreativität spitze, als Leseanreiz etwas dürftig.

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Veröffentlicht am 17.12.2019

Fantastisch-rasantes Weihnachtsabenteuer

Die fantastischen Abenteuer der Christmas Company
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Freda Asmussen sitzt am 6. Dezember am Schreibtisch an ihren Hausaufgaben und würde lieber mit dem PC Rätsel oder Codes knacken, als das Telefon klingelt. Zu ihrem Erstaunen wird nach ihrem Kater Mr. Livingstone ...

Freda Asmussen sitzt am 6. Dezember am Schreibtisch an ihren Hausaufgaben und würde lieber mit dem PC Rätsel oder Codes knacken, als das Telefon klingelt. Zu ihrem Erstaunen wird nach ihrem Kater Mr. Livingstone verlangt! Dieser scheint tatsächlich zu wissen, was er zu tun hat und läuft geschmeidigen Schrittes aus dem Haus. Verwirrt schlüpft Freda in ihre Sneaker, keine Zeit eine Jacke überzuziehen und rennt ihm hinterher. Durch verwinkelte Gassen gelangen sie in eine alte Schusterei, in deren Keller es durch eine geheime Tür, an den Nordpol geht! Der Kater folgt dem Wegweiser zur Christmas Company. Erstaunt stellt Freda fest, dass die Weihnachtswerkstatt inzwischen hochmodern und durchstrukturiert ist. In Werkstätten und Hallen wird hektisch gearbeitet, aber sie werden zu einer Notfallsitzung mit internationalen Weihnachtsmann-Delegierten gerufen. Freda kann nur Staunen! Hacker sind in den Computer der Christmas Company eingedrungen und drohen mit dem Ende der Wunscherfüllung, wenn nicht rechtzeitig ihr Rätsel gelöst wird. Freda soll diese Aufgabe übernehmen, aber sie hat keinen blassen Schimmer wie sie sie erfüllen soll! Könnte doch jemand wahrsagen! Dieser Geistesblitz bringt den Chef auf die Idee, sie mit einer Schlittenhundexpedition nach Iskalott ins ewige Eis zum unheimlichen Myrkur Farandi und seinem weissagenden Raben Krumma zu schicken. Freda ist entsetzt, sie ist doch nur ein Kind und nun soll sie einen Hundeschlitten lenken, nur begleitet von ihrem Kater (der eine hochangesehene Persönlichkeit in der Christmas Company ist und sprechen kann), Kobold Jonker und dem knurrigen düsteren Engelchen Serafin. Für Freda beginnt ein ganz gefährliches, unplanbares Abenteuer!

Auch wenn viele nordische Sagen- und Weihnachtsgestalten dieses Rennen durchs ewige Eis mitgestalten, finde ich es spannend, geheimnisvoll, aber ohne die typische nordische schwere Düsternis. Es ist kein bedrückendes oder beklemmendes Buch. Freda ist ein glückliches Kind, das mit seinem Leben völlig zufrieden war, bis sie durch einen dummen Zufall Teil in den Kampf der Christmas Company gegen eine gemeine Verschwörung zur Abschaffung von Weihnachten hineingezogen wird. Unglücklich wird sie dann nicht, klar, sie hat bei all der Aufregung um sie herum auch gar keine Zeit dazu, aber sie ist als Teil dieser Rettungsmission für Weihnachten, ganz sicher kein ganz gewöhnliches Mädchen mehr. Allerdings fühlt sie sich noch immer so und hat daher stets Zweifel, ob sie die geeignete Teilnehmerin für dieses gefährliche und wichtige Unterfangen ist. Diese Geschichte ist vor allem aufregend und fantasievoll und gelegentlich auch witzig. Der Humor steht allerdings nicht an erster Stelle, sondern die Spannung und die Überraschung über all die vielen unbekannten Weihnachtsfiguren. Außerdem kann man bei der Altersgruppe ab 10 Jahren auch sicher sein, dass dieses waghalsige Abenteuer ein gutes Ende nehmen wird. Das ist auch gut so, denn Freda stolpert in haarsträubende Situationen, bei denen man echt als Leser befürchtet, dass es aus diesen kein Entkommen geben wird. Aber es endet sehr gut und das Ende ist wirklich stimmig und rundet das ganze Abenteuer ab. Allerdings passiert mehr mit Freda, als dass sie sich durch die Erlebnisse wächst oder reift. Viel passiert mit ihr einfach so, aus den Umständen heraus.

Dieses Buch finde ich wirklich außergewöhnlich schön gestaltet. Nicht nur das Cover sondern auch innen. Jedes Kapitel wird mit einer schön geschwungenen großen Zahl und einer scherenschnittartigen Vignette eines der geheimnisvollen Wesen die im jeweiligen Kapitel vorkommen, eingeleitet: in seiner Schlichtheit einfach bestechend schön. Hinten gibt es ein Glossar, das Winterfiguren und Weihnachtsbräuche erklärt. Das ist wirklich hilfreich, weil auch Kindern ab 10 Jahren das nicht immer so geläufig ist. Auch die nordischen Götter werden auf einer Seite vorgestellt. Umfassend und gründlich.

Ein weihnachtliches Fantasy-Abenteuer ab 10 Jahren, das mitfiebern lässt und an alte Weihnachtswesen erinnert. Es ist spannend und aufregend und lässt sich eigentlich den ganzen Winter über gemütlich im Warmen lesen, während wohlige Schauer den Rücken runter rieseln. Besinnlich ist es nicht, dafür ist einfach immer viel zu viel los. Mit christlicher Weihnacht hat dieses Buch auch nicht viel gemein. Es kommen zwar Perchten, Krampusse und die Lucia vor, nicht jedoch das Christkind.

Meine Jüngste meint: Note 1 -, es ist schon ziemlich lang und viel zu lesen und hat keine 24 Kapitel, sondern nur 22. Text genug für 24 Kapitel wäre schon da gewesen. Nun ja, es ist ein Buch, kein Adventskalenderbuch, das hat der Verlag auch nie behauptet. Es ist sprachlich bisweilen recht anspruchsvoll und richtet sich schon an geübtere Leser, die auch mit längeren Sätzen und bisweilen unbekannten Worten gut umgehen können. Dafür kann man sicher sein, dass man keinen sprachlichen Einheitsbrei vorgeetzt bekommt. Der Großen (12) fand es o.k., aber eigentlich hat sie aufmerksam zugehört.

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Veröffentlicht am 16.12.2019

Spannender Fall, sympathische Ermittler

Dunkle Botschaft
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Julia Schwarz, die frisch ernannte Leiterin der Rechtsmedizin wird in die Wohnung der jungen Fabienne gerufen, die in der Badewanne einen Stromschlag erlitt. War es ein Unfall, dass das Handy in die Wanne ...

Julia Schwarz, die frisch ernannte Leiterin der Rechtsmedizin wird in die Wohnung der jungen Fabienne gerufen, die in der Badewanne einen Stromschlag erlitt. War es ein Unfall, dass das Handy in die Wanne fiel oder doch eher ein Suizid, überlegen die Ermittler. Doch Julia bekommt beim Anblick des Tatorts Zweifel, da stimmt was nicht. Ihr Instinkt trügt sie nicht. Bei genauerer Untersuchung entdeckt sie auf der Kopfhaut ein verstecktes Tatoo mit einem Twitterlink. Dieser offenbart ein grausames Rätsel das einen weiteren Mord angekündigt, wenn die Ermittler dieses Rätsel nicht rechtzeitig lösen und das Opfer retten. Der Druck ist enorm, denn wer könnte ein Interesse daran haben, eine unauffällige Mitarbeiterin in einem Bestattungsunternehmen töten zu wollen. Doch im Umfeld der toten Fabienne war nicht alles rosig. Während Julia versucht das Rätsel zu knacken, beobachtet sie ihren Vater in einer für sie unerklärlichen Situation. Das belastet sie so sehr, dass sie noch nicht einmal mit ihrem Freund Florian, dem Chefermittler darüber reden kann. Dafür bringt dieser Vorfall sie auf eine Idee, die sie an den nächsten Tatort bringt, genau zum Todeszeitpunkt des zweiten Opfers. Der Täter stößt sie weg, aber sie kann ihn nicht erkennen. Die Opfer scheint nichts zu verbinden, bis auf das neue, unheimliche Rätsel, das den nächsten Mord ankündigt.

Dies ist der vierte Fall der Gerichtsmedizinerin Julia Schwarz und Kriminalkommissar Florian Kessler. Die beiden sind frisch liiert, nachdem Julia wohl in der Vergangenheit einige schwere Tragödien hinter sich hatte, die sie eben auch dazu bewogen haben Pathologin zu werden. Das ergibt sich nebenbei, so dass man auch gut ohne Vorkenntnis der Reihe mit dem 4. Fall des Teams einsteigen kann. Julia Schwarz fand ich gleich sehr sympathisch, ich mag es auch sehr, wie diese Reihe das Privatleben der Ermittler und Pathologen miteinbezieht. Genug, dass man zu ihnen eine emotionale Bindung aufbaut, aber nicht so viel, dass es die Spannung lähmt. Die Spannung ist durchgängig auf hohem Niveau und voller Rätsel. Es werden verschiedene Verdächtige präsentiert, wobei für mich eigentlich relativ bald ein Täter klar war, weil dieser Erzählstrang andernfalls sonst ohne Relevanz wäre. Die Spannung lag für mich daher vor allem in der Frage: warum handelt er so? Was verbindet die Opfer mit dem Täter? Wie gelingt es dem Team, den Täter zu überführen? Natürlich wird hier auch das scheinbar ungeschriebene Thrillergesetz erfüllt und die Ermittler geraten beim großen Showdown in Lebensgefahr. Das finde ich auch gut inszeniert, allerdings habe ich schon Zweifel, dass die Leiterin der Pathologie so viel aktiv ermittelt und ihren Bürokram Bürokram sein lässt, aber vor allem auch, dass sie zwar stets ein Handy dabei hat, Florian auf diesem ständig unerreichbar ist und sie dann nicht wenigstens Nachrichten schickt oder hinterlässt, wenn sie schon nicht auf Verstärkung wartet. Mit einem unbeantworteten Telefonat, würde ich mich nicht zufrieden geben, schon gar nicht, bevor ich mich bewusst in Gefahr begebe.

Svenja Pages mag ich als Sprecherin sehr gerne, sie klingt sympathisch, wohl moduliert und immer gut verständlich. Ihrer warmen Stimme höre ich gerne zu, solange sie die weiblichen Parts spricht. Bei den Männern wird es bisweilen etwas zu aufgesetzt, verstellt. Nicht bei Florian, den finde ich noch ganz angenehm, aber ihre Ausgestaltung seines Partners Martin gefällt mir nicht, da sie für mich zu unnatürlich klingt. Zum Glück ist er aber keine der Hauptpersonen. Julia, Florian und auch Julias neue finnische Assistentin gelingen ihr tadellos, wobei mir letztere fast noch am besten gefällt, weil ich ihren finnischen Einschlag so charmant finde.

Die Aufmachung des Tonträgers ist recht spartanisch, aber dafür ist er im Verhältnis zur Laufzeit auch sehr günstig. Das finde ich bei Thrillern, die man eher durchsuchtet, als sie mehrmals zu hören, einen entscheidenden Vorteil.

Ein guter packender Thriller, mit sympathischem Team, den ich empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 16.12.2019

Geschichte als großes Ganzes

Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser
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Dieser Band beginnt mit einem von der Enkelin des Autors geschriebenen Vorwort, das erzählt, wie es kam, dass ihr Großvater diesen Klassiker schrieb. Eigentlich sollte er nämlich ein englisches Geschichtsbuch ...

Dieser Band beginnt mit einem von der Enkelin des Autors geschriebenen Vorwort, das erzählt, wie es kam, dass ihr Großvater diesen Klassiker schrieb. Eigentlich sollte er nämlich ein englisches Geschichtsbuch für Kinder aus dem Englischen ins Deutsche übersetzen, da es derartiges auf Deutsch noch nicht gab. Doch er fand, das von ihm zu übersetzende Werk so schlecht, dass er dem Verleger vorschlug, ein eigenes besseres Werk auf Deutsch zu schreiben. Der Erfolg hält über Jahrzehnte an und lediglich der zweite Teil, musste viele Jahre nach dem zweiten Weltkrieg, um weitere Kapitel bis zur europäischen Union ergänzt werden. Im Jahre 2001 verstarb er.

Ernst H. Gombrich ist studierter Kunsthistoriker und so fließt in seine Darstellung der Geschichte auch immer etwas Kunstgeschichte mit ein, z.B. wenn er über die Höhlenmalerei der Steinzeitmenschen, die Wandmalereien in den ägyptischen Pyramiden, die Jagdszenen auf griechischen Vasen oder die Schönheit in der Schlichtheit der Akropolis preist. Aber es ist keine kunstgeschichtliche Abhandlung, man könnte es auch einfach ganzheitlich nennen, denn auf die prägenden Kulturformen der jeweiligen Zeit wird eingegangen, auch auf Sport, Theater, Musik und Religion. Dabei wird eben auch geschildert, dass es teilweise die Religion eines kleinen Volkes ist, die ihm geschichtliche Bedeutung verleiht. Dabei kommen eigentlich auch alle großen Volksreligionen und Kulturen zu Wort. Besonders beeindruckend fand ich die Erklärung des Orakels von Delphi. Mir war bisher nicht bekannt, dass das Orakel durch Erdgase völlig benebelt war und daher eher unklar gelallt, als gesprochen hat... So wird wie in diesem Beispiel auch oft die Herkunft gewisser Redensarten erklärt, was die Kinder wirklich interessant finden und die Eltern bisweilen auch nicht wussten. Meine größte Sorge bereiteten mir die religiösen Schilderungen, wobei ich ausgerechnet Buddha und Lao-Tse gemeinsam mit meinem Pubertier hörte. Beim Zuhören wurde mir heiß und kalt, als ich begriff, dass sie ja die Meditation von Buddha und Lao-Tse, das Streben nach dem Nichts, dem Nirwana oder auch den Zustand eines Käfers zu erreichen, einfach mit Chillen übersetzen könnte. Zum Glück ist das nicht passiert, ich bekam nie die Ausrede fürs Nichtstun zu hören, dass sie nach Höherem strebe ;) Die Jüngere freute sich, ihr aktuelles Reli-Referatsthema wieder zu entdecken: Der Auszug der Juden aus Ägypten. Im Gegensatz zum Text in ihrem Relibuch, war dieses Kapitel für sie aber gut verständlich. Aber auch wenn er den Buddhismus und Lao-Tse erläutert und die Bedeutung des Judentums, der ägyptischen und griechischen Götter, so wird doch offenbar, daß er eindeutig Christ ist und von der christlichen Kirche in seinem Selbstverständnis geprägt. Da ich selbst dazu gehöre und diese Werte an meine Kinder weitergebe stört es mich nicht, könnte bei einigen aber nicht gut ankommen. Ich habe erfreut festgestellt, dass meine Schulbildung doch gründlich war. Ich habe alles schon mal im Unterricht gehabt, aber immer nur ausschnittsweise und nie als ineinandergreifende Zusammenhänge. Daher wird auch auf die Philosophen eingegangen, wie auch Diogenes, der ja doch auch verblüffende Ähnlichkeiten mit Buddha und Lao-Tse aufweist und auch mit dem modernen Trend des Minimalismus. In seiner Dinge werden aber wohl noch nicht einmal 100 Dinge Platz gefunden haben, aber er war schon für Alexander den Großen beeindruckend. Für mich beeindruckend, war die Fähigkeit dieser großen Herrscher riesige Reiche über Jahre zu beherrschen, ganz ohne die Mittel der modernen Kommunikation. Das macht mich schon neugierig, wie sie das denn eigentlich angestellt haben, in Zeiten, in denen Briefe monatelang unterwegs waren. Ach ja, die Leistung der einzelnen Völker Schriftsprachen zu entwickeln wird übrigens auch jeweils unter die Lupe genommen.

Sehr erstaunlich finde ich, dass dieses Hörbuch, obwohl seine Vorlage bereits so alt ist (1935) noch immer von Kindern gut verstanden wird, auch wenn der Wortschatz stetig im Wandel begriffen ist. Da die Buchvorlage aus dem Jahre 1935 stammt, ist sie nicht mehr immer unbedingt politisch korrekt, für heutige Verhältnisse. Erstaunlicherweise, hat meinen Mann das überhaupt nicht gestört. Wer aber vermeiden möchte, dass die Kinder Begriffe wie „Neger“ hören, der sollte hier nicht zugreifen. Es ist ein historisches Dokument.

Mein Mann war von Christoph Waltz als Sprecher ganz angetan. Er spricht wohl moduliert und nie monoton. Da macht es Freude zuzuhören. Seinen kleinen österreichischen Einschlag finde ich charmant. So, wie in vielen seiner frühen Filme, klingt er hier nicht wie ein Bösewicht, sondern einfach freundlich, wie ein netter Onkel, der einem Kind etwas erklärt. Oft hat man auf Deutsch nicht die Gelegenheit einem Oscar-Preisträger zu lauschen.

Es ersetzt kein Geschichtsbuch und kein Lernen für die Schule. Aber dieses Hörbuch kann etwas ganz Wichtiges: Kindern Geschichte als ganzheitliches Subjekt nahe zu bringen, zu verdeutlichen, dass es mehr um Zusammenhänge und das große Ganze, als um einzelne Jahreszahlen geht. Klar, es werden auch Jahreszahlen genannt, aber vom einmaligen Hören, prägt man es sich ja nicht ein. Daher werden oft auch zeitliche Parallelen und andere zeitliche Zuordnungen geschaffen. Es weckt vor allem Interesse und das finde ich wertvoll. Ab 10 Jahren wirklich zu empfehlen.

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