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Franziska19

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Veröffentlicht am 16.03.2020

Technischer Fortschritt und altbekannte Motive

Elanus
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Jona ist ein hochbegabter und intelligenter Junge, der aufgrund seiner Leistungen ein Stipendium an einer Elite-Universität bekommen hat. Doch so genial er auch in physikalischen und mathematischen Berechnungen ...

Jona ist ein hochbegabter und intelligenter Junge, der aufgrund seiner Leistungen ein Stipendium an einer Elite-Universität bekommen hat. Doch so genial er auch in physikalischen und mathematischen Berechnungen ist, so schwer fällt ihm auch die zwischenmenschliche Kommunikation und Empathie. Deswegen dauert es nicht lange und es kommt zu ersten Auseinandersetzungen mit Kommilitonen und Lehrenden. Dies liegt vor allem auch daran, dass Jona mehr daran interessiert ist die Handynummern seiner Mitmenschen zu erfahren als sie wirklich kennen lernen zu wollen. Die Nummern nutzt er, um eine unsichtbare Spy-Software auf den Geräten zu installieren, sodass es ihm möglich seine Drohne auf die Verfolgung seiner Mitmenschen anzusetzen. Eigentlich nutzt Jona diese Drohne mehr, um seine Neugierde zu stellen. Neugierde mit dem technischen Fortschritt seiner Drohne bestimmte Hindernisse zu überwinden als auch weitere Dinge über seine Mitmenschen zu erfahren, eben weil ihm die direkte Kommunikation so schwer fällt - schlechte Absichten verfolgt er eigentlich nicht, aber durch seine leichtsinnige, noch sehr spätpubertierenden Egozentrismus gerät er in die Fugen verschiedener Geheimnisse und Machtstrukturen zwischen Universität und gesellschaftlichen Insitutionen der Stadt. So wird es für ihn auch physisch immer gefährlicher, bis er schließlich davon überzeugt ist, dass ihn jemand umbringen möchte. Und alles scheint mit dem mysteriösen Universitätsdirekter zusammenzusammen, dem er bisher noch nie persönlich begegnet ist.

Ein toller und faszinierender, technisch-aktueller Jugendroman mit interessanten Figuren und einem sehr gelungenen Spannungsbogen.

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Veröffentlicht am 23.01.2020

De Böskupp över de Heimaad

Mittagsstunde
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Ich komme zwar auch aus dem Norden Deutschlands, aber Nordfriesland und seine Dörfer sind dann trotzdem noch ein Stück entfernt. Umso schöner fand ich es in diese Welt einzutauchen und bin Dörte Hansen ...

Ich komme zwar auch aus dem Norden Deutschlands, aber Nordfriesland und seine Dörfer sind dann trotzdem noch ein Stück entfernt. Umso schöner fand ich es in diese Welt einzutauchen und bin Dörte Hansen für ihre "Mittagsstunde" sehr dankbar.
Ich danke ihr sehr für....
...die autenthischen, eigenartigen Charaktere;
...die Botschaft sich als Mensch nicht zu ernst zu nehmen, da die Natur doch um einiges stärker ist;
...die lebensnahen und realistischen plattdeutschen Dialoge;
... eine Geschichte mal aus einer ganz anderen Perspektive lesen zu können;
...den Einblick in das sich verändernde moderne Leben von Landwirten (oder was Menschen machen, wenn sie nicht mit den neuen Trends gehen können)
...
Und noch viel mehr, was dieses Buch so sehr lesenswert macht. Denn eigentlich passiert in der Gegenwart der Geschichte gar nicht so viel: Ingwar Feddersen kehrt aus Kiel in sein Heimatdorf zurück, um sich ein Jahr Auszeit zu nehmen und sich um seine ältere und zunehmend gebrechlichere Verwandtschaft zu kümmern. Vielmehr sind die Rückblicke interessant, die ihn während der Zeit immer wieder einholen. Dadurch erfährt der Leser, wie sich die Menschen und die Dorfegemeinschaft und -landschaft und Brinkebüll in den letzten 48 Jahren verändert hat, mit welchen Herausforderungen und Entwicklungen die Menschen umgehen mussten und wie neue Perspektiven aussehen. Eigentlich eine eher unspektakuläre Handlung, aber sehr "naturnah" und dadurch so eindringlich.

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Veröffentlicht am 09.01.2020

Die Welt der Buchstaben

Das Geschenk
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Milan ist ständig im Stress: als Analphabeth bleiben ihm viele Türen verschlossen. Und oft versucht er unbemerkt bei Lese- und Schreibanforderungen im Alltag einen Ausweg zu finden. Ob das die Programmierung ...

Milan ist ständig im Stress: als Analphabeth bleiben ihm viele Türen verschlossen. Und oft versucht er unbemerkt bei Lese- und Schreibanforderungen im Alltag einen Ausweg zu finden. Ob das die Programmierung des Navigationsgerätes, der Verzicht auf Social Media, komplizierte Strategien beim Restaurantbesuch ohne die Speisekarte lesen zu können oder Zeichnungen statt Notizen beim Arbeitsplatz, Milan muss sich ständig neue Lösungen einfallen lassen, um mit diesen Situationen umzugehen, weil er um jeden Preis verhindern möchte, dass seine Leseunfähigkeit aufgedeckt wird.

Eines Tages ist er auf dem Weg zur Arbeit, als ein Mädchen einen Zettel an eine Autoscheibe hält. Er kann zwar nicht lesen, was auf diesem Zettel steht, aber er fühlt sich zu dem Mädchen sofort verbunden und ahnt an ihrem Blick, dass es eine Art Hilfe-Ruf ist. Als er seiner Freundin die Zeichnung zeigt, die er von dem Zettel gemacht hat, ist sie sofort entsetzt, da es sich offenbar um einen Entführungsfall handelt. Und damit beginnt eine Verfolgungsjagd, die Milan zurück zu seiner jugendlichen Vergangenheit führt, zurück nach Rügen. Auf eine Insel, in der sich in einer Nacht sein komplettes Leben verändert hat als seine Mutter ums Leben gekommen ist und er bei dem Brand des Elternhauses ebenfalls beinahe gestorben wäre. Doch Milans Erinnerungen an seine Kindheit und Jugendzeit sind sehr verschwommen und beim Fortschreiten der Handlung merkt er, dass fast alles anders gelaufen ist, als er gedacht hat. Und vor allem scheinen die Buchstaben ihm längst nicht so unleserlich gewesen zu sein wie heute.

Mich hat "das Geschenk" von Sebastian Fitzek auf eine ganz besondere Art und Weise berührt. Milan ist nicht durch Zufall zum Analphabeten geworden, was seine Geschichte noch viel trauriger und irgendwie hoffnungsloser macht. Viele unterschiedliche Menschen haben falsche Entscheidungen getroffen, sodass Milan so lebt wie er lebt. Dabei hätte er ein vollkommen anderes Leben führen können. Ich selber habe jeden Tag mindestens ein Buch in der Hand - ob privat oder beruflich - ohne Lesen würde mein Welt nicht existieren - und deswegen finde ich es sehr gelungen, wie Sebastian Fitzek die Welt eines Analphabeten dargestellt.

Es ist, meiner Menung nach, nicht einer seiner spannensten Thriller, auch nicht der rasanteste, dafür aber sehr interessant - und die bewährte unerwartete Wendung findet auf jeden Fall statt!

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Veröffentlicht am 04.11.2019

Abenteuer unter Wasser - ein immer gern gelesener Klassiker

20000 Meilen unter den Meeren
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20.000 Meilen unter dem Meer - so eine weite Strecke legt der Biologe Prof. Arronax mit dem Harpunier Ned Land und seinem getreuen Diener Conseil auf dem Unterwasserseeboot "Nautilus" von dem rachsüchtigen ...

20.000 Meilen unter dem Meer - so eine weite Strecke legt der Biologe Prof. Arronax mit dem Harpunier Ned Land und seinem getreuen Diener Conseil auf dem Unterwasserseeboot "Nautilus" von dem rachsüchtigen und komischen Kapitän Nemo zurück. Dabei werden sie Teil der Unterwasserexpedition, entdecken viele neue Abschnitte der Welt, lernen neue Tiere und Pflanzen kennen und müssen auch lebensgefährliche Situationen meistern. Dabei steckt zumindest Prof. Arronax in dem immer wiederkehrenden inneren Kampf zum Dasein auf der Nautilus von Kapitän Nemo als "Quasi-Gefangener" verdammt zu sein, ständig die Flucht planend und auf der anderen Seite der Neugierde des Forscher-seins ausgeliefert, der die Abenteuer und Neuartigkeit der Unterwasserwelt gerne noch viel länger untersuchen könnte.
Wäre da nur nicht der Kapitän Nemo mit seiner undurchschaubaren, aber auf eine gewisse Art und Weise brutale Charaktereigenschaften und den unglaublichen Menschen- und Erdenhass, weswegen er sich zur Flucht vor den Menschen dieses Unterwasserseeboot erbaut hat.

Auf unglaubliche Weise für mich hat es Jules Verne schon im neunzehnten Jahrhundert geschafft einen unglaublich modernen und immer wieder spannend zu lesenden Klassiker der Weltliteratur zu schreiben!

Veröffentlicht am 22.10.2019

Wenn einer ausversehen einen Mord begeht...

Achtsam morden
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...lässt der zweite nicht lange auf sich warten. Zumindest nicht, wenn man Anwalt für einen "Bäh-Mandatenten (= Kurzzusammenfassung für einen gewalttätigen und grenzdibilen Waffenhändler, Mörder, Bordell-Besitzer ...

...lässt der zweite nicht lange auf sich warten. Zumindest nicht, wenn man Anwalt für einen "Bäh-Mandatenten (= Kurzzusammenfassung für einen gewalttätigen und grenzdibilen Waffenhändler, Mörder, Bordell-Besitzer und Schwarzgeldwäscher der eine Bande des organisierten Verbrechens anführt) in einer großen Kanzlei ist, das zufällige Opfer eben jener angesprochene Bäh-Mandat ist, man sich dadurch vielen Ultimaten ausgesetzt sieht, die man bekommt, weil man versucht den Mord zu vertuschen und sich gleichzeitig deswegen quasi an die spitze der organisierten Verbrecherbande setzt.

So ergeht es zumindest Björn Diemel. Er ist ausgebrannter Anwalt in einer großen Ehekrise, kaum Zeit für seine Tochter und kurz vorm Durchdrehen.
Doch dann beginnt er zum Glück mit einem Achtsamkeits-kurs, der ihm hilft sein Leben gwaltig umzukrempeln, neu zu ordnen und zu strukturieren und den dadurch neu entstehenden Herausforderungen mit einer Haltung tiefer Entspanntheit gegenüberzutreten.

Meiner Meinung nach hat Karsten Dusse einen sehr modernen Kriminalroman geschrieben, der einen sehr sympathischen Hauptcharakter hat, obwohl der Leser zu Beginn der Handlung nicht versteht, warum er sein Leben so lebt, wie er es im Moment tut, und mit einer sehr erfrischenden Prise Humor. Ein gewisses makaberes Ende hat die Geschichte zwar, aber immerhin erfährt der Leser vorher viele wertvolle Tipps zu Achtsamkeit, sodass man dieses Ende auch als Leser mit einer gewissen Entspanntheit begegnet. Frei nach dem Motto: wenn ich schlafe, dann schlafe ich; wenn ich esse, dann esse ich; wenn ich warte, dann warte ich und wenn ich morde, dann morde ich (aber bitte ohne direkt Hand anzulegen, sondern ganz zufällig achtsam).