Die Musik der verlorenen Kinder
Das Cover besticht durch die Fassade von Chicago. Ein Buch der leiseren Töne. Hektik wäre hier fehl am Platz. Das Buch erzählt uns die Geschichte von Benny, Napoleon und Pearl. Benny ist der Sohn eines ...
Das Cover besticht durch die Fassade von Chicago. Ein Buch der leiseren Töne. Hektik wäre hier fehl am Platz. Das Buch erzählt uns die Geschichte von Benny, Napoleon und Pearl. Benny ist der Sohn eines jüdischen Fabrikanten, der Mützen herstellt. Seit sein kleiner Bruder damals im Schneesturm starb und er sich schuldig an dessen Tod führt, ist das Klavierspiel seine einzige Leidenschaft. Hier kann er vergessen. Bei seinen Botengängen für seinen Vater kommt er auch in die nicht so zu empfehlenden Ecken der Stadt. Hier wird Jazz gespielt, was Benny total fasziniert und er eignet sich diesen Stil und diesem Swing an. Napoleon ist ein Waisenkind, er kam aus den Süden nach Chicago und spielt die Trompete wie ein junger Gott, er läßt sie schluchzen, jauchzen und Tierstimmen produzieren. Pearl verliert drei ihrer Brüder bei einem Schiffsunglück, mit den verbliebenen Brüdern und ihren beiden Schwestern betreibt sie eine Bar. In dem Buch erfahren wir, wie diese drei Personen zusammenkommen, lesen über ihr Schicksal, über ihr Leben. Jeder von den Dreien ist unglücklich, mit seinem Leben nicht zufrieden. Wir bekommen Einblick in die goldenen 20iger Jahre des 20. Jahrhunderts. Hier werden fiktive Personen mit Al Capone, Benny Goodman, Duke Ellington, Louis Armstrong vermischt. Das Leben der einfachen Bevölkerung während der Prohibition ist ärmlich und sehr hart und es herrscht überall Arbeitslosigkeit. Und doch ist der Jazz immer und überall zu hören. Mary Morris führt uns in eine andere Welt, sie beschreibt die Wege von Benny derart plastisch, man fühlt sich selbst auf den Wegen in Chicago unterwegs. Mir hat dieses Buch einige Dinge nähergebracht, die ich so noch nicht gesehen habe.