Gesellschaftkritisch
Ferhat kommt aus der Türkei nach Berlin um sein Abitur zu machen und um seinen großen Traum zu verwirklichen und Chirurg zu werden. Er ist ein sehr zielstrebiger und disziplinierter Heranwachsener in einer ...
Ferhat kommt aus der Türkei nach Berlin um sein Abitur zu machen und um seinen großen Traum zu verwirklichen und Chirurg zu werden. Er ist ein sehr zielstrebiger und disziplinierter Heranwachsener in einer chaotischen und unfreundlichen Stadt. Sein bester Freund Cemal hat schwer damit zu kämpfen, dass seine Familie seine große Liebe zerstört hat und irrt ziellos und haltlos durch sein Leben. Ferhat wirkt wie der Fels in der Brandung und strahlt unglaubliche Weisheit aus. Gleichzeitig wird aber auch er von dem Strudel der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung seines Freundes mitgerissen. Die Geschichte spielt in Berlin-Kreuzberg, zu einer Zeit als Bioläden und vegane Eisdielen dort noch undenkbar waren.
Die Kapitel sind jeweils nur kurz und werden durch Zitate von türkischstämmigen Berlinern eingeleitet. Dadurch entsteht das Gefühl einer unglaublichen Nähe zum Text. Es wirkt als würden sie uns ihre Geschichte erzählen.
Ich muss sagen, nachdem ich das Buch gelesen hatte, brauchte ich erst einmal ein paar Tage um mich zu sammeln. Die Geschichte ist doch schon ziemlich aufwühlend und lässt einen nicht so einfach los. Ich habe fast selber mein ganzes Leben in dieser Gegend gewohnt und bin dort aufgewachsen und zur Schule gegangen. Die Orte der Handlung sind mir vertraut und auch bei den handelnden Personen habe ich das starke Gefühl sie zu kennen. Um so erschütternder ist es, die Trostlosigkeit und Verzweiflung mit ihnen erleben zu müssen. Ich finde das Thema dieses Buches überaus wichtig und die Umsetzung sehr gut gelungen. Es hat mich verstehen lassen in welcher Zerissenheit Migranten leben,
Dankbar bin ich auch, dass ich nach Jahren endlich mal einen Blick in eine türkische Teestube werfen durfte.