Der vergessene Strand“ entpuppte sich für mich als unter die Haut gehender Schmöker, den ich in zwei Tagen ausgelesen hatte und der für mich eines der Lesehighlights im Bereich der Frauen und Familienromane in 2013 darstellt.
Amelie lebt zusammen mit ihrem Verlobten Michael in Deutschland. Eigentlich möchten beide bald heiraten, doch dann geschieht etwas, mit dem Amelie nie gerechnet hätte. Nicht nur dass Michael fremdgeht, ...
Amelie lebt zusammen mit ihrem Verlobten Michael in Deutschland. Eigentlich möchten beide bald heiraten, doch dann geschieht etwas, mit dem Amelie nie gerechnet hätte. Nicht nur dass Michael fremdgeht, die Andere wird auch noch prompt schwanger von ihm. Dennoch beteuert Michael seine Liebe zu Amelie und will unbedingt an den Heiratsplänen festhalten. In Amelie ist seitdem etwas zerbrochen und um einen klaren Kopf zu bekommen stürzt sie sich in ihr Buchprojekt, über eine berühmte Persönlichkeit der britischen Geschichte, Beatrix Lambton, der es damals trotz der konventionellen Zwänge der Gesellschaft gelang, gewisse Freiheiten zu erwerben.
Als Amelie, die auf der Suche nach verschollenen Briefen zwischen den Lambtonschwestern ist, in Pembroke ankommt, wo zumindest Anne Lambton eine gewisse Zeit lebte, begegnen ihr die Dörfler sehr unfreundlich, was Amelie nicht nachvollziehen kann. Seltsamerweise scheint es aber so zu sein, dass sie irgendwann schon einmal in Pembroke gewesen sein muss, denn besonders eine Erinnerung an ein Landhaus im Ort, dass eine blaue Haustür besitzt, hat sich tief in ihr Gedächtnis gegraben. Zumindest der Apotheker des Ortes, Dan bemüht sich um Amelie und steht ihr zusammen mit dem Mitarbeiter der Bibliothek zur Seite, so dass ihr Buchprojekt langsam Formen annimmt. Währenddessen bemüht sich Michael fieberhaft, die Wogen zwischen Amelie und ihm zu glätten. Wird es ihm gelingen, oder werden Amelie durch die Geschichte über Anne Lambton die Augen für die Dinge, die wirklich wichtig im Leben sind, geöffnet?
„Der vergessene Strand“ erzählt abwechselnd gleich zwei Geschichten über zwei Frauen, die am Scheideweg ihres Lebens stehen und wichtige Entscheidungen treffen müssen. Während Amelie in der Gegenwart mit Beziehungsproblemen und längst verdrängten, tragischen Erinnerungen an ihre Kindheit konfrontiert wird, haben die Lambton-Schwestern um anno 1888 ganz andere Probleme.
Beatrix, die ältere der beiden Mädchen lernt auf einem Ball den viel älteren Earl Henry Trisk kennen und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Wenig später macht Henry Beatrix einen Heiratsantrag den sie freudig annimmt. Ihre Ehe entpuppt sich trotz allem jedoch als ernüchternd, denn Henry hält sich auch weiterhin Mätressen. Aber Beatrix, ganz eine Frau ihrer Zeit, akzeptiert Henrys Schwächen und schafft sich trotzdem gewisse Vorteile in ihrer Ehe, da Henry seine Frau fast in allen Belangen frei schalten und walten lässt. Während Beatrix gut und über ihren Stand verheiratet wurde, wird Anne von einem Adligen schwanger, der bereits verheiratet ist. In dieser Zeitepoche eine Katastrophe…
Der Autorin ist es meiner Meinung nach sehr gut gelungen, beide Geschichten gleich spannend zu erzählen, wobei angemerkt werden sollte, dass Annes und Beatrix Werdegang zu größten Teilen lediglich in Briefen geschildert wird, was der Spannung aber nicht abträglich ist.
Julie Peters verzichtet bei ihren Schilderungen des historischen Handlungsstrangs auf kitschig triefende Schilderungen diverser Liebesszenen und schafft stattdessen unter die Haut gehende Emotionen, die sehr echt wirken und den Zwiespalt, in dem sich die weiblichen Hauptakteure befinden, sehr gut offenbaren. Es ist jedoch in erster Linie (auch wenn durchaus eine Liebesgeschichte in diesem Roman erzählt wird) ein spannender und berührender Selbstfindungsroman, den man einfach nicht eher weglegen kann, bis man als Leser erfahren hat, wie Amelie sich letztendlich entscheidet und welches Geheimnis die Dörfler in Pembroke vor ihr verbergen.
Kurz gefasst: „Der vergessene Strand“ entpuppte sich für mich als unter die Haut gehender Schmöker, den ich in zwei Tagen ausgelesen hatte und der für mich eines der Lesehighlights im Bereich der Frauen und Familienromane in 2013 darstellt.