Cover-Bild Unerhörte Stimmen
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kein & Aber
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 13.05.2019
  • ISBN: 9783036957906
Elif Shafak

Unerhörte Stimmen

Michaela Grabinger (Übersetzer)

So sehr Leila es auch dreht und wendet: Sie wurde ermordet.Wie konnte es zu dieser Tat kommen? Fieberhaft denkt sie zurück an die Schlüsselmomente ihres aufreibenden Lebens, an den Geschmack von gewürztem Ziegeneintopf aus ihrer Kindheit, an den Gestank der Straße der Bordelle, wo sie arbeitete, und den Geruch von Kardamomkaffee, den sie mit einem jungen Mann teilte, der zu ihrer großen Liebe wurde.

Elif Shafak erzählt in ihrem neuen Roman von einer Frau, die am Rand der Gesellschaft Halt sucht, wo die Freundschaften tief ist, aber das Glück flüchtig.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.02.2020

Tief berührend

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Es gibt Bücher, die sind erst Liebe auf den zweiten oder dritten Blick.

Als ich "unerhörte Stimmen" das erste Mal in London als signierte Ausgabe entdeckt habe, habe ich es blöderweise wieder zurückgelegt ...

Es gibt Bücher, die sind erst Liebe auf den zweiten oder dritten Blick.

Als ich "unerhörte Stimmen" das erste Mal in London als signierte Ausgabe entdeckt habe, habe ich es blöderweise wieder zurückgelegt und konnte damit erst einmal nichts anfangen. Dennoch ist das Buch irgendwie hängen geblieben und so ärgere ich mich bis heute, dass ich es damals nicht mitgenommen habe!

Als ich bei der Lesung von Elif Shafak auf der FBM19 war wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt ganz schnell brauche! Die Autorin ist einfach so unglaublich inspirierend und ihre Story in "Unerhörte Stimmen" faszinierend!

So habe ich eine lange Wartezeit beim örtlichen Buchhändler meines Vertrauens in Kauf genommen, um zumindest die gleiche Ausgabe wie die durch die Lappen gegangene Londonder in Händen halten zu können.

Und ich bin unendlich froh, dass ich mir doch noch dieses Buch angeschafft habe! Dieses Buch ist so fantastisch und hat so viele Emotionen in mir ausgelöst wie erhofft. Es gehört für mich zu den besten Büchern 2019 und zu meinen All Time Favorites!

Alleine die Storyline ist so berührend wundervoll, dass es mich tief angerührt hat. Leila durch ihre letzten Minuten zu begleiten und dabei mit ihr auf ihr Leben zurückzublicken, war bittersüß.


In verschiedenen Episoden wird Leilas Leben als Frau in der Türkei und damit auch die bestehenden gesellschaftlichen Probleme beleuchtet. Man blickt zurück auf eine schwere Kindheit mit Missbrauch, elterlicher Kälte und dem Gefühl des Verlorenseins und der Zerrissenheit zwischen der leiblichen und der offiziellen Mutter. Es zeigt die Bigotterie und der Geschlechterungleichheit der Gesellschaft auf und dem Konflikt zwischen Fortschritt und Religion.


Auch im Hinblick auf Leilas späteres Leben als Prostituierte ist ein wahres Gesellschaftsbild. Ihre Freunde, ihre Wasserfamilie bilden exemplarisch gefühlt alle gesellschaftlichen Randgruppen ab und zeigen die Ignoranz der Gesellschaft auf. Umso berührender wenn man weiß, dass Leilas Geschichte grob auf wahren Begebenheiten beruht.


Leilas Geschichte ist aber auch eine voller Hoffnung und voller Zuversicht und Vertrauen in die Familie, die wir uns aussuchen - unsere engsten Freunde. Sie stehen für Leila ein und wenn auch sonst niemand um Leila trauert, wollen sie ihr gemeinsam die letzte Ehre erweisen.


Ein wirklich berührendes Buch einer großen Autorin, die magisch mit Worten umzugehen weiß. Ein Buch, das sicher nicht nur mich zu Tränen rühren wird. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 24.01.2020

Die Ausgestoßenen Istanbuls

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Elif Shafak - Unerhörte Stimmen

Ein spannendes Konzept und ein toller Schreibstil – was will man mehr!
Die soeben ermordete und in einer Mülltonne in Istanbul entsorgte Leila, erzählt aus ihrem Leben. ...

Elif Shafak - Unerhörte Stimmen

Ein spannendes Konzept und ein toller Schreibstil – was will man mehr!
Die soeben ermordete und in einer Mülltonne in Istanbul entsorgte Leila, erzählt aus ihrem Leben. Denn nach dem Tod eines Menschen kann das Gehirn noch gut zehn Minuten aktiv sein.
Ein wirklich ungewöhnlicher Anfang. Empathie stellt sich erst nach und nach ein, wenn man die Person Leila besser kennenlernt.

Sie erzählt davon, wie es zu ihrem viel zu frühen Tod kommen konnte. Sie erinnert sich an ihre Kindheit in einem kleinen Dorf in der Türkei, an den Missbrauch durch den Onkel und an die darauf folgende Vertuschung und daran, wie sie schließlich vom Vater verstoßen wurde. Kaum in Istanbul angekommen, landet sie schon in der Prostitution.

Nicht nur Leila, auch ihre fünf Freunde erheben ihre Stimmen und das hat durchaus etwas Anklagendes. Denn sie alle wurden auf verschiedene Art und Weise an den Rand der Gesellschaft gedrängt, ohne Hoffnung auf Rehabilitation. Alle fünf Schicksale werden dem Leser vorgestellt.
Nun wollen sie sich nicht damit abfinden, dass ihre Freundin in aller Eile auf dem Friedhof der Geächteten begraben wurde. Einmal wollen sie sich wehren gegen die Mächtigen und die Ungerechtigkeit. Und nun verändert der Roman auch seine Struktur. Nun erzählt nicht mehr Leila die Geschichten aus der Vergangenheit, nun befinden wir uns mit ihren Freunden inmitten eines waghalsigen Abenteuers. Das kann man mögen oder auch nicht. Ein klein wenig hanebüchen fand ich den Roman gegen Ende schon. Aber das sei der Autorin verziehen.

Elif Shafak hat selbst türkische Wurzeln, lebt aber schon lange nicht mehr dort. Sonst könnte sie auch nicht so schreiben wie sie es tut. Erfrischend modern und direkt prangert sie Missstände und Widersprüche der türkischen Kultur und Traditionen an. Ein falsches Ehrgefühl, das den Mord an Leila und sehr viel Leid zuvor überhaupt erst möglich gemacht hat. Vor allem aber tut sie das unglaublich eindringlich und fesselnd. Auch nach einem langen Arbeitstag kann man das Buch kaum weglegen, vor Spannung ob der Schicksale dieser armen Menschen. Diese sind manchmal kaum zu ertragen, unendlich traurig. Aber sprachlich immer top.

Es wird viel von Kultur und Bräuchen der Türkei vermittelt, allerdings immer die Seite der Opfer des Systems betrachtend. Elif Shafak verleiht durch Leila den Ausgestoßenen ihre Stimme.
Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 14.11.2024

Skurril

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„ Vieles in diesem Buch ist wahr und alles erfunden.“

Dieser Satz aus den Anmerkungen am Ende des Buches trifft absolut zu. Elif Shafak hat eine sehr skurrile Geschichte geschrieben, in der unterschwellig ...

„ Vieles in diesem Buch ist wahr und alles erfunden.“

Dieser Satz aus den Anmerkungen am Ende des Buches trifft absolut zu. Elif Shafak hat eine sehr skurrile Geschichte geschrieben, in der unterschwellig ganz viel Gesellschaftskritik steckt.

Es ist ein Buch über Menschen, die nicht hineinpassen in die Gesellschaft und Freunde, die die Ursprungsfamilie ersetzen, die „Wasserfamilie“ die verlässlicher und liebevoller ist als die „Blutfamilie“.

Leila ist eine Prostituierte, die gleich auf der ersten Seite ermordet wird.

In den letzten Minuten, in denen ihr Herz schon aufgehört hat zu schlagen und das Gehirn noch funktioniert, kommen die Erinnerungen an ihr Leben zurück, an ihre Kindheit im Dorf, an den Vater und seinen 2 Frauen, die Frau, die sie Tante nannte, obwohl sie ihre Mutter war, ihre Flucht in den Moloch der Großstadt Istanbul.

Schnell ist sie in Istanbul in der Straße der Bordelle gelandet, denn verstoßen von der Familie, musste sie irgendwie überleben. Leila ist eine starke Frau und am Ende hat sie fünf Freunde, die ehrlich um sie trauern.

Auch deren Geschichte erfahren wir in diesem Roman. Es sind wie Leila Außenseiter der Gesellschaft aber gemeinsam können sie sich vor dem Hass und den Beleidigungen im Alltag schützen.

Elif Shafak zeichnet in ihrem Buch ein Bild der Türkei von heute mit Traditionen und Aberglauben von gestern. Es war teilweise etwas abgedreht aber eine durchaus interessante Lektüre.

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