Gibt es den perfekten Ort?
Äußerlich stark verändert kommt Raffaele nach seinem Militärdienst in sein Heimatdorf auf Sardinien zurück, wo er von seiner Verlobten Ester erwartet wird. Ihre Enttäuschung ist groß, denn er ist dick ...
Äußerlich stark verändert kommt Raffaele nach seinem Militärdienst in sein Heimatdorf auf Sardinien zurück, wo er von seiner Verlobten Ester erwartet wird. Ihre Enttäuschung ist groß, denn er ist dick und kahlköpfig geworden. Trotzdem will sie ihn heiraten, denn sie möchte unbedingt raus aus dem Dorf, weg von der Insel aufs gelobte Festland. Auch Raffaele fühlt sich an sein Versprechen gebunden, obwohl er sich in der Zwischenzeit in eine andere verliebt hat. So heiraten sie und ziehen zunächst nach Genua, wo sich Ester jedoch von Anfang an unzufrieden und unglücklich fühlt. Das Paar zieht weiter nach Mailand, wo ihre Tochter Felicita geboren wird. Aber auch hier ist Ester stets missvergnügt und freudlos, so dass sich Raffaele entschließt, mit seiner Familie nach Sardinien zurückzukehren. Hier wächst Felicita auf und, anders als ihre Mutter und trotz ihrer pummeligen Statur, ist sie stets vergnügt und fröhlich. Sie verliebt sich unsterblich in den adeligen Sisternes, bricht die Schule ab und zieht nach Cagliari, als sie von ihm ein Kind erwartet. Sie ist zufrieden mit ihrer bescheidenen kleinen Wohnung, liebt das ärmliche Viertel mit seinen multikulturellen Bewohnern und vergöttert ihren musikalischen Sohn Gregorio. Durch ihr freundliches Wesen und ihre stets positive Lebenseinstellung ist sie in der Lage, Freunde zu gewinnen und trotz eigener Schicksalsschläge die Gemüter verhärmter Menschen zu erwärmen …
Milena Agus ist eine italienische Schriftstellerin, die 1959 als Kind sardischer Eltern in Genua geboren wurde. Heute lebt sie in Cagliari auf Sardinien, wo sie an einer Schule Italienisch und Geschichte unterrichtet. Sie hat bereits mehrere erfolgreiche Romane geschrieben, die alle auf Sardinien spielen. Ihr wohl bekanntestes Buch ist „Die Frau im Mond“, ein internationaler Bestseller, der 2016 auch verfilmt wurde.
Die Insel Sardinien besteht zu 75 % aus Granit- und Schiefergestein, ist wunderschön, jedoch felsig und entsprechend karg. Ebenso karg und doch voller Leben und Aussagekraft ist auch der Schreibstil der Autorin. Man muss zwischen den Zeilen lesen und vieles selbst interpretieren, dann entdeckt man durchaus liebevolle Details und sogar eine gewisse poetische Stimmung. Milena Agus ist es sehr gut gelungen aufzuzeigen, dass es am Menschen selbst liegt, ob er sein Leben positiv oder negativ empfindet und dass das Glück nicht von materiellen Dingen abhängig ist. Felicita liebt die Welt wie sie nun mal ist und ist glücklich damit, während ihre Mutter Ester ihr ganzes Leben lang rastlos auf der Suche ist. Das Ende kommt plötzlich und lässt einige Fragen offen, gerne hätte ich noch mehr erfahren.
Fazit: Ein poetisches Buch, randvoll mit Gefühlen, das gut unterhält und zum Nachdenken anregt – wenn man zwischen den Zeilen zu lesen versteht.