Zu oberflächlich
Der Empfänger"Der Empfänger" ist ein Buch mit einigen positiven Aspekten, der alles in allem aber doch enttäuscht.
Ulla Lenze erzählt von Josef Klein, einem unauffäligen Mann, der 1925 nach Amerika auswandert und ...
"Der Empfänger" ist ein Buch mit einigen positiven Aspekten, der alles in allem aber doch enttäuscht.
Ulla Lenze erzählt von Josef Klein, einem unauffäligen Mann, der 1925 nach Amerika auswandert und in New York als Hobbyfunker in die Szene deutscher und amerikanischer Nazis hineinrutscht.
Josef oder Joe, wie er dort genannt wird, ist ein zutiefst passiver Mensch ohne große politische Meinung, der sich recht antriebslos durchs Leben kämpft. Seine Beweggründe sind von Anfang immer nur das Durchschlagen, er ist nicht auf der Suche nach großem Profit oder politischem Erfolg. Und doch findet er sich bald wieder als Spionagefunker der Nazis.
Die Geschichte wird in drei Strängen erzählt, die die wichtigsten Stationen im Leben Josefs schildern. Denn von Amerika aus verschlägt es ihn zurück ins Nachkriegsdeutschland und dann später nach Buenos Aires.
Zugegeben, ich habe mir bisher nicht zuviele Gedanken über die Zeit des zweiten Weltkriegs gemacht und so waren die Informationen über Exil-Nazis in Nord- und Südamerika etwas neues und wirklich interessant.
Allerdings liegt genau hier auch das größte Problem des Romans: Frau Lenke geht einfach nicht genug in die Tiefe, reißt vieles nur an oder verliert sich in Andeutungen. Allerdings ist dem Buch eine Liste an weiterführender Literatur und anderen medien angehängt.
"Der Empfänger" wirkt auf mich ähnlich wie Würgers "Stella". Ich werde angefüttert, in ein Thema eingeführt; aber für tiefergehende Informationen muss ich mich dann doch anderen Quellen zuwenden.
Zudem hat Lenke mit ihrem Protagonisten auch noch eine Figur gewählt, die mich in keiner Weise berühren kann; weder bin ich emotional abgestoßen, noch hege ich sonderlich Sympathie für ihn. Insofern passt das Coverbild perfekt, Josef bleibt eine blassse, austauschbare Figur. Andererseits könnte das auch ein gut gewähltes Sinnbild für all die deutschen Auswanderer sein, die in der damaligen Zeit mehr ungewollt oder unwissend für Machenschaften eingespannt wurden, für die sie gar nicht die entsprechende Ideologie empfanden.
Fazit:
Über die Umsetzung muss sich jeder selbst ein Bild machen, das Thema allerdings ist gut gewählt und hat, zumindest bei mir, Interesse geweckt.