Könnte nicht richtig überzeugen
Nur wer die Vergangenheit loslässt, kann die Zukunft bewältigen
Allison hat kein leichtes Leben gehabt bisher. Als Baby abgegeben verbringt sie ihre Kindheit in vielen, immer wieder wechselnden Familien. ...
Nur wer die Vergangenheit loslässt, kann die Zukunft bewältigen
Allison hat kein leichtes Leben gehabt bisher. Als Baby abgegeben verbringt sie ihre Kindheit in vielen, immer wieder wechselnden Familien. Ihr einziger Halt war in der ganzen Zeit ihre Freundin Steffi, mit der sie für einige Zeit in der gleichen Pflegefamilie untergebracht war.
Doch als Allison 16 Jahre alt ist, nimmt Simon sie bei sich auf und möchte ihr durch eine Adoption endlich ein Zuhause geben. Obwohl Simon sich alle Mühe gibt, fällt es ihr schwer, Vertrauen zu ihm aufzubauen. Auch an der Uni vermeidet Allison es, Kontakt zu Kommilitonen aufzunehmen und verkriecht sich in ihrem Zimmer.
Einzig Steffi kommt an sie heran und gibt ihr die nötige Stabilität.
Doch dann wird sie bei einem Spaziergang angesprochen und lässt sich, völlig überrumpelt, auf ein Sozialexperiment ein.
Sie muss, bei einer Videoaufzeichnung, ihrem Gegenüber für 180 Sekunden in die Augen schauen.
Sie ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie dieses Experiment ihr Leben und das von Esben, der ein richtiger Social-Media-Star ist, verändern wird.
Als ich den Klappentext des Buches gelesen habe, war ich sofort begeistert. Ich liebe tiefgründige, emotionale Liebesgeschichten und habe mich deshalb sehr auf das Buch gefreut.
Doch leider wurden meine Erwartungen nur teilweise erfüllt.
Der leichte, flüssige Schreibstil der Autorin machte es mir aber einfach, sehr schnell in die Geschichte einzutauchen.
Diese 180 Sekunden, in denen sich Allison und Esben in die Augen schauen, hat Jessica Park sehr anschaulich geschildert. Ich hatte das Gefühl, die intensiven Emotionen und Gedanken, die Allison während dieser Zeitspanne durchlebte, mitzuerleben und live und in Echtzeit dabei zu sein.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Allison.
Schöner hätte ich es allerdings gefunden, wenn auch Esben zu Wort gekommen wäre. Mir haben seine Gedanken und Emotionen oft gefehlt.
Die Beiden fühlen sich sehr schnell zueinander hingezogen und kommen einander näher.
Doch Allison, die sich durch ihre Vergangenheit schwer damit tut, Kontakte zuzulassen und Vertrauen zu jemandem aufzubauen, lässt es viel zu schnell zu, dass Esben ihre Mauern einreißt.
Die Geschichte liest sich zwar sehr schön, aber das Verhalten von Allison ist nicht authentisch.
Sie vertraut ihm bereits beim ersten richtigen Gespräch und berichtet von ihren ganzen Problemen. Dieses Vertrauen bringt Allison nicht einmal ihrem Adoptivvater Simon entgegen.
Simon versucht sehr einfühlsam, die harte Schale von Allison zu knacken. E schickt ihr alle paar Tage Carepakete, obwohl er weiß, dass sie diese nicht öffnet. Er bedrängt sie nicht, sondern lässt ihr den nötigen Freiraum um selbst zu entscheiden, wie weit sie sich ihm gegenüber öffnen kann. Man spürt förmlich die Liebe, die er ihr entgegenbringt. Hier ist es der Autorin sehr gut gelungen, den Beiden den nötigen Raum zur Annäherung zu geben.
Esben ist genau das Gegenteil von Allison, selbstbewusst und Kontaktfreudig.
Aber es fehlen ihm Ecken und Kanten. Er ist ein sehr bekannter und beliebter Social-Media-Star und der Schwarm aller Mädchen. Lange Zeit ist er mir einfach zu makellos. Jeder möchte mit ihm befreundet sein. Mit seinen Videos und Post auf den ganzen Kanälen, tut er viel Gutes und hilft wo er kann, doch mir wurde es teilweise etwas zuviel und seine Figur war mir nicht glaubwürdig genug. Zum Beispiel fanden sich in der Vergangenheit von Esben und Allison Parallelen. Doch beide reagieren meiner Meinung nach viel zu emotionslos als das Thema zur Sprache kommt. Ich möchte aber nicht tiefer darauf eingehen, um nicht zu Spoilern.
Gestört haben mich auch die Zeitsprünge. Sie unterbrachen den Lesefluss und ich konnte die Entwicklung von Allison teilweise nicht mehr nachvollziehen.
Zum Ende hin wurde es sehr emotional! Ich liebe ja emotionale Geschichten, aber hier wurde es teilweise viel zu kitschig! Ich sag nur „singende Stewardessen“!
Die Grundidee gefiel mir richtig gut und der Plot hat wirklich großes Potential! Schade, dass das nicht besser genutzt wurde.
Es ist kein Buch bei dem ich „wow“ schreie, aber ich möchte es auch nicht völlig zerreißen.
Es zeigt, das es im „Social-Media-Bereich immer zwei Seiten der Medaille gibt. Esben tut einerseits mit seinen Videos und Posts Gutes und versucht vielen Menschen zu helfen. Doch es gibt auch die Kehrseite, die voller Neid und Missgunst ist und Menschen allein durch Worte sehr verletzen kann.
Wer gerne sehr emotionale Liebesgeschichten liest und keine Angst vor Kitsch hat, ist hier gut aufgehoben.
Von mir gibt es, und dabei drücke ich beide Augen zu: 3 Sterne