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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2020

Eine Reise durch die Geschichte

Das Evangelium der Aale
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Das ganze Leben von Patrik Svensson aber v.a. seine Kindheit war geprägt von den Aalen. Er verbindet diese seltsamen Lebewesen mit seinem Vater, mit dem er beim Aalfischen die schönsten gemeinsamen Stunden ...

Das ganze Leben von Patrik Svensson aber v.a. seine Kindheit war geprägt von den Aalen. Er verbindet diese seltsamen Lebewesen mit seinem Vater, mit dem er beim Aalfischen die schönsten gemeinsamen Stunden verbracht hat. Jetzt im Erwachsenenalter befasst er sich im "Evangelium der Aale" erneut mit ihnen und versucht zu ergründen, was es mit dem Mysterium Aal auf sich hat. Dabei kehrt er zurück an den Ursprung der Welt und stellt sich auch der Frage nach dem Menschsein. In diesem Buch geht es aber auch immer wieder um den Tod und das Töten von Tieren. Wer damit also nicht zurecht kommt, sollte hier vielleicht lieber Abstand nehmen.

Patrik Svensson ist an der schwedischen Aalküste aufgewachsen und studierte anschließend Sprachen und Literatur, was man seinem Buch auch anmerkt. Mit einer sprachlichen Leichtigkeit und fundiertem Wissen schlägt er Brücken zwischen Wissenschaft und Kunst, führt den Leser durch die Geschichte großer Philosophen, lenkt das Auge auf verschiedene Kulturen und Religionen, schweift durch literarische Werke verschiedener Epochen und untermalt dasalles mit seiner ganz persönlichen Geschichte. Er schafft es, dem Leser Wissen zu vermitteln ohne dass es diesem bewusst ist. Wie nebenbei erfährt man Ungeahntes, taucht ein in die Wissenschaft und streift mit Svensson durch die gewaltige Natur. "Das Evangelium der Aale" regt zum Nachdenken und Reflektieren an. Die Frage nach dem Entstehen des Aals beschäftigte schon viele Menschen über viele Jahrhunderte und ist eng verbunden mit der Frage nach dem Menschsein und wie sich der Mensch in seiner Umgebung bewegt. Der Aal wird zum Symbol für Leben aber auch für den Tod, denn beides ist noch immer ein ungelöstes Rätsel.

Veröffentlicht am 23.01.2020

Eine Privatdetektivin ermittelt in einem London voller Geheimnisse und Überraschungen

Die Ewigkeit in einem Glas
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Bridie Devine ist eine Privatdetektivin und Expertin für allerlei medizinischeund chirurgische Probleme. Beides ist im London des Jahres 1863 doch sehr ungewöhnlich aber Bridie ist auch keine gewöhnliche ...

Bridie Devine ist eine Privatdetektivin und Expertin für allerlei medizinischeund chirurgische Probleme. Beides ist im London des Jahres 1863 doch sehr ungewöhnlich aber Bridie ist auch keine gewöhnliche Frau. Sie erhält den Auftrag, die Tochter eines Adligen wiederzufinden, die scheinbar entführt wurde. Doch um das Kind ranken sich Geheimnisse und auch ihr Auftraggeber veräät Bridie nicht alles. Auf ihrer Suche nach dem Kind wird sie unterstützt von Ruby, einem Geist, und Cora, ihrer Assistentin bzw. Hausmädchen.

Der Schreibstil und die Art Dinge zu beschreiben aber auch die Welt an sich erinnerte mich bisweilen stark an die Reihe um Peter Grant von Ben Aaronovitch, was mich jedoch nicht wieter störte, da ich diese ebenfalls mag. Jess Kidd lässt ein London entstehen in dem Geister und andere Kuriositäten nichts besonderes sind, auch wenn nicht jeder sie sehen kann. Die Figuren sind mir alle recht schnell ans Herz gewachsen, denn Kiddbeschreibt sie sehr lebendig. Die Suche nach dem Kind entwickelt sich schnell tiefer als erwartet, Bridie muss neben dem aktuellen Fall auch noch mit ihrer Vergangenheit kämpfen. Erzählt wird die Geschichte nämlich in zwei Zeitebenen: 1863 und 1843. Die beiden Zeitebenen überlagern sich immer mehr und nach und nach entdeckt der Leser zusammen mit Bridie die Zusammenhänge zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Der Wechselzwischen den zwei Ebenen fand ich sehr gelungen und übersichtlich, es hat die Handlung spannend gemacht und ihr nicht geschadet,wie das manchmal der Fall ist.

Jess Kidd hat mit "Die Ewigkeit in einem Glas" ein schönes Stück Literatur geschaffen, das mich durchweg gut unterhalten hat. Lediglich die Namen fand ich manches Mal etwas gewöhnungsbedürftig und sperrig. So habe ich z.B. bis zum Schluss immer wieder Birdie statt Bridie gelesen.

Veröffentlicht am 13.01.2020

intensiv

Kleine Feuer überall
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Im Haus der Familie Richardson brennt es, jemand hat alle Zimmer angezündet. Noch ist nicht ganz klar, wie es dazu kommen konnte, doch der Verdacht fällt schnell auf die rebellische Tochter. Eigentlich ...

Im Haus der Familie Richardson brennt es, jemand hat alle Zimmer angezündet. Noch ist nicht ganz klar, wie es dazu kommen konnte, doch der Verdacht fällt schnell auf die rebellische Tochter. Eigentlich ist das Leben der Richardsons eine musterhafte Vorstadtidylle, Elena ist eine erfolgreiche Journalistin bei der Lokalzeitung, ihr Mann ein angesehener Anwalt und auch die Kinder verhalten sich mustergültig, bis auf die Jüngste. Doch dem Tag des feuers geht eine ganz eigene Geschichte voraus, denn nicht alles ist so, wie es von außen wirkt. Und da sind da noch Mia und Pearl, die neuen Mieter von nebenan.

Der Anfang ging etwas langsam voran, doch dann entwickelte sich eine Spannung und Dringlichkeit, die mich zwang weiterzulesen. Celeste Ng erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Dabei sprigt sie zwar immer zwischen Gegenwart und Vergangenheit, aber niemals wurde es unübersichtlich sondern sie webt dadurch ein Bild, das sich wie ein Puzzle nach und nach zusammensetzt. Die Figuren zeichnen sich v.a. dadurch aus, dass sie alle nicht so sind, wie sie zu sein scheinen. Sie alle haben Geheimnisse, Dinge die nur sie wissen, Dinge die sie verbindet oder auch voneinander trennt. Dabei schafft es Ng, die Figuren sehr vielschichtig darzustellen und sie für den Leser interessant zu machen. Man möchte erfahren, wie sich alles ereignet hat und was wirklich in der Vergangenheit passiert ist. Alle Figuren haben etwas eigenes, das sie lebendig erscheinen lässt.

Die Handlung ist durch den zeitlichen Wechsel aber auch den Schreibstil sehr spannend aufgebaut. Man rätselt und versucht zu verstehen, was passiert ist, aber ganz klar wird es erst am Schluss. Der Schluss erklärt zwar, wie es zu dem feuer kam, doch den weiteren Verlauf lässt er offen. das gibt dem Leser die Möglichkeit sich eine eigene Fortsetzung zu erdenken.

Celeste Ng hat wieder mal ein sehr spannendes Buch über Familien geschrieben, das uns zeigt, dass es nicht immer einfach ist, sich zwischen richtig und falsch zu entscheiden.

Veröffentlicht am 24.12.2019

Ganz anders als erwartet

London NW
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Grob betrachtet geht es in "London NW" um vier junge Menschen, die alle in der gleichen Gegend aufgewachsen sind, deren Leben sich jedoch komplett verschieden entwickelte.

Drei der Figuren kannten sich ...

Grob betrachtet geht es in "London NW" um vier junge Menschen, die alle in der gleichen Gegend aufgewachsen sind, deren Leben sich jedoch komplett verschieden entwickelte.

Drei der Figuren kannten sich schon als Kinder: Nathalie, Leah und Nathan. Nathalie scheint es geschafft zu haben, sie ist eine erfolgreiche Anwältin, hat einen guten Mann und zwei Kinder. Auch Leah geht es gut, sie konnte ausbrechen aus den ärmlichen Verhältnissen, verdient zwa rnicht so viel wie Natalie, doch auch sie hat einen Mann, der sie liebt. Nathan hingegen ist noch immer gefangen in alten Gewohnheiten, drogensüchtig & ohne Geld lebt er auf der Straße. Der 4. ist Felix. Er hat viel probiert, ist abgestürzt, doch am Ende scheint er sein Leben in den Griff bekommen zu haben. Doch wenn man hinter die Kulissen schaut, ist nicht alles so, wie es scheint. Nicht alles ist perfekt oder schlecht, alle Charaktere schwanken und hadern mit ihrem Leben und ihren Entscheidungen.

Besonders faszinierend an "London NW" fand ich den Schreibstil. Das Buch ist in mehrere Teile untergliedert und jeder Teil hat eine ganz eigenständige Art zu sprechen. Zadie Smith wechselt zwischen knappen Formulierungen, fast schon gedichtartigen Absätzen und der Abfolge von unzusammenhängenden Gedanken zu tagebuchartigen Beobachtungen und kurzen Notizen von Gedanken. Aber auch der "klassische" romanhafte Aufbau und Schreibstil findet sich. Die Sprache von zadie Smith ist mitunter nicht ganz einfach, v.a. an den Anfang musste ich mich erst gewöhnen. Doch schließlich hat es Spaß gemacht sich auf die unterschiedlichen Abschnitte und ihre eigene Sprache einzulassen und zu versuchen hinter die Sätze zu schauen.

Die Handlung scheint nur grob einem Plot zu folgen, es werden eher einzelne Momente und Gegebenheiten im Leben unserer vier Protagonisten geschildert. Am Ende führt zwar alles irgendwie zusammen, doch ich glaube, das ist gar nicht so wichtig bei diesem Buch. Es geht um die Armut und das Abstreifen selbiger, aber auch um das Kinderkriegen und den Druck, den andere auf einen ausüben, wenn man keine Kinder möchte. Durch alle Teile zog sich das Thema Kinder und war für mich ein Bindeglied im Hintergrund. Wer will sie und warum, wer will sie nicht, was bedeuten Kinder für die einzelnen Figuren? Im Vordergrund stehen dabei Natalie und Leah, denn leider erfährt man über die beiden männlichen Protagonisten eher weniger. V.a. Nathan erschließt sich dem Leser lediglich durch Leah und Natalie, da er nicht selbst zu Wort kommt. Doch auch Nathan ist irgendwie ein Bindeglied, das die drei anderen Hauptfiguren zusammenführt.

"London NW" ist kein Buch, das man mal eben zwischendurch liest. Man sollte sich Zeit dafür nehmen und gewillt sein, sich auf die Sprache und das Abenteuer damit einzulassen. Zadie Smith zeichnet Figuren, die nicht perfekt sind, die alle etwas verbergen, etwas in ihrem Inneren vergraben und gerade deshalb nicht einfach nur sympathisch oder unsympathisch sind. Ich habe "London NW" gerne gelesen, v.a. wegen dem experimentieren mit der Sprache, doch am Ende hat es mich auch irgendwie etwas unbefriedigt zurück gelassen.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Spannende Fortsetzung

Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
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In Band 1 begleiteten wir Ophelia auf ihrer Reise an den Pol und haben zusammen mit ihr eine neue Welt entdeckt. Sie musste so manche Gefahren und Beleidigungen überstehen und auch in Band 2 ergeht es ...

In Band 1 begleiteten wir Ophelia auf ihrer Reise an den Pol und haben zusammen mit ihr eine neue Welt entdeckt. Sie musste so manche Gefahren und Beleidigungen überstehen und auch in Band 2 ergeht es ihr in dieser Hinsicht nicht viel besser. Noch immer kann sie kaum jemandem trauen und muss versuchen hinter die Illusionen zu blicken.

Der Schreibstil hat mir wieder sehr gut gefallen. Dabos schafft es die Umgebung etc. sehr bildhaft zu beschreiben ohne dabei zu ausschweifend zu werden. In der Welt der Archen habe ich mich in Band 2 sehr viel besser zurecht gefunden. Dies lag v.a. daran, dass nicht mehr so viele neue Orte und Begriffe eingeführt wurden sondern sich die Handlung auf ein paar wenige Schauplätze beschränkt. Auch die grafische Übersicht der Himmelsburg am Anfang des Buches fand ich sehr schön. Die angespannte Stimmung am Pol wurde auch wieder gut vermittelt.

Am Anfang startete die Geschichte etwas schleppend und war zwischenzeitlich sogar recht langweilig. Ab dem 2. Drittel wurde es jedoch richtig spannend und mysteriös, was mir gut gefallen hat. Auch der offene Schluss war sehr interessant und lässt viel Raum für Spekulationen bis Band 3. Ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht und bin froh, dass auch Band 2 wieder vieles zu bieten hatte.