Michael Michalsky ist Modedesigner und gegenwärtig Juror bei der Casting Show Germany`s next Topmodel. Er wuchs in einer kleinen deutschen Stadt auf, lebte einige Zeit in London, studierte die Mode und ...
Michael Michalsky ist Modedesigner und gegenwärtig Juror bei der Casting Show Germany`s next Topmodel. Er wuchs in einer kleinen deutschen Stadt auf, lebte einige Zeit in London, studierte die Mode und arbeitete als Chef Designer bei Levis und anschließend als Worldwide Creative Director bei adidas. Mittlerweile hat er sich in Berlin sein eigenes Label aufgebaut und bedient mit seinen Kreationen das High-Fashion-Segment.
In seinem Buch „Lass und über Stil reden“ berichtet er, dass Style für ihn mehr bedeutet, als Fashion oder Mode. Grade Bekleidung trägt nur zur äußeren Hülle bei und sagt für sich allein noch nicht viel über Motivation, Gründe oder Meinungen aus. Viel mehr ist Style für ihn eine Kombination aus allem, was einen Menschen ausmachen kann. Wie gibt er sich? Was für Musik bevorzugt er? Wie dekoriert er seine Wohnung und was sind die eigentlichen Ziele im Leben?
Schritt für Schritt äußert sich Michael Michalsky in sechs übergeordneten Kapiteln, dass Style für ihn etwas mit der Haltung und der Persönlichkeit zu tun hat. Dazu gehört auch der Ausdruck und unsere Sprache, wie wir lieben, ob wir Popmusik oder Schlager hören, wie wir unsere Wohnung einrichten, ob wir der Mode folgen oder vor allem tragen, in was wir uns wohlfühlen.
Bereits in meinem ersten Leseeindruck von der Leseprobe schrieb ich:
„Die grundlegende Botschaft lautet bereits: Lebe deinen Style. Er ist alles, was du bist. Dein Aussehen, deine Entscheidungen, deine Einstellung zum Leben. Bist du bejahend, mitfühlend, ein Menschenfreund, wird es dir viel Freude, Spaß und Liebe in deinem Leben bringen. Und dahinter kann ich voll und ganz stehen.“
Und ich kann es noch immer. Dahinterstehen.
Das Buch weist zum Teil autobiografische Züge auf. In jedem Kapitel erklärt Michalsky anhand von Anekdoten aus seinem Leben, wie er mit bestimmten Situationen umgegangen ist oder wie er zu Dingen steht. Er äußert seine Meinung, glänzt ab und an mit interessanten Hintergrundwissen und beschreibt eingehend, was für ihn den richtigen und korrekten Weg in den beschriebenen Sachverhalten darstellt.
„Auf die Toleranz!“ – lautet ein Satz, sobald man die ersten Seiten von „Lass uns über Style reden“ aufschlägt. Damit plädiert er zum Beispiel für das Schwul-sein. Für Transgender. Für Querdenker. Er ist von Menschen fasziniert, die anders sind. Die ihre Andersartigkeit frei herausleben und stolz darauf sind. Das hat für ihn Style.
Und oftmals betont er auch seine Fehler und Schwächen. Das ist sympathisch.
Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob er sich in allen Punkten, die er so in den Mittelpunkt stellt und anpreist, selber eine Scheibe von seinen Ratschlägen abschneiden könnte. Was mir anhand seiner Anekdoten in den Sinn kam.
Zudem kann der ein oder andere Leser sich möglicherweise durch Michalskys Worte zu belehrt oder „missioniert“ fühlen. Dennoch vertritt Michalsky in seinem Buch seine Meinung und holte mich so in seine Welt. In bin froh, dieses Buch gelesen zu haben. Es hat mir die Welt auf die eine oder andere Sicht von einem neuen Standpunkt aus gezeigt.
„Die Frauen vom Alexanderplatz“ erzählt von den Lebensabschnitten dreier Frauen, die zu Beginn nicht viel gemeinsam haben und auch während des Romans eher indirekt miteinander Bekanntschaft machen. Berlin ...
„Die Frauen vom Alexanderplatz“ erzählt von den Lebensabschnitten dreier Frauen, die zu Beginn nicht viel gemeinsam haben und auch während des Romans eher indirekt miteinander Bekanntschaft machen. Berlin ist erschüttert von den Folgen des Ersten Weltkriegs. Schneiderstochter Vera begegnet dem Matrosen Benno und hilft ihm über Weihnachten zunächst wiederwillig einen Unterschlupf zu erhalten. Sie verlieben sich ineinander. Hanna ist Tochter eines Automobilfabrikanten und kehrt von der Front zu ihrer Familie nach Berlin zurück. Sie war als Krankenschwester tätig und muss sich nun vorübergehend von ihre Geliebten Cora trennen, ebenfalls Krankenschwester. Die beiden wollen sich wiedersehen und sich auch weiterhin den kranken und hilfsbedürftigen Menschen widmen. Die junge Mutter Fritzi macht sich aus einem kleinen Dorf im Norden von Deutschland auf um den Vater ihrer Tochter zu finden, der sich nach Ende des Krieges in Berlin aufhalten soll und zu dem sie seit zwei Jahren keinen Kontakt mehr hat. Dieser weiß nicht, dass er Vater ist, da er vier Jahre zuvor eingezogen wurde und seit Beginn des Krieges nicht mehr in der gemeinsamen Heimat war.
Die Autorin Frau Schneefuss wurde in Lüneburg geboren, hat Rechtswissenschaften studiert und schreibt für Tageszeitungen. Sie interessiert sich sehr für historische Umbrüche.
Das Cover des Buchs hat mich schnell angesprochen. Es zeigt im Hintergrund scheinbar die Hauptstadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Vordergrund steht eine Frau, adrett gekleidet und mit Sehnsucht im Blick. Zudem verortet der Text auf der Rückseite Zeit und Ort und verspricht somit einen Einblick in das walten und leben der Frauen vom Alexanderplatz um 1918.
Auch der Schreibstil ist flüssig und verständlich geschrieben, viele Dialoge tragen die Handlung und geben einen Eindruck von den Gedanken und Wünschen der Agierenden. Ansonsten werden ausnahmslos Vera, Hanna und Fritzi näher beleuchtet, das bedeutet in diesem Fall, ihre Situationen werden geschildert und immer mal wieder neu untermauert. In wenigen Nebeninformationen habe ich detailliert etwas über ihre Optik oder den Eindruck, den sie auf andere machen, erfahren. Wie andere Personen zu ihnen stehen war schlussendlich über die dialoggetriebenen Zeilen zu erkennen.
Gerne hätte ich mehr über ihren inneren Antrieb erfahren. Gerne hätte ich mehr emotionale Zwickmühlen gespürt. Und gerne hätte ich individuelle Ansichten jeder Frau entdeckt, die sie weniger einheitlich erscheinen lassen. Das Potenzial dafür war vorhanden, aber für mich hat es sich manchmal nicht authentisch angefühlt. Handlungsmuster waren schwer nachzuvollziehen und einige Gefühle nicht einzuordnen, obwohl sie natürlich beschrieben wurden oder zumindest am Rande kurz Erwähnung fanden – nüchtern betrachtet (Hanna weint auf einer Beerdigung und kurz darauf ist das Thema wie „fertig erzählt“). Alle Frauen trafen durchaus schwierige Entscheidungen, die ihre Leben verändern würden. Da darf es ruhig etwas gefühlsbetonter sein.
Beispiele dafür sind, dass Fritzi als unverheiratete Mutter ihren Ruf in ihrem kleinen Heimatdorf fürchtet oder eben auch schon mit den Auswirkungen kämpfen muss, es aber vier Jahre nicht geschafft hat, den Vater des Mädchens über sein vatersein in Kenntnis zu setzen. Es war Krieg und ungewiss, ob dieser zurückkommen würde, zudem hätte der Vater eine weitere Motivation zu ihr zurückzukehren.
Vera hilft Benno und verliebt sich in ihn. Die beiden werden ein Paar. Dazu sind drei Tage nötig, an denen sie laut Roman scheinbar nur zehn Minuten am Tag miteinander reden, da Vera „den roten Matrosen“ heimlich in der alten Schneiderwerkstatt des Vaters versteckt und ihr ebenfalls aus dem Krieg zurückgekehrter Bruder Georg Benno nicht dulden würde.
Zu guter Letzt gehe ich diesbezüglich noch auf eine Situation von Hanna ein. Sie stammt aus gutem Hause und soll heiraten, damit sie abgesichert ist. Sie liebt jedoch Cora und möchte Ärztin werden. Ihre Eltern dulden das nicht. Dennoch hat sie zu ihrem leider schwerkranken Vater eine gute Beziehung. Ihre Mutter verachtet sie aus tiefster Seele. Diese nimmt die Rolle der Mutter nicht allzu ernst, vergnügt sich hinter den Rücken der Familie mir Liebhabern und scheint generell durchtrieben und egoistisch. Scheinbar hat Hanna aber auch noch Schwestern. Auf diese wird jedoch nicht eingegangen. Diese Situation wurde mir als Leserin gegeben, aber ich fand es sehr unbefriedigend nicht zu verstehen, warum diese Mutter sich derart verhält und warum Hanna, die sich zu Frauen hingezogen fühlt, ist, wie sie ist. Hier wurden spannende Ansätze verschenkt. Niemand ist einfach nur „böse“.
Historisch gesehen ist der Schauplatz Berlin für diesen Roman sicher durchaus sehr bereichernd. Berlin und der im Titel stehende Alexanderplatz, sowie einige für Berlin typische Bezeichnungen und Straßenamen wurden im Buch immer mal wieder genannt.
Der Roman begann stark. Vera in Männerkleidern schleicht sich in die gefährliche Innenstadt um Medizin für die kranke Mutter zu besorgen, Fritzi ist das erste Mal alleine unterwegs in die große Stadt und lässt dafür die Tochter zurück, Hanna liebt eine Frau und muss Furchtbares an der Front gesehen haben. Leider lässt der Spannungsaufbau nach. Die Geschichten plätschern so dahin und sind gegen Ende schleppend weiterentwickelt wurden.
An erster Stelle standen die Erzählstränge der Frauen. Der historische Hintergrund wurde geschickt eingeflochten, aber nicht erklärt. Mit vielen Begriffen und Namen konnte ich nichts anfangen, da ich diesbezüglich geschichtlich nicht bewandert war. Folgendes fand ich heraus.
In der Endphase des Ersten Weltkrieges führte die Novemberrevolution von 1918/19 zum Sturz der Monarchie im Deutschen Reich und zu dessen Umwandlung in eine parlamentarische Demokratie.
Karl Liebknecht war ein prominenter Marxist und Antimilitarist zu Zeiten des Deutschen Kaiserreiches. Am 11. November gründete er gemeinsam mit Rosa Luxemburg und anderen den Spartakusbund. Zum Jahreswechsel 1918/19 war Liebknecht einer der Gründer der Kommunistischen Partei Deutschlands. Kurz nach der Niederschlagung des Berliner Januaraufstands wurden er und Luxemburg von Angehörigen der Garde-Kavallerie-Schützen-Division ermordet.
Die Garde-Kavallerie-Schützen-Division war ein im Frühjahr 1918 gebildeter Großverband der Preußischen Armee, aus dem nach der Novemberrevolution eine Vielzahl von Freikorps hervorging. „Freikorps“ bestanden beispielsweise aus einheimischen Freiwilligen, gegnerischen Überläufern, Deserteuren und Straffälligen.
Dank Wikipedia war es mir möglich diese Informationen rasch zusammenzusuchen und ein entsprechendes Hintergrundwissen aufzubauen, was helfen wird, um den Roman „Die Frauen vom Alexanderplatz“ von Elke Schneefuss ganzheitlicher zu erfassen.
Letztendlich habe ich einiges dazu gelernt (wenn auch zum Teil durch zusätzliche Recherche), einen oberflächlichen Eindruck von der Atmosphäre in Berlin um 1918 erhalten und wurde seicht durch die Geschichten von Vera, Hanna und Fritzi unterhalten. Einige der gesellschaftlichen Themen dieser Periode wurden aufgegriffen. Zudem fand ich das Buch einfach zu lesen.