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Veröffentlicht am 18.03.2020

Familienroman mit besonderem Sprachstil - tiefsinnig, aber stellenweise ziemlich anstrengend

Die Glasschwestern
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Saphie lebt mit ihren beiden erwachsenen Kindern in der Stadt und arbeitet als Deutschlehrerin für Ausländer, Dunja führt ein Hotel in ihrem Heimatdorf an der früheren innerdeutschen Grenze. Dunja und ...

Saphie lebt mit ihren beiden erwachsenen Kindern in der Stadt und arbeitet als Deutschlehrerin für Ausländer, Dunja führt ein Hotel in ihrem Heimatdorf an der früheren innerdeutschen Grenze. Dunja und Saphie sind definitiv besondere Schwester, Zwillingsschwestern, von den Nachbarn auch „Glasschwestern“ genannt. Wie es der Zufall so will, sterben ihre beiden Ex-Ehemänner ausgerechnet am selben Tag. Die Trauer führt die Frauen zusammen, beide verarbeiten den Verlust aber auf völlig unterschiedliche Weise....

Franziska Hauser hat einen sehr außergewöhnlichen Schreibstil, für mich war er recht herausfordernd und manchmal anstrengend zu lesen. Sie schreibt aus der Perspektive der Schwestern, stets im Präsens, schildert all ihre Gedanken und Vorstellungen ungefiltert . Dabei kommt es immer wieder auch zu Zeitsprüngen, Gedanken laufen schließlich nicht chronologisch ab. Es fiel mir oft schwer, konzentriert zu lesen, ich empfand den Stil teilweise als überfrachtet, fast wie „Reizüberflutung“. Die unklare Sprache wirkt oft aber auch poetisch. Immer wieder finden sich im Text beeindruckende Formulierungen wie:
„Die Verbindung, die sie eben noch zueinander gesucht haben, wird zu einem schwarzen Loch und lässt die Schwestern wie zwei Sterne im All um Lichtjahre auseinanderrasen. Eine unheimliche Stille entsteht, und die Telefonleitung will nicht das leiseste Geräusch mehr übertragen.“
Die verwendeten Metaphern lassen viel Raum für Interpretationen. Auffällig auch die besonderen Kapitelüberschriften, Sprichwörter, wie „Was man sich wünscht, das glaubt man gern“, die immer mehr oder weniger versteckten Bezug zum Inhalt des Abschnitts haben und mir gut gefallen haben.

Durch den speziellen Schreibstil, der alle Gedanken der Schwestern exakt darstellt, werden die Schwestern für den Leser- zumindest im Moment des Lesens- zwar durchsichtig wie Glas, sind aber bei der Flut an Informationen über sie trotzdem sehr schwer zu fassen. Dunja und Saphie ändern im Laufe der Handlung ihrer Rollen, haben so beide etwas Uneindeutiges, Ambivalentes an sich. Daher waren sie mir trotz der sehr ausführlichen Charakterisierung emotional nicht besonders nah. Andere Figuren wie bspw. den Hotelangestellten Nino empfand ich als sympathischer.

Die Charaktere bestimmen die Handlung. Wichtiger Faktor der Handlung ist, was der Tod der Exmänner in den Schwestern bewirkt. Oft wird der Plot durch die Gedanken der Schwestern vorangetrieben. In den Köpfe der beiden „arbeitet“ es ständig und so gibt es immer etwas zu erzählen. Am Ende gelangt die Autorin zu einem stimmigen, runden Ende.

Franziska Hauser hat definitiv einen interessanten, nachdenklich stimmenden Roman geschrieben. Trotz aller negativen Gedanken der Figuren, einen mit positivem, versöhnlichem Abschluss. Anstrengend, herausfordernd, uneindeutig und ambivalent aber genauso besonders, künstlerisch und bemerkenswert. Ich werde „Die Glasschwestern“ noch öfter auf verschiedene Weise deuten, die beiden „undurchsichtigen“ Schwestern bleiben mir sicher noch länger in Erinnerung. Wer einen Faible für außergewöhnliche Sprache mit vielen Metaphern hat und Gelesenes gerne interpretiert, der wird an diesem Roman seine wahre Freude haben.

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Veröffentlicht am 13.03.2020

Spannende, aber ziemlich abstruse Story

Unter der Erde
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Schriftsteller Elias Haack hat seinen Großvater Wilhelm seit seiner Kindheit nicht mehr gesehen. Jetzt ist er zu dessen 90. Geburtstag eingeladen und daher unterwegs in das Dorf Volkow, wo der alte Herr ...

Schriftsteller Elias Haack hat seinen Großvater Wilhelm seit seiner Kindheit nicht mehr gesehen. Jetzt ist er zu dessen 90. Geburtstag eingeladen und daher unterwegs in das Dorf Volkow, wo der alte Herr noch immer lebt. Volkow wird es in ein paar Monaten nicht mehr geben, die Bagger aus dem umliegenden Tagebaugebiet rücken immer näher. Auf der Fahrt zum Dorf hat Elias einen Autounfall. So muss er länger im Dorf bleiben und abwarten, bis sein Auto repariert ist. Je mehr Zeit Elias in Volkow verbringt, desto seltsamer und dubioser kommt ihm dort alles vor. Irgendetwas haben die Bewohner zu verbergen.....

„Unter der Erde“ liest sich flüssig und gut verständlich. Stephan Ludwig schreibt in einem klaren, unkomplizierten Schreibstil, direkt und unverblümt. Stellenweise neigt er allerdings dazu, unnötige Floskeln zu gebrauchen. Vor allem der vielkritisierte Satz „Irgendwo bellte ein Hund.“ taucht für meine Begriffe im Roman zu oft auf.

Die Geschichte um das Dorf Volkow ist mehr als aufregend und extrem packend, daher habe ich das Buch fast „in einem Rutsch“ und ohne Pausen durchgelesen. Elias erlebt einen unvorstellbar grausigen Albtraum. Immer wieder wird auch in Rückblenden erzählt, so dass die Zusammenhänge mehr und mehr begreiflich werden. Die Handlung überrascht zweifelsohne, ich finde sie teils aber recht abstrus. Zu abstrus, um realistisch zu sein und zu wenig abstrus und abgehoben für einen Sci-Fi-Thriller.

Autor Stephan Ludwig hat interessante Figuren erdacht. Richtig identifizieren konnte ich mich aber mit keiner. Wilhelm zum Beispiel wirkt recht hart, Betty dümmlich und wie ferngesteuert, alle Dorfbewohner haben etwas Mysteriöses, Unechtes an sich. Protagonist Elias war mir nicht unsympathisch, er kommt aber etwas „weich und antriebslos“ rüber, ihm fehlt ein wenig der Biss. Die anfänglich Szene, wie er sich aufgrund einer Gehirnerschütterung am Tisch übergeben muss, wirkt beispielhaft und typisch für den Schriftsteller von Gruselromanen, der selbst nicht besonders hart im Nehmen zu sein scheint.

Ein spannender, nervenaufreibender- ja was genau eigentlich? - Krimi/Thriller/Sci-Fi Thriller?! Ich wurde beim Lesen sehr gut unterhalten, nachhaltig beeindruckt hat mich Ludwigs neuer Roman aber nicht. Mir persönlich liegen die Zorn-Bücher des erfolgreichen Autors definitiv mehr.

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Veröffentlicht am 06.03.2020

Hochinteressanter Roman, in holprigem Schreibstil verfasst

Die Schule am Meer
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1925 ziehen Anni Reiner, ihr Mann Paul und die drei Töchter auf die Insel Juist. Sie wollen dort gemeinsam mit engagierten Kollegen eine reformpädagogische Schule, ein Internat, gründen und ganz neu anfangen. ...

1925 ziehen Anni Reiner, ihr Mann Paul und die drei Töchter auf die Insel Juist. Sie wollen dort gemeinsam mit engagierten Kollegen eine reformpädagogische Schule, ein Internat, gründen und ganz neu anfangen. Doch für die neuen pädagogischen Ideen, gemeinsames gleichberechtigtes Miteinander und Lernen im Einklang mit der Natur hat nicht jeder Verständnis. So haben die Schulgründer mit viel Gegenwind zu kämpfen. Einige Bewohner der Insel wollen die Schule lieber heute als morgen geschlossen sehen. Und dann erleben die Nationalsozialisten nach und nach immer größeren Zulauf. Keine einfache Situation für die Jüdin Anni.

Das Cover ist definitiv sehr positiv hervorzuheben. Es erzählt seine eigene kleine Geschichte: Junge Mädchen im Badeanzug sind darauf abgebildet, sie wirken zufrieden, ein Foto aus den 20er Jahren, der Mode nach zu urteilen. Definitiv ein Hingucker. Gut gefällt mir auch der Verzicht auf die Plastikfolie, das passt ideal zum naturnahen Konzept der Schule.

Sandra Lüpkes Schreibstil macht es dem Leser nicht ganz leicht: Die Autorin schreibt recht unklar, ein wenig holprig, wechselt immer wieder die Zeitformen - Moskitos Perspektive ist z.B. immer im Präsens formuliert- . Diese sprachlichen Eigenarten wirken ein wenig sehr bemüht und gekünstelt und hemmen den Lesefluss. Ich musste mich beim Lesen erst an die Sprache gewöhnen.

Das Thema zu diesem Roman ist hochinteressant. Die Schule am Meer in Juist hat es wirklich gegeben. Das zugrundeliegende Konzept mit dem Schwerpunkt gleichermaßen auf musische, physische und handwerkliche Ausbildung war damals ziemlich revolutionär. So hat mich die Geschichte recht schnell gepackt und ich fand den Roman sehr informativ und unterhaltsam. Dass die Handlung manchmal nicht chronologisch erzählt wird, nimmt dem Buch leider allerdings ein wenig die Spannung. Einige, meiner Ansicht nach sehr wichtige, Ereignisse finden nicht direkt statt, der Leser erfährt erst später im Rückblick davon, während Nebensächliches viel intensiver und ausführlicher thematisiert wird.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Beschrieben werden die Sichtweisen der Lehrerin Anni Reiner, des Schüler Maximilian, genannt Moskito, dessen Familie in Südamerika eine Zinnmine besitzt und der an starkem Heimweh leidet, des Musiklehrers Eduard Zuckmayer, Bruder des berühmten Schriftstellers Carl Zuckmayer, der Köchin Fräulein Kea und des Mädchens Marje, das nur durch Vermittlung ihrer Tante Kea einen Platz in der Schule erhält. Auch die Blickwinkel des Nationalsozialisten und Gemeindediener Gustav Wenniger und der Hotelierstochter Therese Gerken, denen die Schule ein Dorn im Aug ist, werden geschildert. Dass unterschiedliche Charaktere im Fokus stehen sorgt für Abwechslung, schließlich stellt die Schule für verschiedene Personen, Lehrer, Schüler und Angestellte ihren Lebensinhalt dar. Auch die Dorfbewohner sind vom Schulbetrieb beeinflusst. Trotzdem sich Autorin Lüpke beim Schreiben auf bestimmte Figuren konzentriert, fällt es schwer, sich auf diese einzulassen, sie blieben mir oft fremd und zu blass. Sympathisch waren mir zum Beispiel Anni oder Marje, darüber hinaus entwickelte ich aber keinen besonderen Zugang zu ihnen.

Ich hatte was das Buch „Die Schule am Meer“ betrifft sehr hohe Erwartungen. Diese konnte der Roman letztendlich nicht ganz erfüllen. Das sehr interessante Thema hat die auf Juist aufgewachsene Autorin etwas „verhalten“ und verkrampft umgesetzt. Gerade durch den eigenwilligen Schreibstil wurden meine Emotionen während der Lektüre gebremst, ein intensives Mitfiebern mit den Figuren blieb aus. Lesenswert, weil die Geschichte authentisch ist, einen realen historischen Hintergrund hat, aber für mich kein überragender „groß angelegter Gesellschaftsroman“.

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Veröffentlicht am 23.01.2020

Fulminanter extrem spannender Beginn, unbefriedigendes Ende

Die Wälder
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Nina ist als Ärztin beruflich sehr eingespannt. Daher bekommt sie leider erst viel zu spät mit, dass Tim, ihr bester Freund aus Kindertagen, dringend versucht hat, sie zu erreichen. Nun ist er tot. Das ...

Nina ist als Ärztin beruflich sehr eingespannt. Daher bekommt sie leider erst viel zu spät mit, dass Tim, ihr bester Freund aus Kindertagen, dringend versucht hat, sie zu erreichen. Nun ist er tot. Das große Rätsel, wie seine Schwester Gloria vor 20 Jahren in den Wäldern rund um sein Heimatdorf einfach verschwinden konnte, bleibt ungeklärt. Bis kurz vor seinem Tod hat Tim wie besessen versucht, Glorias Schicksal zu erforschen. Nur „das letzte Puzzleteil“ fehle noch, so seine Nachricht auf Ninas Mailbox. In einem Brief an Nina hat er akribisch aufgeschrieben, wie er genau Glorias Verschwinden aufklären möchte. Nun ist es an Nina, Tims Suche nach Gloria zu vollenden. Sie begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit, in das Dorf und die umliegenden unergründlichen Wälder, wo Gloria zuletzt lebend gesehen wurde....

Melanie Raabes Thriller beginnt rasant. Sie schreibt derart spannend und fesselnd, reiht einen Höhepunkt, einen „Cliffhanger“ an den nächsten, dass es mir beim Lesen fast den Atem raubte. Diese Spannung geht auf Kosten der Tiefe der Charaktere, aber das stört mich nicht. Mit Nina habe ich mitgefiebert, um ihren treuen Freund Tim getrauert, die restlichen Figuren haben mich weniger berührt. Leider kann Raabe ihr anfängliches Erzähltempo aber nicht aufrechterhalten. Gegen Ende flacht die Spannung immer mehr ab und am Schluss war ich ziemlich enttäuscht, meinen hohen Erwartungen konnte Raabe also leider nicht standhalten. Das Ende kommt zweifelsohne sehr überraschend. Auch wenn ich den Handlungsverlauf so nicht erwartet habe, empfand ich den Schluss nach dem fulminanten Beginn als unbefriedigend, ja fast unwürdig.

Ich habe bisher alle Bücher von Melanie Raabe mit Begeisterung gelesen, dieses war für mich ihr schwächstes. Nichtsdestotrotz beweist die Autorin auch mit „Die Wälder“, wie wahnsinnig spannend und mitreißend sie schreiben kann und ich freue mich jetzt schon wieder auf ihren nächsten Roman.

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Veröffentlicht am 21.01.2020

Etwas spröder Roman über eine Berliner Kunsthändlerfamilie während des Aufstiegs der NSDAP

Die Galerie am Potsdamer Platz
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Was sie bis jetzt von der Stadt gesehen hatte, gefiel ihr. Quecksilbrig und gefährlich war es, düster, dreckig, billig. Aufregend, schnell und bevölkert von den interessantesten Menschen. Wenn sie irgendetwas ...

Was sie bis jetzt von der Stadt gesehen hatte, gefiel ihr. Quecksilbrig und gefährlich war es, düster, dreckig, billig. Aufregend, schnell und bevölkert von den interessantesten Menschen. Wenn sie irgendetwas erreichen wollte, dann hier. Aber sie musste auch aufpassen. Berlin ernährte sich von Leichtsinn und Gutgläubigkeit. Diese Stadt zog viele an: Glücksritter genauso wie Künstler, Elende wie Verwahrloste, die Hoffnungsvollen und die Optimisten- alle hofften ihr Glück zu machen oder in der Masse unterzutauchen“.
Alice Waldmann reist 1930 nach dem Tod ihrer Mutter in das pulsierende Berlin, um ihre Großmutter Helena zur Rede zu stellen, deren Verhältnis zu ihrer Tochter, Alices Mutter, zuletzt sehr belastet war. Helena weigert sich aber, mit Alice zu sprechen. Stattdessen nehmen Tante Rosa und ihre Onkel Johann, Rosas Mann, und Ludwig sich ihrer an. Sie darf nicht nur bei Rosa und Johann in Berlin wohnen, später beschließen die Onkel sogar, gemeinsam mit Alice die ehemalige Kunstgalerie der Familie wieder zu eröffnen, allerdings sind sie dabei auf die Unterstützung des zwielichtigen Nationalsozialisten Erik Wolfferts angewiesen. Alice entdeckt zudem ihre Leidenschaft fürs Fotografieren und für den Deutsch-Iren John Stevens, Johanns Assistenten. Bald schon wird alles überschattet von den schwierigen politischen Verhältnissen und dem Aufstieg der NSDAP. Keine einfachen Zeiten für die Kunst und die Liebe.....

Die Sprache des Romans korrespondiert über weite Strecken mit dem einfachen schnörkellosen Cover. Aber Autorin Alexandra Cedrino kann es durchaus besser und formuliert beeindruckende Sätze wie: „Jedes Bild- wirklich jedes- hat eine eigene Persönlichkeit. Manche sind duldsam, sie bleiben gerne ein Leben lang an einem Ort. Manche sind gleichgültig, sie dämmern in einer Art Halbschlaf vor sich hin, und es ist ihnen egal, wo und bei wem sie hängen (...) Und manche sind aufmerksam, sie nehmen genau wahr, was um sie herum passiert und wo sie hängen“. Gerade, wenn es um die Kunst geht, spürte ich beim Lesen die große Leidenschaft der Autorin für Gemälde und Bilder. Dann haben mich ihre Worte regelrecht mitgerissen. Insgesamt liest sich der Roman zwar stets flüssig, aber überwiegend schlicht, für meine Begriffe manchmal fast ein wenig zu schlicht und nüchtern.

Die Handlung des Romans war für mich durchaus interessant, vor allem da die Autorin selbst aus einer Familie von Kunsthändlern stammt, sicherlich einiges zu erzählen hat und eigene Erfahrungen einfließen lässt. Für mich hätte die Geschichte aber durchaus noch mehr Dramatik vertragen können. Phasenweise erscheint der Plot eher verhalten dahintröpfelnd als richtig spannend.

Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten, mich mit den Figuren zu identifizieren, so hatte ich den Eindruck, Cedrino legt mehr Wert auf das Thema „Kunst“ als auf ihre Protagonisten. Ihre Figuren blieben für mich seltsam blass und spröde, richtige Sympathie empfand ich für niemanden. Im weiteren wurden die Charaktere zwar etwas lebendiger und tiefgründiger, aber wirklich nah kamen sie mir nicht, eher so als würde ich sie durch eine Glasscheibe aus der Entfernung oder auf einem Bild betrachten. Ich fand mich nicht „mitten drin in der Geschichte“ wieder. Diese Distanz zu ihren Figuren könnte aber von der Verfasserin durchaus auch so gewollt sein. Alice will mit ihrer Kamera „das Leben fotografieren“. Was möchte die Autorin abbilden? Vielleicht eher die Kunstszene, die aufregende Stadt und weniger die einzelnen Personen ....

Alles in allem ein unterhaltsamer Roman, der mich aber nicht richtig „gepackt“ hat. Ich möchte dennoch wissen, wie es mit Alice und ihrer Familie weitergeht und werde sicherlich den zweiten Teil nach Erscheinen auch lesen. Dabei wünsche ich mir, dass die Autorin, die durchaus schreiben kann und einiges zu erzählen hat, die „angezogene Handbremse löst“ und der Handlung und den Personen in der Fortsetzung etwas mehr „Leben“ verleiht.

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