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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2020

Schwierige Zeiten

Zur Sache, Mädels
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„...Ich finde es ganz furchtbar, dass man Suzan auf dem Foto erkennen kann. Ohne ihre Einwilligung hätte es doch gar nicht veröffentlicht werden dürfen, oder?...“

Suzan ist von Marianne, der Mutter eine ...

„...Ich finde es ganz furchtbar, dass man Suzan auf dem Foto erkennen kann. Ohne ihre Einwilligung hätte es doch gar nicht veröffentlicht werden dürfen, oder?...“

Suzan ist von Marianne, der Mutter eine Arbeitskollegin, eingeladen wurden. Sie will ihre Freundinnen mit einer Toy-Party überraschen. Dort werden erotische Spielzeuge, Lotionen und Dessous vorgestellt. Mit solchen Veranstaltungen bessert Suzan ihre Haushaltskasse auf. Sie ist alleinerziehend und hat eine 18jährige Tochter.
Suzan ahnt nicht im mindestens, dass diese eine Party ihr Leben völlig durcheinander bringt.
Die Autorin hat eine realistische und spannende Geschichte geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er weist an passenden Stellen humorvolle Züge auf. Man kann es auch als Ironie bezeichnen.

„...Sport, mindestens acht Stunden Schlaf und ganz viel Wasser trinken, das ist das Geheimrezept der Stars und Sternchen...“

Das Eingangszitat bezieht sich darauf, dass Suzan in einer für sie schwierigen Situation im öffentlichen Raum fotografiert wurde. Zu Suzans Freundeskreis gehört Danny. Mir gefällt genau an dieser Stelle, wie er den Frauen sachlich erläutert, wie sie sich gegen solche Attacken wehren können und was sie tunlichst unterlassen sollen, weil es viel zu gefährlich ist. Hier kommt die Kurzfassung.

„...Den Typen wird man eh nicht finden und was die hirnlosen Kommentare betrifft: Ignorieren, blockieren oder sperren...“

Die Autorin versteht es, auf wenigen Seiten humorvolle Themen mit sachlichen Fakten und spannenden, ja gefährlichen Szenen zu kombinieren. Gut, dass sich Suzan auf ihre Tochter und ihren Freundeskreis verlassen kann. Sie geben ihr die Stärke, das Geschehen aufzuarbeiten.
Das Besondere am Buch ist die Rahmenhandlung aus Prolog und Epilog. Hier kommt Suzan selbst zu Wort. Sie gibt einen kurzen Einblick in ihr Leben. Den Epilog leitet sie mit folgenden Worten ein:

„...Man gut, dass ich hier das letzte Wort habe, denn das Ende meiner Geschichte hatte sich die Autorin nur ausgedacht, wahrscheinlich, um mich nicht schon wieder als Chaosqueen darstellen zu müssen...“

Das Zitat sagt mehr als viel Worte von mir.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 24.01.2020

Was ist blos auf dem Reiterhof los?

Ein rätselhafter Unfall und die Suche nach Respekt
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„...Ihr habt es diesem Mädchen zu verdanken, dass wir uns andere Beute suchen! Nehmt euch daran ein Beispiel und wendet euch dem wahren Gott zu!...“

Die Geschichte beginnt im Jahre 788 n. Ch. In einem ...

„...Ihr habt es diesem Mädchen zu verdanken, dass wir uns andere Beute suchen! Nehmt euch daran ein Beispiel und wendet euch dem wahren Gott zu!...“

Die Geschichte beginnt im Jahre 788 n. Ch. In einem Dorf lebt Magdalena bei ihren Vater. Als einzige aus der Familie ist sie Christin. Ihr Vater ist ein Priester des alten Kultes. Magdalenas Behinderung wird darauf zurückgeführt, dass sie sich vom alten Glauben abgewandt hat. Als die Reiter Karl des Großen ins Dorf kommen, bekennt sie sich zu ihrem Glauben. Wie das Eingangszitat zeigt, wird nur deshalb das Dorf vor einer Plünderung verschont.
Dann wechselt das Geschehen in die Gegenwart Emma belauscht im Pferdestall ein Gespräch. Ein ihr Unbekannter will, dass der Besitzer den Hof verkauft. Dann bietet er ihm eine Wette an. Die kann Emma leider nicht mehr hören.
Am nächsten Tag ist Silvermoor verschwunden, das Pferd von Isabelle. Sie ist die Tochter des Reitstallbesitzers.
Eigentlich aber sind Emma und ihre Freunde Antonia, Franky und Jaron auf der Suche nach einem Schatz.
Die Autoren haben ein spannendes Kinderbuch geschrieben. Es schließt zeitnah an Teil 1 an. Obwohl ich diesen Teil nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen. Das ist auch der Tatsache geschuldet, das es zu Beginn eine kurze, aber aussagekräftige Zusammenfassung des ersten Teils gibt.
Das Buch beinhaltet zwei Handlungsstränge. Sie setzen sich durch die Schriftart und Schriftgröße deutlich voneinander ab. Parallelen zwischen beiden Handlungssträngen sind gewollt und schnell zu erkennen. Die Geschichte Magdalenas berichtet davon, wie die junge Frau genau den Teil der Hinweise auf den Schatz findet, den die vier Freunde im ersten Band entdeckt haben.
Anschaulich wird beschrieben, wie hart das Leben in der damaligen Zeit war. Magdalena wird wegen ihrer Behinderung und ihres Glaubens abgelehnt und ausgeschlossen. Ein Teil der Dorfbewohner aber beginnt nach dem Besuch der Ritter nachzudenken. Kraft und Halt bekommt die junge Frau von ihren Großeltern.
Die Gegenwartsgeschichte ist spannend. Einerseits darf ich die Freunde auf der akribischen Suche nach dem zweiten Teil der Hinweise begleiten, andererseits geht es darum, die Geschehnisse im Reitstall zu hinterfragen und aufzuklären.
Den Freunde steht dabei Opa Hans mit Rat und Tat zur Seite. Er gibt ihnen von seinen umfangreichen Lebens- aber auch Glaubenserfahrungen ab:

„...Es ist so herrlich ruhig dort auf dem Wasser. Die Menschen mit ihrer Hektik sind weit weg. Und wenn dann die Sonne aufgeht und die Berge anfangen zu leuchten, denke ich immer, im Himmel kann es nicht schöner sein...“

Einbezogen in das Geschehen wird ebenfalls das Familienleben der Vier. Besonders schwierig ist es zur Zeit für Emma. Sie wünscht sich mehr Zeit und Zuneigung von ihrem Vater. Er sieht das theoretisch sogar ein, kann aber selten über seinen Schatten springen. Immer gehen andere Sachen vor.
Die Vorgänge im Reiterhof werden aufgeklärt. Bei ihrer Schatzsuche erringen sie einen weiteren kleinen Erfolg. Doch es bleiben Fragen offen. Damit wächst das Interesse am nächsten Band.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Gut finde ich auch die kurzen Steckbriefe der vier Protagonisten zu beginn des Buches.

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Veröffentlicht am 23.01.2020

Aachen wird Badeort

Nach dem Feuer
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„...Am Morgen darauf machte ich mich auf den Weg. Nicht mehr wie ein Student, wie ein Wanderbursche war ich nun gekleidet. Eilig hatte ich es nicht, vielmehr genoss ich jeden Sonnenstrahl, das Singen der ...

„...Am Morgen darauf machte ich mich auf den Weg. Nicht mehr wie ein Student, wie ein Wanderbursche war ich nun gekleidet. Eilig hatte ich es nicht, vielmehr genoss ich jeden Sonnenstrahl, das Singen der Vögel und das herrliche Gefühl von Freiheit...“

Wir schreiben das Jahr 1661. Nach dem Tode des Vaters lässt sich Lukas Gereken, Student der Rechtswissenschaften, von seinem älteren Bruder einen Teil des Erbes auszahlen. Er möchte die Welt sehen und die Freiheit genießen. Noch ahnt er nicht, dass seine Reise in Aachen enden wird. Die Stadt war nur als erste Etappe geplant.
Der Autor hat einen spannenden und interessanten historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil zeichnet ihn besonders aus. Natürlich werden Worte der Gegenwartssprache gewählt. Vor allem die Gespräche aber finden im Stile der damaligen Zeit statt. Hier ist ein Beispiel:

„...Mag Er zur Sache kommen, wir haben nicht viel Zeit...“

An passender Stelle werden außerdem verständliche historische Wörter verwendet, so wenn von der Bademagd Eva die Rede ist, von der Lukas die Augen nicht lassen kann.
Sehr gut wird dargestellt, wie die Bewohner Aachens fünf Jahre nach dem großen Brand ihre Stadt anziehend gestalten wollen. Als historische Persönlichkeiten bilden dabei der Badearzt Franciscus Blondel und der Brunneninspektor Jacob Didier den Mittelpunkt. Zwischen beiden herrscht Konkurrenz. Im Ernstfall aber stehen sie Seite an Seite, so beim Besuch der Kurfürstin von Brandenburg. Den Sinn einer Trinkkur erklärte man ihr so:

„...Stellt Euch einen verschlammten Bachlauf vor: Flutet man ihn mit einer ausreichenden Menge Wasser, so kann alles wieder fließen, da er sich aller Schlacken entledigt...“

Detailgenau wird beschrieben, wie es damals beim Baden in den Heilquellen zuging. Heute würde man das fast als Event bezeichnen.

„...Desweiteren wunderte ich mich, dass es mitten im Bassin einen schwimmenden Tisch gab, worauf Becher, Kannen und Schalen mit Gebäck standen...“

Eingebettet werden diese Geschehen in das Erleben von Lukas. Naiv und unbekümmert begibt er sich in die Stadt. Das hätte ihn schon am ersten Tag fast zu einem armen Mann gemacht. Glücklicherweise findet er mehr als eine hilfreiche Hand. Dadurch lerne ich verschiedene Gesellschaftsschichten der Stadt kennen.
Dann aber wird er gekonnt in die aktuellen Ereignisse einbezogen. Dabei muss er begreifen, dass nicht alles so ist, wie es scheint.
Nach seinen Erlebnissen in Aachen zieht Lukas die richtigen Schlüsse.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 20.01.2020

Sehr schönes Märchenbuch

Trötsch Russische Märchen
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„...Es war einmal ein Bauer, der hatte drei Söhne. Zwei von ihnen waren schlau, den dritten aber nannte man Iwan, den Einfältigen...“

Damit beginnt das erste Märchen des Buches. Insgesamt werden sechs ...

„...Es war einmal ein Bauer, der hatte drei Söhne. Zwei von ihnen waren schlau, den dritten aber nannte man Iwan, den Einfältigen...“

Damit beginnt das erste Märchen des Buches. Insgesamt werden sechs russische Märchen erzählt.
- Das wundersame Pferdchen
- Der Zauberring
- Die purpurne Blume
- Schwesterchen Alenuschka und Brüderchen Iwanuschka
- Väterchen Frost
- Zarentochter Frosch

Die Auswahl der Märchen finde ich gelungen. Bei manchen fällt einem sofort ein deutscher Pedant ein. Zwar sind die Personen und Sitten und Gebräuche anders, aber der Grundgedanke ist derselbe.
Die Märchen eignen sich von der Länge her durchaus zum Vorlesen.
Die Übersetzung ist kindgerecht und dem typischen Charakter eines Märchens angepasst.
Das Buch besticht aber insbesondere durch seine wunderschönen farbigen Illustrationen. Die Texte sind gekonnt mit den Bildern verwoben.
Das Cover ist ein Hingucker, auf dem mehrere Märcheninhalte zu sehen sind.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 20.01.2020

Opfer oder Täter oder beides?

Die Sprache des Schmerzes
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„...Es gab so vieles, was ihr wichtig war, von dem sie fand, dass sie es aufschreiben musste. Dass ihr andere zustimmten, erwartete sie nicht...“

Thomas Juchmann hat seinen Traumberuf ergriffen. Er ist ...

„...Es gab so vieles, was ihr wichtig war, von dem sie fand, dass sie es aufschreiben musste. Dass ihr andere zustimmten, erwartete sie nicht...“

Thomas Juchmann hat seinen Traumberuf ergriffen. Er ist Buchhändler. Außerdem ist er verheiratet und hat zwei Kinder. Alles könnte so schön sein. Dann aber schlägt das Schicksal gnadenlos zu. Er wird unschuldig wegen Vergewaltigung und Mord verhaftet und landet in der Psychiatrie.
Nach elf Jahren gelingt ihm die Flucht. Er hat in dieser Zeit die Sprache des Schmerzes kennengelernt und möchte sie nun seinen ehemaligen Gutachter spüren lassen.
Die Autorin hat einen fesselnden Thriller geschrieben. Sie lässt mich tief in die Psyche ihrer Protagonisten eindringen. Gleichzeitig widerspiegelt die Handlung manch gesellschaftliche Entwicklung.
Der Schriftstil unterstützt den Handlungsablauf. Ich als Leser erfahre die Geschichte aus drei unterschiedlichen Sichten.
Einmal ist es Thomas, der sich fragt, ob er vom Opfer zum Täter werden will. Wenn seine Erlebnisse in der Psychiatrie allerdings auch nur in Ansätzen der Wahrheit entsprechen, dann frage ich mich, wie es die Ärzte mit der Würde des Menschen halten. Manches klingt mehr nach Folter ls nach Behandlung.
Christopher ist Gutachter bei Gericht. Er hält sich für unfehlbar. Ihm hat Thomas seine Inhaftierung zu verdanken. Er zeigt selten Gefühle. Als er von Thomas` Flucht erfährt, ist das anders.

„...Ja, er hatte Angst. Nie hatten ihn Vorahnungen so sehr aus der Bahn geworfen […] Ja, er fürchtete sich. Aber eines schwor er sich: Er würde sein Handeln niemals von der Furcht bestimmen lassen...“

Liz, Christophers Frau, bricht aus der Ehe aus. Sie kann mit Seiner Kälte, Schweigsamkeit und Überheblichkeit nicht mehr umgehen. Sie arbeitet als Kinderpsychologin und muss sich von ihm sagen lassen, was sie alles falsch macht. Es ist schon lange ein Nebeneinander statt einem Miteinander.
Das Eingangszitat stammt von Leonie. Sie trifft immer häufiger auf Kinder, deren Leben durchorganisiert ist. In ihrem Gesprächen mit einem Jungen zeigt sich, was das bei Kindern bewirkt. Die Gedanken und Träume sind erschreckend, aber - leider – nachvollziehbar. Es geht um die Möglichkeit des Ausbrechens aus diesem Leben.
Es sind die vielfältigen Gespräche, die mir den Blick in die Psyche ermöglichen. Dabei brechen Emotionen auf, werden Handlungen begründet.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat mich betroffen gemacht.

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